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weise eingefallen, wobei ein 38jähr. Arbeiter herunterfiel und einen Fuß brach.
Calw, 1. Juni. Das bevorstehende Kaisermanöver wird dem hiesigen Bezirk starke Einquartierungen bringen. Am 26. und 27. August wird die 83 und 54 Brigade hier und in der Umgebung eirquarliert werden. Die Garnisonen von Uim und Weingarten werden im Divisionsverband von Herrenbcrg bis Calw manövcrieren. Später erhalten wir Einquartierung vom Reichsland und vom badischen Armeekorps. Die Korpsmanöver sollen gutem Vernehmen nach bei Pforzheim statlfinden.
Geradronn, 31. Mai. In Bächtingcn bei Langendurg fand der Oelonom Zohann Stapf in seinem Stalle bei Entfernung eines Steines eine Anzahl Silbermünzen im Gewicht von 20 Pfund. Dieselben scheinen zu Kriegszeiten dort versteckt worden zu sein. Die Münzen stammen größtenteils aus dem 16. Jahrhundert, zeigen noch et»e sehr scharfe Prägung und dürften wohl ca. 200 Jahre unter der Erde gelegen haben.
Munderkingm, 30. Mai. Vorgestern abend wurde einem Brauergesellen von Ehingen von dem letzten Zug in der Richtung Ulm der linke Fuß abgefahren. Trotzdem der Verunglückte lange vor der Abfahrt deS Zuges auf der Bahnsperre stand, versäumte er doch rechtzeitig in den Zug ein- zusteigen und wartete bis der Zug in Bewegung war. Das Personal der Eisenbahn- Verwaltung trifft keine Schuld.
Hall, 31. Mai. hWählerversammlung) Heute Abend stellten sich die 5 Kandidaten für die Siadtschultheißenstelle den Wähiern vor. Alle ernteten Bufall, doch ist noch nicht zu sagen, wohin das Zünglein der Wage neigt. Rednerisch hat Klein-Eßlingen Ein druck gemacht (dessen Rede nach Schluß der Versammlung gedruckt verteilt wurde); sehr ruhig und eindrucksvoll sprach Kleindienst- Ulm. Von den Akademikern wird Schüle- Tübingcn, der aber auch nicht ganz befriedigte, Anklang finden. Wenn nicht noch eine neue Kandidatur auftaucht, wird der Kampf um die genannten drei Kandidaten sich drehen.
Creglingen, 31. Mai. Die Familie Kellermann in Erdbach wurde gestern in große Trauer versetzt. So lange die Großmutter bei der kranken Mutter war, lief das ca. 1'l-järige Kind KellermannS in die Stube der Großmutter und stet dort in ein zum Putzen bereit gehaltenes Gesäß, in welchem eS feinen Tod fand.
Vom obere» Kinzigthal, 30. Mai. Seit e-n'gen Tagen ist die Witterung bedenklich rauh. Letzte Nacht stellte sich ein Reis ein. Empfindlichere Gartengewächse, namentlich Bohnen, Gurken und Kartoffeln, stnd stellen- weiße erfroren.
— Unfall bei der Frohnleichnamspro- zession. In Mühlheim a. Rh. ereignete sich am 1. Juni bei der Frohnleichnahms- prozesston auf dem Rhein rin bedauerlicher Unglücksfall. Eine große Anzahl Nachen sowie mehrere dichtbesetzte Schiffe umkreisten, wie alljährlich ein größeres Schiff, auf welchem sich die katholische Geistlichkeit sowie die Kommunionkinder befanden. Die Insassen stürzten ins Wasser. Zwei Personen ertranken, die Uebrigen wnrden gerettet. Alsdann fuhr das Schiff gegen die Schiffbrücke und riß mehrere Joche weg. Der zahlreichen Passagiere bemächtigte sich eine gewal
tige Panik, indessen gelang «S, das Schiff ans Land zu bugstren und die Rettung der Insassen zu bewerkstelligen.
— Der anstößige Vorname. Au« der letzten Sitzung de« Nürnberger Magistrat« weiß der „Nürnb. Anz* folgendes Kuriosium zu melden: Der Maler Hommel teilt mit, daß ihm sein verstorbener Vater die Taufnamen Ferdinad Lassave bcigelegt habe. Da er nun zum Militär komme, befürchte er. daß der Name Lassalle Anstoß errege und auch sonst geeignet sei, sein Fortkommen zu erschweren, weshalb er um Streichung dieses Namens bitte. Da« Gesuch wurde genehmigt und nur als Ferdinand wird Hommel demnächst Stechschritt und Griffe machen.
— Gemütliches von der Eisenbahn. Eine merkwürdige Veranlassung, einen in voller Fahrt befindlichen Eisenbahnzug halten zu lassen, nahm kürzlich ein Schaffner de« von Uelzen (Hannover) nach Salzwcdel gehenden Schnellzuges. In der Nähe der Station Mieren entführte der Wind dem Schaffner die Mütze, worauf der Mann die Notbremse zog. Die zuerst erschreckten Fahrgäste wurden über die Ursache de« Aufenthaltes aufgeklärt. Nachdem der Schaffner etwa eine halbe Stunde vergebens nach seiner Mütze gesucht hatte, fuhr der Zug weiter und kam mit halbstündiger Verspätung in Salzwedel an. Der naive Mann war erst kürzlich von einer Kleinbahn an die königl. StaatS- bahn versetzt worden.
Lübeck, 30. Mai. In einem Keller wurde gestern ein Dienstmädchen aufgefunden, welches aus Furcht vor Strafe wegen einer Handgeldschwindelei sich dort 27 Tage ohne Nahrung verborgen gehalten hatte. Eie ist zum Skelett abgemagert und schwebt in Lebensgefahr.
