Rundschau.

Cannstatt, 13. Mai. G stern nackmil­tag ereignete sich in der eieklroteckn. Ma­schinenfabrik hie, ein bedaueilicher Unglücks- sall. Von 2 ledigen Arbeitern, die sich gegen­seitig neckten, stieß seiner den andern rück­wärts, wodurch dieser in einen mit Schwefel­säure gefüllten Beiztrog fiel und solch schwere Brandwunden erhielt, daß an seinem Aus­kommen gezweifelt wird. Der ander? Arbei­ter befindet sich in Haft.

Heilbronn, i2. Mai. Die Regierung erteilte der Direktion der Heilbronner Straßen- bahnen die lang erstrebte Genehmigung zum Bau einer elektrischen Bahn nach dem 3 Kilometer entfernten Sontheim.

Bietigheim, 12. Mai. Der in weiten Kreisen bekannte Gasthof zur Krone hier wurde von einem Herrn August Fritz au» Stuttgart um den Preis von 140 000 käuflich erworben.

Alls dem Murgthal, 9 Mai. Wie der Murgth." meldet, hat der Kaiser bei seinem Aufenthalt in Kaltenbronn den Herren Post­halter Gottlieb Langenbach in Gernsbach und die Herren Forstwarte Sauer in Dürreych, Rheinschmidt in Brotenau und Decker in Forbach durch Verleihung der goldenen Ver­dienstmedaille ehrend ausgezeichnet.

UlM, 12. Mai. Oberbürgermeister Wag­ner ist gestern nach Berlin abgereist, um da­selbst bis Pfingsten an den Sitzungen des ReichSversicherungSamlcs teilzunehmcn. Wäh­rend dieser Zeit wird er, wie man jetzt be­stimmt erwarten darf, auch den Vertrag mit der Militärverwaltung über die Entfestigung und den Erwerb des FestungSwallS durch die Stadt zum Abschluß bringen.

Ulm, 12. Mai. In der Schleiferei in der sogenannten Schwestermühle ereignete sich heute nachmittags vor 2 Uhr ein furchtbarer Unglückssall. Ein in Rotation befindlicher großer Schleifstein zersprang aus bis jetzt unbekannter Ursache und die mit großer Wucht umhergeschleuderten Steintrümmer löteten den vor demselben beschäftigten Arbeiter Fischer auf der Stelle, indem sie ihm den Kopf förmlich vom Rumpfe rissen. Das betreffende Arbeitslokal, in dem zum Glück kein weiterer Arbeiter anwesend war, wurde stark ver­wüstet.

Die Württembergische Metallwaren­fabrik Geislingen hat im vorigen Jahre wie­der so gute Geschäfte gemacht, daß sie 20 Prozent Dividende verteilen kann. Der Rein­gewinn betrug im vorigen Jahre nach Ab­zug der Taniiemen 952,716 Mark. Im Vorjahre waren es 936,929 Mark.

Altensteig, 10. Mat. Auf hiesiger, der Ebhauser und Rohrdorfer Station wurden im letzten Winter nicht weniger als 20 000 Zentner Tannenzapfen zum Versand meist nach Hessen und in die Pfalz gebracht. Die Tannenzapfevsammler verdienten, da für den Zir. 1 bis 1 ^ 20 ^ bezahlt wurden, ein schönes Geld. In Walddorf richteten zwei dortige Bürger Darren ein und entsamten 1000 Ztr.

W Die Jnfanteriekaserne von jOffenbach a. M. ist am Himmelfahrtsfest niederge­brannt.

Der Kaiser hat den General der Kavallerie Grafen Häseler zum Chef des 2. Brandenburgischen Ulanen-Regiments Nr. 1 l ernannt.

Das neue Geschoß. In Würzburg frschoß sich gm Donnerstag ein Soldat des

9. Infanterie-Regiments. Er hatte einem Landwehrmann eine Uhr gestohlen und ver­kauft; als die Sache ruchbar wurde, ginger auf den Sp-icher der Kaserne u id schoß sich mit seinem Dienstgewehr in die Brust. Da­bei zeigte sich wieder die furchtbare Wirkung des neuen Geschosses. Die Kugel durch­bohrte das Brustbein des Soldaten, durch­schlug den Pfosten, an den der Soldat sich lehnie, ging durch eine Mauer und blieb erst in einer zweiten Mauer stecken.

Bei Erhebung von Zeugengebühren soll man keine falschen Thatsachen vorspiegeln! Diese Warnung ist schon so oft ausgesprochen worden, aber immer noch treten Fälle ein, wo sie nicht beachtet wird. So halte sich vor dem Schöffengericht in Sangerhausen der Arbeiter Stolle, welcher dem betreffen­den Gerichtsbeamten bei der Erhebung von Zeugengebührcn unwahre Angaben über seinen Arbeitsverdienst gemacht hatte, wegen Betrugs zu verantworten und mußte die unbedachte Thal mit zwei Tagen Gefängnis büßen. Möge dieser Fall von Neuem als Warnung mil­geteilt werden.

Wert einer dressierten Katze. Aus Nürnberg berichtet derFränk. Kur." : Dem im vorigen Monat am Apollolheater enga- girten Dresseur Techow waren mehrere seiner dresstrten Katzen verendet, wie Techow annahm infolge des Genusses von verdorbenem Fleisch, das von einem hiesigen Metzgermeister ge­holt war. Die Geschichte dürfte nun noch ein Nachspiel haben. Wie nähmlich ein Münchener Blatt berichtet, sind die lobten Katzen zum Zwecke der Untersuchung an die tierärztliche Hochschule in München einge- liefert worden. Im Falle die Vermutung des Herrn Techow durch diese Untersuchung bestätigt werden sollte, will er gegen den be­treffenden Metzgermeister Entschädigungsklage anstrengen. 8000 Mk. werden für jede Katze verlangt.

