schast entfernt und verfolgt. Sütlerlin feuerte »uf seine Verfolger Revolverschüsfe ab, die den Landjäger Ruderhäuser herbcilockten. Derselbe sprang dem Sütterlin nach, worauf vieler sich umkehrte und aus nächster Nähe auf Ntcdcrhäuser schoß. Die Kugel drang ihm in den Kopf, so daß er tot zusammenstürzte. Sütterlin floh und wurde in Basel festgenommen. Niederhäuser hinterläßt eine Wiltwe mit 3 unmündigen Kindern.
— Dreißig Jahre unschuldig im Zuchthaus. Vor einigen Tagen kehrte ein gewisser Giovanni Pinna, der dreißig Jahre Zuchthaus verbüßt hat, nach seiner Heimat Flu- minimaggiore bei Cagliari auf Sardinien zurück. Pinna, der jetzt 54 Jahre alt ist, wurde vor 30 Jahren als Raubmörder verurteilt. Eine Rotte von halbwüchsigen Burschen bezichtigte, um den wahren Urheber des Verbrechens zu retten, den nichtsahnenden Pinna, der dem Mö> der ähnlich sah. Pinna wurde dem mit dem Tode ringenden Opfer des Mörders gegenübergestelll, das nur mit dem Kopse nickte, ohne die Augen zu öffnen ; das Gericht gelangte jedoch zu der Ueber- zeugung, daß das Opfer seinen Angreifer rekognosziert habe, und die Machenschaften
Stationen -er Seligkeit.
Novelle von F. Stöckert.
(Nachdruck verboten.)
37.
„Darf ich hereir.kommen?" ließ sich da Ellinors Stimme draußen vernehmen, und dann trat sie ein und blieb zögernd auf der Schwelle stehn.
Da breitete Koser voll tiefer Bewegung die Arme aus. „Mein Weib! meine Elli- nor I" rief er sie voll leidenschaftlicher Zärtlichkeit an seine Brust ziehend.
Berner alur schlüpfte eilends zum Zimmer hinaus, das wohl in diesem Augenblick das höchste Erdenglück umschloß.
„Und Du bist mir auch nicht böse all dcS Lugs und Trugs wegen, den ich schlechte Person auSgeüdl?" fragte Ellinor.
„Dir böse sein I Fußfällig müßte ich es Dir danken, daß Du auf diese Weise mich wieder auf die rechten Pfade zu meiner Muse znrückgeführl hast. Nur eine solche ideale Frau, wie Du es bist, vermag uns zu den Stationen der Seligkeit zu geleiten."
„Und eine schöne Zeit war es doch eigentlich auch da drüben in unserm stillen, weltenfernen Heim," meinte die junge glückselige Frau.
„Nun aber ging eS nicht länger mehr dort des Jungen wegen, der störte Dich zu sehr bei Deinen Arbeiten."
„Und darum ließest Du eilends die Villa hier entstehn, Du holde Zauberin I" rief Koser lachend, und dann erinnerten sie sich endlich, daß ihre Gäste unten könnten ungeduldig werden. Arm in Arm stiegen sie die Treppe hinunter und kamen ihren Pflichten als Wirte nach.
DaS Geheimnis der Villa war unter- deß auch hier unten kund geworden. Berner, der über Alles Aufschluß geben konnte, wurde besonders von Frau v. Frege und Fräulein Klein ausgeforscht. Elftere war förmlich verblüfft über Ellinors Handeln und vermochte es nicht zu fassen, wie man seines Mannes Talent zu liebe so allen Lebens-
dcr erwähnten Burschen besorgten das Uebrlge. Der wahre Verbrecher wurde übrigens später wegen eines anderen Verbrechens zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt. Nach 29 Jahren fühlten endlich einige ältere Leute in Fluminimaggiore, die den ganzen Sachverhalt kannten, Mitleid mit dem unschuldig verurteilten Pinna und gaben das Geheimnis preis. Auf Grund eines königlichen Gnadenakles wurde der arme Mann dieser Tage aus dem Zuchthause entlassen; im Wiederaufnahmeverfahren dürfte demnächst auch seine formelle Freisprechung erfolgen. Pinna wurde in JglestaS von seinem 30jähr. Sohne, den er dereinst als 14 Tage alten Säugling verlassen hatte, erwartet und nach der Heimat begleitet.
— Aus Amerika. Auch das nüchterne Amerika hat seine Romantik. Vor Jahresfrist heiratete ein Sohn des Millardärs Cornelius Vandcrbilt eine Schauspielerin und wurde dafür von seinem Vater enterbt; was bei einer Aussicht auf Milliarden einstigen Vermögens immer eine Sache ist. Der junge Cornelius Vanderbilt war aber weder Melancholiker noch Leichthose, sondern fing, wie wohl einst sein Miüiardenvater, klein an,
freuden entsagen, sich in die Einsamkeit vergraben könne.
Als Ellinor sich jetzt näherte, eilte sie auf sie zu.
,O was sind sie für eine hochherzige Frau!" rief sie bewundernd. „Da müssen wir ja Alle in den Staub sinken vor Ihnen."
