Rundschau.

Stuttgart, 12. Mai. Von den politischen Parteien haben als eiste die Vvtkspai lei und der Deutsch-konservative Verein am Mittwoch Abend zu der bevorstehenden Stadivorstands- wahl Stellung genommen. Die Volkspartti kam nach eingehender Besprechung der Sach­lage zu dem in einer Resolution festgelegten einstimmigen Ergebnis, es solle die Kandidatur Gauß lhatkräflig unterstützt werden. Es wurde für diesen Beschluß geltend gemocht, daß Gemeinderat Gauß sich durch seine mehrjährige allgemein anerkannte ersprieß­liche Tätigkeit für diesen Posten ganz be­sonders eigne. Auch im deutsch konservativen Verein wurde die allgemeine Lage eingehend erörtert; auf Grund der verschiedenen Re­ferate beschloß sodann die Versammlung mit großer Mehrheit, für die Kandidatur Most- haf einzutretcn.

Vom Bezirk Crailsheim, 10. Mai. Die Markung Tiefendach wurde im Laufe des Frühjahrs von einer Unmasse von Mäusen heimgesucht. Der milde Winter scheint der Verbreitung dieser schädlichen Nager Vor­schub geleistet zu haben Die Frühjahrssaat war durch die Ueberzahl der Mäuse in Frage gestellt. Nur ein entschiedenes Vorgehen konnte Abhilfe schaffen. Die Gemeinde be­zog einen Zentner Giftlörner und verteilte denselben in vorsichtiger Weise auf der Mark­ung. Die Wirkung war bald ersichtlich, da die Mäuse zu zweien und dreien herum­lagen; andere dürften wohl in ihren Löchern tot zu finden sein. Sind die Mäuse auch noch nicht ganz anSgerottet, so sind sie doch wesentlich reduziert. Nur die Jagdpächter sind besorgt, die Rebhühner möchten eben­falls von dem Gift bekommen und zu Grunde gehen.

Neuenbürg, 10. Mai. Gestern wurde auf der Straße von Schwann nach hier die 70 Jahre alte Witwe Titelius von Schwann von dem Fuhrwerk des Gastwirts Wild von N uenbürg überfahren und erlitt schwere Verletzungen, welche noch einigen Stunden den Tod der armen Frau herbeiführten.

Neuenbürg, 9. Mai. Die Einwohner­schaft von hier befind-t sich s>it gestern in einer Aufregung über den Verbleib eines 13 Jahre alten Realschülers. Dieser wurde gestern vormittag von seinem Lehrer aus der Schule fortgewiesen; seither ist der Junge spurlos verschwunden. Alles Suchen blieb bis jetzt ergebnislos, auch das Abstreifen der benachbarten Waldungen hatte keinen Erfolg.

Althauseu, 4. Mai. Gestirn hat hier ein größerer Verkauf von Nadelstammholz stattgefunden. Obwohl viele Kauflustige an­wesend waren, wurden doch nur geringe Preise bezahlt, indem für Forchen 100 bis 108, für das übrige Nadelholz 88 bis 104 Prozent des Revierpreises erlöst wurden. Von einer benachbarten Standesherrschaft wurden unlängst auch ähnliche Preise erzielt. Es scheint daher ein allgemeiner Rückgang der auf enormer Höhe gestandenen Holzpreise erfolgt zu sein.

Horb, 10. Mat. (Todesstnrz.) (Als der gestern mit einem Adendzug angekommene, schon in den 60er Jahren stehende Bahn- Postschaffner Liebcrmonn aus Stuttgart sich mit einem Kollegen nach Hause d. h. in die Dienstwohnung im Postamt begab, glitt er auf der Treppe so unglücklich aus, daß er rücklings hernnterfiel, wobei ihm die Hirn­schale zertrümmert wurde. Der Bedauerns­

werte, der eine Familie hinterläßt, ist seinen Verletzungen heute mittag erlegen und wird seine Leiche morgen nach Stuttgart über­führt.

Höchst traurige Folgen hatte eine Krastprvduklion, die der in Deggendors bc- dienstete verheiratete Bäckergehilfe Karl Max von Plattling vollführen wollte. Vor ein paar Tagen stemmte Max einen schweren Stein üb r den Kopf, als ihm das gewich­tige Stück entglitt und auf Kopf und Brust fiel. Nunmehr ist Max an den Verletzungen gestorben. Er hinterläßt eine junge Witwe und ein sechs Monate altes Kind.

Ein bedauerlicher Unglücksfall, her­vorgerufen durch unbegreiflichen Leichtsinn, ereignete sich in den Kölner Gußstahlwerken. Dort war der Monteur Petrus aus Köln mit dem Aulstellen von Elektromotoren be­schäftigt Während der Frühstückspause zeigte der Meister der betreffenden Fabrik einen geladenen Revolv r vor, den er zweimal ab­drückte, ohne daß die Waffe sich entlud. Nun probierte der Mann zum drillen Male, zielte wie zum Scherz aus Petrus, der RevoWer entlud sich, und mitten in die Stirn getrof­fen, stürzt Petrus sofort tot nieder.

Ertrunken sind 11 junge Burschen aus Löbnitz, welche von einem Tanzvergnügen in Rösa über die stark angeschwollene Mulde setzen wollten. Ein zwölfter konnte sich durch eine den Fluß hinabtrcibende Tonne noch retten. Die Ueberfahrt, welche für gewöhn­lich mittels Drahlseilfähre bewirkt wird, muß in ihrem letzien Teile, weil d'e Drahtseil- führe nicht ousreichte, in einem Kahn bewerk­stelligt werden, welcher, kurz nachdem er sich in Bewegung gesetzt hatte, kenterte. Wie von anderer Seite mitgeieilt wird, sollen so­gar 14 Personen, unter ihnen der Fähr­mann, den Tod in den Wellen gefunden haben.

