Durch Kamps zum Glück.

Roman von I. Pia.

(Nachdruck verboten.)

4.

Wenige Tage nach Rosas Anknnft war alles für ihre Aufgabe geregelt und geordnet, ihre Unterrichtsstunden und übrigen Pflichten genau eingeteilt. Ihre Stellung konnte kaum leichter und angenehmer sein; die Kinder hingen bald mit großer Liebe an ihr und Marie brachte ihr eine solche Herzlichkeit entgegen, daß Rosa fast fürchtete, sie könne vergessen, daß sie auch Erzieherin und nicht nur Freundin sei; selbst Frau von Dorneck wußte sie sich durch tausenderlei kleine Auf­merksamkeiten bald unentbehrlich zu machen.

Es mochten ungefähr vier Wochen ver­gangen sein, als Richard von Dorneck, der junge Osfizier, auf kurzen Urlaub heimkam. Von der ersten Stunde ihrer Bekanntschaft an hatte Rosa eine besondere Anziehungs­kraft für ihn. Nicht nur sagten ihr seines, bescheidenes und dabei doch bestimmtes Auf­treten ihm besonders zu, auch der Ernst, der Gleichmut, mit welchen sie all* seine Artig­keiten und Liebenswürdigkeiten hinnahm, üblen eine» eigenen Reiz auf ihn aus.

Wie? Sollte eS ihm, dem Liebling der ganzen jungen Damenwelt in der vor­nehmen Gesellschaft nicht gelingen, in der Erzieherin seiner jüngeren Geschwister ein wärmeres Interesse für sich zu erwecken? Diesen ernsten verschleierten Augen einen frohen Blick, ein glückliches Lächeln abzuge­winnen ?

Es war an einem stillen Nachmittage. Frau von Dorncck lag aus dem Chaiselongue hingestrrckt und hielt ihr Mittagsschläfchen, Marie saß am Klavier, während Rosa ein Buch zwischen den Händen hielt. Aber sie laS nicht. Ihre Gedanken schweiften zurück in vergangene Zeiten, ihre Augen blickten trübe, und um den festgeschlossenen Mund lagerte ein ernster Zug.

Die Thüre zum Nebenzimmer that sich auf. Ein Lächeln glitt über des eintreten­den jungen Offiziers Gesicht, als Rosa bei dem Geräusch, das er verursachte, erschrocken zusammenfuhr und hastig das ihren Händen entsunkene Buch wieder aufnahm.

Auch er griff nach einem Buche und setzte sich ihr gegenüber.

Kommen Sie," meinte er indes nach einer kleinen Weile,legen Sie Ihre Lektüre beiseite, ich sehe Ihnen doch an, daß Sie kein Interesse dafür haben. Lassen Sie uns eine Partie Schach spielen Sie kennen doch Schach?"

Nicht die einfachsten Züge," entgegnete sie abwehrend.

Da will ich Sic das Schachspiel lehren," erbot sich der junge Dornrck.

Sehr freundlich," lächelte Rosa,aber ich habe wirklich keine Lust, es zu lernen."

So will ich Ihnen die Bilder und Skizzen zeigen, die ich aus meiner Garnison mitgcbracht habe," sprach Richard von Dorn- eck, und ohne eine Gegenrede abzuwarten, stand er auf und Holle eine Mappe herbei.

Da waren Landschaften, Genrebilder, Kriegsbilder alles durcheinander.

Welch* trauriger Anblick!" sagte sie als ihr Auge auf einem Schlachtenbild ruhen blieb.

Hier ist etwas Besseres," fuhr Dorneck

fort und reichte ihr ein Porträt.Das Bild meines besten Freundes, des jungen Karsten aber was ist Ihnen, Fräulein, Sie sind ja plötzlich so blaß geworden?"

Zum Glück blieb der armen Rosa eine Antwort auf diese Frage erspart. Frau von Dorneck war erwacht, und den Kopf nach ihrem Sohne wendend, meinte sie:

Es ist wohl Zeit, daß wir uns fertig machen; der Wagen steht gewiß schon bereit."

Wohin willst Du, Mutter?* frug der junge Dorneck.

Wir müssen bei Maltens und Ehren» felds Visite machen; sie würden es uns nie verzeihen, wenn Du wieder abreist, ohne sie gesehen zu haben."

Aber, liebste Mutter, ich habe nicht die geringste Lust, Heuteam letzten Tage meines Hierseins steife, langweilige Besuche zu machen!"

Gut, daß Sophie Malten Dich nicht so reden hört!" mischte Marie sich in das Gespräch;sie würde es Dir nie verzeihen und mit Recht I Fandest Du doch bis­her Deine Besuche bei ihnen weder steif, noch langweilig."

Der Geschmack ändert sich," versetzte ihr Bruder kurz und eigensinnig;wollt Ihr sie besuchen, so thut*s getrost; mich aber laßt in Ruh'."

Nun, wenn Du nicht mitfahren willst, Richard, so werde ich mit Marie allein fahren," entgegnete Frau von Dorneck achsel­zuckend:und haben die Damen nichts anderes vor, so bringe ich Sophie Malten und Ehren­felds zum Abend mit hierher."

