Lokale«.
Wildbad, 19. Juli. Unserem Stadtvorstand wurde heute die hohe Auszeichnung zu Teil, von Seiner Durchlaucht demFürst- R'ichSkanzlcr mit einem Besuch beehrt zu werden.
R « a v 1 ch a u.
Stuttgart, 17. Juli. Der Staatsmini- ster der Finanzen v. Zeyer hat sich gestern nach Wildbad begeben, um Seine Durchlauch> den Herrn Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe Schillingsfürst in dem zur Ftnanzver- waltung gehörigen Bade zu begrüßen. Der Herr Fürst Reichskanzler hat sich über die Einrichtungen der Badeverwaltung sehr anerkennend und über den freundlichen Empfang durch die Bewohner Wildbads sehr erfreut ausgesprochen.
Stuttgart, 17. Juli. Wie aus Gmünder verlautet, wird sich Herzog Robert von Württemberg, Bruder des Herzogs Albrecht, demnächst mit der Erzherzogin Elisabeth v. Oestreich, Tochter des Kronprinzen Rubolph verloben. Herzog Robert, welcher zur Zeit in Urlaub bei seinen Eltern in Gmunden resp. Altenreiter weilt, ist am 14. Januar 1873, Erzherzogin Elisabeth am 2. Sept. 1883 geboren.
Eßlingen, 18. Juli. Die einzelnen Parteien treffen bereits Vorbereitungen zur RcichStagSwahl. Von der Deutschen Partei wurde H. ReichsgerichtSrat v. Geß aufgestellt, von der Volkspartri H. Brodbeck, der wieder annimmt. Die sozialdemokratische Partei wird wieder H. Schlegel ins Treffen führen. Die Deutsche Partei hofft mit dem sozialdemokratischen Kandidaten in Stichwahl zu kommen, in welchem Fall ihr der Sieg ziemlich sicher wäre.
Pfullingen, 17. Juli. Ein verhängnisvoller Unfall ist einem ca. 40 Jahre alten Handwerksburschen am Freitag abend in der Nähe von Unterhausen passiert. Derselbe fuhr mit einem Bauern aus Grvßengstingen. Zwischen der Spinnerei und dem Ort Unterhausen stürzte er vom Fuhrwerk und zog sich eine solch' schwere Verletzung zu, daß er bewußtlos auf der Straße liegen blieb. Der Fuhrmann ließ den Verunglückten, augenscheinlich in der Annahme, daß derselbe betrunken sei, liegen; ebenso die Leute, welche vom Feld und der Fabrik heimkehrien. Als der Verunglückte am SamStag früh noch an derselben Stelle lag, wurde endlich dem Schultheißenamt Unterhausen Anzeige gemacht, welches ihn alsdann nach Unierhausen verbringen und im Spritzenhause niederlegen ließ, bis ärztliche Hilfe zur Stelle war. Dr. Plientnger von Plullingen konstatierte einen schweren Schätelbruch und ordnete sofortige Ueberiührung des Mannes in das Bezirks- kcankenhauS nach Reutlingen an, wo derselbe gestern früh, ohne wieder zum Bewußtsein gekommen zu sein, gestorben ist.
Pforzheim. 18. Juli. Ein Fiasko hat die hiesige Stadtgemeinbr erlitten. Dieselbe ließ sogenannte Arbeiter-Wohnhäuser bauen, um ihren Angestellten billigere Wohnungen zu verschaffen. Die Häuser enthielten ca. 30 Wohnungen, von diesen stehen 18 leer; da die Stadt den gleichen MietzieuS verlangt wie an Privatleute, infolgedessen ziehen die Arbeiter vor, in andere Wohnungen zu ziehen.
— Dieser Tage wurde auf dem Schützen- anger zu Alteudurg, wo zurzeit das Vogel
schießen abgehalten wird, ein vierjähriger Knabe von einem dort ausgestellten Bären erfaßt, niedergedrückt und in den Hals ge- bissen. Zum G>ück wurde dem Bären seine Beule von Erwachsenen wieder abgejagt. De> Knabe hatte bereits eine starkblutende Wunde erhallen. Die Bärenführer mil ihren sechs Bären wurden sofort aus der Stadt verwiesen.
Mühlheim«. Nh, 18. Jnli. Lei einem Brande, der in vergangener Nacht in einem Geschäftshause in der Stadt ausbrach, sind drei Personen ums Leben gekommen.
Aus Elsaß Lothringen, 16. Juli. Die letzten heißen Tage waren der Weinblüte, die jetzt übezall beendigt ist, günstig, und man darf wohl hoffen, daß der durch den Heu wurm angerichiete Schaden nicht so groß ist, als man anfänglich befürchtete. Die Reben selbst sind in den für das Weingeschäft in Betracht kommenden Lagen gesund; die Blalt- faükrankheit hat sich bis bis jetzt nur vereinzelt gezeigt.
— Rund 18 Millionen Mark °n ein- gezogenen Staatspapicren und ZinSscheinen, ferner 260162 Stück Zinsscheine von 4pro- zentigen nunmehr in 3'/,prozentige umge- wandelten Staatspapieren wurden Ende vorigen Monats in der Papierfabrik zu Ettlingen eingestampft.
— Infolge BerührenS einer elektrischen Leitung wurden in Sarstedt bei Hildesheim zwei Arbeiter getötet und mehrere andere gelähmt.