„Ich gewiß nicht," murmelte Fraulein Klein, und fragte dann Berner, wie lange man wohl annehmcn könne, daß Koser bei seinen Arbeiten jetzt bleiben würde. Sie für ihre Person bezweifle cs sehr, daß er jetzt, wo oller Glanz des Reichtums ihn wieder umgäbe, so anhaltend weiter arbeiten würde.
„Dann zweifeln Sie eben an seinem Talent, seinem ganze» Können, trotz allem was er der Welt in letzter Zeit geboten. Ich meine aber, wer solches geleistet, zu dem darf man das Vertrauen schließlich haben, daß er seiner Mission auf Erden gerecht werden wird. Doch cs geht zur Tafel, darf ich Sie z» Tische führen ? Ich glaube, ich habe das Vergnügen, Ihr Tsichnachbar zu sein."
Sie mischten sich unter die andern, die jetzt paarweis dem Eßzimmer zuschritlen.
Die Stimmung wurde bald bet den ausgezeichneten Weinen und den auserlesenen Gerichten eine sehr animierte, ein heilerer Toast folgte dem andern, sogar die Damen wurden beredt, auch Fräulein Klein, deren pessimistische Meinung über den Gastgeber gänzlich verflogen war, bei diesen Tafelfreu- dcn, so daß sie sein Talent in wohlgefetzter Rede feierte, zum größten Ounälum ihres Tischnachbars. Dieser ließ noch ganz zuletzt Ellinor nicht als Wirtin, oder junge Mutter, in solcher Eigenschaft war sie schon viefacb heute gefeiert worden, sondern als Gattin des Schriftstellers leben, die ihre ideale Aufgabe als solche mit Begeisterung ersaß!, und es verstanden habe, ihren Mann aus all den Irrwegen des Das. ins zu solcher Station der Seligkeit zu geleiten, wie dieses neue Heim es sei.
„Möge es Ihnen für alle Zeiten eine solche bleiben I" schloß er, und die Gläser klangen zusammen. Es war nur ein einziger Blick, de» Ellinor dabei mit ihrem Mann
trat irgendwo als Eisenbahner ein und krachte es infolge seiner guten Schulbildung und sonstigen Kenntnisse in einem Jahre soweit, daß er ein wichtiges höheres Amt bei der Bahn übertragen erhielt. Das rührte den Papa Milliardär so, daß er sich mit seinem Sohn und dessen Schauspiclerheirat aussöhnte, und nun liegen sich alle drei in den Armen.
— Bestrafte Dummheit. Aus Bozen wird gemeldet: Bei der Auswaggonierung der Menagerie Kludsly ereignete sich ein schwerer Unglücksfall. Ein Fleischhauer steckte dem Riesenelephanten aus Ucbermut einen brennenden Zigarrenstummel in den Rüssel, worüber der Elephani so erbost war, daher den Mann mit dem Rüssel erfaßte, in die Höhe hob und aus voller Kraft zu Boden schleuderte. Schwerverletzt wurde der Fleischhauer in's Spital gebracht.
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auslauschte. Die ganze Seiigk-it höchsten Ecdenglücks aber lag in diesem Blick.
Berner, der sie beobachtete, hatte nur den einen Wunsch, daß den beiden ihm so lieben Menschen ihr Glück erhalten bleibe noch lange, lange Zeit. Wo es aber zu schwanken drohte, da wollte er als treuer Freund ihnen stets zur Seite stehn; das gelobte er sich, als Frau Ellinor ihm jetzt dankend die Hand reichte, die er mit warmem FreundschaftSdruck umschloß.
— Ende. —
Verschiedenes.
Ohne Eltern geboren! Eine physiologische Merkwürdigkeit, die einzig dasteht, erfahren wir aus einem Roman, den Natalie von Eschstruhth eben im Berliner „Lokal- Anzeiger" veröffentlicht. In der Nummer vom 22. Oktober ist zu lesen: „Mein Vater verunglückte bei einer Schnitzeljagd am Huber- tuStag — er war Artillerieoffizier — drei Wochen vor dem ich geboren ward, und Mütterchen erlebte das Herzeleid nicht, — ich bin fremd und verlassen gewesen, so lange ich denken kann!" — Also nicht nur der Vater, sondern auch die Mutter hat die Geburt des Kindes nicht erlebt; denn sie ist mindestens drei Wochen und einen Tag früher gestorben, als ihr Mann verunglückt ist. Armes Wurm!
.-. Irische Gerichtsszene. Der Richter fragt einen Zeugen: „Ist es Ihnen bekannt, daß der Angeklagte die Gewohnheit hat, mit sich selbst zu sprechen, wenn er allein ist?" — „Kanns nicht sagen, Ew. Gnaden," erwidert der Zeuge, „denn ich bin nie bei ihm gewesen, wenn er allein war."
(Unteroffizier) „O Meyer, lassen Sie doch Ihre Dummheit von einer Aktiengesellschaft ausbeuten I"
.-. (Ein triftiger Grund.) Frau: Bevor ich Eie occeptiere, meine Liede, sagen Sie mir, wer hatJhnen dieses hübsche Zeugnis geschrieben? — Stubenmädchen: Bitte sehr, der gnädige Herr! — Frau: So? Nun, ich nehme nur Mädchen, mit denen die Frau nur zufrieden war.
Redaktion. Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Mldbad.