das Interesse und das Ansehen der Stadl geschädigt worden seien, durch einstimmigen Beschluß den TitelStädtisches Anzeigeblalt* und die städtischen Annoncen enlzogen.

Mengen, 14. Juni. Vorgestern ereig­nete sich in Ennebach ein schwerer Unglücks­fall. Gottlob Batter von Gönningen, als Taglöhner in einer dorligen Mühle beschäf­tigt, stürzte vom Obert auf die Tenne so unglücklich, daß er in das hiesige Spital überführt werden mußte, wo der 64jährige Mann, ohne wieder zum Bewußtsein ge­kommen zu sein, am andern Tage starb.

Steinssurth (A. Sinsheim), 13. Juni. Als Seltenheit verdient erwähnt zu werden, daß einem hiesigen Imker sich dieser Tage ein junger Schwarm auf den Rücken hängte, so daß derselbe genötigt war, seiner Frau zu rufen, welche den Schwarm in den, be­reit gehaltenen Kosten faßte.

In Heidelberg kam ein aufgeregter Bäckerbursche in einen Waffenladen und ver­langte einen Revolver und scharfe Patron»». Der Verkäufer sah in dem Burschen -inen Selbstmordkandidaten und gab ihm Platz­patronen. Dann ging der Bursche zum Felsenmeer, lud den Revolver und schoß sich in den Mund. Es gab einen Knall, daß dem Selbstmörder.en und Sehen v»r- ging, aber er blieb am Leben. Er ist in Mund und Rachen ziemlich verbrannt, er hat große Schmerzen, doch davon wird er nicht sterben. Vielleicht nimmt der Bursche nun Vernunft an.

Die aus Versehen gefällte Friedens­eiche. Eine unliebsame Geschichte ist der Gemeindevertretung von Wesendorf bei Z-h- denick passiert. Es war der Beschluß ge­faßt worden, die an der Dorsstraße steb-n- den alten Bäum", meistens Linden, zu »nt- fernen und sie durch Obstbäume zu ersetzen. Demgemäß wurden also die alten Baum- Veteranen auf dem Stamm verkauft und von dem Meistbietenden abgeholzt. Dabei er­eignete sich nun der unglaubliche Irrtum, daß die mitten im Twrfe stehende und vom Kriegerverein einst feierlich gepflanzte und eingeweihteFriedenseiche* mit verkauft wurde und der Axt zum Opfer fiel. Jetzt ist großer Jammer im Dorfe über dies Ver­sehen, und es soll nun schleunigst ein anderer Baum zum Ersatz gepflanzt werden.

Das Portemonnaie ist eine Erfind­ung eines Deutschen, namens Karl H?ne, der im Jahre 1842 als Buchbindergeselle von Dresden nach Newyork auSwanderte. Dort fertigte er in einer Fabrik ArbeitSta- scheu, Necessaires und dergl. an und erfand endlich das Portemonnaie, das rasch zum Mode-Artikel wurde und den alten Geld­beutel bald überall verdrängte. Heute gibt es fast keinen Kultur-Menschen ohne Porte­monnaie, aber wer eS erfunden hat, das weiß unter Tausenden kaum einer.

Ein Lehrerleben. Man berichtet aus Innsbruck: Zu Kössen bei Kufstein wurde dieser Tage der Lehrervcteran Johann Schwoighofer, ein Originalmensch, beerdigt. Er mar 1817 geboren und durch 57 Jahre als Lehrer und Organist in verschiedenen Orlen Nord-Tirol-, zuletzt durch 32 Jahre in Kössen thätig, bis er 1894 pensioniert wurde. Infolge des kargen Gehalts, den er in den ersten Jahren bezog, mußte er sich auf Nebenbeschäftigungen verlegen und so suchte er sich neben der Lehrthätigkelt als Taglöhner, Holztrift», Steinmetz, Kunst«

tischler, Maler, Dachdecker, Hirt fi. dergl. Erwerb. Später verlegte er sich auf die Herstellung physikalischer und naturwissen­schaftlicher Apparate, worin er Großartiges leistete. Bei der Weltausstellung in Wien erhielt er hierfür auch eine Auszeichnung. Schwaighofer stand mit herhorragenden Ge­lehrten, Dichtern und Malern im Verkehr. Er war freisinnig und geistig frisch bis zum Tode. Originell wie der Mensch, ist auch seine Grabschrift, die er selbst bestimmte und die lautet:

Hier ruht

Johann Schwaighofer, Lehrer, grb. 1817 zu Rettenschöß, gesi. 1899 zu Kössen Die Erde sei ihm leicht.

Wie sein Gehast.

Ei» Menschenleben für 2 Mark. Vor dem Schwurgericht in Stendal ist dieser Tage ein Mordprozeß z» Ende geführt wor­den, der die verhängnisvollste Folge eines Versuchs ist, einen Etraßenräuber abzufangen. Seit Monaten war die Gegend von Htnden- burg (Dorf im Kreise Osterburg zwischen Osterburg und der Elbe) durch Räubereien unsicher gemacht, ohne daß cS gelang, dem Räuber auf die Spur zu kommen. Der Verdacht viel auf den Arbeiter Gregorzewsky; da ihm jedoch nichts nachzuweisen war, be­schlossen der Gendarm Klaus aus Hinden- burg und der Gastwirt Schmidt in Geth- ltngen, ihm eine Falle zu stellen. Der etwas verkommene, sonst aber gutmütige Boten­gänger Wiltt aus Osterholz erklärte sich für zwei Mark und freies Essen bereit, sich über­fallen zu lassen. Am Abend des 30. Mai sollte d"r Plan zur Ausführung kommen. Witt verbarg sein Geld sicher und trug osten­tativ tn offener Tasche ein Beutelchen Glas­scherben; leider schlug er nicht den verab­redeten Weg, sondern den in seine Heimat Osterholz ein. Man glaubte darum, der Streich sei diesmal vereidelt und folgte ihm nicht. Am andern Morgen fand Gendarm Klaus die Leiche des Unglückrichen im Walde. Sie war von dem Baum, an der sie aufge- hängt worden war, abgestürzt. Da sich Gregorzewsky durch Geldausgaben verdächtig machte, wurde er sofort, bald darauf auch sein Weib verhaftet. Die Sachverständigen wiesen nach, daß Witt «rst in knieender Stellung erwürgt und dann aufgehängt wor­den ist. Trotz seinem Leugne» wurde das Ehepaar überführt. GregorzcwSki erhielt 10 Jahre Zuchthaus, seine Frau drei Jahre.

