auf die Erde, das Blut drang au» Mund und Nase, das Gehirn aus dem Kops. Schon aus dem Transport nach Hause erlag das Mädchen seinen qualvollen Leiden.
Brieg, 26. Febr. (Uniform-FanatiS- muS.) DaS hiesige Schwurgericht verurteilte den achtzehnjährigen Korbmacher A. Klaude aus Kühschmalz bei Grottkau wegen sünf vorsätzlicher Brandstiftungen zu vierjährigem Zuchthaus und zehnjährigem Ehrverlust. Er datte die Brände angelegt, nur weil e« ihm Vergnügen machte, dabei als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in seiner Uniform thätig zu sein. (Fast unglaublich!)
— Za M.-Gladdach wurden an einem Tag vier Zwillingspaare, vier Knaben und vier Mädchen, geboren. Für einen einzigen Tag gewiß ein reicher Segen.
Nizza, 25. Febr. Baron Reuter, der Begründer des Reuterschen Bureauö ist heute hier gestorben.
(Paul Julius Frhr. v. Revier, war am 21. Juli 1821 in Kassel geboren. Er gründete sein Telegraphenbureau 184V in Aachen und verlegte es 1851 nach London, wo eS 1865 in eine Aktiengesellschaft um- grwandelt wurde. Dem Gründer wurde
Um Glanz und Ruhm.
Novelle von F. Suta».
(Nachdruck »erboten.)
15.
„Ich mag Sie nicht täuschen, Herr von Dahtberg," sagte er endlich mit leiser Stimme, „die Badereise war meine letzte, meine einzige Hoffnung. Bleiben Sie aber hier, dann ist keine Hoffnung aus Genesung vorhanden.'
„Keine,* wiederholte Georg mit tonloser Stimme, und sank mit einem leisen Stöhnen auf seinen Stuhl zurück.
„ES ist nicht meinetwegen, daß ich so Verzagt bin,* sagte er dann wir entschuldigend. „Nur für sie bangt mir, für meine so heißgeliebte Frau, für meine Luise. — Seine Stimme erstarb wie in leisem inner» Schluchzen. Er' legte die Hand vor die Augen und schwieg. Der Doktor jvagte kein Wort zu erwidern, vor der Heiligkeit dieses Schmerzes verstummte jedes tröstliche Wort.
„Bitte, sprechen Sie nicht zu meiner Frau von meinem Ende, ich will diese letzte Zeit nur für sie allein noch leben, kein Hauch der Außenwelt soll unser kurze« stilles Glück mehr stören,* fuhr Georg dann mit leiser Stimme fort. „Wenn dann da« Ende naht, Verde ich sie darauf vorbereiten.*
Luise trat jetzt in das Zimmer. „Endlich schläft der kleine Wildfang, er hat ganz Dein lebhafte« Temprament, Georg,* sagte sie heiter, indem sie zu dem geliebten Mann herantrat, und ihm das lockige Haar aus der Stirn strich. „Sieht mein Mann nicht viel frischer au« heute nach unserm Spazier- gang?* wandte sie sich dann zu dem Doktor.
„Wir wollen alle Tage nach dem Birkenwäldchen gehen,* sagte Georg. „Wir wollen die Nachtigallen dort schlagen hören und einen letzten FrühlingStraum träumen,* setzte er leise hinzu.
Der Docktvr, der der jungen Frau nur leise auf ihre Frage zunickle, hatte sich erhoben. Tief erschüttert nahm er Abschied von den beiden Menschen, die sich so innig liebten, die da nichts Wetter begehrten auf der Wett, als beieinander zu bleiben in Liede
1871 vom Herzog von SachscnCoburgGotha der Freiherrnstand verliehen. An der Spitze der Gesellschaft steht gegenwärtig der Sohn des Verstorbenen, Frhr. Herbert v. Reuter.
— Eine Hinrichtung. Zu Chrudim in Böhmen wurde am 25. Febr. früh im Ge bäude des KreiSgerichteS die Hinrichtung des Grundbesitzers Franz Novotny, der nacheinander feine sieben Kinder durch Gift beseitigt hatte, „weil er kleine Kinder nicht leiden konnte*, durch den Prager Scharfrichter Wohl- schläger vollzogen. Novotny verlangte am letzten Abend, nachdem ihm die Vollziehung der Todesstrafe angekündigt worden war, geistlichen Beistand und verbrachte die Nacht unter den Tröstungen zweier Priester. Auf dem Rtchtplatze versuchte er eine Ansprache zu halten. „Ich verzeihe euch*, sagte er, „nur den dreizehn Musikanten und den beiden ...* Er konnte den Satz nicht vollenden, denn schon schnürte ihm die Schlinge die Kehle zu. Nach elf Minute» konstatierte der GcrichtSarzt, daß der Tod eingetreten sei. Mit den „dreizehn Musikanten* soll Novotny die zwölf Geschworenen und den Erfatzgeschworenen, mit „den beiden* seine Frau und eine Wittwe, mit welcher er zu-
und Treue. Warum ward ihnen dieses stille reine Glück nicht vergönnt? Warum mußte der TodeSengcl seine kalte Hand auSstrrcken, cs für immer zu zerstören? so fragte der Doktor sich und schaute hinauf zu dem stern- befäelen Himmel, als müßte ihm von dort die Antwort kommen, auf diese Fragen, dieses bittere Weh, von welchem eö da täglich, stündlich von Menschenlippen ertönt, und wofür voch auf Erden keine Lösnng zu finden istl
Georg und Luis« träumten gemeinsam einen letzten FrühlingStraum. Täglich wandelten sie hinaus nach dem Birkenwäldchen, der kranke Mann und die blühende junge Frau, und freuten sich des goldenen Sonnenscheins, des blauen Himmels und all' der Frühlingspracht. Ein wundersamer verklärter Glanz lag in ihren Augen, wie losgelöst von allen Erdensorgen lebten sie dahin, nur von einem großen mächtigen Gefühl durchdrungen, der Liebe!
