von Witllch, Stadtschultheiß Haffner, Dekan Roos und verschiedenen Diaiporo-Vertrctern aus Baden, Bayern, Siebenbürgen. und Ungarn. Die Liebesgaben erreichten im Jahre 1898 die stattliche Summe von 133 548 Mark. Unter den Gaben befinden sich 3000 Mark aus LudwigSburg für Oestreich-Ungaru. Die Gemeinden des letzteren Landes wurden sehr reich bedacht. Für Württemberg wurden 42000 ^ und für die auSwSrtige Diaspora 16827 ^verwendet. DaS Festangebinde beträgt 13001 welches zur freien Verfügung der Versammlung stand. Diese große Summe reichte ab'r bei weitem nicht aus zur Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse.
Schwenningen, 6. Juli. Vorgestern wurde hier ein Stromer ausgegriffen, welcher in einer hiesigen Wirtschaft mit dem Wirt in Wortwechsel geriet, den er dabei mit Erstechen und Brandstiftung bedrohte. Bei feiner hierauf erfolgten Festnahme und Durchsuchung fand man bei ihm zwei Metzger- mcsser, die er auf dem blosen L'ib Verborgen hatte.
Karlsruhe, 6. Juli. Der Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge wäre um ein Haar am letzten Montag früh e>folgt. In dem Tunnel zwischen Jspringen und Pforzheim blieb aus unbekannter Ursache der Arbeiter» zug stecken, der kurz vor dem Orientexpreß- zug in Pforzheim eintreffen soll. Während dieses gefahrvollen Aufenthalts brauste denn auch der Orientexpreßzug, von Karlsruhe kommend, heran. Aus dem letzten Wagen des ArbcitcrzugcS sprangen die Insassen heraus, um sich zn reiten. Dem Lokomotivführer deS Olientexpießzuges, der die Gefahr noch rechtzeitig erkannte, gelang es zum Glück, den Zug eine Wagenlänge vor dem Arbeiterzuge zum Stehen zu bringen. Später fuhren b-ide Züge gleichzeitig nach P'orzheim.
— Die Ballonuaternehmung des Grafen Zeppelin Im August oder Spiember sollen, wie der Berner „Bund" miilcilt» am Bvdensee mit dem von dem früheren Reitergeneral Grafen Zeppelin konstruirlen Luftballon Probefahrten unternommen werden. Der Ausstieg des Ballons soll von der Seefläche des BodrnseeS erfolgen, weil über einer großen Wasserfläche die Luftströmungen für derartige Versuche am günstigsten sind. Die Bnreavx der Unternehmung befinden sich in Friedrichshafen. Zwei Ingenieure stehen der technischen Leitung vor. Hart am Seeuser liegt der gewaltige Bauplatz. Eine riesige Bauhütte erhebt sich in der Milte, in der das Bauholz für den etwa vierhundert Meter in den See hinausragenden Steg und daS draußen, etwa 700 Meter vom Lande entfernte, frei am Anker auf dem Wasser sich drehende BallonhauS gezimmert wird. Seit einigen Tagen sind aus Ulm 40 mächtige Pontons eingetroffen. Sie sind außerordentlich massiv gebaut und dazu bestimmt, die Wassererstoffgasflaschen zur Füllung deS Ballons aufzunehmen. Das interessanteste der ganzen Anlage aber bildet die 700 Meter vom Lande frei an einem einzigen Anker schwimmende Ausnahme u. Bauhalle für den Ballon. Ihre Länge beträgt 144 Meter, die Höhe 30 Meter und die Breite 23 Meter. Der Ballon wird auf einem mitten in dieser Halle schwimmenden Bretterboden montirt unv kann nach Belieben ein« und ausgefahren werden. Die Dimensionen der Halle geben den richtigen
Eindruck von der Größe des noch bauenden Luftschiffes. An dem Bau sind gegenwärtig etwa fünfzig bis 60 Zimmcrleute beschäftigt. Die Baukosten sind auf ungefähr 200,000 Mark veranschlagt.
— Ein Familiendrama am Starnberger See. Ein entsetzliches Familicvdrama hat sich bei Starnberg abgespielt. Im Boots- Hause des dortigen Schiffers Kröber erschien gegen 8 Uhr morgens in Begleitung eines eiwa sechsjährigen Mädchens und eines fünfjährigen Knaben ein etwa 35—40järiger gut gekleidete: Mann und mietete ein Ruderboot, um bei dem prachtvollen Wetter eine Fahrt auf dem See zu unternehmen. Bei dem Besteigen des Kahnes wurde bemerkt, daß sich das Mädchen heftig dagegen sträubte, mitzufahren, und nur auf vieles Zureden stieg eg endlich unter lautem Weinen in das Boot. Das Jammern und Geschrei der Kleinen konnte man noch bis zur Schiffshütle hören, so daß daß der Bootsverleiher dem Unbekannten zurief, er solle doch lieber wieder umkehren. Dieser beachtete jedoch den Zuruf nicht, sondern fuhr mit dem Boote bis Niederpöcking und bog dann gegen Berg zu ab. Etwa um 9 Uhr bemeikte eine Gärtnerin des Gasthofsbesitzers Wiesmeier in Berg die drei Personen noch im Boote, während kaum eine Viertelstunde später ein Kellner die Insassen schon vermißte. Ueber die schreckliche That, die sich kurz zuvor auf dem See abgespielt hat, berichtet ein Augenzeuge, der 70jährige Maurer Lanzhammer, der am See spazieren ging, Folgendes; Vom sogenannten oberen Steg will er beobacktet haben, daß ung-fähr 400 Meter vom linken Utcr (gegen Berg), ein Mann, der mit 2 Kindern mit einem Kahn über den See ruderte, plötzlich ein Kind in die Fluthcn warf und dann mit dem anderen Kinde im Arme selbst hineinsprong. Gegen 2 Uhr Nachmittags wurde dann das leere Boot von zwei Aueflüglern in der Nähe von Schloß Berg auf dem See treibend aufgefunden. Darin lagen ein schwarzer Herren- fiizhut mit bräunlichem Futter und schwarzem Bande und ein grauer Mädchenstrohhut ohne Band. Die Leichen der Unglücklichen konnten bisher nicht aufgefunden werden, da der Starnbergerjee seine Opfer meist erst nach Wochen wieder herausgibt. Auch über die Persönlichkeit der Fremden fehlt bis jetzt jeglicher Anhalt. Der Mann war von untersetzter kräftiger Gestalt, von gesunder Gesichtsfarbe, hatte schwarzes Haar und trug wie seine Kinder dunkle Kleidung. Er machte nicht den Eindruck, als ob die schreckliche That von ihm auS Nahrungssorgen verübt wurde. Die beiden Kopfbedeckungen liegen gegenwärtig bei Herrn Gasthofbesttzer Wiesmeier in Berg zur Besichtigung aus.
