Antoniazzi stürzte blutend zusammen und starb gleich daraut. Der Artillerist ist entfloh, n nid zur Stunde noch nicht entdeckt.
* Auf der Bühne erschossen. JnSpring- Ivells bei Detroit (Michigans, ist der 23 jährige Sohn des geachteten Bürgers Anton Eeper durch einen unglücklichen Zufall von einem Freunde erschossen worden. Mehrere junge Leute üblen ein Theaterstück, betitelt der „Rebellcn-Spion", in der Schulhalle der St. Alphonskirche ein. Esper war der Spion. Er halte aus einem Wachthause zu entfliehen, um später vier Unionssoldaten zu begegnen, die auf ihn schießen sollten. Die vier Darsteller der Untonssoldaten hatten sich Schrotflintcn, alle Vorderlader, jvo» Freunden geborgt. Als Esper nach gelungenem Fluchtversuche über die Bühne eilte und den Uni- onSkriegern begegnete, krachten die vier Schüsse vorschriftsmäßig. Aber Esper, anstatt scheinbar tot sich Hinzuwersen, wankte mit dem Rufe: »Ich bin angeschvssen!" hinter die Koulissen und brach dort zusammen. ES zeigte sich, daß das von einem gewissen Schäfer abgefcuerie Gewehr mit Schrot geladen war, und daß die Labung dem unglücklichen Esper in den Unterleib gedrungen
war. Er starb nach wenigen Stunden unter großen Schmerzen.
— Eine Millionen-Wittwe. Die amen- konische Sängerin Gybil Sanderson, welche vor einem Jahre einen reichen französischen Cubaner, Antonio Terry heiratete, ist seit zwei Monaten Wittwe. Bei der Liquidation des Vermögens ergab eS sich, daß dieses nahezu lOO Millionen erreicht. Davon soll der größte Teil auf die Kinder erster Ehe des Verstorbenen entfallen. Die Wittwe erhält 10 Millionen aber unter der. ausdrücklichen Bedingung, daß sie des Erbes verlustig würde, wenn sie sich wieder vermählte.
— Die Hitze in New-Aork- Noch niemals hat man in der Stadt New-Iork solch' einen heißen Maitag erlebt, wie den 1. Mai. Auf dem Bürgersteige betrug die Wärme 90 Grad Fahrenheit, und die Aerzte mußten mehrere Fälle von Sonnenstick behandeln. Im Kreise Helena in Montana aber herrschte gleichzeitig ein heftiger Schneestnrm. Dort herrschte eine Kälte von mehr als 20 Grad CelstuS.
— Lange Bnßzeit. Vor eiwa dreißig Jahren veruntreute ein Kommis seinem Chef, einem Warschauer Kaufmann, 300 Nudel.
Der Kaufmann zeigte die Sache bei Gericht nicht an, aber er verlangte vom Kommis eine schriftliche Bescheinigung der Thatsache. Im Laufe der Zeit ist aus diesem l>iwt- stnnige» Kommis ein sehr großer und reicher Kaufmann geworden. Dieser bat mehrmals große Summen für die Herausgabe seiner Bescheinigung geboten, aber ohne Erfolg. Erst vor kurzer Zeit hat er diesen Schein zurückerhalte» und hat dafür 6000 Rubel für Wohllhäiigkeitszwecke gespendet. Sein früherer Chef fühlte sein Ende nahe und wollte vor seinem Tode die Sache aus der Welt schaffen. Der leichtsinnige Kommis hat seinen Fehltritt sehr hart gebüßt, denn die Furcht vor Entdeckung ließ ihn nie seines Lebens ordentlich froh werden.
(Entschuldigungsschreiben ) Sehr geehrter Herr Lehrerl Bitte hiermit meinen Sohn Fritz jefälligst entschuldigen zu wollen. Er mußte vormittags die Jänse und nachmittags das Bett hüten.
.-. (Man kennt sich!) Ede zu Lude, der schmutzig und zerrissen aussieht): „Joti, wie st-hste aus, Lude?" — Lude: „Ach, bin da eben zur Thür »ausgefallen — —" — Ede: „Hat Dir natürlich Eener jeholfen!"
Im Mime des Wahns.
Novelle von H von Limburg.
(Nachdruck verboten.)
2 .
„Laß das, Albrecht," entgegnete er und ein schwerer Seufzer entrang sich feiner Brust, „sie wird eines Tages frei werben von der Fessel, an der sie sich jetzt müde schleppt und dann — wird sie ohne Groll und freundlich des alten Mannes gedenken, der sie so unsäglich geliebt hat "
„Armer Rudolph," murmelte der Lieutenant und strich sich hastig mit der Hand über die Augen, „also war auch dies Götterbild nur Truggold l"
„Da kommt sie," rief Herr v. Schönerbeck und schaute gespannt und einigermaßen unruhig den beiden Gestalten entgegen, die, hoch zu Roß jetzt in den Hof einbogcn und gleich darauf an der Freitreppe hielten.
„Wer ist der junge Mann?" frug der Lieutenant befremdet, „er thut so bekannt und vertraulich mit — Bertha. Onkel, das darfst Du ihm nicht gestatten."
Er war aufgesprungen , seine Augen flammten, die Hand ballte sich, und es sah aus, als wolle er selbst sich auf den Kühnen da unten stürzen.
