Nr. 33.

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Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

97. Iahrqanq

Tonnkrsiag, dcn 9. Zebrunr 1922.

ivrzu-tprett: In der Llaol mtt Lräz.'riohn Mr. 24 vttrltliuhiuch Pouvezus»-

, Neueste Nachrichten.

Der Ikisenbahnerftreit sch.int nun wirlUch seinem ende entprgenzngrhen. Tik ReichSgewer'schast hol in leige« Nachk ihre Orlsgnippen iclcgraphisch angewusen, den Streik ad,» brechen unv die Arbeit wieder auszuneh. men. Der Aussordeiiing wird z»m Teil zögernd, znm Teil in größerem Umja»g Folge gelcstiet. Tie Wiederherstellung de« regelmäßigen Vrrtches wird jrzpstverftändlich noch rinige Tage erjorbrrn.

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In der hentlgen Sitzung de« Reichstag« wird der Reichs­kanzler eine Regierungserklärung über di, Hat. tung de« Kabinetts im E i s e n b a h n « r st r e it ab- geben.

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Ta«Berliner Tageblatt" teilt dir vom RcichSkablnett beschlossenen Richtlinien sür die Maßreglungen »er Urheber und Führe, de« Streik« mit. Masseumaßrcgclnngen smd «icht vorgesehen.

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In eine» Rote an die engliche «nd italienische Regierung schlägt Poinearr eine Zusammenkunft von Vertretern der drei > Länder vor der Konferenz von Genua vor. Dieser Vorschlag eich I trt sich nach dem Wortlaut vor allem gegen Rußland uns l Deutschland. Weiter beantragt Frankreich eine Verschiebung l der Konsrrenz von Genua um 3 Monate, angeblich zur besseren Vorbereitung. Außerdem solle aus dieser Konsrrenz die Repa- rationSfrage nicht behandelt werden dürfen.

Aufruf der Neichsgewerkschaft zur Wiederaufnahme der Arbeit.

Beginn der Wiederherstellung des Berkehra.

Berlin, 8 Febr Wie vom RcichSverkehrsministcrium mitgeteill Wird, hat die RcichSgcwcrlschast deutscher Eiscnbahnbeamten und »Anwärter in der letzten Nacht ihre Ortsgruppen telegraphisch äuge. Wiesen, den Streik abzubrechen und die Arbeit baldmöglichst wieder ausznnehmcn. An vielen Stellen sind die Beamten zum Dienst zu- rückgckchrt, sodaß die Technische Nolhilfe an mehreren Orlen bereit« wieder zurückgezogen werden konnte. Ter Nolbetueb kann in ver­mehrtem Umsange durchgeführt werden. Auch im DircttionSbezirk Berlin wird von einzelnen Aemlern die Rückkehr der Beamten in den Dienst gemeldet. Auch im Direktionsbezirk Altona hat eine Reihe Streikender den Dienst wieder ausgenommen. Im Diret- tionsbczirk Halle ist auf dem Bahnhof Wittenberg ein Teil deS Lo- komoiivpersonalS zum Dienst wieder angelrcten. Im DireklionS- bezirk Kassel wird der Nolbelrieb ohne Technische Nolhilse vollstän­dig mit Eisenbahnpcrsonal durchgeführt. Auch im Tircktions- bezirk Hannover hat sich ein Teil des LokomolivsührerpcrsonalS zum Dienst gemeld-t.

Berlin, 8 Febr. Wir der Aktionsausschuß der ReichSgewerkschast der ,B. Z. am Mittag' mittcilt, dürste der telegraphischen Auffor­derung, den Streik sofort abzubrechen, überall entsprochen werden. Ter Aktionsausschuß nimmt an, daß bis nachmittags die ersten fahr­planmäßigen Züge io Bewegung gesetzt werden.

Berlin, 8. Febr. Rach einer Bekanntmachung der Elsenbahn­direktion Berlin ist die Zeit sür die Wiederaufnahme des Dienstan­trittes bis TonnerSIag, den 9. dS MIS. verlängert worden.

Berlin, 9. Febr. Eine Vollversammlung der Berliner Telegra- phenarveiter hat gestern nachmittag beschlossen, daß die Arbeit heute Donnerstag wieder ausgenommen werden soll.

