Absicht einer rechtswidrigen Zueignung in der Handlung des Finders nicht zu erkennen vermochte, auf Freisprechung ei kannte.

Kiel, 20. Mai. Vor dem hiesigen Ober» landesgericht wurde der Prozeß des Ober­försters Lange gegen die Familie Bismarck mit Abweisung seiner Klage beendet. Lange, der sämtliche Kosten trägt, hatte auf die Ver­eidigung der Gräfin Rantzau verzichtet.

Der Bär derOldenburg". Man schreibt der »Tgl. Rdsch." aus Kiel : Meister Petz, der braune Bär deS Linienschiffes Olden­burg, ein Geschenk des Prinzen Heinrich, ist am ersten Pfingsttage von seinem Genossen, dem japanischen Bär, umgebracht worden. Beide befanden sich im Zwinger des neuen Wcrfiparks in Gaarden bei Kiel. Der schwarze Bär lag noch an der Kette, der braune lief frei und beide hatten sich schon derart aneinander gewöhnt, daß in den näch­sten Togen beide frei umhergehen sollten. Sonntag früh kam der braune etwas schlaf­trunken seine kleine Treppe herunter und fiel dem schwarzen gerade auf den Rücken. Das sah dieser für einen Angriff an und erwürgte den braunen. Die vielen kleinen Freunde des lustigen Petz werden trauern.

Hamburg, 24. Mai. Der Kaufmann Ehr. Heinrich LüderS vermachte der Stadt 900000 zu gemeinnützigen Zwecken.

Die Briefbogen der Delegierten. Das Briefpapier, das die Friedensdelegierten im Hotel den Onden Doelen im Haag vor­fanden, zeigt, wie holländische Blätter mel­den, einen kriegerisch ausgestatteten Briefkopf mit Kanonen, Gewehren, Granaten, Säbeln u. s. w. Durch die Darstellungsart sind jedoch alle die Mordzweckc unschädlich ge­macht. Am Bajonnet von einem der Ge, wehre fitzt eine Spinne und zieht ihre Fäden, der Säbel liegt zerbrochen am Boden, die Kanone ist unbrauchbar gemacht, und auf deren Mündung fitzt eine Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel! I

Eine furchtbare Acetylen-Explosion

ereignete sich in einer Bierwirtschaft der Bvenne Parmentier in Paris. Der Wirt machte die Wahrnehmung, daß die Beleuch­tung in dem mit Gästen angcsüllten Saale nachgelassen hatte, und begab sich deshalb nach dem in einem kleinen Hofe ausgestellten Apparat. Kaum hatte er die Thüre geöffnet, als das angesammelte GaS explodierte, wo­bei der Wirt und dessen Schwager erheblich

und mehrere Gäste leicht verwundet wurden. Man glaubt, daß die Explosion in verbre­cherischer Weise durch Beschädigung des Appa­rats Veranlaßt wurde.

(Ein kleiner Diplomat) Karlchen (rach dem Abendessen zum Vater, der gern ins Wirtshaus geh ):Du, Papa, hilf mir bei meiner Rechenaufgabe, dann sag' ich Dir 'was!" Vater:Hm, und was willst Du mir dann sagen?" Karlchen:Dann sag' ich Dir auch, wohin Mama Deine Stiesel versteckt hat!"

Von der in Stuttgart im Verlage von Carl Grüninger erscheinendenM usikalischen Jugend Po st" liegt uns das 1. Quartal vor; dasselbe enthält wieder eine Reihe dem jugend­lichen Fassungsvermögen angepasster belehrender und unterhaltender Artikel, Erzählungen, Humo­resken und Märchen, sowie Gedichte mit hübschen Illustrationen, kurzweilige Anekdoten, Rätsel etc. Ferner 24 Seiten Musikbeilagen, bestehend aus melodiösen Klavierstücken, Liedern mit Klavierbe­gleitung und Duos für Klavier und Violine.

Wir haben unsere Leser schon öfter ans diese vortreffliche, mit Geschick redigierte Jugendzeitschrift aufmerksam gemacht und empfehlen sie den Eltern musikalisch beanlagter Kinder, sowie Lehrern und Lehrerinnen heute angelegentlich aufs neue. Der Verleger Carl Grüninger in Stuttgart versendet Gratis-Probenummcrn franko zur Ansicht.

als jagte das Heer der Furien hinier ihr drein. Albrecht pochte energisch an der Thür.

Ich bin es, Onkel Rudolph, öffne mir!"

Stumm und bleich standen sich Onkel und Neffe gegenüber, endlich ermannte sich der Schloßherr und wies auf das Sopha.

Laß uns niedersitzen, Albrecht," begann er heiser, ich bin zu Tode erschöpft und muß doch meine Kräfte sammeln zu morgen s>üh."

Um s-chZ Uhr findet das Duell statt."

Der alte Mann nicke gedankenvoll.

Ich bedaure L>chtenau, auch er wurde getäuscht und von einer Koketten am Narren­seil geführt. Albrecht, wundere Dich nicht über diese meine Bitterkeit; jetzt im Ange­sicht deS Todes quillt sie über, nachdem ich sie jahrelang unterdrückt und bekämpft habe. O, Neffe, und doch habe ich Bertha geliebt, heiß, leidenschaftlich wie ein Jüngling, treu und wahr wie ein Mann. Mir wurde schon am Hochzeitstage klar, daß sie mich nur zur Versorgung nahm, aber ich dachte, ich könnte sie durch meine Liebe dazu bewegen, mir auch ihr junges, keusches Herz zu schenken. Ge­nug, soll ich Dir all die zahllosen Anlässe ausmalen, wo sie mich kränkte und den LiebeS- worten andrer Männer lauschte. Hätte ich all diese niederschießen wollen, ich wäre schon längst ein vielfacher Mörder. Albrecht, kannst Du nach dem allen dennoch Bertha lieben?"

