Rundschau.
Stuttgart, 28. Dez. Bischof Kkppler celebriertc am Weihnachlsmorgcn ein leviticr- tes/Hochamt in der Kapelle des Marien- byspilalS, wobei die Schwestern eine schöne dreistimmige Messe von Piel zum Vortrag brachten. Der Bischof hat der genannten Kapelle zwei prächtige leuchtertragende Engel, welche zu beiden Seiten des AttarS aufgestellt wurden, zum Geschenk gemacht. Sämtliche Kranke im Marienhospital erhielten am heiligen Abend passende Weihnachtsgeschenke.
Stuttgart, 28. Dez. Die LandcSver- sammtnng der Württemberg. Volkspartei findet wie üblich am 6. Januar 1899 im Kvnzert- saal der Liederhalle hier statt. Tagesordnung: 1. Partei- und Kassenbericht; 2. Die Lage im Reich; 3. Die Verfassungsrcviston; 4. Organisation und Presse.
Ludwigsburg, 28. Dez. (Erfroren.) Gestern früh fanden die Knechte des Hofgutes „Neuwirtshaus", Gemeinde Stammheim, den 70 Jahre alten Landarm KilguS von Pfalzgrafenweiler , OA. Freudenstadt in einem Strohfimen, wo er genächtet hatte, halb erfroren auf. Auf dem Transporte in das BezirkskrankenhauS ist Kilgus gestorben. Er war zuletzt in der Landarmenstall Reutlingen untergebracht, wo er freiwillig austrat und als Landstieichcr herumzog.
Löwenstein, 28. Dez. (Diebstahl.) Am heiligen Christfest ist während der Feier desselben in der Anstalt LMenstern aus dem Amtszimmer des Inspektors eine Kassette mit 500 .Mark Inhalt entwendet worden. Der Dieb ist jedenfalls mit den Verhältnissen in der Anstalt genau bekannt.
— Der verstorbene Fürst Albert zu Hohenlohe-Jagstberg hat, wie zu Lebzeiten, so auch in seinem Testament für sein Dienstpersonal bestens gesorgt. Jeder Angestellte erhält aus der Verlassenschaftssache ein Legat von 1000 ausbezshlt und einen Teil der Garderobe, des Weißzeugs rc. Außerdem verbleibt jeder Stelleninhader bei vollem Gehalt in seinem Dienst auf Lebenszeit.
Karlsruhe, 28. Dez. Während die Gesamtzahl der in Deutschland praktizierenden Acrzie vom September 1897 bis September ds. Js. von 24,393 auf 26,178 gestiegen ist, hat die Zahl der Aerztc in Baden im gleichen Zeitraum um 17 abgenommen, indem sie von 977 ans 960 zurückginq. Mit Ausnahme Badens hat die Zahl der Aerzte in allen größeren Bundesstaaten eine Zunahme erfahren. An der Spitze der Großstädte marschiert Berlin mit 2186 Aerzten (38 mehr als im Vorjahr); dann folgt München mit 586, Hamburg mit 532, Breslau mit 461.
Berlin, 29. Dez Den Morgenblättern zufolge wird dem Reichstag nach in der gegenwärtigen Tagung eine Vorlage zugehen, worin ras Gewerbe der Gestndev-rmiltler und Siellenvermittlungsbureaus konzessionspflichtig gemacht wird.
— Der unlängst in Steglitz bei Berlin verstorbene Rentner Hesse vermachte sein ganzes etwa 190 000 ^ betragendes Vermögen gemeinnützigen Zwecken, darunter dem allg. deutschen Schulderem 80000 ^
Augsburg , 27. Dezbr. Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich heule nachmittag in der Hosbuchdruckerei der G br. Reichel. Ein I7jähriger Lehrling machte sich an dem Gasmotor zu schaffen und geriet auf bis jetzt unaufgeklärte Weise in das Schwung
rad, wobei ihm der Kopf buchstäblich vom Rumpf gerissen wurde. Man nimmt an, daß der auf so traurige Weise getötete zu Fall gekommen und dabei vom Schwungrad erfaßt worden ist.
— Aus Metz wird der B. L.-Ztg. geschrieben: In Offizierskreisen verlautet hier mit großer Bestimmtheit, daß das nächstjährige Kaisermanöver im Schwarzwald zwischen dem 13.. 14. und 15. Armeekorps, dem auch einzelne Teile des 16. Korps bct- gegeben werden sollen, stattfindet. Der Kaiser wird in Straßburg wohnen und von dort aus an den Manövern tetlnehmen. Die zur Zeit in der Ausarbeitung befindliche sogenannte Generalidee soll ein forcierter Ueber- gang über den Schwarzwald sein. Das Murgthal und die Straße über den Kniebis dürften den Ausgangspunkt der Operationen bilde».
Würzhurg, 27. Dez. (Ertrunken.) Gestern nachmittag brachen auf einem Wassergraben am Main unterhalb der Heidings- felder Brücke zwei Knaben im Alter von 16 und 17 Jahren, Wellhöfer und Münch beim Schlittschuhlaufen ein und ertranken angesichts einer zahlreichen Zuschauermenge, der es unmöglich war, den Unglücklichen Hilfe zu bringen.