Kreuznach, 30. Mai. Mit Vierlingen weiblichen Geschlechtes beschenkte die Frau des Werkführers Eismann ihren Gatten. Eines der vier kam tot zur Welt, während die drei andern lebensfähig sind.
— Ein liebenswürdiger Gefangenwärter. Sehr leichtfertig hat der Schutzmann Fr. Dalchowin Bochum gehandelt- Erhalte am 3. Dezember v. I den Strafgefangenen Flore aus dem Centralg-fängnis zu einer Verhandlung nach Dortmund vorzusühren. Flore bekam 14 Tage Zuchthausstrafe und und hätte nun wieder zurückgesührt werden müssen; statt dessen führte Dolchow den Gefangenen zu dessen Eltern, wo man gut aß und noch mehr trank. Dann zog-n die beiden, denen sich noch ein Freund deS Flore angeschlossen, von Kneipe zu Kneipe; Flore durfte ungestört aus- und eingehen, schließlich kam er nicht wieder. Der Beamte mußte ohne Gefangenen zurückkehien. Dieser wurde nach zwei Wochen wieder festgenommen. Dalchow wurde au« dem Dienste entlassen. Die Strafkammer zu Dortmund verurteilte ihn dazu wegen fahrläsiger Gefangrnenbe- freiung zu 5 Monaten Gefängnis.
— Eine Thal der Verzweiflung. Aus Not zum Mörder der Gattin und seines Kindes ward in Dresden der Maurer Paul Ludwig. Am 1. Juni früh sah man aus dessen in der Eichenberger Straße gelegenen Wohnung Rauch dringen und fand nach gewaltsamer Oeffnung der Thüre den halb- verkohltcn Leichnam der Frau Ludwig im ebenfalls zum Teil verbrannten und zusam- mengcbrochenen Bett. Auf dem Sopha lag da« Kind, eS war gleichfalls tot und hatte
wie die Frau einen Knebel im Munde. Die Möbel waren mit Petroleum getränkt. Der Thäter ist entflohen; er soll das Verbrechen aus Not begangen haben, weil er seit längerer Zeit arbeitslos war und exmittirt werden sollte.
— Die Gefahren „blindgeladener" Geschosse. Auf dem Schießplatz zu Wahn ereignete sich am letzten Mittwoch ein schwerer Unglücksfall. Man fand nämlich Donnerstag in der Frühe einen Kanonier des schleswig-holsteinischen Fustartillerieregiments Nr. 9 gräßlich verstümmelt als Leiche auf. Dem Bedauernswerten war der Bauch auf» und der rechte Unterarm weggeiisse»; er muß unter schrecklichen Schmerzen seinen Verletzungen erlegen sein. Man vermutet, d ß er einen sogenannten Blindgänger gefunden, der ihm beim Hantieren knpirt ist. Ein anderer Kanonier wurde beträchtlich verletzt.
Antwerpen, 29. Mai. (Eine abscheuliche Unthat) soll sich auf einem Dampfer der belgischen Schifffahrtslinie Antwerpen- Congo zugetragen haben. Wie der Antwer- pener ,De Werker* berichtet, waren zwei vor Sierra Leone eingestellte Schwarze a»f der Fahrt nach Belgien an den Pocken erkrankt. Um der Quarantäne in Sierra Leone zu entgehen, wurden die beiden schwer Erkrankten in ein am Hinteren Teile deS Schiffes befestigtes Rettungsboot gelegt und mit einer leinen Decke bedeckt. Während der Nacht wurden sie über Bord geworfen. Die Kranken klammerten sich jedoch an das Tauwerk an, wurden aber mit Stockhieben auf die Hände gezwungen, eS loSzulassen. Endlich ergriffen die Neger, die verzweifelt gegen den Tod kämpften, ein am Sch ff herabhängendeS Seil; man schnitt e« duich und die Neger verschwanden. Der „Soir* will wissen, daß die Neger selbst im Fieberwahn aus dem Rettungsboote in das Meer gesprungen feien, doch wird zunächst eine Untersuchung eingeleitet werden müssen, um die Wahrheit festzustellen.
— Bergzahuweh. Eine eigenthümlichc Form der Bergtra, kheil ist zuerst in Italien und jetzt nach den Beobachtungen eines Züricher Zahnarztes auch in den Schweizer Alpen entdeckt wv'den. Die Schweizer „Vicrtcl-JchrcSschrist für Zahnheilkunbe* schreibt darüber, daß sich bei einem Ingenieur deS Jungfrau-BahnbaueS nach zehntägigem Aufenthalte in 2600 Meter Höhe ein heftiger pulstrender Schmerz in drei bi« vier nebeneinanderstehenden Zähnen einstellle. Das Zahnfleisch und die Wange schwollen stark an. Nach fünf Tagen verschwand die ganze Erscheinung, ohne irgend welche Beschwerden zurückzulassen, und dir befallenen Zähne erwiesen sich als vollkommen gesund. Von dieser Krankheit wurden alle in der genannten Höhe Arbeitenden befallen, und zwar die schweizerischen Ingenieure ebensowohl wie die italienischen Erdarbeiter. In der Regel stellte sich der Anfall bei jedem Neuling am achten bis zehnte» Tage ein. Die angegriffene Kiefcrsette war nicht immer dieselbe, übereinstimmend dagegen wurden stets zwei bis vier nebeneinanderstehrnde Zähre betroffen und der ganze Nervenstamm in Mitleidenschaft gezogen.
(Erschöpfende Auskunft) „Sagen Sie, Herr Professor, was machen Sie, wenn Sie den Schnupfen haben?* — „Ich niese, gnädiges Fräulein."