„Wenn Bertha ihm nicht die Schranken weift, was soll ich thun?" fragte er bitter. „Soll ich als grauhaariger Mann noch den Othello spielen? Uebrigens ist es ein junger GulSnachbar, ein reicher Herr von Lichlen- au."
„Er ist ein frecher Geselle," murmelte Albrecht zwischen den Zähne» „einer verheirateten Frau in dieser Weise die Hand zu drücken und zu küssen und sie mit solch' glühenden Blicken zu betrachten."
„Sei ruhig, Albrecht I" entgegnete der Schloßherr und drückte dankbar die Hand des Offiziers, „auch ich habe eS bemerkt, schon längst, und warte nur auf eine Gelegenheit, um dazwischen zu treten.
Das junge Weib da unten war bildschön. Erhitzt und angeregt vom Ritte hat» ten sich ihre zarten Wangen höher gefärbt,
ihre Blicke glänzten, und als sie jetzt kokett und unbefangen ihrem Begleiter die Hand reichte, damit er sie aus dem Sattel heb?, da mußte sich Albrecht zähneknirschend gestehen, daß ein Mann wie er tausend Mal gerne an der Stelle jenes faden Modegecken gewesen, welcher nun langsam und vertraulich die schöne Reiterin herab hob. Einen Moment nur lag sie an seiner Brust, die da droben am Fenster konnten nicht ver- vornehmen, daß Lichtenau heiße Worte in ihr Ohr flüsterte, sie aber war über und über erglüht und flüchtete in's Schloß ohne sich noch ein Mal umzuwenden.
Mit dröhnenden Schritten verließ jetzt Albrecht das Gemach, um sich in sein Zim- m r zu begeben; der Schloßherr aber seufzte von Neuem schwer aus. Da tönte plötzlich ein Helles Stimmchen a» sein Ohr und wie mit Zauberschlag erhellten sich die düstren Mienen des alten Mannes.
„Papa!" rief eS abermals, „mach doch auf. Ich bin's."
Im nächsten Augenblick trippelte ein süßes kleines Mädchen, von oben bis unten in Weiß gekleidet, herein, reiche blonde Löckchen fielen über ihre Schultern und aus wunderschönen blauen Augen schaute sie den Vater an.
„Da bin ich, Papa, Du sollst mit mir spazieren gehen im Garten, es dauert noch so lange und Fräulein muß für Mama ein Kleid plätten — da bin ich sonst ganz allein. Bitte bittet komme doch mit mir und sage nicht nein I"
„Herta, mein Goldkind, mein Engel," murmelte der alte Mann zärtt und küßte das rosige Gesichtchen, welches so flehend zu ihm aufschaute; „Du weißt, daß ich Dir kleinem Schelm nichts abschlagen kann. Hol Dein Hütchen und dann komm."
Mit einem Hellen Jubrlruf ergriff das kleine Mädchen seine Hand.
„O, D» lieber, guter, einziger Papa, wie habe ich Dich lieb," jauchzte sie, „und ich werde auch Dir schon waS Schönes erzählen, Dir ein Liedchen singen und schöne Sternchen suchen.
Vater und Kind gingen nun Hand in Hand hinab in den Park, ganz froh und zufrieden, alle« Andere vergessend und glücklich in der Gegenwart.
„Siehst Du dort den gelben Schmetterling, Väterchen?" frug die Kleine, „er tanzt imm-r vor mir her und ich will ihn fangen, aber wenn ich danach greife, so fliegt er hoch, hoch bis in den Himmel und da kann ich nicht mit hinauf."
„Nein, Herta, mein Liebling, jetzt noch nicht," meinte bewegt Schönerbeck, „Du gehörst noch auf die Erde. Laß nur den Schmetterling fliegen, Du hast ja Blumen genug."
„Schmetterlinge sind kleine Kinder, nickte Herta ernsthaft, „die gestorben sind und deshalb spielen sie auch am liebsten mit kleinen Kindern und flattern so lustig in der Lust."
Währenddem wanderte ruhelos und tief- erregt droben in seinem Zimmer Lieutenant von Schönerbeck hin und her, bleich mit zuckendem Anttitz, und sich ab und zu mit der Hand vor die Stirn schlagend.
„Also eine Kokette ist sie, welche nicht allein den Gallen nichl liebt, sondern mit jedem Anderen dasselbe Spiel spielt — mit mir wie mit jenem Fant."
Er blieb stehen vor einer großen Photographie, die in einem geschnitzten Lilien« rahmen ein schönes, altes Greisenantlitz zeigte,
„Großvater, Heber Großvater," fuhr er im Selbstgespräche fort, „ist das Deiner beiden letzten Sprossen Schicksal, in den Fesseln jenes Weibes unterzugchen?" Wir waren ein stolzes, hartes Geschlecht, das nur ein Entweder — Oder kannte, kein Mittelding und kein zurück. Und nun, was ist jetzt aus uns geworden? Wir erkennen die Gefährliche wohl und sind dennoch unfähig, uns von ihr losznmachen."
(Fortsetzung folgt.)
M e r k' s.
Immer ist's noch Glück bei Schmerzen, Wenn die Thränen offen fli-ß-n;
Die nach innen sich ergießen,
Sind ein TodcStrank dem Herzen.
Krdakiton, Druck und Verlag von Bernh. Hof mann in Mldhgd.