Berlin, 8. Febr. Wie vom ReichSverkehrSministerium mitgeteilt wird, kehren die Beamten aus einigen Stellen nur zögernd zurück, während sie auf anderen desto zahlreicher zum Dienst zurückkchrcn, so- daß es beinahe Schwierigkeiten macht, alle unterzubringen. Es dürste bereit- in den nächsten Tagen gelingen, den^Personenverkehr bedeu­tend zu verstärken, während die Ingangsetzung des ordnungsmäßigen Güterverkehrs noch mindestens eine Woche beanspruchen wird. In­folge des Zustands der Eisenbahnanlagen und vor allem des Repa- raturstands der Lokomotiven wird auch dann noch nicht die vor dem Streik erreichte Betriebsleistung erzielt werden. Der Reparaturstand der Lokomotiven ist deshalb so wichtig, weil durch das plötzlich« Ver­lassen der Lokomotiven beim AuSbruch deS Streiks durch den Frost wesentliche Teile der Lokomotiven zerstört worden sind. Ter da­durch entstandene Schaden ist auf mehrere hundert Millionen Mark »u bemessen.

»eartsruge, 8. Febr. Die LandeSstelle Baden der Reich-geweik» ichafr deutscher Eneubahner hat die Li'.sgruppen soeben angewiesen, sie Arbeit möglichst joiort wieder aufzunehmen, damit nachmittags Ser rcgclmäß ge Betrieb auch in Boden wieder lauten kann.

Dir Wiederau.nähme der Arbe.t.

Berlin, 8. Febr. Tie Zentrale des Teutsch. Eise»b.-B. hat die A»wei>ung an aste ihre Mitglieder erlassen, dag sie van Donnerstag, dcn 9. Februar, nachmittags 2 Uhr ab, lebe Al veil zu verr-chten haben, die ihnen von der Ver­waltung nach Maßgabe ihrer Befähigung ausgetragen wird.

In Oldenburg hat der Deutsche Eisenbahnerverband durch Anjchlcig bekannt gegeben: Für uns besteht kein Streik mehr. Arbeit sofort und überall ausnehmen!

Die Stellung der Neichsreg.erung zum Streik.

NegierungscrNurung im Reichstag zum Lijcnbahnerstreik.

Berlin, g. Febr. Wie die Blätter initteilen, wird in der heutigen Sitzung des Reichstags Reichskanzler Tr. Wirlh eine Regierungserklärung über die Haltung des Kabinetts >m Eisenbahnerstreik abgeben. Nach dem Reichskanzler sürsre der Berkehrsminister Grüner das Wort ergreifen.

Di« Richtlinien der Maßregelungen.

Berlin, 9. Febr. Die Neichsregierung stellte gestern nachmittag in einer Kabinettssitzung die Richtlinien auf. nach denen die Maßregelung der streikenden Eisenbahner erjagen soll.

DasBerliner Tageblatt" teilt mit, daß folgende Richt­linien aufgestellt worden seien: 1. Das orvent'ich« Diszipli­narverfahren wird eingelcitet gegen Beamte, die s) Urhe­ber des Streiks sind, h) soweit sie Sabotage-oder gemalt, jame LNlgrisse in den Betrieb ausgesührt oder andere Be­amte an der Erfüllung ihrer Dienstpflicht durch Gewalt oder Drohung mit Gewalt gehindert haben. 2. Soweit ein­zelne Beamte wegen Streiks zur Deranwortung gezogen werden, soll nur auf Ordnungsstrafen erkannt werden, so­fern sie alsbald zur Erfüllung ihrer Dienstpflicht zurück- kchren. Geldstrafen sollen nur in Sondersällen verhängt werden. 3. Ueber das Diensteinkommen während der Ltreiktage bestimmt Paragraph 14 Absatz 3 des Neichsbe- amtengesetzes (Nichtbezahlung der Streiktage). 4. Soweit Disziplinarocrsahren bereits eingeleitet sind, sollen sie im Nahmen der Grundsätze zu l. nach den gesetzlichen Bestim­mungen weiter geführt werden. 5. Die kündbaren Beam­ten sollen nach den gleichen Grundsätzen behandelt werden. Wie das Blatt weiter mittcilt, sollen als Urheber nicht nur diejenigen Beamten, die in dcn Zentralstellen, sondern auch diejenigen, die im Reich, in den Verwaltungsbezirken am Ausbruch oder der Fortsetzung des Streiks hervorra­gend mitgewirkt haben, gelten. Kündbare Beamte, die un­ter 1a oder Id fallen, sind zu entlassen. Soweit sie schon entlassen sind, werden sie nicht wieder eingestellt. Das Be­schwerderecht wird dadurch nicht berührt. Die nicht unter lg oder Id fallenden kündbaren Beamten werden zur Be­schäftigung wieder zugelassen. auch wenn sie schon entlas­sen worden sind. Das Kabinett beschloß, dem Blatt zu­folge, weiter, auch gegen alle diejenigen Beamten vorzu­gehen. die sich einer Beschimpfung oder Belästigung von Beamten schuldig gemacht haben, die während des Streiks tätig waren.

