Rundschau.

Das K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung süc die V>rkehrS- anstalten, hat am 20. Februar ds. IS. auf die erledigte Stelle des Stationsmeisters und Postexpcditors in Mühlen den Slalionsmeister Grimm in Rothenbach seinem An­suchen entsprechend versetzt.

Stuttgart, 20. Febr. Zurzeit sind die gesundheitlichen Verhältnisse in Stuttgart nicht sonderlich befriedigende; alle Aerzle sind vollauf beschäftigt und die Krankenhäuser sind dicht gefüllt. Die Ursachen dieser Erschein­ung sind aus die außergewöhnlichen Witter­ungsverhältnisse zurückzuführcn, da nament­lich Erkrankungen der Almungsorgane, In­fluenza rc im Gefolge haben. Erfreulicher­weisenehmen die Krankheitsfälle beinahe durch­weg einen günstigen Verlauf.

Stuttgart, 20. Febr. Den Kaiserpreis für hervorragende Leistungen bei Dauer und Erkundigungsritten erhielt im württcmbergi« schen Armeccorps Leutnant Kverber vom Dra- gonerregiment Nr. 25. Der Preis, ein sog. Wanderpreis, der v-rleidigl werden muß, be­steht in einer silbernen Urne.

Württembergs Hauptstadt zählt nach den neuesten Berechnungen 172 474 Per­sonen. Die Lukaskirche in Ostheim (Stutt­gart) wird am 14. März eingeweiht.

Telephonabonnenten giebt eS in Stutt­gart 3765, im übrigen Lande werden 3995 gezählt. Die nächsthöchste Teilnehmerzahl hat Heilbronn mit 511 Anschlüssen.

Am 1. Sept. kommenden Jahres be­absichtigt die Schützengilde Stuttgarts ihr 400jährigeS Bestehen zu feiern.

Reutlingen , 20. Febr. Vorige Woche wurde Fabrikant Weimer auf der Straße von hier nach Gomaringen ongesallen und ihm hiebei 600 Mark entwendet. Nach hie- her gelangten Nachrichten ist es den energi­schen Nachforschungen der Landjäger gelungen, die Thäter zu ermitteln und in sicheren Ge­wahrsam zu bringen. Es sind 3 Burschen zum Teil schon vorbestraf.

Kirchentellinsfurt, 20. Febr. Ein lebens­müder Familienvater aus Reutlingen kam vorgestern abend in eine hiesige Wirtschaft, in dir er sich auf seinenletzten Gang" ordentlich stärken wollte. Einem anwesenden Gast, der ihn fragte, ob er nicht aus Reut­lingen sei, erwiederte er:Ja, aber nicht mehr lange." Als er sich spät in der Nacht endlich entfernte, folgte ihm der andere, nichts Gutes ahnend. Auf der Echatzbrücke überholte er den Lebensmüden und bald dar­auf hörte er, wie derselbe in die Echatz sprang Er eilte nun sofort zur Rettung herbei, konnte den Selbstmordkandidaien aber nicht ausfinden. Der Hilfbereite ging nun in die betreffende Wirtschaft zurück, wo er den An­wesenden de» Vorfall erzählte. Nach etwa einer Stunde kam der Lebensmüde selbst wieder, vollständig durchnäßt und vor Kälte zittern. Den Rest der Nacht verbrachte er im warmen OrtSarrest.

Neuenbürg, 19. Febr. Das vor zwei Jahren aufgetauchte Projekt einer Verbindung des Enzthals mit dem Albthal (Neuenbürg» Marxzell-Herrenalb) geht nun seiner Ver­wirklichung entgegen. Die Generaldirektion der württembergischen Eisenbahnen lehnte zwar ab, allein das im Albthal erstehende Elektrizitätswerk hat 2000 Pferdekräfte zur Verfügung und will nicht nur die ganze

Gegend (etwa 30 Gemeinden) mit elektrischem Licht versorgen, sondern auch die Erbauung der elektrischen Bahn übernehmen. Letztere soll namentlich für den Holztranzport ein­gerichtet und normalspurig gebaut werden. Für das Zustandekommen der Bahn gibt sich OberamtSnchter Dr. Sautier von Ettlingen, der bei Marxzell einen bedeutenden Güter- komplex angekauft hat, alle Mühe. Schwierig­keiten bereitet nur der Abstieg nach Neuen­bürg.

Reichenbach a. d. Fils, 17. Febr. Dem­nächst soll ein größeres Zementwerk, in dem mindestens 100 Arbeiter Beschäftigung finden sollen, hier errichtet werden. Zu diesem Zwecke hat Zementfabrikant Otto Böhlen aus Reutlingen für. etwa 60 000 ^ Grund­stücke angekauft Die hiesigen Gemeindebe­hörden werden das Unternehmen kräftig unterstützen, da viele Arbeitskräfte von hier und den benachbarten Orten hiebei Gelegen­heit finden, hier ihr Brot zu verdienen.

Freudenstadt, 20. Febr. (Streit mit tödlichem Ausgang.) Am Samstag abend gerieten zwei Handwerksburschen, nachdem sie vorher in der Gemeinde Baiersbronn ge­bettelt halten, beim Verleiten beS erhaltenen Geldes in Streit. Es handelte sich hiebei um 25 Pfennig. Der eine, ein starker junger Mensch ging auf den anderen, der sehr schwäch­lich ist, los und versetzte ihm mehrere Stiche. Dieser war nun in Notwehr versetzt, er drückte seinen Angreifer nach längerem Ringen in einen mit Wasser gefüllten Graben und kniete solange auf ihn hin, bis sein Leben en-flohen war. Der Attentäter ist verhaftet, auch wurde gestern seitens des hiesigen Amts­gerichts Untersuchung angestellt. Es dürste hier Notwehr vorliegen.

