suchte sie auf die mit Recht so beliebte Art des Streichens am gespannten Hosenbein zu entzünden. Aber o weht Die Streichhölzer mußten feucht gewesen sein, denn eins nach dem andern versagte, und mit einem Fluch warf der Schinkendieb eins nach dem andern bei Seite. Nun glaubte der verborgene Kaminkehrer seine Zeit gekommen; ersuchte leise in seinen eigenen Taschen nach der Zündholzschachtel und hielt sie parat. „Da, dess iss 's lischt/ fluchte der Einbrecher, ,e Dunnerwetter noch emol, do soll jo de leibhaftige Deiwel neifahre I" Kaum aber hatte er das Wort heraus, da flammte plötzlich eine kleine schwefeligc Flamme vor ihnen auf und in dem ungewissen Scheine stand eine lange schwarze Gestalt vor den zu Tode erschrockenen, die ihnen entgegenbrüllte: „Hier iss'r, was soll'r?" Mit einem Satz waren die beiden Spitzbuben vom Heuboden herunter und in der Tenne. Hals und Bein hätten sie sich brechen können, aber das kümmerte sie nicht. Spornstreichs liefen sie mit blutigen Köpfen in die Nacht und ins Dunkel hinaus. Niemand hat sie erkannt, aber wenn in dem benachbarten Dorfe zwei mit verbundenen Köpfen erscheinen, da sieht
> ihnen allemal Alt und Jung mit vielsagendem Lächeln nach.
— Friede seiner Asche! Eine seltsame Art, die irdischen Uederrcste ihres toten Gemahls in Ehren zu halten, hat eine bekannte Bostoner Schauspielerin ausgedacht. Wachend und schlafend trägt sie die Asche ihres durch Verbrennung bestatteten Gatten in einem kleinen Chamois-Ledersack auf dem Herzen. Die excentrische Dame erklärt, weder singen noch spielen zu können, wenn sie den leichten Druck der Asche nicht auf ihrem Herzen fühle. Kürzlich hat sie jedoch durch ihre eigentümliche Art der Trauer großes Unheil angerichtet. Sie hatte sich in Philadelphia eng mit einer Kollegin angesreundet und streute derselben kürzlich als Zeichen ihrer Zuneigung in mitternächtiger Stunde einen Teil der Asche ihres geliebten Toten auf das Bett, daö auch ihr Glück bringen sollte. Nun war aber der Philadelphiaer „stur" stark abergläubisch und fiel zunächst in hysterische Krämpfe. Seitdem muß auch ihre Zofe ihr Schlafzimmer teilen, um sie gegen den Geist des Toten zu schützen.
— Ein salomonisches Urteil. Folgender charakteristische und amisante Fall wird
dem „Bcrl. Lokalanz." berichtet: In Halepa in Syrien begab es sich, daß 'in einer griechischen Familie Mutter und Tochter gleichzeitig einem Mädchen das Leben schenklen. Das galt für ein gutes Z.ichen und erfüllte die Familie mit Freude. Diese verwandelte sich aber schnell in das Gegenteil, denn das eine der beiden Mädchen war häßlich, das andere wunderbar schön. Und nun hatte die Hebamme die in dem gleichen Zimmer geborenen Mädchen miteinander verwechselt, so daß die Nichte nicht von der Tante zu unterscheiden war. Die Sache wurde ernsthaft ; denn die Mutter beansprucht das schöne Kind, weil alle ihre früheren Kinder anmutsvoll gewesen seien und die Tochter that dasselbe, da sie, ein so blühendes junges Weib, doch unmöglich Mutter eines so häßlichen Mädchens werden könne. Der zum Schiedsrichter herbeigerufenc Erzbischof sprach nun das schöne Kind der Tochter zu, mit der weisen Begründung, daß es ein Unrecht wäre, wenn ihre Erstgeburt für sie eine Enttäuschung und Erniedrigung wäre.
(Der Pantoffelheld) Fährt meine Frau aus, Elite?" — „Ja, gnädiger HerrI" — „Weißt Du nickt, fai)ie ich mi! ?"
betten, denn sein Haar begann ichon grau zu werden, er war kein Jüngling mehr!
Und weshalb sollte er nicht einmal versuchen, glücklich zu sein? Hatte nicht jedes Geschöpf, welches der Allmächtige geschaffen, die Berechtigung, jenen Begriff wenigstens kennen zu lernen, welcher Glück heißt? O, und wie lechzte er, Albrecht, danach! Er hatte ja stelS das stille Leben im Hause als Ideal bewachtet, er verlangte nicht nach der Welt, nicht nach Glanz und geräuschvoller Geselligkeit. Aber sie, Hertha! Ihr mußte das alles doch sehr verlockend erscheinen, gewiß sehnte sie sich auch eine Rolle in der Welt zu spielen, ein für ihre Jugend ganz verzeihlicher und berechtigter Wunsch. Ob sie nicht dennoch Fuentos liebte, ob ihre Abneigung gegen ihn nicht nur mädchenhafte Schüchternheit war?
„Sähst Du mich freundlich an, gern stürd' ich dann I" murmelte er sinnend und wieder stand daS liebe, glückstrahlende Ge- stcbtchen vor seiner Seele wie Hertha vorhin dieses Lied gesungen Halle. Hatte es ihm gegolten, oder — jenem Fuentos? Und abermals durchmaß er mit heftigen Schritten das Gemach, sein Blut wallte wie vor fünfzehn Jahren, wenn er an den Spanier dachte, mit seinen glühenden Augen und dem feurigen Lächeln um die blutlosen Lippm. Nein, sie war zu gut führ ihn, dies süße, sonnige Mädchen.
