Kamillen und EchnapS eingegeben hat. Eine umfangreiche Korrespondenz der Frau wurde beschlagnahmt. Zwei kleine im SäuglingS- alter stehende Kinder, die in der Wohnung der Frau S. vorgesnnden wurden, ließ die Polizeibehörde vorläufig anderweitig nnter- bringen.

Toulon, 7. März. Nach den letzten Nachrichten beträgt die Zahl der bei der Katastrophe in Lagoubran Umgekommenen 54, die der Verwundeten 130. Neuerdings verbreitet sich das Gerücht, die Explosion sei von verbrecherischer Hand herbeigeführt wor­den. Im Schutt sei eine 1'/» Meter lange Lunte gefunden worden. Lockrcy sagte zu einem Interviewer, die Hypothese, daß die Explosion durch Selbstentzündung entstanden sei, sei unzulässig. Anderseits wird vermutet, ein Stein habe sich von der Decke abge>öst, sei auf eine Pulverkiste gestürzt und habe so die Explosion veranlaßt.

Nizza, 6. März. Die große Pulver, exploston in Toulon ist bis hierher gehört worden, auch wurde hier und an der Küste eine Erderschütterung dabei verspürt.

- Eiu furchtbares Familiendrama fitzte

am Mittwoch die Bewohner der Passage

Saint-Sebastian zu Paris in große Aufreg­ung. In der dort in einem bescheidenen Zimmer wohnhaften Familie des Pflasterers David herrschte seit mehreren Wochen infolge der Krankheit des Familienoberhauptes ent­setzliche Not. Als der Mann gegen Abend, nachdem ec sich nach Arbeit umgesehen hatte, in seine Wohnung zurückkehren wollte, wurde ihm auf sein Klopfen nicht geöffnet. Von bangen Ahnungen ergriffen, stürzte er zu dem Hausmeister, der ihm erklärte, er habe seit Mittag niemand aus der Wohnung her- austrelen sehen, dagegen Stöhnen und Schreie in derselben vernommen, denen er aber keine weiter« Bedeutung geschenkt habe. Entsetzt erbrach David mit Hilfe einiger Nachbarn die Thür seiner Wohnung und sank bei dem erschütternden Anblick, der sich ihm darbot, bewußtlos nieder. Auf dem Bette lagen die drei Kinder ausgestreckt, während die Frau auf die Erde gestürzt war, sie hatte sich furchtbare Brandwunden zugezogen indem sie auf eines der drei Kohlenbecken fiel, die in­mitten des Zimmers angebracht waren. Da die Körper noch Spuren von Lebenswärme aufwiesen, holte man rasch einen Arzt herbei, ressen Bemühungen sich aber als zwecklos er­

wiesen. Der überlebende Vater ist durch den grausamen Schlag derartig mitgenommen, daß man für sein Leben oder wenigstens für seine Vernunft fürchtet.

Ein großer Opalsund ist kürzlich in Winten in Queensland gemacht worden. 2 Deutsche, die genug erwerben hatten, »er, kauften ihrenvlaim" an zwei Leute, Na­mens Shillington und Greenwood, die, kaum daß sie einige Zoll Erde durchgrabcn hatten, auf eine starke Opalader stießen. Nach Er­öffnung derselben stellte es sich heraus, daß man vor dem größten bisher entdeckten Opal­block stand. Der elf Fuß lange Block soll stellenweise Beinesdicke haben, und vier Män­ner wurden zu seinem Transport gebrauch'. Der Wert des Opals wird zwischen 140 000 und 300 000 geschätzt.

(Das zusammengekochte Bild )Lieber Freund, die Suppe hat aber einen eigentüm­lichen Geschmack . . I"Ja, weißt Du, meine Frau malt. Da sie aber doch auch kochen muß, so setzt sie sich mit ihrer Malerei zum Herd und da passiert cS ihr halt öfter, daß sie im Eifer mit dem Pinsel in den Kochtopf und mit dem Kochtopf ins Bild fährt I«

Um Glanz und Ruhm.

Novelle von F. Sntan.

(Nachdruck verboten.)

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Georg ist nicht mehr! Er ist tot! toll" rief sie im herzzerreißenden Ton.Und ichl Hildegard, sage ihm doch, was mit mir geschehen ist. Es war etwas Trostloses über den Schmerz um Georg vergesse ich es fastl"

Wir müssen sogleich zum Doeior schicken," sagte Hildegard.Das Augenleiden der Mama scheint sich verschlimmert zu haben."

Ja, richlig, meine Augen!" unierbroch sie die Generaltn.Ich bin ja blind. Hörst Du es auch! Dein Sohn ist tot! Deine Frau ist erblindet. Aber tröste Dich, Dein Gold, Dein Reichtum ist Dir geblieben. Georg braucht nun nichts mehr!"

Ist es wahr, Hildegard, was Deine Mutier sagt?" fragte der General erblassend.

Hildegard reichte ihm stumm den Brief Luisens.

Ich dachte nicht, daß sein Leiden wirk­lich ernstlich war", murmelte der General, als er die Zeilen des Briefes überflogen haue.Willst Du mir nicht den Brief Georgs geben?" wandte er sich dann an seine Gemahlin, mit einem scheuen angstvollen Blick in ihre Augen.

