junge Frau ihren Herr» Gemahl mit seiner Schwägerin überraschte. Am folgenden Tag kam es zu einer regelrechten Schlägerei zwischen den drei beteiligten Personen, wobei der Gatte seiner Frau den Ehering vom Finger riß und denselben seiner Schwägerin ansteckte. Mit dieser ist er dann auch abends nach einem Hoiel übergestedelt und hat seitdem nichts mehr von sich hören lassen. Die Frau hat infolge dessen bereits Schritte zur Ehescheidung gethan.
— Bon einer hübschen Episode aus dem Tierleben berichtet ein westfälisches Blatt: Ein in Bulle wohnender Herr machte einen Ausflug nach dem etwa drei Stunden entfernten Marktflecken Castelö. Dort warf dir ihn begleitende Hündin vier Junge, dir man da beließ. Wie erstaunte aber der Besitzer der Hündin, als er am andern Morgen sämtliche kleinen Hunde mitsamt der Alten in seiner Behausung in Bulle rorfand. Das treue Tier hatte während der Nacht seinen ganzen Nachwuchs von CastelS nach Bulle geschleppt und dabei den nicht kurzen Weg vermutlich mehrere Male zurücklegen müssen.
— 226 000 Franks verloren u. wieder-
erhallen. Man schreibt aus Paris: Ein seltenes Glück hat vor einigen Tagen ein junger Bankbeamter gehabt. Er war nach der Bank von Frankreich geschickt worden, um dort einen Betrag von 250 000 FrcS. und einen zweiten von 16 000 FrcS. einzu- zihlen. Außerdem hatte er in seiner Brieftasche noch für 10 FrcS. nnd 15 CentimenIS Briefmarken. Als er in das Gebäude der Bank kam, bemerkte er zu seinem Schrecken, daß er die Brieftasche verloren hatte. Er benachrichtigte sofort die Polizei, welche ihrerseits unter Angabe der Nummern der gestohlenen Papiere die Pariser Banken avisierte. Bereits am nächsten Tage empfing der Portier der Bank von Frankreich per Post die verlorene Brieftasche mit ihrem gesamten Inhalte. Der Finder hatte nur die Briefmarken im Werte von 10 FrcS. und 15 CentimS für sich behalten. Wahrlich ein ehrlicher Finder! Seinesgleichen gibt es nur in den schönsten Tagen der großen Seeschlange.
— Mord mit Einwilligung des Opfers. Aus Budapest wird berichtet: Der Landmann Stephan Tetzö in Szerdaheiy der seit Jahren an einem schweren Lungenübel litt, wurde
von dem Geliebten seiner Frau, dem Arbeiter EzaskaSz, erdrosselt. Die Frau hatte den Liedhaber zur Ausführung der That bewogen ; ihr schwerkranker Mann erklärte sich mit dieser Art des Sterbens einverstanden und reichte seinem Mörder selbst das Tuch, mit welchem er erdrosselt wurde. Der Gerichtshof verurteilte Szaskasz, zu 15 Jahre», seine Geliebte zu vier Jahren schweren Kerkers Die zweite Instanz erhöhte die Strafe der Frau auf fünf Jahre.
— Eine furchtbare Ueberschwemmung in Texas setzte das Thal des BrazerflusseS auf eine Strecke von 500 engl. Meilen Länge und 50 Meilen Breite unter Master. Hunderte von Häusern wurden überflutet, viele fortgeschwemmt. Man schützt die Zahl der Ertrunkenen auf weit über 100. Die Verluste der Farmer, welche größtenteils Neger sind, werden auf etwa 10 Millionen Dollars geschätzt. Nach weiteren Meldungen gingen in dem Flutdistrikt von Texas, zwischen Wald und dem mexikanische» Golk, etwa 450 Menschenleben verloren. An Eign- tum wurde ein Schaden von etwa 20 Mill. Dollar angerichtet. 100 000 Menschen sind obdachlos und stehen Hungerqualen aus.
Witde Woie.
Novelle von Jenny Piorkowska.
(Nachdruck verboten.)
6 .
Herr von Halden bat, die Briefe einstweilen behal.en zu dürfen; alsdann wandte er sich wieder zu Erna und bat dieselbe, sie durchs HauS und in den Bildersaal führen zu dürfen. Erna folgte ihm und betrachtete den in allen Räumen herrschenden Geschmack und Luxus mit größtem Interesse. Schließlich gelangten sie in den Bildersaal, und als sie sich einem Bilde näherten, mit welchem Herr von Halden das junge Mädchen aus die Probe stellen wollte, that dieselbe plötzlich hastig ein paar Schritte vorwärts, blieb vor dom Portrait eines sehr jungen Mannes mit feinen Zügen und einem unendlich gewinnenden Lächeln stehen und rief lebhaft:
„Papa I Papa I — DaS ist Papa in seinen Jugendjahren I"
„Allerdings! Rudolph zählte damals achtzehn Jahre. Sollte er sich so wenig verändert haben, daß Sic ihn sogar auf diesem Bilde wiedererkennen?"