Erfolge der technischen Nothil e.

Berlin, 7. Febr. Ueber den Einsatz der Technischen Not­hilfe in den städtischen Werken wird bekannt, daß von ihr als Dringendstes zunächst die Eroß-Berliner Wasserver­sorgung sichergestellt wurde und im Anschluß daran meh­rere Elektrizitätswerke in Betrieb gesetzt wurden, wo Strom in steigendem Umfange erzeugt wird. Den Eisen- bahndirektlonen im ganzen Reiche wurden an Fachkräften zur Beifügung gestellt: Führerpersonal für rund 1000 Züge. 1200 Mann Begleitpersonal und weiter über 5000 Mann Personal für die Aufrechterhaltung der Betriebs- Werkstätten, Stellwerte, Weichenantagen und sonstigen Hilfsardeiten.

Berlin, 8. Febr. Wie den Blättern vom Reichsver- kchrsministcrium mitgetcilt wird, ist es durch die Einrich­tung des Notbetriebs gelungen, in den letzten 24 Stunden in den Streikbezirken annähernd 2000 Züge zu sahren. Allein im Ruhrkohlenbezirk sind in den letzten 12 Stunden 124 Kohlenzuge gefahren worden. Durch weiteren Ausbau des Notbctriebs wird es gelingen, das Wirtschaftsleben wenn auch mit Unbequemlichkeiten und unvermeidbaren

Lr>a,üuerungen auch be, einer weitere» Andauer des Streiks vor dem Erliegen zu bewahren.

Berlin, 8. Febr. Durch die Einsetzung der Technischen Nothjtie ist cs lin L'Uie des gestrigen Tages gelungen, eine Reihe der Berliner städtischen' Eiektriz>u.lswerke wie­der in Betrieb zu setzen. Sumllicke Krankenhäuser und Kliniken tonnen wieder »nt Strom und Licht versorgt werden, ebenso die großen lebenswichtigen Verriebe, na­mentlich die Groß-Bäckercien. An verschiedenen Stadt­vierteln sind bereits ganze Hüuierb'.ocke wieder mir elek- rriscl)cm Licht versorgt. Alan rechnet bcmit, daß spätestens heure abend alle Berliner Lichlabnehmer ihr elektrisches Licht wieder werden^ brennen können.

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Abbruch des Streiks der stäkt. Arbeiter in Berlin.

B-rlui, 8- Febr. Heule nachniitiag erschien d e Llcc,U>'uuup nur den Sp.tzenorganisationen der städtischen Arbeiierschast beim Ober­bürgermeister. um die Wiedereinstcllung der Enllasjenen zu erwirken, loser» diese morgen di« Arbeit wieder ausnehmcn. Ter Oberbürger­meister erklärt«, der Magistrat müsse bade, verharren, daß alle ent­lassen seien, dir Diensiag nachmittag 2 Uhr tue Arbeit nicht ausge­nommen haben. Wiedereing.stelll könnten nur solche Kräfte werden, deren ÄrbeiiSslcllcn mzwischen nicht besetzt oder sür die ein Bedarf noch vorhanden sei. Der Magistrat würde, vorbehalilich der Zustim­mung der Sladiverordnetcnversammlung, solchen entlassenen Arbei­tern. dir wiedcreingcstclll werden, keines der vor der Enllassung er­worbenen Ncchie kürzen. Ter Oberbürgermeister wies schließlich darauf hin. daß. je länger der jetzige Zustand bestehe, sich sie Zahl der Neueinstellungen erhöhe. Um Ü Uhr abends wurde bekannt, » dir StreiNeiliing und d.e Obleute brschlossrn haben, den Streik ab- zubrrchru und dir Arbeit wieder aufzunehmen.