„Hertha, meine Hertha'" flüsterte er, sich zum Fenster hinauölehnend, „könntest Du doch mein Weib sein, mein heißgeliebtes an- gebetetes Weib l"
Da schoß er herab vom tiefblauen Nachthimmel, goldig und schimmernd wie eine Verheißung aus besserer Welt, eine Sternschnuppe!
Und der starke ernste Mann senkte das Haupt, während in seinem pochenden Herzen zum ersten Mal eine Stimme erscholl:
Und weshalb solltest nicht auch Du noch einmal glücklich werden?"
(Fortsetzung folgt.)
Im Banne des Wahns.
Novelle von H. von Limpurg.
(Nachdruck verboten.)
14 .
Armer Albrecht! Das Leben war ihm bisher noch viel schuldig geblieben, nun zeigte es ihm von ferne ein Kleinod, aber er durfte nicht näher treten, um es zu erfassen, es als seinen kostbaren Besitz am Herzen zu bergen — nein, denn er hatte bereits die Jugend des Lebens überschritten und Hertha erblühte erst eben zur köstlichsten Rosei" — Sähst Du mich freundlich an,
Gern stürb' ich dann!" schloß Hertha und mit zitternden Akkorden tönte das Lied aus.
Da rauschte plötzlich dicht neben dem tief bewegten Manne ein seidenes Gewand, eine kleine weiche Hand legte sich aus seinen Arm, und eine halblaute Stimme drang an sein Ohr l
„Wie froh bin ich, Sie endlich wieder daheim zu haben, Albrecht I Es war so einsam ohne Sie all diese Jahre!"
Er zuckte zurück wie von einer Viper gestochen, und eine dunkle Röthe des Unwillens stieg in seine Stirn.
„Ich habe Ihnen wohl niemals Veranlassung gegeben, gnädige Frau, derlei Gedanken zu hegen," erwiderte er schroff, „Sie wissen ja am besten, daß und wann ich Ihnen die Grenzen bezeichnte, in den sich unser beiderseitiger Verkehr bewegen sollte,"
„Aber ich habe es nie geglaubt, und glaube es auch heute nicht, daß Sie so grausam seien und — und meine Frcundschafi abermals zurückweisen würden. Albrecht, können Sie denn gar nicht vergeben? Können Sie ein heißes Frauenherz nicht entschuldigen?"
Der Gesang, den Hertha von Neuem begonnen hatte, verstummte jählings. Hertha schob ihren Stuhl so ungestüm zurück, daß er polternd umfiel und trat vom Instrument fort.
„Es wird so heiß hier im Zimmer,"
bemerkte sie gepreßt, „ich kann die Töne nicht mehr finden."
Die Unterhaltung stockte vollständig und man trennte sich zeitig an dem Abend; die Damen schienen sehr reisemüde zu sein. Als oben Mutter und Tochter sich an der Thür ihres Schlafzimmers trennten, preßte Frau Bertha krampfhaft und mit einem triumphi- rendett Ausdruck Herthas Hand.
„Mein liebes Kind, flüsterte sie erregt, „nun werde ich bald am Ziel sein, und — wenn ich die Orange in mein Haarflechte."
„Dann werde auch ich Gräfin Fuentos/ lachte Hertha bitter auf, „ich gratuliere Dir, Mama, zu diesem raschen Erfolge."
Und dann floh sie wie ein gehetztes Reh in ihr Stübchen, schob den Riegel vor, sank am Bett in die Kniee und weinte zum Herz- brechen. Ihr war, als sei die Sonne herabgesunken vom Himmel, um nie, nie wieder zu scheinen, als sei ihr Herz in Stücke zerrissen und liege zuckend am Boden. Ja, was war's denn, was sie so tief erregte? Erst heute, vorhin beim Gesänge war's mit überwältigender Macht in ihrer Seele erwacht; sie liebte ihren Oheim, liebte ihn mit der ersten heißen tiefen Innigkeit eines keuschen treuen Mädchenherzens I Und sie hatte gemeint, in dem ernsten Blick des Freiherrn, in dem feuchten Schimmer, der vorhin sein Auge genetzt, ein ähnliches Empfinden zu erkennen, ein Empfinden, daß ihrem pochenden Herzen solch berauschendes Glücksgefühl gegeben, — und nun war's urplötzlich Nacht, finstere Nacht in ihr geworden: er liebte ihre Mutter, nicht lange dauerte es mehr, und sie würde als sein Weib vor die Welt treten stolz und triumphireud, selbst über die eigene Tochter I
Und zur selben Stunde schritt drüben im anderen Flügel des Schlosses ruhelos der ernste Freiherr umher, um die Gedanken zu beschwichtigen, welche sein Hirn durchstürmten und ihn so unglücklich machten, wie er sich nie dort draußen im schwarzen Erdteil gefühlt! Er liebte seine Nichte und dennoch durste er nicht um sie werben, durfte dies schöne Mädchen nicht an sein Herz
Atb-Msn, Dr ick und Verlag von Br mH. Hofmann in Wldbsd.