Rundschau.

Stuttgart, 22. Juni. Die Studenten­schaft der beiden hiesigen Hochschulen veran­staltete gestern Abend auf der Anhöhe Gäh- kopf, wo die Bismarcksäule errichtet wird, eine trefflich gelungene Bismarckfeikr. Nach Gesang und Festrede wurden lurmartige Holze stöße angezündet, deren lodernde Flammen alsbald weit hinaus ins Land von der Feier Kunde gaben. Mit einem Fackelzug nach dem Friedrichöplatz schloß die studentische Huldigung.

Stuttgart, 24. Juni. Nach dem April- Heft der statistischen Monatsberichte betrug die berechnete Bevölkerung Stuttgarts am Ende des genannten Monats 174,434 (Ende März 173,944) Einwohner.

In einem Rundschreiben des Grena- dicrregiments König Karl (5. württ. Inf - Reg.) wird jeder ehemalige Angehörige des RigimentS, welcher den Krieg 1866 oder 1870/71 in demselben mitgemacht, ersucht, seinen Namen, Stand und die ehemalige Kompagnie an das 2. Bataillon Grenadier­regiment König Kart Nr. 123 in Ulm ein- zujcnden- Es wird nämlich anläßlich der hundertsten Wiederkehr der Errichtung des Regimentszur besonderen Ehrung seiner Kriegsteilnehmer eine Festlichkeit zu bereiten" beabsichtigt, und sollte aus diesem Anlasse, da dem Regiment nicht bekannt ist, wer noch am Leben ist, vorher Umschau g-holten wer­den, um denselben dann nach Eingang der Adressen spezielle Einladungen rc. zuzuschicken. Die Zeit der Feier würde auf Anfang Okt. fallen.

Saulgau, 23. Juni. Heute früh nach 7 Uhr ereignete sich am Neubau des Herrn Emil Bücher hier ein recht beklagenswerter Unglücksfall. Der 16 Jahre alte Maurer­lehrling und Baupraktikant Albert Weigcr, gebürtig von Enzkiöstcrle, Oberam'S Neuen­bürg, war an diesem Hause beim Dackdecken beschäftigt; hierbei scheint er einen Fehltritt gemacht zu haben und stürzte aus bedeuten­der Höhe herunter. Nach kurzer Zeit war der hoffnungsvolle Mann eine Leiche.

Vom Bodensee, 24. Juni. Am Unter­see herrschte in den letzten Tagen in der Nähe von Ueberlingen und Sipplingen ein furchtbares Unwetter, das teilweise mit Hagel­schlag verbunden war. In Owingen bei Ueberlingen wurde die Hebamme Sorg durch einen Blitzschlag gelötet.

Zabern, 22. Juni. Eine exemplarische, aber wohlverdiente Strafe sprach das hiesige Schöffengericht in seiner gestrigen Sitzung über einen Dienstknecht aus. Derselbe hatte sich nicht weniger als viermal bei verschie­denen Bauern verdungen und sich jedesmal den sogenanntenGolteSpfcnnig" geben lasten. Für diese» Betrug, der auf dem Lande oft versucht wird und die größte Störung im land­wirtschaftlichen Betriebe Hervorrufen kann, erhielt er 6 Mdnate Gefängnis und wurde sofort zur Verbüßung seiner Strafe abgesührt.

Jagdlicbhaber haben auf der Ge­markung Oberhausen bei Kenzingen Fasanen angestedcll. Diese Tiere werden seit einiger Zeit von einem unbekannten Schurken ver­giftet. In den letzten Tage» wurden wieder 15 Stück Fasanen, worunter einige Hennen, tot auf dem Felde vorgefunden. Der bis­her festgestellte Schaden der Jagdgesellschaft soll sich auf mindestens 500 belaufen, da mit den gelöteten Hennen zugleich auch die Brut zu Grunde g,hi. Auch viele Tauben

wurden verendet im Felde aufgefunden. Auf die Entdeckung der Thäter wurde von der Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 200 Mark ausgesetzt.

Pforzheim, 25. Juni. Der sozial­demokratische Reichstagsabgeordnete Alfred Agster hat dem ReichStagsprästdium die schriftliche Mitteilung zugehcn lasten, daher sich aus GesundheilSrüchstchteu genötigt sehe, sein Mandat niederzulegen. Für die dadurch notwendig werdende ReichStagscrsatzwahl wird von sozialistischer Seite der Redakteur des Volksfreund" in Karlsruhe, Fendrich, vor­aussichtlich als Kandidat ausgestellt werden.

Gernsbach, 19. Juni. Der 6jährige Knabe dcS Waldhüters R. Wielandt in Rei- chenthal verbrannte sich derart, daß er seinen Wunden in der Nacht noch erlegen ist. Er war zu nahe an das Herdfcuer geraten, wo­durch die Kleidungsstücke Feuer fingen und trotz aller Hilfe die Brandwunden tödliche wurden.

Klosterreichenbach, 21. Juni. Vergangene Woche kehrte der am 7. Mai infolge leicht­sinniger Handhabung eines Revolvers schwer verletzte Sohn des GcmeinderatS Teufel aus der chirurgischen Klinik in Tübingen ins Elternhaus zurück. Die Kugel, welche sich am Stirnbein in zwei Teile geteilt hatte, war einige Centimeter ins Gehirn einge- drung-m. Am 10. Mai wurden die Kugel- teile und die Knochensplitter, nachdem die Lage derselben durch Photographie mittelst Röntgenstrahlen festgestellt war, auf opera­tivem Weg durch die Schädeldecke entfernt. Die sehr schwierige und gefährliche Operation glückte und die Heilung nahm einen nor­malen Verlauf.