Der junge Dorneck zog die Brauen finster zusammen, aber er erwiderte nichts.

Inzwischen hatte Rosa die Bilder wieder in die Mappe gelegt und stand auf, um die­selbe bei Seite zu stellen, als sie im Vor- übergehen an den Tisch stieß und ein paar Bücher zu Boden warf; indem sie sich nach diesen bückte, fiel das Veilchensträußchen, das sie an der Brust trug, herab und hastig griff der junge Dorneck darnach, führte es einen Moment an die Lippen und steckte es sich dann in das Knopfloch.

7 .

Kaum war der Wagen mit Frau von Dorneck und ihrer Tochter davongerollt, als alle drei Kinder eilends die Treppe herauf in Rosas Zimmer kamen und sie mit Bitten bestürmten.

O nicht wahr, Fräulein, Sie kommen mit? Ach, bitte, bitte, sagen Sie ja I"

Erst muß ich doch wissen, Kinder, was Ihr von mir wollt."

Unser Bruder Richard will uns spazieren fahren aber nur, wenn Sie mitkommen. Nicht wahr, Sie sagen jaes ist ja herr­liches Weiter I Und morgen reist Richard wieder ab!"

Der kleinen Sylvia freudestrahlende Au­gen, Karls flehender Blick, der Sonnenschein draußen, das Melancholische drinnen alles dies vereinte sich dazu, daß Rosa sich nach kurzem Bedenken zur Mitfahrt bereit erklärte. Weshalb auch nicht? Es lag auch kein Grund vor, dem Sohne des Hauses geflissentlich aus dem Wege zu gehen. Im Gegenteil, von dem Augenblick an, wo sie jenes Bild bei ihm gesehen halte, wo sie wußte, daß er Karstens Freund war, daß er Karsten, den ihr Herz doch nimmer vergessen konnte, mor­

gen Wiedersehen, morgen die Hand drücken würde, gab ihr ein Gefühl, als stände sie dem jungen Dorneck näher, als seiner ganzen übrigen Familie. Sie gewann ein neues Interesse an ihm, und hoffte voll Ungeduld, bald mehr von seinen Lippen über seinen Freund zu hören.

(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.

Das Glücksschweinchen. Aus Mun- denheim bei Ludwigshafen wird der Frkf. Ztg. geschrieben : Ein lustiges Stücklein trug sich hier zu : Eine Münchener Theaterschmiere, die sich eine Zeit lang hier aufgehallen, gab dieser Tage ihre Abschiedsvorstellung. Inden Anzeigen stand zu lesen:Am Schluß der Vorstellung wird ein lebendes Schwein ver­lost ; jeder Besucher erhält ein Freilos." Daraufhin strömte denn das kunstsinnige Publikum in Hellen Scharen in den Musen­tempel, die Vorstellung verlief ohne jeden Zwischenfall und Jeder war gespannt darauf, wer das Borstenvieh gewinnen würde. Nach der Größe des hölzernen VerschlageS, der sich neben dem Souffleurkasten befand und ohne Zweifel das Glücksobjekt beherbergte, mußte es ein ansehnlcheS Exemplar sein und einen saftigen Braten adgeben. Endlich wird die Gewinnnummer ausgerufen. Aus der Kehle eines behäbigen Landmanns ertönt ein kräf­tigesHurrah I" er also war's, der das Schweinglück HalteiFlink, Franz'l, zur Mutta niwer un den lange Strick g'holt, wu hinner de Speichertrepp hängt; do dran werd se angcbunne!" Mit diesen Worten schiebt der glückliche Gewinner seinen Buben dem Ausgang zu und fliegt mehr, als er geht, nach dem Holzkasten, den der Herr Direktor jetzt öffnet, Aber, was ist denn das? Der Herr Direktor entnimmt dem Stalle" eine Cigarrenkiste und darin sitzt, ohne ein einziges Mal zu grunzen, ein allerdings lebendes Meerschweinchen. Den Dialog, der sich nun zwischen dem Glücks­kind und dem Direktor abspielte, wollen wir verschweigen. Als aber unterdessen der Bube mit dem Strick anlangte, den er vor Freude in der Luft schwenkte, da verstand der Direk­tor diese Geberde falsch und ergriff die Flucht.

Für sämtliche Zeitungsleser dürfte sicherlich nachstehende Berechnung, die wir einer Mitteilung des Intern. Patentbureau von Heimann und Co. in Oppeln entnehmen, von Interesse sein. Wollte nämlich ein Mann je eine Nummer sämtlicher auf der Welt erscheinenden Zeitungen lesen, so ge­brauchte er dazu 1 Jahr und 8 Monate, wenn er an jedem Tage sechs Stunden lesen würde. Ein Jahresabonnement auf sämt­liche täglich erscheinenden Zeitungen der Welt würde 142 000 Mark kosten, was gewiß ein ganz anständiges Sümmchen ausmacht. Auf der ganzen Erde erscheinen 43 000 Zeitungen in 82 verschiedenen Sprachen. Von diesen vielen Zeitungen erscheinen aber nur 5450 Zeitungen täglich.

Sigmund Höchst etter

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