Um Glanz und Ruhm.
Novelle von F. Sutan.
(Nachdruck verboten.)
22.
»Ich gehe nicht von Dir, Mama, ich verlasse Dich nicht', flüsterte sie.
„Nein, mein Kind, Du wirst Benno folgen, er führt Dich wieder zurück in das volle reiche Leben. — Wenn Du jetzt nicht mit ihm gehst, dann glaube mir, kommt er niemals wieder. Geh, folge ihm, zögere nicht I Lein ganzes LebenSgiück darfst Du mir nicht opfern.'
In Bennos Augen leuchtete eS auf bei diesen Worten. Er breitete die Arme aus. „Hildegard I Meine Geliebte l Nun hast Du eS gehört, Deine Mutter selbst heißt Dich mir folgen.'
Hildegard lehnte den Kopf an seine Brust. „Ich kann nicht, Benno, bei allem Glück an Deiner Seite würde ich doch keine frohe Stunde haben, diese rührende Gestalt, die meiner so bedarf, würde fortwährend wie ein stiller Borwurf mir vor Augen stehen. O wende Dich nicht so finster von mir, Benno, Geliebter! Sei barmherzig, verzeih' mir.'
Angstvoll schaute sie zu ihm aus; eS lag ein so eigener kalter Ausdruck in seinen Blicken, als wäre alle Liebe für sie jäh erloschen bei ihm.
„Du wirst mich nicht vergessen, Benno! Du wirst mir Deine Liebe bewahren !' stammelte sie dann noch.
„Wenn Du eS für Deine Pflicht hälft, hier zu bleiben, nun so will ich Dich nicht wankend machen in Deinem hohen Pflichtgefühl', erwiderte Benno mit eisiger Stimme. „Ich kann gehen und sogleich! Lebe wohl! Hildegard! Der Traum von einem glücklichen trauten Heim, von lieben Augen, die mich dort freundlich grüßen, er mag verwehen! Vielleicht ist eS besser so, der Soldat darf solchen Träumen nicht nachhängen, besonders jetzt, wo überall sich die Kriegs- wölken aufthürmen!'
Sein Kuß streifte kühl und flüchtig ihre Stirn.
Hildegard zuckte zusammen, sollte da« der Abschied sein, vielleicht für alle Zeit? —
Sie hörte, wie im wüsten Traum befangen, daß er sich jetzt von ihrer Mutter empfahl, — dann ging er hoch aufgerichtet davon, nicht einmal das stolze Haupt zurückwendend.
Mit einem Blick voll Verzweiflung schaute Hildegard ihm nach, und die ganze Wucht tiessten Seelenschmerzes erfaßte sie.
„Benno! Benno!' rief sie im herzzerreißenden Ton, und warf sich, als er ihren Ruf nicht Folge leistete, mit einem wehen Aufschrei in die Arme ihrer Mutter. — Dieser Schrei aber drang doch zu dem Herzen de« stolzen gekränkten Mannes, sein Fuß zögerte, weiter zu schreiten. Er wandte sich um, und sein düsterer Btick ruhte noch einmal auf Hildegard, wie sie dort in den Armen ihrer Mutier lehnte. Die alte Mutier streifte mit den zitternden Fingern liebkosend über den Scheitel des jungen Mädchen, indem sie leise tröstende Worte flüsterte.
E« war ein unendlich wehmütiges Bild, die goldenen Sonnenstrahlen zitterten darüber hin, und die dunklen Tannen rauschten so melancholisch; unauslöschlich grub «s sich ein in das Herz des jungen Osfiizier, aber den
gekränkten Stolz VennoS vermochte eS nicht zu besänftigen. Wie mit tausend Stimmen lockle es ihn fort aus dem düstern Park; fort zu frohen Menschen, wo Helle Augen lachten, und rosige Lippen ihn grüßten.
Hier war ja alles Leben erstorben, aus den dunklen feuchten Wegen wehte es ihn an wie Grabeslust, und diese beiden trauernden Frauengrstalten glichen sie nicht abgeschiedenen Geistern, die da keinen Teil mehr hatten an den Freuden des Lebens!
Am Parkthor hielt Bennos Bursche die noch gesattelten Pferde. Er warf sich darauf, und das feurige Roß trug ihn mit Windeseile davon.
Und wie er so dahin ritt in dem Hellen Sonnenschein des Junitagö, tauchten zwei lachende Mädchenaugcn vor ihm auf, in welche er geschaut aus dem Wege hierher, wo er eine kurze Rast gehalten, auf dem Gute der Eltern eines Freundes von ihm. Wie ein paar Sterne leuchteten diese Augen vor ihm her, als wollten sie ihm den Weg zeigen zum Glück, zur Hellen Lebensfreude.
Und als die laue Sommernacht angebrochen, da hielt sein müde gehetztes Roß wieder vor dem jetzt hell erleuchteten Landhause, welches er in der Morgenfrühe verlassen.
