Rundschau.

Stuttgart, 3. März. Der Kabinettschef des Königs, Freih. v. Griesinger ist heute aus Tübingen hierher zurückgekommen; an eine baldige Uedernahme seiner Geschäfte ist kaum zu denken. Die in Tübingen an ihm vorgenommene Operation war nicht von dem erhofften Erfolg begleitet gewesen.

Stuttgart, 2. März. Für den Rathaus­neubau, dessen Bauzeit vom Frühjahr ab auf 5 Jahre berechnet ist, hat der Gemeinderat einen Kredit von 2 Millionen Mark be­willigt.

Stuttgart, 3. März. Wie wir hören, ist bei der weiteren Ausarbeitung der Pläne für die diesjährigen Kaisermanöver stark in Erwägung gezogen worden, das Hauptlager während der 3 Houpttage nicht in der Um­gegend des Hohenzollern aufzuschlagen. Es haben sich erhebliche Zweifel darüber er­hoben, ob dieser Platz in Hinsicht sowohl auf die Masseneinquartierung der Truppen, als namentlich deren rasche Zurückbeförder­ung aus dem Manöverfelde geeignet sei. Die wenig günstig liegenden Verkehre Verhältnisse sollen den Ausschlag gegeben haben, das Hauptlager weiter nördlich und zwar in die Gegend von Weildcrstadt weitab von Stutt­gart, -nämlich ins Strohgäu mit der Rich­tung nach Baden zu liegen.

Stuttgart. In der Stallung des Gast­hauses zur Rose, Hauptstätterstraße, ist zur­zeit ein Pferd von immenser Größe Zusehen, ein Rvtschimmel, der eire Höhe von 2,5 Meter, eine Länge von 3,7 Meier und ein Gewicht von 22 Ztr. hat. Das äußerst gut­artige Tier stammt von Nordamerika aus einer mecklenburgisch-englischen Kreuzung und ist von der hippologischen Gesellschaft in Ber­lin auf Grund statistischer Messungen für das größte Pferd der Welt erklärt worden. Das Rtesenpferd verzehrt täglich 25 Pfd. Haber und 25 Pfd. Heu. Seine Hufeisen haben ein Gewicht von 30 Pfund. Daneben stellt der Besitzer ein Zwergpferd aus, das für den Kenner ebenfalls eine Merkwürdig­keit ist. Es ist kein Poi y, sondern ein re­guläres, nur klein gebliebenes 3 Jahre altes Pferdchen, das von einem preußischen Milt- tärpferd ostprcußischer Zucht abstammt.

Ludwigsburg, 3. März. (Kindsmörderin) Gestern wurde beim hiesigen Amtsgericht ein 28jähriges Mädchen aus Oßweil eingeliefert, das im Verdacht fleht, heimlich geboren und ihr Kind gelötet zu haben. Den Leichnam des Kindes hat man nun im Hofe hinter ihrem Hause eingescharrt aufgefunden.

Güglingen, 3. März. (Unfall.) Vor einigen Tagen wurde der hiesige Konditor Saltelmaier, als er abends hcimkehrte, in der Nähe seiner Wohnhäuser von einem Rad­fahrer von Zaberfeld überfahren, wobei er schwere Verletzungen davomrug. Insbesondere wurde ihm ein Oberschenkel adgedrückt.

Möckmühl, 3. März. (Skeletifund.) Bei den Grabarbciten zum neuen Seckachbest, die nun mit dem Abhub der Humuserde begon­nen haben, stieß man auf ein gemauertes Grab, in welchem ein Skelett sich befand. Welcher Zcilperiode dies entstammt, ist un­bekannt, da weder Waffen noch sonst etwas dabei gefunden wurde.