— Merkwürdige Wasser-Quelle. Eine seltsame Quelle, von deren Vorhandensein trotz ihres hohen Alters in Deutschland sicherlich nur Wenige wissen, befindet sich beim Dorfe Elchenberg im Grenzgebiete der Pro vinzen Sachsen, Hannover und Hessen. Diele Quelle, der Karlsbrunnen genannt, weil sie Landgraf Karl von Hessen mit einer Grotte überbauen ließ, hat die Merkwürdigkeit, daß sie zwei Stunden lang stark und eben so lange schwach fließt. Jedesmal, wenn der starke Ausfluß beginnt, läßt sich ein dumpfes unterirdisches Getöse vernehmen, und alsbald entströmen der Quelle große Wassermassen, gegen 200 Liter in der Minute. DaS Wasser im Grottenbecken steigt dann schnell um 25 Centimeter, während zur Zeit des schwachen FließenS nur ein Fünftel des Wassers vorhanden ist. Da das Wasser außerordentlich klar ist, so haben die Eichen- berger sich diese Quelle zu Nutzen gemacht» indem sie ihre Wasserleitung damit speisen.
— (Nützen des Aberglaubens.) Einem Besitzer in einem Dorfe bet Schllwindt wurden kürzlich 10 entwendet. Der Verdacht lenkte sich auf das Dienstmädchen, doch konnte ihr die That nicht nachgewiesen werden. Da verbreitete eine alte in dem Ansehen einer Wunderdoktorin stehende Frau die Kunde, daß der Diebin mit der Verausgabung jeder einzelnen Mark ein Finger vertrocknen würde. Der Zauberspruch wirkte. An einem Morgen wurde das Geld auf Heller und Pfennig, in einem Läppchen gewickelt auf derThürschwelle des Hauses vor- gefunden.
Airolo, 29. Dez. Der Ort bietet einen erschütternden Anblick. Zwei Quadrat-Kilometer sind mit Trümmern übersät, 8 Wohnhäuser und 14 Ställe sind verschüttet und bilden einen wüsten Trümmerhaufen. Eine weitere Anzahl Häuser ist schwer geschädigt. Die FestungS.ruppen und die Bevölkerung arbeiten fieberhaft an der Aufräumung der Trümmer. Aus den Trümmern wurden drei Leichen hervorgezogen, der 70jährige Kirchendiener Antonio Fiiippini, ferner Josefa Franchi und ein Knabe Namens Giulo Fori.
Die Fran des Kirchendieners wurde noch lebend aus den Trümmern b rv>> ?>
Der Gesamtschaden beläuft sich a> - ü Million Franks. Ein weiterer Bc>gst-,z scheint ausgeschlossen, doch sind olle Bm- sichtsmaßregeln getroffen.
Pirmasens, 29. Dez. Gevr Fk'cket, die größte Schuhfabrik am hiesigen Platz ist in Konkurs geraten.
Wien, 29. Dez. Mehrere Hand-lsaaen ten, welche über Schwindelfirmen günttige Auskünfte erteilten und es diese > dai-urcd -r möglichten, Waien von llsroßhä-el-rn zu beziehen und dieselben sofort wieder zu Schleuderpreisen zu verkaufen, wurden in dos Untersuchungsgefängnis einaeliefeit. 2flüa>iige Kaufleute werden steckbrieflich verfolgt. Die Summe, um die verschiedene Großhändler geschädigt find, beläuft sich auf mehrere hunderttausend Gulden.
London. 28 Dez. U'be> a z ^ ist ge>le>er ett turchwaierO ! >
gangen. Eine ganze Anzan- S'ck- e Wurde umgeworfen, zahlreiche Bäume i wurzelt, Dächer abgedeckt, eine Menge Fenster eingeschlagen. Auch viele Personen trugen Verletzungen davon.
Paris , 29. Dez Die Sammluna der „Libre Parole" für die Witwe d-s Ob rst>n Henry ergab die Summe von 125 000 F .
Rotterdam. 28. Dez Este>b-z> dätt siw seit dem 19. dS. in einem kleinen hi-staen Hotel auf.
— (Der Fluch der Größe t B-irnhe RmergulSb-ntz r wäre nach dem ,H ov. Cour." der a-s grötz-.e Sot.- -l b-i p eußilch n Armee bekannt gewordene Wilhelm Ebmke aus Wolssee bei Kiel. Nach em tu einige» Blättern das Bild d s großen Man»eS erschienen war, halte eine anscheinend etwas excentrische Dame in der Reichshauptstadt ^em gegenwärtig als Biertuhcmann der Kieter Aktienbrauerei angestelllen R-serveqardlsten eine Anzahl duftender Billets zuaesandt, ft> denen sie ihm ihr Herz nebst 50 000 ^ zur Gründung eines Geschäfts in Berlin und, falls er das Landleben vorziehen sollte, ein ererbtes Rittergut zu Füßen legte. Diese Anträge erschienen unserem Hünen ebenso angenehm wie ehrenvoll, und als nun gar das reichlich bemessene Reisegeld eintraf, warf er sich in einen nagelneuen Bräntigamsa»zug und fuhr nach der Residenz, von seiner Zukünftigen mit offenen Armen empfangen. Nachdem man sich der gegenseitigen Zuneigung versichert, wurden zunächst die Freuden der Hauptstadt im Fluge gemeinsam durchkostet. Das ging so zwei Taae laug, am dritten Tage a»er kam unser praktischer Riese düngend auf den geschäftlichen Teil zurück. Da gestand die liedetrunkene Braut, daß es mit den 50 Tausend stark haperte, und das Rittergut schien auf einer noch unenideckten Insel zu liegen. Plötzlich ernüchtert, wandte der Reservegardist der Hauptstadt und der Pseudo-Gutsbesitzerin den Rücken, nicht ohne von der Weinenden sür die verlorene Liebesmüh vollauf entschädigt zu lein.
Sigmund Höchstetter
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