eier». Vom Matnhardter Wald kam das Wasser in Ströme», so daß die Straßen Sulzbachs Büchen glichen. Vie! Holz wurde forlgcschwemmt, mehrere Wehre sind schwer beschädigt, der Schaden in den Gärten ist sehr groß.

Laupheim, 20. Juni. Ein schweres Un­glück traf gestern io dem benachbarten Dorfe Bronnen eine Bauernfamilie, deren 4jährigeS Kind von dem heimfahrenden Wagen fiel und von den Rädern erdrückt wurde.

Ehingen, 23. Juni. Die Frau des Baumwarls Krebser wurde gest-rn an der Straße nach Heufelden erhängt aufgefunden. Da sich an dem Leichnam verschiedene ver­dächtige Verletzungen fanden, so hat sich die Staatsanwaltschaft der Sache angenommen u. gegen den Ehemann Untersuchung eingeleitet.

Ebingen, 20. Juni. Ein Unglücksfall besonderer Art brachte gestern in Margret­hausen die dortigen Einwohner in große Auf­regung. Als nämlich die nächsten Anver­wandten einer ledigen, in den 70cr Jahren stehenden, sterbenden Person in Gegenwart des Herrn- Pfarrers auf das Ende warteten, hörte man im Eterbezimmer einen Fall. Als man nachfah, fand man, daß eine ebenfalls in den 70er Jahren stehenden Schwester der Sterbenden von der Bühne heruntergefallen und alsbald tot war. Sie ging der Sterben­den eine halbe Stunde im Tode voran.

Vom Fränkischen, 22. Juni. (Vom Blitz erschlagen.) Vorgestern wurde auf dem Feld die Dienstmagd des Bauern Kemmer in Goudütlelbronn vom Blitze getroffen und sofort ge'öket.

Von der badischen Grenze, 21. J»ni. Ueber das SubuusstonSwesen wird uns ein Beispiel von Pforzheim mitgeteilt. Zu einer Turmreparatur an einer Kirche ist ein Ge­rüst nötig und mit 900 -/- veranschlagt. Eine hiesige Firma erbot sich die Arbeit um 500 ^ zu liefern, aber den Vogel schoß doch ein auswärtiger Zimmermeister ab, wel­cher das Geschäft um, sage und schreibe, 150 Mark ausfühlt.

Kuranstalt für junge Mädchen. Auf Initiative der Großherzogin wird in Baden- Baden im September eine Kur- und Er­ziehungsanstalt errichtet werden, deren Auf­gabe darin besteht, zarte, stärkung- und scho­nungsbedürftige junge Mädchen gebildeter Stände im Aller von 12 bis 18 Jahren zeitweilig aufzunehmen. Das Haus ist zur Aufnahme von nur 12 bis 16 Pfleglingen bestimmt; die grundsätzlich beschränkte Zahl soll die Durchführung individualisierender Behandlung gewähr leisten.

Konstanz, 22. Juni. Heule früh halb 6 Uhr wurde im Gefängnishofe hier der 68jährige Doppclkindsmörder, Landwirt Fr. Weber von Uttenhofen (A. Engen), genannt ,Schmugglerfriedle" undJungfcrndoktor" im Beisein von 12 Urkundspersonen und einiger geladener Personen mittels Fallbeil» Maschine hingerichtet. Weber hat am 9. Dez. 1898 das 10 Tage alle Kind der 24jähr. Auguste Maier in Uttenhofen und am 10. Nov. 1898 das 5 Wochen alte Kind der Schwester der Auguste Maier mit Hilfe der Auguste erwürgt. Vom Kind der Auguste war er der Vater. Weder wurde am 1. Febr. 1899 vom Schwurgericht hier zum Tode verurteilt, welches Urteil vom Groß­herzog bestätigt wurde. Die Auguste Maier war wegen Beihilfe zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Weber starb reuig und

gefaßt. Nach Verlesung deS Todesurteils sagte er,er nehme diese gerechte Strafe hin als Sühne für seine Thai". Als erster Scharfrichter fungierte Landwirt Jakob Müller von Ladenburg bei Mannheim, als zweiter Scharfrichter, Gerber Karl Burkard von Gü­dingen am Kaiserstuhl. Im Gefängnishos war ein großes, mit Leinwand überzogenes Gerüst aufgeschlagen, damit von den um­liegenden Häusern niemand dem Akt zusehen konnte.

Freifrau Faber in Stein bei Nürn­berg spendete anläßlich der Enthüllung deS Denkmals ihres Mannes 120 000 für WohlthätakeitSrwrcke.

In Pullach bei Bad Aibling in Ober­bayern hat die 40jährige BauerStochter Fanny WinkUharrer ihre 75jährige Mutter in einer Kammer ihres Hauses buchstäblich verhungern lassen. Beide Frauen sollen geistig beschränkt gewesen sein, auch sollen die Nachbarn bei der Gemeinde Anzeige darüber erstattet haben, daß Fanny ihrer Mutter nichts mehr oder ganz ungenügend zu essen gebe. Aber der armen hilflosen alten Frau wurde nicht ge­holfen. Am Mittwoch fanden die Sicher- heitsbeamten sie verhungert, in schrecklichem Zustande. Die Tochter wurde verhaftet.

Berlin, 23. Juni. Der Kaiser erhob den StaatSseknetär v. Bülow in den Grafen­stand.

Berlin, 22. Juni. Der Reichstag nahm einstimmig einen Antrag an, sich bis zum 14. November zu vertagen.

