Rundschau.

Stuttgart, 27. Februar. Der „Schw. Merk." teilt über die geplante Organisation der Handwerker-Kammern mit, daß nunmehr cndgillig 4 Kammern mit den Sitzen in Stuttgart, Heilbronn, Ulm und Reutlingen errichtet werden, wobei keine Rücksicht auf die bestehende Einteilung der Oberamtsbezirke genommen wird. Der Jagstkreis erhält keine eigene Kammer, sondern wird zum g'ößten Teil der Heilbronner Kammer zugeteilt wer­den, während Schorndorf, Welzheim und Gmünd der Stuttgarter Kammer einverleibt werden.

Stuttgart, 24. Febr. Das im ganzen Lande bekannte Gasthaus zum „Elefanten" in der Friedrichstraße wurde von Restaura­teur M. Dicsch für die Summe von 250,000 -/E bei 80,000 Anzahlung an Bäcker und früherer Weinwirt Heldmaier verkauft. Die Uebernahme erfolgt schon am 1. April dieses Jahres.

Cannstatt, 24. Febr. Den höchsten Preis, der hier je für eine Liegenschaft bezahlt wurde, erzielte gestern die K. Eisenbahndlrcktion; sie verkaufte den 183 Meter großen Platz, der gegenwärtig dem Gasthaus zum Junge» Hasen als Wirtschaflsgarten dient, um 17,500 Mark an Hotelier Gustav Schmid. Das macht beinahe 96 Mark für den Quadrat­meter. Der Platz wird zur Vergrößerung des Hotels zum Bahnhof größtenteils über­baut.

Fellbach, 27. Febr. Die hiesige Bahn. Hofrestauration ging durch Kauf um die Summe von 45,000 Mk. an Werkmeister und Ziegeleibesitzer Rapp in Cannstatt über; derselbe beabsichtigt, eine der Neuzeit ent­sprechende Vergrößerung und Veränderung vorzunehmen.

Schömberg OA. Neuenbürg, 27. Febr. Zum GeburtSfcst Sr. Majestät des Königs Hallen die Patientinnen der Heilanstalt an Se. Majestät ein Photograph. Bild: Schöm- berger Patientinnen zur Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Königs Kränze und Guirlandcn windend, nebst Glückwunschschreiben abge, sandt. Heute traf nun an die Direktion der Anstalt aus dem K. Kabinet ein Schreiben rin, worin Se. Majestät den Patientinnen für die bewiesene Aufmerksamkeit und An­hänglichkeit, sowie sür die Einsendung des Bildes gnädigst danken läßt, was bei den Beteiligten natürlich große Freude erregte.

(Enzth.)

Neuenbürg, 1. März. Am letzten Mon­tag mittag entstand direkt unterhalb der Schwarzloch-Sensenfabrik durch Fcuerfunken der Lokomotive des von Pforzheim kommen­den Zuges ein Waldbrand. Das Feuer wurde durch einen Arbeiter der Fabrik be­merkt, welcher dann sofort die Einstellung des Werkes bewirkte. Etwa 24 Arbeiter ge­nannter Fabrik gelang eS nach angestrengter Arbeit des Feuers, das sich über eine größere Fläche verbreitete Herr, zu werden. (Enzth.)

Altensteig (Dorf), 25. Febr. Heute nachmittag fand man den nur mit einem Hemd bekleideten Leichnam des von seinen Angehörigen seit gestern abend vermißten Hits. Bauern und Waldmeisters Schwab in einem Weiher in der Nähe des Ortes. Zweifellos hat der seit einiger Zeit geistig gestörte Mann seinem Leben freiwillig ein Ende gemacht.

Buoch, 25. Febr. Im hiesigen Schul­garten sind seit einigen Tagen blühend Apri» sysenbäume zu sehen.

Niederstetten, 26. Febr. Diesen Abend ist hier Großfeuer ausgebrochen. Abgebrannt sind drei Scheuern und zwei Wohnhäuser. Sechs fremde Feuerwehren leisteten Hilfe.

Giengen a. B„ 24. Febr. Ein eigen­artiger Dieb treibt hier schon seit längerer Zeit sein Unwesen und erhält die Garten­besitzer und Obstbaumzüchter in Aufregung. Zu nächtlicher Stunde dringt derselbe in die Gärten ein, grabt junge Obstbäume aus und macht sich dann mit seinem Raub davon. Bis jetzt sind schon 6 solcher Fälle bekannt geworden, und erst vorgestern nacht wieder wurden aus dem Garten des Doktor Crone 4 prächtige Spalierbäume gestohlen. Von dem Dieb, der stets mit großer Frechheit zu Werk geht, hat man leider nicht die geringste Spur.

Laupheim, 27. Febr. Hellte Nacht ist in Aichstettkck hiesigen Oberamts die untere Schmiede von Hildebrand total abgebrannt. Die Mutter des Besitzers, eine ca. 80jähr. Frau, konnte nicht mehr gerettet werden und kam in den Flammen um. Das Feuer scheint in der Kammer der alten Frau ausgebrochen zu sein.

Hochberg, 28. Febr. Am Samstag be­gab sich ein älterer Mann zu einem Begräb­nis in das nahe Ebersbach. Auf dem Heim­weg durch den Wald mußte er einen Steg passieren, wobei er aber unglücklicherweise in den mit Wasser gefüllten Graben stet und ertrank. Seine Schwester, die nach ihm suchte, fand ihn nunmehr als Leiche in dem Graben liegend.

Untertürkheim, 27. Febr. Der Besitzer des Gasthofes zur Traube hier fand beim Umbau seines Hauses, 1 Meter unter dem Kellerboden, ein sehr gut erhaltenes Stein­beil.