Aus Baden, 20. Juni. Beim badischen Zollamte in Singen wurde kürzlich, wie die Konst. Ztg." berichtet, eine Dame aus Württemberg, welche ihre Tochter aus einem Institut in Genf abgeholt hatte, bei der Zoll­revision einer genauen Untersuchung unter­zogen. Bei dieser stellte es sich heraus, daß sic verschiedene Stoffe in ihre Unterkleider eingenSht Halle. Sie mußte 167 Zoll und Strafe bezahlen und die Ware wurde konfisziert.

Vor 14 Tagen verschwand in Müll- Heim (Baden) der Hilfsbriesträger Morgen­rot mit einem Einschreibebrief, indem sich 11000 befanden. Der ungetreue Be­amte konnte in London ermittelt und ver­haftet werden. Er hatte sich fein und echt englisch gekleidet. In dieser Kleidung kam er am Dienstag in Mühlheim wieder an, begleitet von einem Gefängniswärter. Da der gestohlene Brief keine Wertangabe ent­hielt, so bekam der Absender nur die üblichen 50 ^ vergütet. Derselbe wird nun hoch­erfreut sein, zu hören, daß Herr Morgen- roth bei seiner Verhaftung in London von den 11000 Mk. noch 8000 Mk. im Besitz hatte.

Aus Frankfurt wird gemeldet: In dem hessischen Orte Braubach ist die eben vollendete evang. Kirche zusammenge- siürzt.

Eine merkwürdige Auktion. Eine hübsche Scene spielte sich kürzlich in einem Hause der Wallensteinstraße in Wien ab. Dort sollten die bei einer armen Frau ge­pfändeten Möbel, nach östereichischem Brauch in der Wohnung des Gepfändeten, verauk­tioniert werden. Dazu fanden sich etwa 30 Kauflustige in der Wohnung der Gepfände­

ten ein, welche Mutter von 7 unmündigen Kindern ist. Als der Gerichtsvollzieher mit der Versteigerung begann, wurde jedoch gar kein Angebot auf die Einrichtungsstücke ge­macht und es wandelte ein Stück noch dem andern zurück. Nach einjgrr Zeit rief einer der Anwesenden:Mnne Herren, es ist schon halb 12 Uhr, da stehen sieben Kinder und dort steht ein kalter Herd, geben wir der Frau eine Kleinigkeit, damit sie den Kindern was kochen kann, und gehen wir." DieLicitanten* voranstalteten darauf unter einander eine Kollekte, händigten deren Er­trag der Frau ein und entfernten sich.

Wien, 20. Juni. (Ein Held.) Großes Aufsehen erregte die heroische Selbstretiung des ZeitungSsetzers Habel, der vom sogen. Schnell" im Naxgebiel abstmzte und die Rippen und ein Bein brach. Der Verun­glückte legte sich selbst einen Notverband an und rutschte auf dem Rücken liegend durch drei Tage zum Thal hinab, wo er weitere Hilfe fand.

Eine schauerliche Blutthat wurde in Döckingen bei Gunzenhausen verübt. Die Frau des Schneiders Schröppcl empfand gegen ihre» Man», seitdem er infolge eines Schlaganfalls auf einer Seite gelähmt ist, eine lebhafte Abneigung, die sich schließlich, als sie mit einem Dienstknccht in ein ehe­brecherisches Verhältnis trat, so weit steigerte, daß sie beschloß, ihren Mann auf die Seite zu räumen. Am Dienstag nun wurde der Unglückliche von dem Knecht unter Beihilfe des gewissenlosen Weibes und ihrer Mutter ermordet. Nach langem vergeblichen Suchen fand man ihn endlich, da sich die Migäre zu einem Geständnis herbeiließ, die schon stark in Verwesung übergegangene Leiche im Rshrachbach. Die Schädcldccke war voll­ständig zertrümmert.

Durch Einsturz eines Schachtes sind in einem Bergwerk bei Dobrava (Ungarn) 20 Arbeiter verschüttet worden. Die Ver­schütteten scheinen zum größten teil verloren zu sein.

Rio de Janeiro 22. Juni. (Lynch­justiz.) Wie demN>wyork Herold" von hier gemeldet wird, drang in Rio Grande der Pöbel in das dortige Gefängnis ein und lynchte einen Franzosen, der wegen eines am einem 3jährigen Mädchen verübten Verbre­chens angeklagt war. Der Gefangene wurde gemartert und lebendig verbrannt.

Der gebildete Schutzmann.Wenn Sie nicht sofort das Singen unterlassen, arretiere ich Eie I"Ach was I"Singe, wem Gesang gegeben, heißt es im Uhland !" Sie sind aber hier in Deutschland und nicht in Uhland "!

(Zu eifersüchtig.) Er: ... Und dann schreibst Du mir postlagernd unter A. B. 7, hörst Du Schatz?"Sie stockend: Emil, ich bin doch nicht etwa Deine 7tel"

Wer »ach Pforzheim kommt, sollte nicht

versäumen das Schuhfabriklager von Leo Mändle, am Marktplatz Ecke Deimlingstraße zu besuchen. Alles Schuhwerk wird dort garantirt und ist noch selten ein Geschäft für gut- Ware und billige Preise so schnell de- kannt geworden,