Sollte es wirklich wahr sein, was sie ihm da mit bebenden Lippen zugerufin? Diese Augen, die ihm einst alles Glück des LedenS tzklächeit, sollten erblindet sein! Und Georg, sein einziger Cohn, nur lotl Gestorben in Mangel und Elend. Mit zitternden Händen griff er nach dem Brief Georgs, den ihm die Generalin jetzt reichte und legte ihn dann stumm wieder beisrite. Keinen Gruß, kein Gedenken an ihn enthielten dieie Zeilen. Es war doch hart, AilrS wendete sich von ihm. Ei» wehes Gefühl tiessfir Hci zruseinsamkeit packte ihn plötzlich mit er- schüticrnder Gewalt. Gab es denn Nie­mand mehr auf der weiten Welt, dessen Herz sich zu ihm neigte, würde er so einsam, sv Verlasse» bleibe» bis an das Ende seiner

Tage? Nein, nein, ein Herz gab es, das würde und mußte sich ihm zuwenden. Wie ein lichtes versöhnendes Bild lauchte ein Kinderantlitz vor ihm auf. Das Enkelkind, daS er über die Taufe gehalten und das seinen Namen trug. Dieses Kindes Liebe wollte er gewinnen, sie sollte ihn entschädigen für all die Liebe, die er verloren.

Wirst Du heute noch an Deine Schwä­gerin schreiben?" fragte er Hildegard.

Ich will eS versuchen," sagte sie leise.

Dann schreib ihr, sie soll sofort mit dem Kleinen zu uns kommen. Der Junge, der künftige Herr und Besitzer dieses Gutes soll hier unter meinen Augen aufwachsen und soll den Glanz unseres Geschlechtes begrün­den helfen."

Sie wird nicht kommen", sagte die Ge­nerali«.

Sie soll I Sie muß I" erwiederte der General heftig.Wovon soll sie leben? Ich will nicht, daß mein Erbe in Armut und Eiend aufwachst."

Und sein Vater mußte zu Grunde gehen an dieser Armut, in diesem Elend I Glaubst Du, daß Luise D'l das je verzeihen wird? Sie wird tausend mal lieber sich und ihr Kind mit ihrer Hände Arbeit erhalten, ehe sie einen Heller von Dir annimmr I

Sie ist ein sanfter Charakur, sie wird nicht so m,verähnlich sein, wie" er verschluckte das Wort das aus seinen Lchpen schwebte und wendete sich an Hildegard. Hildegard, hörst Du, Du schreibst ihr meine Wünsche und dann schicke sogleich nach der Stadt zum Doktor, daß er die Augen Deiner Mutter untersuche."

Hildegard verließ das Zimmer. Der General ging unterdeß unruhig aus und ab, dann und wann düstere Blicke auf seine Ge­mahlin werfend. Endlich trat er zu ihr heran.

Ist es wirklich wahr, Marie? Ist D-tne Sehkraft gänzlich geschwunden?" fragte ex.

Was schadet es", erwiderte die Gene­ralin bitter,wenn ich auch den düstern Park nicht mehr sehe und die dunklen Stuben und Hildegards btasfis, vergrämtes Antlitz; andere

Bilder würden ja meine Augen doch nie mehr schauen.

Der Doktor ist im Dorfe und wird sogleich erscheinen!" Mit diesen Worten trat Hildegard jetzt wieder in daS Zimmer, nach einigen Minuten folgte ihr der Arzt.

Mit bange» Bücken hingen die Augen Hildegards und des Generals an seinem ernsten Antlitz, als er die Augen der Kranken untersuchte.

Es ist, wie ich befürchtet", sagte er jetzt leise zu dem General.Eine plötzliche Lähm­ung des Sehnervs ist da cingelreten, da ist keine Rettung mehr."

Ich wußte eS", flüsterte die Generalin, deren scharfem Ohre die leisen Worte des Doctors nicht entgangen waren. O warum raubte mir der jähe Schmerz nur das Augen­licht, warum nicht das Leben! Warum darf ich meinem Georg nicht folgen, dorthin zum ewigen Frieden!"

Mutter", sagte Hildegard vorwurfsvoll, bin ich Dir gar nichts mehr?"

Du wirst mich bald verlassen, Hilde­gard, dem Geliebten folg.n, dann bin ich

ganz allcin.-Allein mir ihm. Ist

er noch hier, Hildegard?"

Nein, Mutter, er ist mit dem Dvctor in das Nebenzimmer gegangen."

Allein mit ihm", wiederholte die Gene­rali»,mit ihm, der diese dunklen Schallen über mein Leben gebrestei. Nein, nein, ich würde es nicht ertragen, d r Gedanke ist zu fürchterlich. Du darfst mich nicht ver» lassen, Hildegard. Es ist vielleicht nur noch kurze Spanne Zeit, die ich aus Erden weile. Bleibe so lange bei mir, laß mich nicht allein mit ihn, I"

Hildegard saß zu den Füß.n ihrer Mut­ter, ein graues Dämmerlicht herrschte in dem öden Zimrwr.

Draußen rauschte der Rege» hernieder, durch dies Rauschen aber lönle cS a» taS Ohr des jungen Mädchens wie eine ferne, heiß­geliebte Stimme, die ihren Namen rief voll heißer Sehnsucht.

(Fortsetzung folgt.)

Nchsktisv, Drrck und Brrlsz son Be mH. HssKann irr Mltzßad«