Das Hilfsmittel ungeschickter Päda­gogen, der Stock, soll ganz aus den preußi­schen Schulen verbannt werden. Der Kul­tusminister ordnete an, daß die Lehrer nicht mehr schlagen sollen, und die Seminarlei­tungen sind soeben angewiesen worden, die Seminaristen im pädagogischen Unterricht und in der Thätigkeit in der Uebungsjchule zu richtiger Handhabung der Schulzucht ein­gehend anzuleiten und sie insbesondere auch von vornherein anzuwetsen, grundsätzlich die Anwendung von Züchtigungen zu vermeiden und gute Zucht durch angemessene unterricht- liche und erziehliche Einwirkung zu erzielen. Sollten hierin die Lehrer des Seminars und besonders die Ordinarien der Uedungsschule den Seminaristen kein gutes Vorbild sein, so ist ihnen erforderlichenfalls die Thätigkeit in der Uedungsschule zu entziehen.

Ein braver Sohn. Wegen eines langwierigen und schweren Abszesses am rech­ten Arme mußte sich der 60jährige Mühlen- besttzer Schumann aus Holdenstedt (Kreis Sangerhausen) in Halle a. S. in klinische Behandlung begeben. Der behandelte Arzt sprach die Ansicht aus, daß eine Heilung der kranken Stelle nur dadurch erzielt werden könne, wenn ein Stückchen völlig gesunder Haut zum Ueberwachsen auf die Wunde ge­legt würde. Da es bei dem hohen Alter des Patienten bedenklich erschien, die eigene Haut zu verwenden, erbot sich sein Öljähriger Sohn, mit seinem eigenen Fleische seinem Vater zu helfen. Er ließ sich ein großes Stück Haut vom rechten Oberschenkel ablösen, das sofort aus die Wunde des Vaters gelegt wurde. Vater und Sohn befinden sich, Beide nun in ärztlicher Behandlung, den Umständen nach wohl.

(Auf der Jagd verunglückt.) Auf eigentümliche Art ist vor einigen Tagen der Präparator Hodek auf einer Jagd in KreiS- bach, Nicderösterreich, verunglückt. Er war

in Begleitung eines Jägers, ein Rehbock stellte sich dicsemf, und der Jäger traf den Bock, der zusammbrach. Der Jäger eilte nun aus das Tier zu und legte sein Gewehr, in dessen zweitem Lauf sich noch eine Kugel befand, auf den Boden. Auch Herr Hodeck eilte her­bei. In diesem Momente schlug der Bock mit den Läufen aus, traf den Drücker des Gewehres, dieses entlud sich, nnd die Kugel riß Herrn Hodek vier Zehen deS rechten Fußes weg. Mit großer Mühe gelangte der so seltsam Verletzte ins Forsthaus, wo er einen Verband erhielt.

Eine rührende Eheschließung. Man schreibt aus Rom: Der Chemiker Guiseppe Scuderini ist infolge einer Dynamitexploston in Fara Sabina vollständig erblindet und furchtbar verstümmelt. Man mußte ihm im Hospital beide Beine und einen Arm amputieren. Aber seine Braut, Maria Mussa erklärte, daß sie trotzdem nicht aufhöre, ihn zu lieben, and bestand darauf den armen Krüppel zu heiraten. Dieser Tage fand in der Wohnung Scuderinis, der sestgeschnollt auf einem Stuhle saß, die Eheschließung statt. Es war eine erschütternde Scene. Als Standesbeamter fungierte der Abgeordnete Mazza, der beim Anblick des hilflosen Bräu­tigams kaum die Thränen zurückhalten konnte.

Die Matratze als Sparkasse. Der Frau des Arbeiters L., Rue Perccval in Paris, ist kürzlich ein besonderes Mißgeschick begegnet. Ohne ihr Wissen hatte ihr Ehe­mann seit etwa 10 Jahren durch Fleiß und Sparsamkeit 14000 Francs bei Seite ge­legt und hatte den Schatz von elf Tausend- srankSnoten und 3000 Francs in Gold wie eS viele unüberlegte Leute auch bei uns machen in einen Leinenüberzug genäht und diesen in die Matratze seines Beltes ge­steckt. Ahnungslos war Madame L. darauf verfallen den teuren Slrohsack aufzutrennen um ihn als improvisiertes Wetterrouleaux zu benutzen. Durch die Schwere des Me­talls herabgezogen, fiel das Leinencouvert aus die Straße und gerade vor die Füße des zehnjährigen Alphons M. Während der Knabe noch den unverhofften Fund betrach­tete, näherten sich ihm zwei junge Männer denen es leicht gelang, dem Kleinen das Packet abzunehmen. Sie suchten mit ihrer Beute das Weite und begannen alsbald, mit dem wie vom Himmel gefallenen Vermögen sich einen immerwährenden guten Tag zu machen. Doch alles in der Welt nimmt sein Ende, so auch diese Herrlichkeit. Als der Arbeiter nach Hause kam und die Früchte seines sauren Schweißes vermißte, erfuhr er zu seinem Schrecken, was mit seiner Ma­tratze vorgegangen war. Ohne Zeit zu ver­lieren, benachrichtigte er die Polizei, der es binnen kurzem glückte, die beiden Tauge­nichtse mit noch einem ansehnlichen Teil ihres Raubes zu erwischen. Der fleißige Sparer aber wird sich wohl in Zukunft einen geeig­neteren Aufbewahrungsort für einen gehei­men Fonds suchen.

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