Crailsheim, 2. März. Vorgestern abend Wurde in der Nähe des Auhvss eine Schaar von eiwa 60 Schneegänsen beobachtet, welche sich aus einem Samenfeld« niederließrn. Backnang, 25. Februar. Eine schwüle

Stimmung herrscht gegenwärtig in den Krei­sen der hiesigen Geschäftswelt. Infolge un­günstigen Geschäftsganges und großer, un­wiederbringlicher Verluste sahen sich einige der größten Lederfabrikanten genötigt, tie Zahlungen einzustellen. Dadurch wurde eine große Anzahl hiesiger Geschäftsleute derart ge­schädigt, daß sie das gleiche Schicksal treffen wird. Durch diese Affäre wurde dem gan­zen Gerbergcwerbe ein schwerer Schlag ver­seht, weil auch die nichtbetroffenen Firmen am Kredit geschädigt sind.

Altensteig, 4. März. An der großen Schwarzwaldwasserversorgungsgruppe, an wel­cher unter der Oberleitung des StaatStech- nikers für das Wasserversorgungswesen, Ober­baurat Ehmann-Sluttgart, seit 1896 gebaut wird, konnte diesen Winter weitergearbeitet werden, so baß der Bau jetzt bis Heselbronn, Zumweiler, Altensteig Dorf im Bezirk Nagld und bis Röthenbach, O.A. Calw, vorge­schritten ist. In den genannten Orten wird in den nächsten Wochen die Wasserleitung in Betrieb gesetzt. Es ist dann im über­wiegenden Teil der 28 Orte, welche die Gruppe im ganzen umfaßt, das Werk im Betrieb. Im Lauf dieses Jahres bekommen im Oberamt Nagold noch die Gemeinden EberShard, Wenden und Mindcrsbach, im Oberamt Calw noch etwa 5 Gemeinden An­schluß an das Werk.

Untersielmingen a. F-, 2. März. Heute nachm, ist der Storch ang'kommen. Die Staren sind schon vor einigen Wochen eingetroffen.

Horb, 3. März. Durch Feuerverwahr­losung ist gestern mittag auf der Gemeinde­markung Nordstetten ein Waldbrand entstan­den, der aber glücklicherweise von aufgebotenen Mannschaften von Nordstetten gelöscht und damit großer Schaden verhüten werden konnte. Der 24 Jahre alte Händler Josef Ruoff von Hausen, preußischen Oberarms Hechingen, welcher sich mit einige» Handelsleuten von Horb nach Ahldorf begeben wollte, steckte seine Tabakspfeife in Brand und warf das noch brennende Zündholz in das dürre Gras am Wege, das alsbald Feuer fing. Ruoff ist geständig und wurde in Hast genommen.

Pforzheim, 3. März. Unter den hies. Frauen herrscht allgemeines Klagen ob dem Mangel an weiblichen Dienstboten. Selbst bei hohen Löhnen sind gegenwärtig keine Küchenfeen zu haben. Alles wandert beim Herannohen des Frühlings den Bädern und Luftkurorten zu. Auch die Garnisonsstädte und Großstädte haben starke Anziehungskraft So sind bei einer hies. Magdverdingerin nicht weniger wie 15 Dienstmädchen eingeschrieben, die alle auf 1. April nach Frankfurt a. M. gehen. Ob es ihnen auf die Dauer dort besser gefällt?

Gernsbach, 8. März. Gestern nachmit­tag verunglückte in der sogen. Schloßmühle hier der verheiratete 45 Jahre alte Müller Anton Fritz von Forbach. Mittels eines Stockes wollte der Verunglückte einen Riemen auf eine Welle bringen. Der Stock wurde jedoch mitgerissen und schlug dem Fritz derart auf Brust und Leib, daß er schon auf dem Transport nach dem Hospital verschied. Dem Hausknecht eines Hotels in Ettlingen wurde vom Hofhund desselben am Sams­tag ein Ohr vollständig abgebissen, was ihm glücklicherweise durch sofortige ärztliche Hilfe wieder angeflickt werden konnte.