Es klang eine so erschütternde, heimliche Angst aus den Worten, Thränen standen in den Augen deS alten Mannes, als er die Hand des Neffen ergriff, daß dieser aufs Tiefste erschüttert wurde.

So war ein Gott im Himmel lebt, Onkel," und er hob in feierlichem Schwur die Hand zum Himmel,wenn ich jenes Weib jemals anders betrachtete, als es meine Ehre gestaltet, heute ist's vorbei, und das Tisch­tuch zwischen ihr und mir auf ewig zer­schnitten."

Und Du wirst Dich meiner lieben kleinen Hertha annehmen?"

So war mir Gott helfe, ja," klang die feste Antwort.

(Fortsetzung folgt.)

Im Kanne des Wahns.

Novelle von H. von Limpurg.

(Nachdruck verboten.)

5 .

Der Elende erbleichte, aber des Lieute­nants eiskalter Blick hielt ihn im Zaume, so daß er keine weitere Erklärung fand.

Zehn Schritt Entfernung und Kugel- Wechsel bis zur Kampsunsähigkeit der einen Partei," bestimmte Lieutenant von Schöner­beck sodann,der Kampfplatz ist an der Waldlichtung zwischen Litienort und Ihrer Besitzung, die Zeit morgen früh um sechs Uhr."

Ich werde zur Stelle sein."

Damit war dir Unterhandlung erledigt und ohne sich zu verabschieden, schritt Lieute­nant von Schönerbeck klirrend hinaus, währ­end Lichtenau ihn mit verzerrten Zügen nach- blickte.

Welch ein Skandal," murmelte er dumpf,aber ich muß mich stellen, nun, ich schieße wohl bester als Schöncrbeck."

Der Schömrbcck'sche Wagen war bereits zurückgekommen und Albrecht wollte soeben einsteigen, als eine weibliche, dicht verhüllte Gestalt heranschlüpfte.

Lassen Sie mich mitfahren, lieber Neffe," bat Berthas weiche Stimme, und ihre kleine, weiche Hand legt» sich auf seinen Arm.

Ah, Sie find es, gnädige Frau," sagte er mit eisigem Ausdruck und musterte selt­sam die junge Frau. ES lag solche Ver­achtung in seinem Auge, daß sie das ihrige unwillkürlich senkte, dann trat er mit steifer Verbeugung zurück.

Sie befehlen den Wagen? Selbstver­ständlich werde ich dann eine andere Gelegen­heit zur Rückkehr wählen, um Sie nicht zu belästigen."

Und er ließ sie stehen, Scham und Zorn im Herzen, um nach den Ställen zu eilen und sich ein Pierd satteln zu lassen; kannte er doch den Gastgeber lange genug, um sich eine solche Gefälligkeit erbitten zu können.

Gespenstifch schimmerten im Monden- schein die drei Ltlstn im Wappen des Schlosses,

ein Gefühl bitterer Wehmut durchzuckte Al- brechts Herz, als er beim Heimkehren auf das Symbol seines Hauses blickte.

So rein und weiß und tadellos wie die Ehre der Schönerbecks," murmelte er vor sich hin,und jenes sündige Weib muß dasselbe Wappen führen!"

Droben im Arbeitszimmer des Schloß» Herrn brannte trotz der späten Nachtstunde noch Licht, und der Lieutenant eilte hinauf. Vor der Thür stand wiederum jene sylphen- hafte Frauengestalt aus dem soeben verlas­senen Ballsaal und hob flehend die Hände zu ihm auf.

Erbarmen Sie sich und lassen Sie mich zu Rudolph hinein, ich muß das Schreck­liche verhindern."

Jetzt, meine Gnädige, nachdem Sie das Unheil angerichtet?* frug der bleiche Offizier eiskalt,ich meine, man muß sich alle Folgen genau klar machen, ehe man als Ehefrau Liebeserklärungen eines Ehrlosen annimmt."

Ich liebe jenen Menschen aber nicht."

Um so schlimmer. So haben Sie mit chm gespielt und ihn ebenso in'S Unglück gestürzt wie ihren eigenen Gemahl."

Albrecht, um der Barmherzigkeit des Himmels willen"

Frau von Schönerbeck," unterbrach er sie schneidend,erstens muß ich Sie bitten, mich nicht beim Vornahmen zu nennen und dann, den Himmel nicht anzurufen, dessen Gnade Sie durch Ihr Benehmen sich ver­scherzt haben."

,O, Herr von Schbnerbeck, und ich glaubte, daß Sie mich verstünden!"

Ja, sie hatte ihn erkannt und ein Ge­fühl der Empörung über sich selbst trieb ihm dnnkle Röte in die Wangen.

Gnädige Frau," sagte er in demselben halblauten Tone als bisher,ich kann nur wiederholen, daß ein solcher Auftritt wie beute Abend meine sämtlichen Ansichten und Empfindungen über den Haufen geworfen hat. Für eine Treulose habe ich nur Ver» achtuug."

Sie taumelte zurück wie von einem Keulenschlage getroffen, dann aber floh sie,

Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. Hofinann in Wildhad.