Unangenehme Verwechslung. Jüngst

hatte ein ehrsamer elsäfstscher Spießbürger des Guten zu viel gtthan. Er trollte sich zickzackschlängelnd die mondbeleuchtete Straße entlang seiner Behausung zudes Lagers gedenkend und der treuen Gattin." Leider erwischte er die falsche Thüre, und das war des Verhängnisses Anfang. Er geriet näm­lich statt ins Schlafzimmer in den Schweine­stall. Das grunzende Borstentier zeigte sich über den späten Besuch nicht sehr erbaut. Hals d'Gosch, Alti", rief der Biedere,un mach Platz, daß i schloss ka!" Und bald tönte sein Schnarchen mit dem Grunzen des Rüffeliieres zu einem gar lieblichen Duett zusammen. Bei Sonnenaufgang weckte die Gattin den Teuren aus seinem Wahn. Ueber die Verwechslung soll sie aber nicht sehr er­freut gewesen sein.

Der berühmte Wallfahrtsort ElN- siedeln wurde neulich von einer eleganten Dame, die sich Olivia Kienzle nannte und als eine Grafenlochter ausgab, mit einem längeren Besuch beehrt. Diese Dame, die man täglich fleißig zur Kirche und Kapelle gehen sah, wartete auf die Auszahlung einer großen Erbschaft und ließ sich unterdessen von rechtS und links mit Geldbeträgen aus­helfen, bis zum Gesamtbetrag von 20 000 Franken, woraus eben freilich der Schwindel offenbar wurde. Da die Kienzle nichts be­saß als ihre feinen Kleider und einge­schliffenes Maul", hinterlicß sie ihren Gläu­

bigern nichts als die Erkenntnis, daß sie auch zu jenen bekannten Leuten gehören, die nicht alle w>rd n.

Ein Ständchen durchs Telephon.

Der in Deutschland jedenfalls sellenc Ver­such. ein Ständchen durchs Telephon darzu­bringen, wurde in Döbeln (Sachsen) gemacht. Da wurde kürzlich ein telephonisches Geburts­tagsständchen auf der Zither von einem jungen Manne einer Dresdener Dame dargebracht. Daß die Zilhermustk von den am Fernsprech- opparat in Dresden befindlich gewesenen Per­sonen auch gut gehört worden ist, und daß durch die neuzeitliche Art Ständchen dem da­mit überraschten Gcburtslagskinde eine Freude bereitet wurde, verriet das dem Vortrag folg­ende Beifallsklatschen, welches der Fernsprecher ebenfalls getreulich vermittelte.

In Bergzabern hat der Sohn eines dortigen Metzgers einen Lehrling, mit dem er auf dem Felde beschäftigt war, mit dem Peitschenstiel so auf den Kops geschlagen, daß der Junge tot am Platze blieb.

Selbst eingemauert. Einen merk­würdigen Selbstmord beging ein Mann in Toulon. Dort ist in einem Hause der Rue Saint-Andrteux der Leichnam eines bekannten Bauunternehmers Gtraud entdeckt worden, der seit fünf Tagen verschwunden war. Er hatte sich selbst in einem Winkel einge- maucrt und auf noch unbekannte Weise eine feste Steinabschließung herzustellen gewußt. Die Gründe dieses außergewöhnlichen Selbst­mordes sind bisher noch völlig unbekannt.

Ein 114jiihriger. In Tullca in der rumänischen Dobrudscha ist vor wenigen Tagen ein Mann Namens V. Rades ge­storben, der das höhe Alter von 114 Jahren erreicht hat. Er war älter als die Stadt selbst, in der er seit ihrer Gründung wohnte. Zur Zeit, da die Dobrudscha noch unter türkischer Verwaltung stand, hatte er einen hohen Posten inne; auch nach Abzug der Türken stand er in allgemeinem Ansehen. Bis zu seinem letzten Lebenslage war er bei voller Geisteskr ft.

Ein Rekord in der Vielweiberei. Die Zigeuner-Virtuosen scheinen einen eigen,n Zauber auf daS zarte Geschlecht ausübt!,. Die Welt hat wohl kaum die Abenteuer eines gewissen Rigo vergessen, und schon meldet man aus New Aork, daß ein anderer Geigen­spieler mit Zigeuner-Namen Namens Pesckka durch ein dortiges Gericht zu sechs Jahren Gefängnis wegen hochgradiger Polygamie verurteilt worden ist. Peschka, der erst acht­undzwanzig Jahre alt ist, hat es fertig ge« bracht, einundzwanzig Frauen zu ehelichen. Er hat Frauen in Ungarn, der Türkei, in Algier, Spanien, Frankreich und verschiedenen Städien der Vereinigten Staaten. In New- Aork heiraten er sechs Frauen im Zeitraum eines Jahres. Kein Weib soll ihm wider­stehen können, wenn er seine Geige ertönen läßt.

In Wien wurde ein Zivilist von einem Soldaten gelötet. Der Verstcherungs- beamte FcanzeSko Autoniazzt, der mit einem Freund morgens >/,3 Uhr durch die Her- nalser Hauptstraße ging, stieß unabstchllich an einen Artilleristen, der mit einem Frauen­zimmer ging, an, kam mit diesem in Streit und hob, da er etwas berauscht war, den Stock gegen den Soldaten. Dieser zog so­fort sein Faschinmesser und versetzte Anto- niazzi mehrere Hiebe über Kopf und Ohr. Ein Schlag durchtrennte die Halsschlagadern,