Im Kanne des Wahns.
Novelle von H von Limburg.
(Nachdruck verboten.)
15 .
Am folgenden Tage traf Graf Fuentos als Gast der. Frau v. Schönerbcck in Lilienort ein. Der Freiherr begrüßte ihn höflich, doch eiskalt, und auch Hertha's Willkommen war kühl und unnahbar, nur Frau Bertha lächelte ihm gewinnend zu und ließ sich nach dem Mittagessen von FuentoS in den Park führen.
„Ich danke Ihnen lieber Freund, daß Sie gekommen sind," begann sie, kokett zu ihm aufschaucnd, „Sie bringen meiner Tochter die Ruhe wieder."
„Hm, danach sah des Fräuleins Gruß eben nicht aus," sagte der Graf und zerrte unmutig an seinen langen Schnurrbartspitzen. „Gnädige Frau, ich will aber nun endlich Gewißheit haben."
„Und die soll Ihnen auch werden, Fuentos," siel die Dame ihm hastig ins Wort, „gedulden Sie sich nur noch kurze Tage. Es wird bald eine Abendgesellschaft hier bei uns statifinden und dabei — nun werden wohl allerlei Ueberrajchungen zu Tage kommen."
„O, Sennora, wenn das in der Thal sein könnte", der Spanier wurde ganz be- geisterl, „ich will es Ihnen nie vergessen, denn ich liebe Hertha, wie selbst ein Deutscher nicht heißer und inniger lieben kann. Helsen Sie mir dazu, daß sie meine Gemahlin wird, und —
Er sank aufgeregt zu ihren Füßen, ohne in seiner Erregung zu hören, daß sich Schrille näherten. Im nächsten Moment stand der Freiherr vor der Gruppe, und ein Lächeln unsäglichster Verachtung kräuselte seine Lippen.
„Ach, meine gnädigste Frau," sagte er spöttisch, „ich bitte tausendmal um Vergeb- uung, wenn ich stören sollte —"
Frau Bertha hatte sich bereits gefaßt, Fuenios war bestürzt in die Höhe gesprungen.
„Stören, teurer Schwager," lächelte sic holdselig, „nicht im geringsten; Sic können gleich ihren Segen erteilen, denn Gras Fuentos hat mich soeben um Herthas Hand gebeten."
Schöaerbeck richtete sich höher auf, alle Farbe wich aus seinem Antlitz, und er hob abwehrend die Hand.
„Nun, da muß doch erst die Hanptbe- teiligte gehört werdn. Was sagt Hertha zu dieser — Ehre.
„Was in meines Kindes Herzen vorgeh«, weiß ich allein am Besten, erklärte die schöne Witwe, die Augen zum Himmel gerichtet, „aber sie ist eine verschlossene Natur, die erobert sein will und sich nicht gleich zu eigen giebt."
„Mithin würde auch mein Segen verfrüht sein, Herr Graf," enlgegnete der Freiherr von Schönerbcck ipöltisch fort;
Ich rate Ihnen, bei meiner Nichte Ihre Werbung direkt anzubringen."
Und Albiecht wandte sich ab, dem Schlosse zu, während es in seinem Innern gährte und kochte.
„Ah, er wurde eifersüchtig, als er Sie vor mir auf den Knieen liegen sah", flüsterte Frau von Schönerbeck geschmeichelt, „und nun werbe ich Ihnen ganz osten den Weg zeigen, auf welchem Sie ohne Weiteres zum Ziele kommen können — Sie und ich."
„Ich verstehe," sagte FuentoS und lächelte fein, „also zwei Paare auf einmal!"
„Allerdings," entgegnet« Frau Bertha und wurde sehr rot, „aber Hertha hat sich leider in den Kopf gesetzt, daß sie nicht glücklich werden will — wenn ich es nicht gleichfalls bin. Und nun hören Sie meinen Plan." —
Albrecht schritt verstimmt weiter. Was konnte er thun, um diesen bleichen Spanier zu beseitigen, und wie durfte Frau Bertha so bestimmt von der Liebe Herthas reden, wenn sie nicht die Vertraute der Tochter in dieser Herzenssache war?
Unwillkürlich lcnkie er seine Schritte nach der stillen Begräbniskapelle, wo sein Onkel nun schon so längere schlummerte. Hier wollte er ruhig werden, hier die sclische Sammlung erlangen, welche ihm verloren gegangen. Als er die Thür der Grabkapelle öffnete, klang ein halberstickler Schrei an sein Ohr und Hertha, die am Sarge des Vaters gekniet, hob das Köpfchen empor.
„Onkel Albrecht," hauchte sie, und eine Bitterkeit, weiche er noch nie an ihr wahrgenommen, überflog die feinen Züge, „ich meinte, Du seist bei Mama."
„Ich komme soeben von ihr, mein Kind," erklärte Albrecht.
Hertha biß wie in physischer Qual die Zähne zusammen.
„Haha, und was habt Ihr zusammen beschlossen?
„Sie teilte mir mit, daß Graf Fuentos um Deine Hand geworben habe, meine teure Hertha."
„Ja, ich weiß es — und vielleicht werde ich auch seine Werbung annehmen," entgegnen das junge Mädchen mit seltsamer Erregung.