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Württemberg und der Streik.

Keine Ucberwei.unz von Lokomo.io>uhrern «i^ch Nordkentschlanv.

(STB) Stuttgart. 8. Febr. Bon der Eisenbabnoe^eral» direktio» Stuttg. wird mitgereilt: Zu der vom WTB. als amtliche Mitteilung der Eisenbahndirektion Magdeburg der Presse übermittelten und von derSüddeottckisi, Ar­beiterzeitung" vom 8. Febr. Nr. 32 unter der Ueberschrift Württ. Lokomotivführer als Streikbrecher in Norddeutsch­land" verbreitete Nachricht, daß aus Siiddeutlchland dort­hin 150 Lokomotivführer überwiesen und bereits unterwegs seien, wird sestgestellt, daß von der Eüenbobngenera'direk- tion Stuttgart keine Lokomotivführer nach Norddeutschland überwiesen und dahin unterwegs sind. Unseres Wissens ist dies auch nicht aus dem Bereich des bayrisch-» Rostes der Reichsbahn der Fall. Es scheint sich um die Technische Not- Hilfe aus bayrischen Städten zu handeln.

Die Stellung der oberen und mittleren Post- und Telegraphenbeamten.

(SCB) Stuttgart. 8. Febr. In einer Bezirksversamm­lung der oberen und mittleren Reichspost- und Tele- graphenbeamren wurde zu dringlichen Beamtenfragen Stellung genommen. Lebhaft geklagt wurde, daß durch das unverständige Verhalten der Berliner Zentralbehörden der Uebergang der würlt. Postbeamten in den Neichsdicnst mit gemischten Gefühlen betrachtet werde. Nach einem Re­ferat des Landesvorsitzcnden zur Streiklage wurde in einer Entschließung gegen den Streik Stellung genommen, der Beamtenstreik als nicht gangbarer Weg zur Lösung schwe­bender Beamlenfraen bezeichnet und der Negierung gegen­über die Erwartung ausgesprochen, daß sie die Beamten­schaft vor Not und Hunger schuht, damit sie sich in den Dienst des Wiederaufbaus des Vaterlandes stellen kann.

Folgen der Kohlennot.

(SED) Stnttgart/8. Febr. Die durch den Eisenbaßner- strcik veranlaßte Kohlennot zwingt bereits die größeren Kraftwerke, das Rationierunosrroaramm sür Strom und Kraft durchzusühren. Sowobl die Rcckarwerke in Eßlingen als auch das Kraftwerk Altwürttemberg in Ludwigsburg künden Einschränkungsmaßnahmen an.

Wiederaufnahme des Verkehrs nach Baden.

(SCB) Stuttgart. 8. Febr. Der Perionenenaverksbr im Bezirk der Eisenbahngeneraldirektion Karlsruhe wurde heute nachmittag 4 Uhr in beschränktem Um'anae wieder ausgenommen. Die' württembergischen Pcrsonenzüge wer­den daher wieder bis und ab Bruchsal und Hauiach durch- gesührt. Auch sind die im Grenzverkchr mit Baden ange- grdneten sonstigen Einschränkungen aufgehoben worden. Die Schnellzüge 52 (Stuttgart an 12.50 nachm.) und 53 (Stuttgart ab 5.10 nachm.) verkehren vom 9. Februar an wieder ab und bis München, die Schnellzüge 147 (Stutt­gart ab 6.48 vorm.) und 148 (Stutlagrt an 11.40 nach". * wieder bis und ab Nürnberg.