München, 17. Juli. (Wahl.) Bei der heutigen Hauplwahl für die Kammer der Abgeordneten wurden von insgesamt 159 Mandaten gewählt: 83 Zentrum, 45Lierale einschließlich der pfälzischen Abgeordneten, die sich zum Bunde der Landwiree Hinneigen, 4 Konservative, 13 Bund der Landwirte in seinen verschiedenen Schattierungen, II Sozialdemokraten, 1 Demokrat und 2 Wilde, nämlich Dr. Ratzinger und der mit diesem zusammengcwählte Schub.
Leipzig, 15 Juli. Die Stadtverordneten Haben die Pläne für ein neues Rathaus genehmigt, das einen Kostenaufwand von rund 6 800 000 erfordert.
— Brandstiftung auf Grund einer Wette. Als Brandstifter verhaftet wurden eine Anzahl Schüler des Technikums zu Limbach i» Sachsen. Nachdem bereits am Donnerstag voriger Woche von der Polizei mehrere Schüler des Technikums auf Grund einer ano ymen Denunziation, die sich der Urheberschaft der Brandstiftung vom 2. Juni beschuldigte, in vorläufige Haft genommen waren und die sofort eingeleitete Untersuchung die Wahrheit dieser Angabe bestätigt hatte, wurde die Verhaftung von fünf anderen Technikern vorge- nommen. Dieselben haben in geradezu frivoler Weise am Abend des 2. Juni nach einer wüsten Kneip, ret eine Weite geschloffen, wonach der, welcher den größten Mut bei einem Brand zeige, ein Jahr lang umsonst an allen Trinkgelagen teilnehmen solle. Zu diesem Zwecke stellten sie sogleich die große, in der Nähe des Bahnhofes stehende Scheune des Limbacher Rittergutes in Brand. Der Arbeiter Freitag, welcher in der Scheune sein Nachtquartier hatte, wurde ein Opfer der Flammen. Der Brand bedrohte den Bahnhof und wurde nur unter gewaltigen Anstrengungen gedämpft. Die jugendlichen Verbrecher wurden bereits vom Untersuchungsrichter vernommen.
— Die Lynchjustiz der Frauen. Eine höchst sonderbare und sehr erregte Scene spielte sich kürzlich auf dem Kirchhof von Meidling bet Wien ab. Nicht weniger als etwa 1000 Frauen demonstrierten gegen einen Mann, während dessen Gattin, die durch S-lbstmord geendet hatte, beerdigt wurde. Sir machten ihm den Vorwurf, die Schuld an der unseligen Thal der Frau zu tragen, und in ihrer Erregung fielen sie über ihn her und mißhandelten ihn. Als der Sarg der Unglücklichen in das Grab gesenkt wurde, schrieen die Frauen plötzlich: „Erschlagt ihn den Mörder, der seine Frau in den Tod getrieben hall" Hageldicht sausten nun Schläge mit Schirmen, Gießkannen und Fäusten, auf den Bedauernswerten nieder. Nur mit schwerer Mühe gelang eS den Leichenträgrrn und Totengräbern, den Überfallenen so lange vor weiteren Mißhandlungen zu schützen, bis ein starkes Aufgebot Von Wachmännern erschien. Dieses nahm den Bedrängten in die Mitte und geleitete ihn in seine Wohnung. Die aufgeregten Frauen hielten ihr Werk für unvollendet, sie folgten dem Manne nach und schrieen unausgesetzt: „Pfui! Erschlagt ihn, den Mörder seiner Frau!" Fast eine halbe Stunde dauerte die Demunstration. Besonders phantasievolle Leute verbreiteten die Version, daß die Frauen die Absicht hatten, den Mann über die Brücke in den zehn Meter tiefen Einschnitt der Pottendorfrr Bahn zu werfen. Erst nach einiger Zeit gelang es, die Frauen zu beruhigen und sie zum Gehen zu veranlassen.
— Der Hund als Heiratsvermittler. Französische Blätter erzählen folgende rührende Geschichte: Vor einigen Jahren war eine Dame in der Provcnze genötigt ihren Hund, den sie sehr gerne hatte, wegzugebe». Sic suchte für denselben ein angenehmes Heim und fand in der Normandie einen Herrn, der das Tier übernahm. Nach einiger Zeit wollte sie sich wieder einen Hund halten; sie ging in die Normandie und bot dem Besitzer ihres früheren Hundes eine hübsche Summe, um ihren Liebling wieder zu bekommen. Der neue Herr weigerte sich aber, das Tier herauSzugeben, obwohl der Hund die lebhafte Freude zeigte, als er sein „Frauerl" wiedersah. Nach langen Unterhandlungen kamen nun die beiden überein, auf den nächsten Hügel zu gehen. Dort trennten sie sich und gingen nach entgegengesetzten Richtungen auseinander. Der Hund sollte demjenigen gehören, dem er nachlief. Als aber die Beiden sich trennten, lief das Tier bald dem Herrn, bald der Frau nach. Da weder der Herr noch die Dame von dem Hund lassen wollte und Jedes durch die „Treue" des Tieres gerührt war, machten sie der Geschichte ein Ende und heirateten sich.
— Eine seltsame Mißgeburt ist, wie das „Tyroler Tagbl." berichtet, im südtiro- lischen Orte Male einem Elternpaare be- scheert worden, nämlich ein Mädchen mit zwei Köpfen und drei Armen.
— Die Juden in Palästina. Ein Le- gat von 200 Millionen Francs ist von dem Baron und der Baronin Hirsch den Juden in Palästina vermacht worden mit der Bestimmung, dessen jährliche Zinsen von 6 Millionen zur Unterstützung der Juden und kolonisatorischen Zwecken zu verwenden. Von den diesjährigen 6 Millionen ist rin erheblicher Theil an die Juden in Jaffa gefallen und es wurde sofort rin Grund«