raubten Summe ist noch nichts bekannt. Auch eine Spur von den Thätern oder dem Thäter hat man noch nicht.
— Ein entsetzlicher Ungliickssall ereignete sich, wie aus Witkvwitz in Oesterreich geschrieben wird, auf der dortigen Schlackenhalde. Die Höhlungen derselben werden sehr häufig zur Winterszeit von obdachlosen Individuen trotz der Warnungstafeln und Verbote ausgesucht, um sich darin zu wärmen und zu schlafen. Auch jetzt wieder hatte sich ein Mann daselbst verkrochen, ohne bemerkt zu werden, und wurde beim Entladen eines Wagens geschmolzener Schlacke übcrgossen und bei lebendigem Leibe verbrannt. Der Verunglückte hatte noch so viel Kräfte, um in brennendem Zustande bis zur Witkowitzer Straße zu laufen, brach dort zusammen und wurde ins Spital gebracht, wo er jedoch verschied.
— Konflikt zwischen Russen n. Chinesen. Bei Talienwan fand zwischen Russen und Chinesen ein Zusammenstoß statt, bei dem 100 Chinesen gelötet worden sein sollen. Man glaubt, daß der Streit auf jdie Steuer- frage zurückzuführen ist. Einzelheiten fehlen noch.
Um Glauz und Ruhm.
Novelle von F. Sntan.
(Nachdruck verboten.)
12 .
Der Doktor lächelte ironisch; der Ge'z des Generals war längst stadt- und land- bekannt. „WaS in meinen Kräften steht soll gewiß geschehe,,* sagte er ernst, und wandte sich dann zu Hildegard. „Auch Vor jeder Aufregung müssen Sie die gnädige Frau zu hüten suchen, und dann sorgen Sie für kräftiges gutes Essen: Fleisch und Eierspeisen, Hühnersuppen und dergleichen, auch eine wärmere Temperatur wäre hier wünschenswert, eS weht ein scharfer Nvrdost draußen."
Hildegard warf forschende Blicke auf ihren Vater, dessen Augen mit unheimlichem Ausdruck auf dem Doktor ruhten. Am liebsten hätte er diesen, seiner Ansicht nach sehr unverschämten Patron, die Thür gewiesen, aber das bleiche gramvolle Gesicht seiner Frau, und die entschlossene Miene seines Gegners ließen den inneren Groll doch nicht zum AuSbruch kommen. Wie erleichtert athmete er auf, als der Doktor das Haus verlassen hatte. Die Generalin lag noch immer regungslos aus dem Sopha, und bemerkte nicht, daß ihr Gemahl sich ihr jetzt schüchtern näherte.
„Blind, blind, hauchte sie mit leiser Stimme. Ach und ich habe den Mann einst geliebt, der mein ganzes lichtes, frohes Dasein, in diese schwarze Nacht getaucht."
„Marie!" rief der General erschüttert, „ich — ich — v Gott, das wollte ich nicht, gewiß nicht!"
„Du bist hier?* kam eS eisig kalt von den Lippen der Kranken. „Willst Du Dick vielleicht weiden an Deinem Zerstörungöwerk ? Tritt nur näher, es ist ja nur ein wertlos s Frauenleben, was Du geknickt, was liegt daran bleibt Dir doch Dein Gold! Meine arme müde Seele wird sich leicht von dem Erdendasein lösen, mir wird einst der Tod eine Erlösung sein! Aber weißt Du wessen Tod der Furchtbarste ist, der Tod des Geizigen I"
— Erdrutsche bei Airolo. Nach Depeschen aus Mailand muß voraussichtlich die Gotthardlinie auf längere Zeit gesperrt werden. Die Erdrutsche bei Airolo hätten eine Ausdehnung von vierziglausend Kubikmetern, und neue Erdrutsche würden fortwährend befürchtet, namentlich bei Sassorosso sei die Gefahr groß.
— (Ein alter holländischer Brauch,) der allerdings schon ziemlich im Absterben begriffen ist, verlangt cs, daß sich in jedem Hause eine ganz besondere Thür befinde, die nur bei zwei Gelegenheiten benutzt werden darf — und zwar, wenn eine Hochzeit oder ein Begräbnis in der Familie stattstndet. Das soeben durch den Segen der Kirche vereinigte Paar betritt sein neues Heim durch diese Thür, die dann zugenagelt wird, um erst wieder geöffnet zu werden, wenn ein Glied der Familie zur ewigen Ruhe hinausgetragen werden soll.
(Eia bedauernswerter.) „Wie leben Sie eigentlich mit Ihrer Frau?" — Thea- tcrdiener: „Ach, Gott, das ist ein Jammer! Die spielt sie nämlich als Statistin mit, also auf der Bühne meist den Mund halten, und das holt sie dann zu Haufe nach!"
Der General zuckte erschüttert zusammen.! Da lag sie vor ihm, die einst seines Lebens, Licht und Wonne gewesen, bleich und elend, den Tod herbeisehnend.
Noch stand es in seiner Macht, sie dem Leben wiederzugeben, wenn er sie zurück- sührte in jene Welt, in welcher sie gelebt, geatmet von Jugend auf. Dort würde sie sich wieder empor richten, wie die Blume, die dem Verschmachten nahe ist. Dort würde sie sich wieder lieben und achten lernen.
