Rundschau.

Seine Majestät der König bat auf daö erledigte R'vieramt Blaubeure» den Oberförster Holland in Calmbach aus dessen Ansuchen versetzt.

Stuttgart, 11. Juni. Mil der Ein­führung des einjährigen Militärdienstes der Volksschullchrer von 1900 an wird für den Schuldienst an Lehramtskandidaten eine Jah­resklasse weniger als bisher zur Verfügung stehen. Um nun den dadurch entstehenden Mangel an Lehrkräften zu decken ist in den letzten Jahren in die evangelischen Präpa- randenanstolten eine größere Zahl von Prä paranden ausgenommen worden als bisher. Es wird deshalb in sämtlichen evangelischen Seminarien während der nächsten EtatS- periode eine der vorhandenen Präparandrn- zahl und der verfügbaren Seminarräumlich- kriten entsprechend höhere Zahl von Seminari­sten Aufnahme finden. Dementsprechend muß auch die Zahl der Stipendien vermehrt wer­den. Für die katholischen Seminare ist nach dem Stand der zur Verfügung stehenden Kandidaten für die nächsten Jahre eine Ver­mehrung der Zöglinge nicht erforderlich.

Cannstatt, 11. Juni. An Stelle des landw. HauptfesteS wird dieses Jahr und zwar am 23. September ein vom hiesigen landwirtschaftlichen Verein veranstaltetes Fest mit Prämiierung und Verlosung statifinden. Der darauffolgende Sonntag soll ein VolkS- festtag werden.

Neuenbürg, 11. Juni. Die Gesellschaft, welche in Gaisthal bei Herrenalb nach war­mem Wasser bohrt und dadurch den Wtld- bavern schon Schrecken eingeflößt halte, scheint kein Glück zu haben. Daö Bohrloch ist jetzt ca. 60 Meter tief meist durch Granit ge­trieben.Der Bohrer kommt zwar heiß her­auf, aber warmes Wasser kam noch nicht zum Vorschein", sagen die EatSthäler. Der ent­lassenem Bohrmeister hat der Gesellschaft vor seinem Weggang noch einen schlimmen Stretch gespielt und den 5 Zentner schweren Bohrer derart in den Felsen eingetrtebea, daß es in 4 Wochen noch nicht gelungen ist, ihn zu heben und wahrscheinlich besondere Maschinen herbeigeschaft werden müsst». Nun hat auch der Leiter von das Ganze" das Weite ge­sucht u. ist die Gesellschaft um eine Erfahrung reicher, aber um ca. 35,000 ^ ärmer.

Calw, 13. Juni. Vorgestern abend wurde der Jagdpächter Jakob Löscher, Sohn des Schultheißen in Oberkollwangen, ver­haftet und in das hiesige AmtSgerichiSgefäng- nts eingeliefert. Derselbe ist verdächtig den 23jährigen Bauernsohn Gottlob Burkhardt von Wurzbach, welcher unberechtigter Weise auf einer Wiese seines Vaters gejagt hatte, in den Rücken geschossen zu haben. Die Kugel war in den Rücken gedrungen, was darauf schließen läßt, daß Burkhard sich auf der Flucht befand. An der Verletzung starb Burkhard noch an demselben Abend.

Crailsheim, 12. Juni. Ein Bauer aus OehlhauS hatte gestern für ein Stück Vieh 460 eingenommen, die Summe aber unterwegs verloren. Ein Metzger, der Abends nach Hause fuhr hatte das Geld­täschchen auf der Straße gefunden und da­von die übliche Mitteilung gemacht. Der Eigentümer kam auf diese Weise noch am selbigen Abend wieder zu seinem Eigentum und belohnte den ehrlichen Finder mit 2 Mark.

Winzeln, 13. Juni. Gestern machte der

wohlgezielte Schuß des Waldmeisters Ruf einerDreifußaffäre" in unfern Wäldern ein Ende. Genannter Herr erlegte nämlich einen Rehbock, der wahrscheinlich in der vorigen Jagdperiode das rechte Vorderbein eingebüßt hat. Die Amputationsstelle lag etwas über dem Knie, war gut vernarbt und zeigte eine derbe Schwiele.

Weinsberg. 12. Juni. Heute nacht er­hängte sich in seiner elterlichen Wohnung der Artillerist Vogel, welcher über den Sonntag in Urlaub hier gewesen ist und den Zug zur Heimreise versäumt hat.

Tübingen, 12. Juni. Ein dreizehn­jähriger Knabe, Sohn des Bauern Walker, aus dem benachbarten Lustnau, ertrank gestern nachmittag beim Baden im Neckar.

Silckingen i. Bad-, 9. Juni. Gestern nachmittag ging in hiesiger Gegend ein schwe­res Gewitter nieder, das vielfach Schaden anrichtete. Im nahen Altdorf schlug der Blitz in das Gebäude des StabhalterS Albiez, wodurch das ganze Anwesen niederbrannte. Der Gcmeiudcfarren, 4 Ochsen, 2 Kälber, 6 Schweine, 2 Schafe, sämtliche Hühner, 8 Bienenstöcke, sowie große Vorräte Heu. Stroh und Frucht blieben in den Flammen. 2 Pferde, 4 Kühe und 4 St. Jungvieh wurden gerettet. Von den Fahrnissen fiel auch das meiste dem Feuer zum Opfer. Der Schaden beträgt ca. 26000 ^ Zu gleicher Zeit schlug der Blitz auch in Glashütten in das Doppelhaus der Witwe Gugelderger, welches ebenfalls niederbrannte. Eine große Anzahl Hühner und 2 Schweine verbrann­ten. 7 Stück Vieh konnten gerettet werden.