Der Kaiser ernannte den Prinzen Heinrich zum Chef de- KreuzergeschwaderS.

Verbrannt ist ln Ramersdorf bei

Berlin ein sechsjähriges Mädchen, das dem Schürloch eines eisernen geheizten Sesselofens mit den Kleidern zu nahe gekommen war.

Schrecklicher Unglückssall. Gestern nachmittag wollten drei junge Leute in einem leichten Ruderboot bei Düsseldorf über den Rhein fahren. Sie ballen aus das Boot ein großes Segel aufgesetzt. Als sie in der Mitte deS Stromes angelangt waren, brachte ein heftiger Windstoß das Fahrzeug zum Kentern, und die drei Insassen stürzten in die Fluten. Zwei der Verunglückten ertranken sofort; dem dritten gelang es, sich eine Zeit lang über Wasser zu halten, er hatte das Ufer schwimmend beinahe schon erreicht, als ihn die Kräfte verließen und er gleichfalls in den Wellen verschwand. Ein zu Berg kommender Seedampfer, der den Vorfall be­merkt, setzte sofort eine Schaluppe ab, um Rettung zu bringen, doch kam jede Hilfe leider zu spät.

In Fulda sind in jüngster Zeit mehrere barmherz. Schwestern am Typhus gestorben. Beim Pflegen auswärtiger Typus­kranken hatten sie sich den Keim zur Krank­heit geholt. Die übrigen Schwestern, die ebenfalls an dieser gefährlichen Krankheit darniederliegen, sind jetzt erfreulicher Weise außer Gefahr.

(Tod durch Elektrizität.) In der Wiener Elektrizitäts-Aktiengesellschaft befindet sich rin Elektromotor von 4000 Volt, der durch Ketten abgegrenzt ist. Den Arbeiern der Fabrik ist es strenge verboten, diese Ab­grenzung zu überschreiten. Trotz dieses Ver­botes trat der 27jährtge Maschinenschlosser Ferdinand Köpper an die Dynamomaschine heran und berührte den Motor. Er sank sofort tot zu Boden. Die aus das Höchste gespannte Elektrizität war durch seinen Körper gegangen. Sei» Gesicht war dläulichrot ver­färbt. Er zeigte das Bild eines Erstickten.

Glück im Unglück. Ein englischer, Reisender, Herr Karl Pfeiffer, wurde jüngst bei einem Zusammenstoß auf der Great Western Railway verwundet. Die Gericht« bewilligten ihm eine Entschädigung von 50000 Mark. Das ist ein ganz neltes Sümmchen. Der Unglücksmensch war schon im Jahre 1892 der Midland Railway das Opfer einer Eisenbahn-Katastrophe, die ihm eine Ent­schädigung von 35 000 Mark einbrachte; 35 000 Pius 50 000, das macht 85 000 in sieben Jahren.

Ein freigesprochener Brudermörder. Die PariserGeschworenen haben einen Trunken­bold, Peiniger seiner Familie und Messer, Helden bekannten Menschen, den Tischler E. Lacheny, der sich wegen eine Brudermordes zu verantworten hatte, ohne weitere Begründ­ung freigesprochen. Die Umstände, unter denen Lacheny sein Verbrechen verübt hatte, waren empörend. Dieser Unmensch hatte nämlich seine Frau und seine Kinder der« maßen mißhandelt, daß die Unglückliche sich mit den Kleinen zu ihrem Schwager flüchtete, wohin auch bald die Mutter des Tobsüch« süchtigen folgte. Als Lacheny am 3. Eept. vorigen Jahres seinem Bruder auf der Straß« begegnete, stürzte er sich fluchend auf ihn und stieß ihm einen Schusterpfriem ins Herz; der Unglückliche sank tot zu Boden. Bei der Verhandlung gab der Mörder nur seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß er nicht auch seine Frau in gleicher Weise habe adfertigen können. Di« Geschworenen gaben ihm, in?