Am Glanz und Ruhm.
Novelle von F. Sutan.
(Nachdruck verboten.)
16.
„Nie, ich gelobe eS Dir feierlich, Georg, werde ich nach Waldfelde gehen, fo lange Dein Vater lebt," fagtc sie dann mit fester Stimme. „Und hier unser Kind," sie nahm den Kleinen auf den Arm, „er soll es er« fahren, wenn er einst älter und verständiger geworden ist, wie das Leben seines Vaters verkürzt worden ist." — Thränen erstickten ihre Stimme. „Ach Georg, verzeih mir, ich wollte fest und stark bleiben, ich kann eS nicht, einmal nur möchte ich mich auöweinen an Deinem Herzen."
Eie setzte das Kind auf den Fußboden und schmiegte sich an den Galten, und Georgs schlanke, weiße Finger spielten mit ihrem glänzenden Haar, wie er sonst wohl gelhan in besseren Tagen. — „Wir waren doch glücklich, sehr glücklich Luise," sagte er mit leiser tröstender Stimme, „und Dir bleibt die Erinnerung an all die glücklichen Tage, die wir zusammen waren. Und Du wirst daran zurückdenken, immer und immer, nicht wahr? Und wirst unserm Kinde davon erzählen, und mit ihm nach dem Birkenwäldchen gehen, und ihm den Baum zeigen, wo ich unsere Namen eingeschni'.ten. — Und dann kommt auch durch Gottes Gnade dereinst ein Wiedersehen I O, Luise angesichts deS TodeS, da werden uns die ewigen Wahrheiten klarer und immer klarer. Es giebt einen Gott, der unsere Geschicke lenkt, und eine Ewigkeit I"
Wie im Traum lauschte die junge Frau der schwachen vergehenden, so heiß geliebten Stimme des Gatten. Unauslöschlich gruben sich diese Worte ein in ihrem Innern. Ahnte sie, daß eS seine letzten waren?
Die Nacht kam, und der Todesenget schwebte mit leisem Flügetschlag durch ein stilles Krankenzimmer. — Als der Morgen aubrach, da waren die guten fröhlichen Augen Georg von Dahlbergs sür immer geschlossen.
10 .
Nach dem düstern Waldfelde hatte in diesen letzten Tagen wunderbarer Weise einmal eine frohe Nachricht seinen Weg gesunden. Benno von Feldern hatte geschrieben, daß ihm eine nicht unbedeutende Erdschafi zugesallen und seiner Verbindung mit Hildegard nun nichts mehr im Wege stände. „Sobald eS meine Zeit erlaubt komme ich nach Waldfeldr," schrieb er, „und ich denke wir zögern dann nicht länger mit der Hochzeit, trotz der trüben Zeiten und der Krtegsaus- sichten l Wo uns in solcher Zeit noch ein Glück lächelt, da muß man es festzuhalten suchen, und uns lächelt eS jetzt endlich einmal, geliebte Hildegard, darum um Alles in der Welt keinen Ausschub. Schreibe mir sofort, ob Du und Deine Eltern mit meinen Plänen einverstanden sind." —
Ob sie damit einverstanden war? Ach, wie gerne! Zwar bangte ihr vor dem Gedanken, ihre Mutter in Waldfelde zurückzulassen, aber diese wollte eben so wenig wie Benno von einem Aufschub ihrer Hochzeit hören.
„Ich kann Dich ja besuchen," tröstete Frau von Dahlberg. „Wenn ich Dich glücklich w iß. und eS auch mit Georg besser geht,
dann Ist das Leben hier für mich schon zu ertragen."
„Für Georg da wird nun Benno sorgen," crwiederte Hildegard frohmutig; „er wird gewiß gern das Geld zu der Badereise geben, welches der Papa Georg verweigert hat. O, Mama, jetzt glaube ich und hoffe ich fest, daß noch Alles gut wird. Und nun schlaf ein Weilchen, unterdetz ich dem Postboten entgegen gehe, vielleicht bringt er einen Brief von Georg."
„In dem Regen, Kind, willst Du gehen?" frug die Mutter besorgt.
„Es ist ja Frühling, Mama, Frühling draußen und in meinem Herzenentgegnete Hildegard. Mit elastischen Schritten und strahlenden Blickes verließ sie dann das Zimmer, und eilte hinaus inS Freie. Der Himmel war grau, aber er wölbte sich über der grünenden Erde, und die Regentropfen, die da leise herunlerrauschten, sie fielen erquickend in all die tausende von Blumenkelchen. Eö war ja Frühling und mit ihm war das Glück gekommen I — Hildegard häitte es hinausjubeln mögen in alle Welt I — Sie pflückte einen Strauß Frühlingsblumen und befestigte ihn an ihrem Gürtel! Seit Kurzem beschäftigten sich ihre Gedanke» auch wieder etwas mehr mit ihrer Toilette Die rosafarbene Halsschleife, die sie lrug, hatte sie heute erst aus den verblichenen Blumen und Bändern, die sie noch von früheren schönen Zeiten her avfbcwahrt, hervorgesucht.
Benno wollte ja kommen, sür ihn, den Geliebten, galt es sich zu schmücken.