Berlin, 13, Juni. Die Reichstagswahl- prüfungskommüston erklärte die Wahl des Abgeordneten Brodbeck-Eßlingen (D.V.) tm 5. württembergischen Wahlkreis für ungültig und beanstandete die Wahl des Abgeortneten V. Kardorff tm 3. Breslauer Wahlkreis

Verbrannt. Die Frau eines Fabrik­arbeiters IN Pirmasens machte in der Frühe einen AuSgang, um Waren einzukausen, und ließ ihr 4jähriges Sohnchen allein in der Wohnung zurück. Das Kind kletterte zu den Streichhölzern und setzte eines derselben in Brand, das Feuer teilte sich dem Hemdchen des KindeS mit und setzte dasselbe in Flam­men. Als die Frau zurückkrhrle, fand sie ihr armes Ktr-d als LeiLe am Boden liegen.

In Eisenach ist ein junger Arzt, Dr, Jacobi, in der Nacht im Bette verbrannt und wahrscheinlich zuerst erstickt. Das Un­glück wurde angeblich durch Cigarcitenrauchen verursacht.

Die Maschinenfabrik von Richard Langcnstkpen in Magdeburg-Buckau ist in der SamStagnacht total niedergcbrannt. Wäh­rend daS Wohnhaus und die Nebengebäude gerettet werden konnten, sind Gießerei, Mo­delllager und der Raum für fertiggestellte Arbeiten völlig zerstört worden. Der Scha­den beträgt etwa 350 000 ^ill, 800 Arbeiter sind auf längere Zeit brotlos.

Im Stettiner Hasen versank der SchleppdampferErich", der im Begriffe war, dem englischen DampferNorth Star" aus Lieth Assistenz zu leisten. Er erhielt einen Stoß in die Mitte und sank sofort. Der Kapitän und der Bootsmann konnten sich solange über Wasser halten, bis sie ge­rettet werden konnten. Der Maschinist hatte keine Zeit mehr, aus dem Maschinenraum herausznkommen; er versank mit samt dem Schiffe in dir Tiefe.

AuS der Schweiz, 10. Juni. Der Wild- Hüter Wäffler von Frutingen erlegte jüngst am Goldenenhorn im Kicnthal, Berner Ober­land, ein prächtiges Adlerpaar, wovon aber daö eine Exempiar in den Schründen ver­loren ging. Der erbeutete Adler maß ge­klaftert zwischen den Endspitzen der auSge- breitcten Flügel 2 Meter. Am folgenden Tage ließ sich Wäsfler an einem Seil vierzig Meter tief ins Nest hinunter, um die Jungen auszunehmen. Er traf sie daran, wie sie eben eine junge Gemse verspeisen wollten, welche die kräftigen Adlerallen durch d e Lüfte in den Felsenhort getragen hatten. Es gelang, sowohl die beide» Jungen, als auch die noch frische Gemse zu bergen. Die letz­tere mußte den tn Gefangenschaft gebrachten flüggen Adlern als weitere Nahru ig dienen.

Einer Meldung auS New Avrk zu­folge sind 200 Goldsucher auf der Reise nach Klondyke über die Edmonton Route um­gekommen. 25 starben an Skarbut, 50 er­tranken, 10 erfroren, die übrigen v rhungcr- ten oder verübten Selbstmord.

Verschiedenes.

- Der Teufel mit dem Streichholz.

Folgendes lustige Geschicktäien wiro dem ,K. A." aus der Kuseler Gegend berichtet: In der Nähe unseres Ortes sind weit von einander drei Gehöfte gelegen. In einen, dieser drei sollte dis Konfirmation der Stie­ren Tochter feierlich begangen werden, und getreu der Tradition vergaß man auch nicht des schönen Brauches, ein Schwein zu schlach­ten, der nie und nimmer zu verachten ist. Mit dem üblichen Pomp wurde dos Schlacht­fest gefeiert und am Abend wanderte» die Schinken und Würste in gewaltigen Portio­nen auf die Vorratskammer, um alsbald in den Schornstein zum Räuchern gehängt zu werden. Selbigen Tags war fürsorglich der Kaminfeger bestellt, der die Essen und Ka­mine mit Besen und Kugeln in harter Arbeit in ordnungsmäßigen Zustand brachte. Da­rüber warg ihm gar zu spät geworden unv an Heimgehe» war an diesem Tage gar nicht mehr zu denken; das war ober auch weiter nicht schlimm, denn bei saftigem Wellfleisch und einem guten Schlachtfesttrunk flössen die Abendstunden rasch dahin, und müde von des Tageö Arbeit suchte der schwarze Mann bald sein Nachtquartier auf. Wie er ging und stand, streckte er sich mit schwarzem Antlitz nieder, aber reinen Herzen« fiel er in süßen Schlummer. Plötzlich subr er aus seinen süßen Träumen auf, geschreckt durch ein Geräufch von Männerlritlen drun­ten auf der harten Tenne. Richtig, kam'S da nicht mit leichtem Knarren der Leiter zum Heuboden herauf? Doch; cS war keine Täuschung möglich; zwei Männer waren'«, die, leise mit einander flüsternd, die steile Leiter cmporkletterten. Offenbar hatten sie eS auf die Schinken in der nebenan gelege­nen Vorratskammer abgesehen. Mäuschen­still duckte sich unser wackerer Schlvlfegkt ins Heu, um die kommenden Dinge zu er­warten. Jetzt standen die beiden Bösewichte auf dem Heuboden.Also Du", sagte der eine mit gedämpfter Stimme,also Du nemmscht die zwaa Schinke, unn ich nimm Werscht, so viel als ich trage kann. Jetzt mach emol e Streichholz an. daß mer die Dihr sinnt." Der andere begann in seinen Hosentaschen zu suchen, endlich langte er die gelbköpfigen Schwefelhölzer hervor und hrp,