— Die Katze als Kindsmörderin. Der Familie F. in Markranstädt bei Leipzig wurde vor einigen Wochen ein Zwillingspärchen be- scheert. Da nun die Leute als Liebhaber von Katzen sich eine solche im Hause hielten, so ordnete die Hebame an, daß das Tier sofort aus dem Schlafraume entfernt werden sollte. Dies ist jedoch leider nicht geschehen. Als dieser Tage die Mutter durch eigentümliche Töne aus dem Schlafe geweckt wurde und sofort nach ihren Kleinen sah, bot sich ihr ein entsetzlicher Anblick dar. In dem Kinderkorbe saß die Katze und hatte da- eine Kind bereits erdrückt, während sie dem andern das linke Händchen und die Nase vollstän
dig abgenagl und auch noch ein Stückchen auS dem Aermchen herausgedissen hatte. Das bedauernswerte Geschöpf starb bald darauf an diesen Verletzungen. Dieser Fall mahnt von Neuem zur Vorsicht von Eltern und diejenigen, denen Kinder anvertraut sind.
— Ein Rat für Sommerfrischler. „Guter Rat ist teuer I" so lautet ein alter Spruch. Ich aber — so schreibt ein Leser de- Wiener Vaterland" gebe ganz umsonst, hoffentlich jedoch nicht vergeblich, einen nach eigener Erfahrung guten Rat allen, welche ihre Wohnung den Sommer über leerstehen lassen, also insbesondere Denen, die eine Sommerfrische aufsuchen. Mein Rat hat auch das für sich, daß seine Befolgung nicht« kostet. Seit zehn Jahren halte ich daran fest, wenn ich meine Wohnung für den Sommer verlasse, in allen Zimmern viele Waschschüsseln und sonstige Toilette- und andere Gefässe mit Wasser gefüllt herumzustellen. Kehre ich im Herbst heim, so finde ich sehr wohl- thätige Folgen vor: das Wasser ist zum Teile verdunstet, dafür hat die Wohnung, der Fußboden, die Thüren und Möbel, sowie Kleider den unentbehrlichen Grad von Feuchtigkeit und gute Luft behalten; auf der Oberfläche des zurückgebliebenen Wasser« aber schwimmen zahlreiche Motten und anderes Ungeziefer.
— Der Namensvetter Andröcs- In militärischen Kreisen wird folgende Anekdote erzählt. Bei einer der letzten Rekrutenbe- fichtigungen fragte der Kaiser einen angehenden Vaterlands-Verteidiger: „Wie heißt Du mein Sohn?*, worauf der Rekut mit möglichst reglemen'.Smäßiger Echneidigkeit: „An- drse, Ew. Majestät I" antwortete. Auf die Frage des Monarchen: „Weiß Du auch, daß Du einen berühmten Namensvetter hast?" — ,Zu Befehl, Ew. Majestät l" — „Wer hat Dir denn das gesagt?" — „Der Herr Hauptman I" erwiderte der Rekrut. — „So," entgegnete der Kaiser lächelnd, „und was hat der Herr Haupimann Dir von Deinem Namensvetter eizählt? — „Ew. Majestät, der Herr Hauptmann hat gesagt, wenn Dir Andrse man och blos mitgenommen hätte I" war die Antwort des strammen Krieger.
— Zur Sommerzeit ist der Aufenthalt am heißen Heerde für die geplagte Hausfrau kein Vergnügen. Mit Recht sucht sie daher wenigstens abends Gerichte von längerer Kochdauer zu vermeiden und in vielen Familien wird jetzt zum Abendbrot überhaupt nur „kalte Küche" gereicht. Um in das Einerlei des „Ausschnitts" etwas Abwechslung zu bringen, empfiehlt es sich, hin und wieder statt der Butter einen Salat dazu zu geben, den man ohne Mehrkosten noch würziger erhält, wenn dem Essig und Oel wenige Tropfen Maggi beigemischt werden. Besonders beim Gurkensalat sollte Maggi nie fehlen, denn nicht nur kräftigt eS den Geschmack de« Salates, sondern fördert auch — und dies ist wichtig — dessen Verdaulichkeit. Die Vorteile des Genüsse« grüner Salate werden bet uns noch lange nicht genügend gewürdigt: sie erfrischen und führen dem Körper wertvolle Nährsalze zu. In Frankreich, Jtatien und teils auch in England wird daher mindestens eine TageSmahlzeit mit Salat beschlossen.
(Das Kassiererland.) Moritz (der eben ließt, daß Columbus der Erste war, der nach Amerika kam) : „Papaleben, war der ColumbuS auch ä Kassierer?"