So schritt sie, in seligen Gedanken verloren, in dem FrühlingSregen dahin bis die Stimme des Briefträgers sie aus ihren Träumereien emporschrcckte. — Mit ernstem Gesicht überreichte er ihr einen Brief, Derselbe war schwarz gesiegelt, und die Asresst trug Luisens Schriftzüge, aber die Buchstaben waren undeutlich und verwischt, als wären Thränen darauf gefallen.
Hildegard war totenblaß geworden, wie erstarrt ruhte» ihre Blicke aus dem schwarzen Siegel. Der Postbote, der sonst stets gern einige Neuigkeiten noch extra zu erzählen hatte, war still weilergegangcn ; er wußte es, was solche schwarz gesiegelten Briese zu bedeuten hatten. — Mit zitternden Fingern öffnete Hildegard jetzt den Brief. Barmherziger Himmel, war es denn wahr, was hier stand I Georg, ihr heiterer lebensfroher Bruder Georg war tot, tot, seine Hellen Augen für immer geschloffen!
Sie war auf den feuchten Rasen am Wege niedergesurken, über ihr wölbte sich eine dunkle Fichte, schwere Regentropfen hingen in den Zweigen derselben, bet jedem leisen Luftzug fielen sie herunter auf Hildegards blonden Scheitel. — Es war, als ob der Baum mit ihr weinte.
Lange, lange saß sie dort in Thränen aufgelöst — Wo war der Frühling geblieben? Wo war der Glaube an das Glück! Himmel und Erde, alles erschien ihr wie in graue Schleier gehüllt, durch welche nie, nie wieder ein Sonnenstrahl sich Bahn brechen würde.
Endlich erhob sich Hildegard. Es stand ihr ja noch das Schwerste bevor. Luise hatte den Brief Georgs mit eingelegt, den er noch vor seinem Tode geschrieben und Hildegard gebeten, den Brief seiner Mutterj, wenn sie ihr die traurige Nachricht so schonend wie möglich bcigebracht, zu geben.
Sir fleckte den Brief in ihre Kleidertasche und schritt wieder heim. Es dünkte ihr fast unmöglich der kränkelnden Mutter die traurige Botschaft mitzuteilen, und doch mußte es geschehen. Immer langsamer wurden ihre Schritte je näher sie dem Hause kam. An der Hausthür stand die Mutter, Hildegard erwartend.
„Kind, was ist Dir geschehen ? Wie siehst Du aus I" rief sie ihr entgegen.
„O nichts, Mama, es war so kalt und feucht draußen," erwiderte das junge Mädchen, und beugte das verweinte Gesicht über einen Rosenstrauch, an welchem die ersten Knospen hervorbrachen. „Die Rosen werden bald blühen," setzte sie dann hinzu. Die Worte sollten heiter und sorglos klingen, aber ihrer Mutter entging nicht der tieftraurige Tonfall in ihrer Tochter Stimme. Frau von Dahlberg trat dicht zu ihr heran. „Hast Du keinen Brief bekommen?" forschte sie.
„Nein Mama!" Las Nein kam sehr schwer von Hildegards Lippen, die nicht gewohnt waren, irgend eine Unwahrheit auszusprechen.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
Das neue Früjahrs-Kostüm ist augenblicklich die große Parole unserer Damen. Die Schneiderin ist schon seit Wochen bestellt, und die neueste Nummer der „Modenwetl" (nicht zu verwechseln mit „Kleine Modenwelt" und „Große Modenwelt") kommt gerade recht, um die alle Wünsche und Bedürfnisse befriedigende Auswahl an Vorlagen zu vervollständigen. Was die Mode in reger Emsigkeit für die kommende Saison vorbe» eitet hier tritt eS unS entgegen in reizvollen Gestalten, — darunier eine liebliche Braut, — künstlerisch vollendete Gruppenbilder, die das Auge erfreuen, die ihren unschätzbaren praktischen Werih aber erst durch die genauen Beschreibungen und mustrrgii- ligen Schnitte erhalten. Und wer die Mühe scheut, diese von der Schnittmuster-Beilage abzunehmen, der erhält auf Bestellung den Naturgrößen Schnitt nach persönlichem Maß lediglich gegen Erstattung der Spesen (30 Pf.) gebrauchsfertig übersandt. Das ist gerade augenblicklich, wo die Mode so überraschend neue Formen vor allem die Röcke, Ärmel und Umhänge bringt, eine nicht hoch genug anzuschlagende Erleichterung. Der Garderobe sür Damen reihen sich in gleicher Vortrefflichkeit die besonderen Blätter sür Kindermoden, Handarbeiten, Unterhaltung und Belehrung auf sämtlichen Gebieten deS häuslichen Lebens an. Das Beste von allem ist der „Modenwelt" gerade gut genug sür ihre Leserinnen, — — kein Wunder, daß dieselben es ihr durch treue Anhänglichkeit lohnen.
— (SchönheitSversichernng) In St. Francisco versichert eine Gesellschaft die Schönheit der Frauen. Der Prospekt sagt: „Eine Dame kann ihre Schönheit zu jedem beliebigen Preise versichern, muß aber eine dieser Taxierung entsprechende Summe bezahlen. Die Gesellschaft versichert Damen vom 15. bis zum 30. Jahr und verpflichtet sich, dann der Versicherten eine Summe zu zahlen, wenn sie ihre Schönheit durch einen Zufall oder durch Krankheit vertieren oder — wenn sie sich selbst für häßlich erklären sollte."
Achattipn, Dr'jch und Verlag von Beruh. Hosmauu tu Widhad,