Kampf mit einem Haifisch. Am 10. d. M. unternahmen drei junge Seeleute aus Quinto an der Riviera in einem kleinen Segelbot eine Fahrt aufs Meer. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sich ihrem Boot ein junger Haifisch näherte. Einer der See­leute Namens Enrico Meliacca beschloß, den Haifisch zu sangen. Er entkleidete sich rasch und schwamm mit dem Dolche zwischen den Zähnen auf den Raubfisch zu. Nach kurzem Kampfe gelang eS ihm, den Haifisch rück» lings mit beiden Armen zu umklammern und in das Boot hineinzuwerfcn. Aber während sich der Fisch in seinem Elemente furchtsam und ungeschickt gezeigt hatte, er­wies er sich im Boote als ein gefährlicher Gegner. Durch wuchtige Schwanzschläge drohte er das Boot umzuwerfen, und als ihn die Seeleute festhallen wollten, gelang cS ihm, mit seinem Maule den Arm des einen zu fassen. Der Unglückliche stürzte, laut schreiend vor Schmerz und Schrecken,

in das Boot nieder nnd der Haifisch zer­fleischte und zermalmte ihm unbarmherzig den Arm. Zwischen den drei Männern und dem Fische entspann sich in der engen Barke ein Kampf auf Leben und Tod. Enrico Maliacca versuchte, den Fisch wieder ins Wasser zu werfen, glitt aber aus und kam so unglücklich zu liegen, daß ihm der Hai­fisch mit seinen Zähnen den Nacken und den Rücken zerfleischen konnte. Zum Glück ge­lang es schließlich dem Fische, aus dem Boote inS Meer hinauszuschnellen. Der unverwundet gebliebene Seemann steuerte doS Boot eiligst nach Quinto zurück, wo seine von dem Fische übel zugcrichteten Genossen im Krankenhause Aufnahme fanden.

Die zahlreichenHimmelskratzer* in Amerika find wieder um einen vermehrt wor­den, der alle seine Vorgänger in den Schatten stellt. ES ist dies das Park-Row-HauS in Newyork, das die respektable Höhe von 119 Metern hat, also etwa sechsmal so hoch ist, wie ein vierstöckiges Wohnhaus. Das Fun­dament dieses Riesenbaues mußte 17 Meter tief angelegt werden, um die ungeheure Last sicher tragen zu können. In dem Hause sind 950 Räume vorhanden, die ausschließ­lich als Geschäftslokale benutzt werden, in denen während der Geschäftszeit insgesamt etwa 7000 Personen thätig sind. In dem einen Gebäude sind also mehr Menschen bei­sammen, als in vielen kleineren Städley wohnen.

' Zur Kühlung von Getränken. Um Getränke ohne EiS abzukühlen, gibt es nach derZ-itschrift für Krankenpflege* ein höchst einfaches Mittel. Man schlägt die betreffende Flasche in ein Tuch ein, das vorher in kaltes Wasser getaucht und gut auSgerungea ist, dann stellt man die Flasche in ein mit kaltem Wasser halb angefüllies Glas, setzt das ganze auf das Brett eines offenen Fensters unv verursacht einige Zeit hindurch durch Oeffnen der Thüre einen Luftzug. Die sich ,n dem nassen Tuche entwickelnde Verdunstung er­zeugt eine bedeut"nde Abkühlung, die sich dem Inhalt der Flasche miltcttt.

Aus acht Tage begraben. In Chi­cago wurde auf eigenen Wunsch ein soge­nannterWundermann* Harry Beno, der weder Gefühl noch Geschmack noch Geruch besitzt, in ShootSpark lebendig begraben. Nach acht Tagen soll der Sarg auSgegroben werden, und hofft Beno dann aus der Hyp­nose zum Leben zu erwachen.

Ein Mittel, Land zu erwerben. Ein

alter Kriegerhäuptling aus dem Stamme der Maoris hatte sich vor einem neueröffneten Gerichtshöfe in Neu-Seeland zu verantwor- ten. Es handelte sich um einen Streit zwi­schen ihm und einem anderen Eingeborenen, einem hübschen, kaum dem Knabenalter ent­wachsenen Jüngling, der behauptete, daß ein Landstrich, den der grimme Krieger seit eini­gen Jahren in Besitz genommen hatte, schon mehrere Generationen lang seiner Familie gehört habe. Der Richter wandte sich nun an den Beklagten mit der Frage, mit wel­chem Rechtstitcl er die Besitzergreifung be­gründen wollte. Der Krieger erhob sich langsam von seinem Sitze, wies mit väter­licher Miene auf seinen jungen Gegner unv erwiderte gelassen:Vor fünfzehn Jahren habe ich seinen Vater aufgegessen. Folglich gehört das Land mir." Wie die Verhand. lung endete, verschweigt der Bericht leider,