„O, Papa sah für sein Alter immer sehr jung aus," entgegnet« Erna eifrig. „Mama erschien stets viel älter als er, — viel älter!"
„Wie hieß Ihre Mutier mit Vernamen ?"
„Thekla."
„Dachte ich es doch I" murmelte Herr von Halden halb unhörbar vor sich hin.
Erna's thränenverschleierter Blick haftete noch immer auf dem Bilde ihres Vaters.
„Er war so gut, so unaussprechlich gut gegen mich!" hauchte Erna mit bebenden Lippen.
Da trat Melanie hinzu, sie zu trösten, und Frau Merling und Herr von Halden gingen weiter.
„Ja," hob Frau Merling an, nachdem beide mehrere Minuten lang schweigend nebeneinander hcrgeschritten waren, „es ist eine traurige Geschichte, die sie erst verstehen werden, wenn sie die Briese gelesen haben. Es
wäre besser gewesen, er hätte Thekla Orloff niemals kennen gelernt. Von dem Tode seines Vaters hat er, wie es scheint, auch nie erfahren. Apropos, wissen Sie etwa, wie der alte Herr von KortiS über sein Vermögen bestimmt hat? Ich war damals so tief bekümmert über den plötzlichen Tod meines armen Mannes, daß ich niemals über die Sache etwas gehört habe."
„Ich kann Sie ganz genau über das Testament informieren," entgegnete Herr von Halden, indem es schmerzlich um seine Lippen zucklef, „aber nicht jetzt. Vielleicht erlauben Sie mir, Sic morgen in dieser Angelegenheit zu besuchen? jOber noch bester, Sie gewähren mir hier eine Unterredung?"
Inzwischen hatte Erna ihre Thränen getrocknet, und mit größter Aufmerksamkeit lauschte sie Melanie'S Erklärung betreffs verschiedener Familienporträts.
Als Frau Merling sich nach einer Weile mit ihrem Schützling empfahl, drückte Erna zärtlich Melanie'S Hand und sagte mit innigem Tone:
„Ich habe Sie in der kurzen Zeit so lieb, io unendlich lieb gewonnen! Erlauben Sie, daß ich Sie recht bald wieder in Ihrem schönen Heim besuche?"
Und Melanie versicherte ihr, wie sehr sie sich freuen werde, sie bald wiederzusehen.
„In ihrem eigenen Hause," setzte sie mit einem tiefen Seufzer hinzu.
Nachdem die Gäste sie verlassen halten, verharrten Vater und Tochter minutenlang in tiefem Schweigen.
„Sie ist sicher Rudolph's Kind!" unterbrach elfterer dann die Stille.
„Ja, das unterliegt keinem Zweifel," stimmte Melanie bei. „Doch sprich, Vater, — was sagte Nölten?"
„Er ist der festen Ueberzeugung, daß Erna nicht Rudolph's Tochter, sondern eine Betrügerin ist, und rät mir, selbst wenn sie Ansprüche erheben sollte, ihr dieselben streitig zu machen, daraufhin, daß sie sich zu spät eingestellt habe, weil sie erst nach dem dreizehnten September gekommen ist. Wie ich Dir mitteilte, ist Dein Geburtstag, an wel
chem Du mündig wirst, in dem Testament als letzter Termin aufgestellt."
„Aber, Papa, das war doch nur ein Versehen im Datum," versetzte Melanie, während sie aufsah sund dem forschend auf ihr ruhenden Blick ihres Vaters begegnete. „Herr von Kortis hat doch entschieden meinen einundzwanzigsten Geburtstag gemeint und vollstes Vertrauen in unS gesetzt."
„Meine edle, meine gute Melanie!" rief Herr von Halden bewegt, indem er die Tochter innig in die Arme schloß. Ich wußte es ja, daß Du so denken würdest! Der Absicht deS Erblassers noch gehört Dein Vermögen jetzt ohne Zweifel Erna, — aber," fügte er zögernd hinzu, „wenn Du auf dasselbe verzichtest, wirst Du auch Deinen Verlobten verlieren. Das habe ich bet meiner Unterredung mit Nölten deutlich durchschaut "
„Solltest Du Dich nicht irren, Vater?" fragte Melanie mit schmerzlich bewegter Stimme.
„Ich glaube kaum. Wir mollen ihn darum aber nicht verurteilen. Hat er Dir nicht selbst gesagt, wenn Du nicht reich wärest» hätte er nicht um Dich freien können?"
„Allerdings," seufzte Melanie.
„Demnach scheint cs, daß er seine Pekuniären Verhältnisse nur mit Aufwand einer bedeutenden Summe zu ordnen vermag. Es wäre ein großes Opfer, wenn ich mein eigenes Vermögen — nunmehr einst auch Dein einziges Besitztum —dazu hergebe; ich würde mich dazu nur verstehen können, wenn ich fest überzeugt wäre, damit Dein Glück zu sichern."
(Fortsetzung folgt.)
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