Balingen, 27. Febr. Bischof Keppler wird die Weihe der neuen katholischen Kirche am 23. April vornehmen.

Vom Bodensee, 27. Febr. Abermals und zwar am letzten Freitag abend ist eine größere Senkung des Bahndamms der Boden­seegürtelbahn auf eine Länge von etwa 150 Meter erfolgt; die Senkung (bei Bühl, Be­zirksamt Lindau) beträgt etwa 3 Meter und war glücklicherweise im kritischen Moment niemand zugegen. So bereitet also der Bau der Bodenseegürtelbahn zwischen Friedrichs­hafen und Lindau fortwährend bedeutende und unvorhergesehene Schwierigkeiten, so daß die auf 1. Juli d. I. projektier!« Eröffnung dieser Strecke wohl kaum möglich sein wild.

Von der württemb.-bad. Grenze, 28. Febr. Auf der Bahnlinie Eitlingen-Psorz heim traf dieser Tage der erste Probzug in Ellmendingen ein mit zwei herrlich geschmück­ten Lokomotiven, begleitet von endlosem Jubel der Gemeindeangehörigen und unter dem Donner der Böller. Unter der Schuljugend wurden Bretzeln und Orangen verteilt, wo­durch sich dieselbe durch Singen patrivlischer Lieder dankbar erwies. Abends fand im Gasthaus zum Adler ein Festmahl statt, an dem sich sämtliche Beamten der Baufirma, sowie die bürgerlichen Kollegien beteiligten und wobei Ingenieur Knak die Festrede hielt.

Pforzheim, 28. Febr. Ein Fuhrmann setzlc sich, als er einen abschüssigen Berg hin­unter fuhr, vorn auf die Deichsel, siel aber, als der Wagen an einen Eckstein anpralltc, so unglücklich herunter, daß der gauze Wagen über seine Brust ging und er schwere innere Verletzungen erlitt.

Ettlingeu, 24. Febr. Von den Pro­zessen, welche die Albihalbahn gegen einzelne diesige Bürger wegen Geländeabiretung führt, ist einer zum Nachteil des betr. Eigentümers verloren gegangen; der Streitwert betrug, wie der „Bad. LdSm.* berichtet, 106 die Kosten belaufen sich auf 500 Ent­scheidender Zeuge war Herr Oberförster Hamm, der s. Z. die Ankaussverhandlungen führte.

Hechingen, 26. Febr. Das Fest der goldenen HochzeilSfeier begingen heute die Eheleute Zimmermann Christian Bulach mit Frau Euphrosiue, geb. Ruff. Die Wteder- einsegnung Jubelpaares fand durch den Stadt­pfarrer Mayer nach dem vormittägigen Haupt­gottesdienste statt, wobei unter Ueberreichung eines ErbauungSbuches ein Glückwunschschrei­ben des Erzbischofs von Freiburg zur Ver­lesung kam. Die weltliche Feier fand bei zahlreicher Beteiligung im Hirsch auf der Friedrichsstraße statt. Drei erwachsene Töch­ter, welche aber sämtlich taubstumm sind (deren eine wieder an einen taubstummen Mann verheiratet ist) umgaben das greise aber ziemlich rüstige Elternpaar, während ein erwachsener ebenfalls taubstummer Sohn vor einigen Jahren starb. Von dem Kaiser wurde dasselbe durch ein Gnadengeschenk von 30 Mark erfreut.

— In Frankfurt a. M. stürzte die Frau des Zugführers Sleinmetz, aus dem vierten Stock ihrer Wohnung, und fand sofort den Tod. Sie litt seit Monaten an Gelenk­rheumatismus, und man glaubt, daß sie sich in einem Schmerzanfall daS Leben genom­men hat.

— Aufsehen erregt die plötzliche, auf Veranlassung des Landgerichts Frankenthal erfolgte Enlhebung des Stadtschrcibers Seel und des Stadieinnehmers Köhler in Deides­heim von ihren Stellen. Die beiden Beam­ten, die im Dienste der Stadt ergraut sind, haben seil Jahren die Steuerlisten zu ihren Gunsten gefälscht.

— Die Badische Anilin- u. Sodafabrik in Ludwigshafen gab durch Anschlag ihren auswärtigen Arbeitern bekannt, daß sie vom 1- März ab die Eisenbahn-Monats- und Wochenfahrkarten unentgeltlich von der Fabrik erhalten.

— Verbrannt ist in Oppau (Pfalz) das zweijährige Kind des Arbeiters Abel. DaS Kind war ganz allein mit einem kleinen Schwesterchen in der Wohnung verblieben, in der eS am Ofen spielte. Der Körper des Kindes ist vollständig verkohlt.

Rastatt, 27. Febr. Als SamStag nacht eine Abteilung Festungsgefangener von der Arbeit in die Kaserne zurückkehrte, benützt« ein Gefangener vom Infanterieregiment Nr. 25 die Gelegenheit zur Flucht. Der über­wachende Unteroffizier rief ihn dreimal an. Trotzdem setzte der Flüchtling die Flucht fort. Nunmehr feuerte der Unteroffizier. Der Flüchtling brach getroffen zusammen und starb alsbald.

— Ein schrecklicher Unglückssall ereignete sich auf dem Hofe Sieversdorf, wo man eine Dampfdreschmaschine in Thätigkeit gesetzt hatte. Das 17jährige Dienstmädchen Reger auf Pohnsdorf ging über die Diele, wurde aber von der Welle der Maschine an den Kleidern gefaßt und vom Triebrad viermal herumgeschleudert, ehe es gelang, dir Maschine in Stillstand zu versetzen. Dabei schlug das unglückliche Mädchen jedesmal mit dem Kopf