Längst verwehte Tage und Stunden zogen an seinem Geist vorüber: Er sah sich zurück versetzt in seine behagliche Wohnung in der Residenz, zwei fröhliche Kinder spielten in dem Boudoir seiner Frau. Jetzt trat er hinein in das warme von Blumen durchduftete Zimmer, eine liebliche Frauengestalt eilte ihm entgegen, goldig glänzte ihr Haar, und die schönen blauen Augen grüß'en ihn so herzinnig.
Welch ein Contrast, jene sonnigen Tage, und die gegenwärtige Zeit, und wer war der Zerstörer des Glücks seiner Familie. Er I er allein I Mit vernichtender Klarheit trat eS in diesem Moment vor seine Seele, was er gethan, wie er seiner Kinder Lebensglück gestört. Hildegard Halle er um die schönsten Jugendjahre betrogen, Georg aus seiner Car- riöre getrieben, in Not und Entbehrung fristete er sein Leben, und wenn er auch wollte jetzt eine Aenderung eintreten lassen, die verlorenen vertrauerten Jahre konnte er ihnen nicht zurückgeben, ebensowenig wie er seiner Frau die Gesundheit, den frohen Lebensmut zurückzaubern konnte. Mächtig stürmten solche Gedanken aus ihn ein und rüttelten an seinem Gewissen. Mit einem irren fast wilden Blick auf die Gencralin vcriieß er jetzt das Zimmer und stürmte hinaus in den Park. Rastlos «änderte er dort umher, das fahle Laub auf den Wegen raschelte unter seinen schweren Tritten, über ihm, da jagte der Herbstwind die Wolken zusammen zu grotesken Bildern, und dann weiter riß er sie auseinder, verloren irrten sie im weiten Firmament, gleich den irren-
(Ein praktisches häusliches Mädchen.) Er: „Wie, mein Fräulein, bei diesem Unwetter blos mit einem Sonnenschirm? Darf ich Ihnen ein schützendes Dach anbieten?" — Sie: „Wenn Sie darunter ein dreistöckiges schuldenfreies Haus haben, mit Vergnügen, mein Herr!"
» «
»
— Im Verlage von Carl Grüninger in Stuttgart erscheint wöchentlich einmal die im 64. Jahrgang stehende F. G-Wieck's Deutsche illustrierte Gewerbe Zestung vereinigt mit Polytechnisches Notizblatt. Dieselbe bringt populär gehaltene Aufsätze über Volkswirtschaft aus guten Federn, Wichtiges in Bezug auf einschlägige Gesetze, Berichte über neue Erfindungen auf dem Gebiete der Technik und Industrie mit Illustrationen und vertritt die Interessen des gesamten Gewerbestandes, sowohl im Groß- als im Kleinbetrieb. Allen denen, welche eine allgemein geschriebene Gewerbezritung mit gewähltem Inhalt lesen wollen, kann die Anschaffung derselben bestens empfohlen werden. (Preis vierteljährlich Mk. 3.) Probenummcrn versendet auf Verlangen jede Buchhandlung oder der Verleger unentgeltlich.
Iden, ruhelosen Gedanken, die da durch das , Hirn des Generals jagten.
„Meine Pläne I Meine stolzen Träume!" stöhnte er, „und mein Geld I O Golt, mein Geld, ich kann mich nicht davon trennen! Nein, nein und tausendmal nein. O, und darauf allein ist es abgesehen, Geld wollen sie haben, Geld I Geld ! Und der Doktor ist mit im Bunde! Es ist Alles Commödie, ich durchschaue es wohl. Ihre Hellen blauen Augen sollten auf einmal blind werden. Unsinn I Betrügen will man mW, jetzt wird mir Alles klar I" — Der Geiz und das Mißtrauen gewannen wieder die Oberhand in seinem Innern, und ließen die bessern Regungen, die bei dem Anblick seiner Frau dort aufgestiegen, wieder ersterben. „Mein Geld, mein Geld," murmelte er, als er jetzt mit schweren Tritten die Treppe hinaufsticg, und sich auf sein Zimmer begab. Dort öffnete er einen schweren eisernen Kasten, in welchem einige Geldrollen lagen, seine Augen funkelten fast unheimlich, als sie darauf blickten. „Mein schönes Geld," ries er. „Bald genug würden sie es zerstreuen in alle vier Winde, und ich müßte die sorgfältig vergrabenen Schätze wieder ans Tageslicht bringen. Eine kieinc Summe werde ich allerdings opfern müssen. Zögernd nahm er einige Thaler aus dem Kasten; unentschlossen drehte er die Kleine Summe shin und her in den Händen, man sah es, es wurde ihm unendlich schwer, sich davon zu trennen, aber daS bleiche Frauenbild, mit dem erloschenen Blick unter ihm im Wohnzimmer, es stand plötzlich wieder mahnend vor seiner Seele. Wenn es doch wahr wäre, was der fatale Doktor da geredet, wenn sie erblinden könnte. Voll Unruhe eilte er wieder hinunter nach dem Wohnzimmer, die Generalin war ein- geschlafen, und Hildegard saß am Fenster und schaute mit kummervollen Blicken in daS verglühende Abendrot draußen. Er trat zu ihr heran, und gab ihr das Geld. „Sorge für Deine Mutter und pflege sie recht," sagte er.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Drrck und Verlag von Beruh. Hosvrau» in Mldha-,