„Liebst Du ihn denn, Hertha?" frug der Freiherr heftig, „oder aus welchem Grunde willst Du sonst sein Weib werden?"
Sie schaute voll und groß zu ihm ouft ein unsäglicher Vorwurf prägte sich in den wunderschönen Augen.
„Erlaß mir die Antwort, Onkel Albrecht, Gott allein kenn! mein He>z —„
„Hertha, mein Liebling, kannst Du denn gar kein Vertrauen zu mir haben," ftug Schönerbeck bewegt und log das gesenkte Köpfchen Herthas liebevoll zu sich in die Höhe. —
Wie Sonnenschein glänzte dos süße Ge- stchtchen auf/dann jedoch wandte sie sich ab.
„Ich kann nicht, Onkel, es ist zu schwer. Willst Du mir aber nicht Eines sagen, wer wars, der sich mit dem armen Papa im Zweikampf traf?"
„Es war ein Fremder, den Du nicht kennst, Hertha, ich sagte cs Dir bereits einmal."
„Und aus welcher Veranlassung ? Onkel, sei barmherzig, halte mich nicht für ein thörichteS Kind, sondern sage mir Alles."
Sie halte seine Hände in die beiden ihrigen genommen und leidenschaftlich gedrückt, dem stehenden Arsbruck der geliebten Augen konnte er nicht widerstehen.
„Dein Vater — glaubte seine Ehre wahren zu müssen," antwortete er gepreßt.
Das junge Mädchen schrie auf, als habe ei» Schwert ihr Herz durchbohrt.
„Ich ahnte es, Onkel Albrecht, und dennnoch — dennoch — auch Du — aber es ist ja nicht möglich, nein, nein, Du wür
dest selbst im Tode — aber ich bin wahnsinnig, höre nicht auf mich — ich darf ja nichts weiter sagen I Sei mir nicht böse, Du lieber Onkel I"
Und sie lehnte in jäh hervorbrechendem Schmerz ihr Köpfchen an seine Schulter und schluchzte laut.
Schöncrbeck stand ganz still, nur leise, beinah väterlich legte er den Arm um die bebende Gestalt und tröstete sie liebevoll, während sein Herz dabei blutete.
Ach, warum durfte er das geiiebie Mädchen nicht an sein Herz ziehen, um sie nie mehr frei zu geben, um sie für das ganze Leben dort zu beiten und vor allem Leid und Kummer zu schützen.
Aber nein! Wenn er auch aus Herthas Erregung nicht ganz klug wurde, sah er doch ein, daß diese mit Fuentos Werbung zusammenhinge und sie hatte ihm gesagt; sie würde wohl diese Werbung annehmen.
Endlich nach einer Weile verließen die Beiden die Grabkapelle.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Guter Rat ist tener, so heißt es zwar, aber das Sprüchwort hat nicht immer reckt, findet dock jede Hdusfrau in der „Mcdsüwklt" (Berlin, Franz Lipperheide, nickt verwechseln mit „Kleine Motewelt" und „Große Modenwelt") einen billigen Ratgeber, der jederzeit bereit ist, ihr zu helfen. Hanvelt es sich darum, sich selbst und die Seinigen modern und geschmackvoll zu kleiden, so bietet die Modenwelt nicht allein die schönsten Modelle mit dazu gehörigen Schnittmustern, sondern sie liefert auch einzelne Schnitte nach jedem gewünschten Maße. Sie sorgt in gleicher Weile für die elegante, wie für die einfache Frau, sie denkt an die Kleinsten, wie an Lackfischchcn und die schulpflichtigen Knaben, ja selbst die Bedürfnisse des Hausherrn werden teilweise von der Modewelt berücksichtigt. Neben allem, was die Mode in der Kleidung will und wünscht, bringt die Modenwclt das Beste und Neueste an Handarbeilen und hier wiederum nickt allein Radelardciten und hier wiederum nicht allein Radeiarbcjten, sondern gar manches, was mit Pinsel, Brennstift, Stichel u. s. w. auszusühren ist. Außer dem Notwendigen findet sich alles, was zur Behaglichkeit und zum Schmuck dcS HauseS beiträgt.
Die geschickte Teilung des reichen Inhalts gestattet die Mode der Erwachsenen und der Kinder zu trennen, ebenso die Handarbeiten von dem, was Küche und Haus be- lr>st>. Der belletristische Teil der Modenwelt bietet gesunde und auch amüsante Kost, sodaß sich an der Lektüre Jung und Alt zu erfreuen vermögen. E. F.
.-. (Kindermund.) Karlchen (auf einen Papagei zeigend): „Ach, das ist ein hübscher Vogel I" — Mama: „Ja, er ist auch sehr artig; er heult nicht wie Du I" — Kärtchen: „Ja, dem wird auch nicht alle Tage der Hals gewaschen I"
(Ein kleines Mißverstängnis) Eine junge Sängerin soll ein neues Engagement eingehen und telegraphiert ihrem Vater: „Direktor T. will mich haben, was soll ich thun Der Vater telegraphiert zurück: „Natürlich annehmen! Meinen Segen zu eurer Verbindung habt ihrl Werdet glücklich I"
Redaktion, Lruck und Verlag von Bern h- Hofmann in Wildbad.