Die Thüren des großen Saals, die in einen Garten hinausfnhrlen, waren gastlich geöffnet, fröhliche Menschen wogten in dem hell erleuchteten Raum auf und nieder, heitere Tanzmusik ertönte, und da waren sie ja auch, die bellen Augen. — — —
Benno lehnte an der Saalthür und unablässig verfolgten seine Blicke eine schlanke Mädchengestalt im weißen Kleide, frische Rosen in den blonden Locken. Wie ein Bild des Frühlings, der Jugenv und der Liebe, dachte Benno, welch ein Conirast mit dem düstern Bilde im Parke zu Waldfclde. Alles was hier vor seinen ernsten Blicken sich erschloß, atmete Lebenslust und Freude. Sollte er davon ausgeschlossen sein, weil er do>t in Waldfelde ein bleiches, verbuchtes Mädchen zurückgelassen halte, die er einst seine Braut genannt? Warum war sie ihm nicht gefolgt, sie trug allein Schuld daran, wenn er ihrer nicht mehr gedachte, wenn er anderen lichterer» Erscheinungen sich zuwandte und in Hellen jungen Mädchenaugen Vergessen und Genesung suchte.
Und gar fein und anmutig verstand cs die Besitzerin der Hellen Augen, den Freund ihres Bruders Konrad von Feldern zu fesseln und sein trauriges Gemüt zu erheitern.
Plötzlich stand sie vor ihm, und grüßte ihn so herzinnig.
„Das ist schön, das ist lieb von ihnen, daß Sie den Weg wieder zu uns gefunden haben, und meinen Geburtstag noch ein wenig mitfeiern können', sagte sie, Benno die kleine Hand entgegen streckend.
„Ihr Geburtstag ist heute?' rief Benno, und blickte traumverloren in das liebliche rosige Gesicht Linas von Feldern.
„Allerdings, mein Geburtstag ist heute! Haben Ihnen die Blumen nicht verraten als Sie heule in der Morgenfrühe davon ritten, was für ein wichtiger Tag heute sei, und daß es bitter Unrecht war, davonzureiten. Freilich Sie haben eine Braut!'
„Ich bitte, schweigen Sie davon' unter, brach sie Benno finster. — Ich — ich habe kein Braut mehr —"
„Fast erschrak er vor seinen eigenen Worten. Sollte den wirklich der Traum, das Glück langer Jahre in einer Stunde verweht sein. — Halte Hildegard nicht das Recht trotz alledem an seine Liebe und Treue zu glauben?
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
— Zur Frischerhaltung des Fleisches verwendet die französische Heeresverwaltung seit Jahren ein eigenartiges Mittel, dessen Einzelheiten zwar noch geheimnisvoll bleiben, das seinem Wesen nach jedoch inzwischen bekannt geworden ist. DaS Verfahren besteht darin, daß gleich nach dem Schlachten in alle größeren Fletschstücke auf besondere Weise und mit einem eigenen Gerät ein Gas eingeblasen wird. Um welches Gas es sich da bandelt (Kohlensäure?) «st Geheimnis der französischen Heeresverwaltung; jedenfall wird durch das Verfahren eine Frischerhallung des Fleisches erreicht. Das behandelte Fleisch wird hernach einfach in große Leinwand eingepackt und hält sich dergestalt mindestens 12 Tage lang gut, ohne im geringsten an Wohlgeschmack oder Nährwert einzubüßen. Die Erfahrungen damit reichen schon über vier Jahre und haben befriedigt; zu Gunsten des Verfahrens spricht weiter noch, daß es nicht umständlich und billig ist und wenig Raum beansprucht.
— Jung-Amerika. Ein hübscher, aufgeweckter Junge spaziert vor einiger Zeit in den Laden eines New-Aorker Drogisten. „Ich möchte 6 Pfund Zucker, zu vier Cents das Pfund, haben," liest er von einem Zettel ab. „Schön," entgegnet twr Verkäufer, das macht vierundzwanzig Cents." „Elf Pfund Reis, zu sechs Cents das Pfund." „Sechsundsechzig Cents." „Secks Viertel Bohnen, zu sechzehn Cents das Quart." „ScchSundneunzig Cents." Und in dieser Weise geht es fort: Drei Pfund Stockfisch zu soundsoviel, vier Pfund Thee, fünf Pfund Tomatos, sieben Büchsen eingemachte Birnen und zum Schluß sagt der Junge: „Geben Sie mir die Rechnung über alles." Der Kommis stellt die Rechnung aus und giebt sie dem Besteller mit der Frage, ob seine Mama ihm das Geld mitgegeben habe oder ob der Betrag ihm angcschrieben werden solle. „Meine Mama hat mich gar nicht hergefchickt," sagt der Junge triumphierend, sobald er die Rechnung in der Hand hat, „es ist bloß meine Rechenaufgabe, die ich mir doch von irgend jemand machen lassen wollte."
.. (Eine freundliche Wirtin.) Michel: „Frau Wirtin, ich Hab' Jhna doch gesagt, Sie sollen mir a mageres Schweinernes bringen und dös hier iS doch fett!" —Wirtin: „Wenn's Euch net recht is, braucht'S ös ja net z'essen l Aber Ihr könnt's net verlangen, daß ich Euretwegen meine Säu nach Marienbad schick'!"
(Ja der Kunstausstellung) Frau Kuhlicke: „Du, Alter, was ist denn das da sür'n blutiges Bild?" — Kuhlicke: „Die Ermordung CäsarsI" — Frau Kuhlicke: „Gott I Von Cäsars Ermordung höre ich ja das erste Wort. Davon Hai ja noch gar nichts in unserem Lokalblatt gestanden."
(Erkannt.) „Ach, Fräulein Emilie, ich liebe Sie so heiß, so innig, so unermeßlich, so . . . — „Aber, mein Herr, so
viel Mitgift habe ich ja gar nicht I"
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