Da der Absatz der zum Besten der St. Georgen Kirctc zu Eisenach veranstalteten Eisenacher Kirchbau Geld Lotterie , deren Losvertrieb auch im Königreich Württemberg gestattet worden ist, so bat eine Verlegung der Ziehung auf den 4. November d. I. beschlossen werden müssen. Der während der nächsten Monate sehr starke Fremdenverkehr in den Thüringischen Bädern und Eommer- lrischen läßt hoffen, daß bis zu diesem ab­sichtlich noch dem Schluffe der Reisesaison stattfindenden unabänderlichen Termine die Lose der Eisenacher Kirchbau Geld-Lotterie noch einen befriedigenden Absatz finden werden.

Schutz in Lebensgefahr. Ein Lufi- schiffer ersucht die Polizeibehö-de zu Ex­hausen um die Erlaubnis, folgende Pro­duktion veranstalten zu dürfen: er will bei Nacht mit einem Luftballon aussteigen und in einrr Höhe von fünflausend Fuß ein Bril- lantfeuerwei k abbrennen. Bescheid der Poli­zeibehörde: Die Schaustellung scheint im höch­sten Maße bedenklich, da der Ballon, wie mit Sicherheit anzunehmen, Feuer fangen wird. Es steht zu befürchten, daß der Aero­naut herunterfallen oder herabfpringen muß, was feine Zerschmetterung in tausend Atome zur Folge haben würde. Die Produktion kann deshalb nur dann genehmigt werden, wenn der Luflschiffer sich verpfl chtet, ein starkes Sprungnetz mitzunehmeu und das­selbe unterhalb des Ballonkorbes auszu. spannen.

Ein Bigamist wider Willen. Aus Jassy schreibt man derN. Fr. Pr.": Fol­

gende ebenso mysteriös als drollig klingende Geschichte gebt hier seit einigen Tagen von Mund zu Mund. Die Frau des hiesigen, in bescheidenen Verhältnissen lebenden Mu­sikers N. B. erkrankte im Laufe des vorigen Winters schwer, und um rascher und sicherer zu g nesen, wurde sie nach Bukarest trans­portiert und daselbst in einem Spital unter­gebracht. Der Gatte, der Jassy nicht ver­lassen konnte, er 'uchte einen dortigen Freund, die Patientin von Zeit zu Zeit zu besuchen und ihn über deren Zustand im Laufenden zu erhalten. B. ermangelte nicht, die der Frau versprochene monatliche Unterstützung, regelmäßig einzusenden, obwohl das Ehepaar vor der Abreise aus verschiedenen Gründen auf gütlichem Wege übereingekommen war, das eheliche Bond zu lösen. Seinem Ver­sprechen gemäß schrieb der Bukarest» Freund an B. oft Briefe, bis Letzierer endlich ein Telegramm erhielt, das ihm den Tod der Frau anzeigte nnv zugleich die Einsendung der Begräbniskosten forderte. Der etwas leichtgläubige Musiker, der in seinen Freund volles Vertrauen setzte, erachtete es für über­flüssig, sich vom Geschehenen zu überzeugen, und sendete die verlangte Summe für das Begräbnis. Zwei Monate waren für ihn hinreichend, sich über den Verlust vollständig zu trösten, und vor etwa drei Wochen führte er eine neue Frau heim, mit der er eben glücklich die Flitterwochen genoß. Wie groß war nun sein Schrecken, als er jüngst eines schönen Morgens die Augen öffnete und an der Schwelle seii-es Schlafzimmers seine erste Gattin sah. Anfangs glaubte B>, es sei Hallucinativn, allein als die Frau zu reden begann, begriff der arme B- die volle Trag­weite der traurigen Wirklichkeit. Es war tatsächlich seine erste Frau, die zum ehe­lichen Herd zurückkehrte. Aus welchem Grunde B.'s Freund den Tod der Frau gemeldet hatte, wird jetzt die Untersuchung ergeben.

Zärtliche Söhne und Brüder. Ein erufitzlicheS Famitiendrama spielt' sich im Hause des Kammerdepuiierten Giannuzzi Savelli in Neop'l, des Bruders des Ex- minisierS, ab. Dieser hat drei Söhne, von denen zwei den Eltern schwere Sorge bereite­ten. Um so größer daher war die Liebe z»m dritte» Sohne Von Eifersucht erregt, versuchten nun beide Wilder den dritten zu ermorden, indem sie mit dem Rasiermesser auf ibn losginge«.. Als die Ellern auf das Geschrei des Angegriffenen herbeicilten, wand­ten sich die Söbne gegen die Ellern und mißhandelten diele schwer. Erst die Inter­vention der Polizei schützte die Eitern vor dem fast sickeren Tode.

Massenmord. In Szentegyhaza-Ola- falu-Udvar, im Helyer Comilat, gab die Müllerin Marie Simon in gemahlenem Weizen ihrer Feindin Löiincz Gift, infolge dessen die ganze Familie, die Arbeiter und die Verwandten der Lörtncz, zusammen neun­zehn Personen, im Sterben liegen. Die Müllerin ist verhaftet.

(Aha I) A.:Der Kerl, der dort geht, hat mich um 30 000 ^gebracht."B.: Nanu, wieso denn?" A.:Er hat mir seine Tochecr nicht zur Frau gegeben.'

(Naiv I) Madame zum neuen Dienst­mädchen :Verstehen Sie auch ein Zimmer ordentlich zu machen?" MädchenWer net übel; i Hab jo dahoim immer d' Etäll ausg'mlstet, und do Hots no en ganz andre Dreck ghelt als do hinng,"