Luise ahnte Georgs Gedanken, ahnte, fühlte, daß sein Ende nahe war und daß er die wenigen Tage, die ihm noch geschenkt an ihrer Seite, einsam, der Welt entrückt, verleben wollte. — Keine Klage kam über ihre Lippen, mit wundersamer Seelenstärke trug sie ihr Geschick, und suchte dem totkranken Gatten jeden Tag, den sie noch zusammen waren, zu verschönen und zu erheitern. — „Znm Klagen habe Ich noch lange, lange Zeit,* sagte sie sich, wenn sich doch manchmal ein stiller Seufzer über ihre Lippen drängen oder eine Thräne in den Augen ausstrigen wollte. — Wenn dieser Frühling zu Ende, das wußte sie, dann kam für sie die lange dunkle Zeit der Thräncn, und deS- heißen Sehnens nach dem, der dann nicht mehr unter den Lebenden weilt.
Liebe im Leid und ihr tragisches Geschick umwob die beiden Menschen mit einem Hauch von Poesie, umgaben sie mit einem Zauber, der überall die Teilnahme und Sympathie ihrer Mitmenschen hervorrief. Manche Freundin bemühte sich, Luisen all' die kleinen Sorgen des Haushaltes, die sie von der Pflege des Kranken abziehen konnten, abzu- nehmen, und täglich wurden ihr für den
letzt ein Liebesverhältnis unterhielt, gemeint haben.
— Der erste deutsche Schriftsetzer in Kiautschou. Von der in Kiautschau seitKurzem erscheinenden „Deutsch Ostastatischen Warte" wurde am 27. Februar der Schriftsetzer A. Freyhosf aus Schwedt a. O. auf drei Jahre bei einem Monatsgehalt von 200 Doll, und voller Rciscvergütung angestellt. Zum Drucken der Zeitung ist gegenwärtig ein Matrose der Kiautschou-Besatzung kommandiert.
— Dynamitexplosion. Während der Arbeiten am Tunnel der Jungfraubahn ereignete sich eine heftige Dynamitexplosion, wobei d-r Ausseher Andi und sünf italienische Arbeiter getötet wurden.
— Album unfreiwilligen Humors. In den „Oldenburger Nachrichten" (Nr. 39) macht Gerhard Hilmer in Wehnen bekannt: „Diejenigen Herren, die mir die Hose aus- gezogen und die mich mißhandelt haben, müssen sich binnen drei Tagen bei mir melden." Das werden die Herren schwerlich thun.
(Schlechtes Gewissen.) Papa (beim Abendessen): „Der Schweizerkäse hat heute aber große Löcher I* — Fritzchen (weinerlich) : »Ich btnS aber gewiß nicht gewesen i*
Kranken Erfrischungen ins Haus gebracht, Luise nahm all die kleinen Freundlichkeiten dankbar an, und war glücklich, wenn sie Georg damit erfreuen konnte. „Die Menschen sind doch gut," dachte sie mit dankerfülltem Herzen, wenn ihr Gatte sich mit einem GlaS des geschenkten Weines stärkte, oder eines der feinen Stärkungsmittel verzehrte. Georg erfüllte es wohl manchmal mit Bitterkeit, wenn er diese Liebesgaben sah, die er dem Mitleid der Ncbenmenschen verdankte, und daran dachte, wie in dem düstern Hause ein Greis saß und goldene Schätze hütete, von welchen auch Georg hätte einen Teil beanspruchen können und womit er sich vielleicht hätte Leben und Gesundheit verschaffen können l Jetzt allerdings war Alles, Alles zu spät, jetzt konnten ihn alle Schätze der Welt nicht mehr retten. Von Tage zu Tag schwanden seine Kräfte mehr und bald sollte er die Stube nicht mehr verlassen können. Die Stunde kam näher, wo er Abschied nehmen mußte von all der Frühiingspracht da draußen, und dann von Luisen, die seines Lebens Licht und Sonnenschein gewesen war.
Den milden LenzeStagrn waren rauhe Stürme gefolgt, eS war sogar wieder kühl geworden. Georg und Luise konnten nicht mehr daran denken, sich im Freien zu ergehen. Mit bangen, tvdestraurigen Herzen saßen sie in ihrem kleinen bescheidenen Wohnzimmer. Georg hatte einen Brief an seine Mutter und Schwester geschrieben. Er reichte denselben jetzt Luisen. „Du wirst ihnen den Brief senden, wenn ich nicht mehr bin," sagte er. „Und dann versprich es mir noch einmal, mein Herz, daß Du nicht nach dem düstern Waldfelde gehst. Ihr würdet dort zu Grunde gehen, Du und das Kind, so lange mein Vater lebt. O, daß Dir noch einmal Glück und Sonnenschein in diesem Leben blühe, das ist mein heißestes Flehen I*
Luise schaute mit thränenumflorten Blick in das bleiche, abgezehrte Antlitz des gelieb, ten Mannes.
(Fortsetzung folgt.)
Aldaktion, Druck und Verlag von Bern h. Hosamnn tu Wtldbah,