Bibcrach, 18. Februar. (Bubenstreich.) Von Bubcnhand wurde heute an einem 3000 Liter hallenden Biersasse der Spunden her- ausgeschlagen, so daß der gesamte Inhalt verloren ging. Des ThäterS konnte man nicht habhaft werden.

Ebingen, 21. Febr. Vor einigen Tagen er­folgte hier in einem Hause der unteren Vor­stadt eine Gasexplosion, als Hausinsassen mit Licht in ein Zimmer einlraien, und einem auffallenden Gasgeruch nachspüren wollten. Die Explosion war so heftig, daß die Fen­ster und eine Backsteinwand herausgerissen wurden. Wie dir Untersuchung ergab, hat das Dienstmädchen in dem betr. Zimmer, welches unter ihrer Schlafkammer sich be­findet, einen Gashahnen offen gelassen resp. aufgemaLt, da ihr das Leben so entieidet sei.

Frömmeln) OA. Balingen, 21. Febr. Schon hin und wieder ist es vorgekommen, daß kleinere Geldstücke verschluckt wurden, daß aber ein lOjähriges Mädchen ein Ein­markstück verschluckte ist wohl eine Selten­heit, die gestern einem hiesigen Kinde begeg­nete. Dasselbe wurde, um etwas zu holen, ausgeschickt; unterwegs nahm eS das ihm mitgegebene Markstück in den Mund und aus einmal war eS verschluckt. Obwohl ihm augenblickliche Schmerzen nicht verursacht wurden, schickte man zum Arzte und nach mehrmaligem Einnehmen kam das Geldstück auf natürlichem Wege zum Vorschein und ist es wohl ein besonderes Glück, daß das Mäd­chen so leicht von seinemsilbernen Inhalt" befreit werden konnte.

Oberndorf, 22. Febr. Bei der heutigen Stadtschulthrtßenwahl erhielten Verwaltungs­aktuar Sulzmann in Eßlingen 184 und

RevisionSasststent Felger in Oberndorf 177 Stimmen, ferner wurden drei leere Stimm­zettel abgegeben. Sulzmann ist somit ge­wählt.

UlM, 21. Febr. Vorgestern ging der Rekrut Zagst von der zweiten Abteilung des Feloarlillerie-Regiments Nr. 13 aus der Kaserne fort, fuhr in seine Heimat Sckelk- lingen und erhängte sich daselbst. Die Be­weggründe sind noch nicht bekannt.

UlM, 18. Febr. Der frühere Stadt­vikar am Münster, Eugen Huber, Sohn des Dekans Huber von Brackenheim, der voriges Jahr zum Abschluß seines Studiums noch die Berliner Universität besuchte und dort zwei theologisch-philosophische PrciSauf- gaben löste, ist als Erzieher der Söhne des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen berufen worden und wird seine Stelle in Kassel am 1. März antretcn.

Ein Osfiziersdursche, der seinem Herrn in Karlsruhe mit 1000 Mark durchgebrannt war, wurde in Straßburg erwischt. Der Dieb hat die Summe in zwei Tagen bis auf etwa 10 Markverputzt."

Erstickt sind in Ellrich bei Nord­hausen zwei Kinder eines Arbeiters, während die Mutter mit einem kranken Kinde'sich zum Arzte begeben batte und der Vater auf Arbeit war. Die Kinder haben jedenfalls mit Streichhölzern gespielt, wodurch ein Brand entstand, der ein Bett zerstörte. In dem Rauche sind die Kleinen umgekommen.,

Auf eine seltsame Art brachte in dem rheinhesstschen Orte Zornheim ein SOjähriger Mann sich ums Leben. Er schlang sich ein Tuch um den Hals, steckte den Stiel einer Hacke als Knebel dazwischen drehte diesen mehr» mals um und erdrosselte sich. Ein kleines Enkelkind war Zeuge dieses Selbstmordes.^

Am 16. Februar waren cs 100 Jahre, seit die Pfalz an Bayern kam.

Berlin, 21. Febr. Die Budgetkommis» sion des Reichstages hat die geforderte Ver­mehrung der Kavallene abgelehnt.

Für drei Gkcckcn der neuerbauien Kirche in Rasting ha! der Kaiser 3000 bkwilligt. Geplant ist in Metz der Neu­bau einer evangelischen Kirche.

Der älteste Mensch in Deutschland ist die in KoSken (Kreis Johannisburg) in Westpreußen lebende Wiiwc Marie Gemballe. Diese Dame ist ausweislich ihres Taufscheins am 23. Januar 1789 geboren steht mithin gegenwärtig im 110 Lebensjahre. Trotz ihres hohen Alters ist die Greisin noch derart kör­perlich und geistig rüstig, daß sie größere Strecken zu Fuß zurücklegen und außerdem kleine Hausarbeiten eigenhändig besorgen kann.

Hanau, 21. Febr. Gestern abend er­schoß in dem Hause Webergaffe 4 dahier der Kellner Trebing mit einem Revolver durch Unvorsichtigkeit seine Schwester, dir Ehefrau Rühl.

Raubmord an einer Familie. Ein

furchtbarer Raubmord ist in der Nacht zum Sonnabend nach derNordh. Zig." an der wohlhabenden Oekonomen-Familte Müller in Oldisleben verübt worden. Man fand am Sonnabend Morgen Vater, Mutter und zwei Kinder im Bett mit furchtbaren Hieb» und Stichwunden bedeckt vor. Vater, Mutter und das ältere Kind gaben noch schwache Lebenszeichen von sich, das jüngste Kind ist tot. Aussicht auf Erhaltung vrS Lebens der elfteren ist nicht vorhanden. Ter Geldschrank ist völlig avSgeraubt; über die Höhe dep