und folgte dem Gauner, den sie auch in einer nah.n Ortschaft fand und festnehmen ließ.
— Zehn Kugeln im Kopf. Nach 28 Jahren wurde ein alter „Düppel-Stürmer" d eser Tage von der zehnten, noch in seinem Körper steckenden Schrapnellkugel befreit. Herr Hermann Dehben, ehemals Gefreiter Garde-Artillerie, hatte den Feldzug von 1864, in welchem er bei Düpplcr Sturm das Militär-Ehrenzeichen 1. und 2. Klaffe erhielt und den von 1866 mitgemacht und manche Verletzung erlitten. 1670 wurde er vor Straßburg durch Schrapnellkugeln schwer verwundet. Mehrfachen Operationen hat sich der Veteran im Laufe der Jahre unterziehen müssen. Eine Schrapnellkugel blieb aber durch 28 Jahre im linken Oberschenkel. Nun entschloß sich der alte Krieger in den letzten Tagen abermals zur Operation. Es wurde ihm die zehnte Kugel, sie wog nach einen, Lokalblatt 30 Gramm, entfernt. Herr D- hat die schwere Operation gut überstanden.
Rom, 6. Nov. Fürchterliche Regengüsse richteten in Siena, Spezia und auf Sardinien großen Schaden an. Eine Bahnlinie wurde durch Tunnel-Ueberschwewmung unterbrochen. Aus anderen Linien ist der Verkehr außer-
Äationen der Seligkeit.
Novelle von F. Stöckelt-
(Nachdruck ve boten.)
36.
Ellinor beteiligte sich wenig an der animierten Unterhaltung rings um sie herum, ihr ganzes Sein war von einem Gedanken, r ner Frage erfüllt — „Was wird Herbert sag-n?" so fragt sie sich immer wieder.
Ihr Traum, den sie damals an jenem Heibstabend hier auf dem See geträumt, er sollte sich ja in wenigen Minuten erfüllen, dort sah sie schon durch das zarte Frühlings- g,ün die weiße» Säulen jener damals im Bau begriffenen Villa schimmern, eine Fahne wehte lustig von dem kleinen Türmchen derselben. Jetzt machen die Boote wieder den Bogen der in die kleine Bucht hinein führt, und vor den erstaunten Blicken all der Tauf- güste liegt wie ei» wunderschönes Bild nun die Villenkolonie. Ellinors Blicke ruhen nur auf der einen Villa, sie ist festlich bekränzt, eine Ehrenpforte ist am Eingang des Vorgartens errichtet, „Station der Seligkeit" leuchtet ihnen da in weißer Blumenschrift entgegen. Ihre zitternde Hand legt sich auf den Arm ihres Mannes, was wird er sagen? Wie wird er es aufnehmen? So fragt sie sich jetzt fast zagend und ängstlich. —
Wie auf stillschweigende Verabredung ordnet sich, nachdem Alle die Boote verlassen, der Taufzug jetzt wieder. Voran schreitet die Wärterin mit dem kleinen Herbert, welchen Namen die junge Mutter doch schließlich bestimmt hat, warum sollten die beiden ihr teuersten Menschen nicht einen Namen führen. Die Frau Geheimrat und Professor Werner folgen als die beiden würdigsten P -ten der Wärterin, sie wissen beide ganz gunu, daß dort in der festlich geschmückien Villa ein solennes Festmahl ihrer harrt, und auf ihren Gesichtern zeigt sich nichts von Ueberraschung, von Staunen, wie auf all den andern Physiognomien.
„Wer öffnet uns denn hier so gastlich seine Villa?" fragt Koser.
„O Herbert — ich — eS war ja Alles
ordentlich erschwert. In Saffari sind viele Häuser durch die Fluten weggerissen worden. Der Bahnverkehr ist dort vollständig gestört.
Aus der Schweiz, 30. Okr. Von einem sitzen gebliebenen Jüngling bericht« die „Neue Zür. Ztg." eine rührsame Geschichte: Von Zürich kam nach Basel ein junges Pärchen und übernachtete in einem Gasthause. Vor dem Schlafengehen gab der junge Mann seine Wertsachen dem Wirte ab und erhielt darüber einen Ausweis. Am Morgen erbot sich die „junge Frau," das beim Wirte in Verwahrung gegebene Köfferchen zu erheben, und erhielt von dem Jüngling den hierfür nötigen Ausweis. Die Dame erhob das Köfferchen, welches an 700 Franken Bargeld enthielt, und verschwand damit auf Nimmerwiedersehen, den Bräutigam völlig mittellos zurücklassend. Geld und Koffer gehörten dem sitzengebiiebenen Jüngling.
— Eine Regimenlskasse vom Wachtposten geraubt. Ein seltenes Verbrechen fand vor einiger Zeit in Jekaterinoslaw statt. Verübt wurde das Verbrechen von dem Gemeinen des 134 Feodosiaschen Infanterie- Regiments Kirill Popow, der in der Zeit zwischen 3 und 5 Uhr Morgens am Abra-
nicht war die Geschichte mit dem Bankier — sei mir nicht böse", stammelt die junge Frau verwirrt und findet die rechten Worte nicht in diesem Moment höchster Erregung.
Wie im Traum schreitet sie jetzt an seinem Arm durch die Ehrenpforte mit den weiße» Bluwenworten, ist cs nicht zu schön für die Wirklichkeit, wird es nicht verwehen wie ein schöner Traum?
„Und da steht ja auch Friedrich I" ruft Koser, verwundert auf den einstigen Diener blickend, hinter welchem jetzt lächelnd das Gesicht von EllinorS früherer Zofe auftaucht.
„Frage Berner, er wird Dir Alles erklären," flüstert Ellinor, ich muß Mama jetzt etwas beistehn in ihren Pflichten als Wirtin, sie läßt seinen Arm los, und Koser steht plötzlich allein und blickt hinaus auf den See, und dann wieder hinein in den Salon, wo die Gäste sich staunend hin und her bewegen, und dessen Einrichtung ihm so bekannt verkommt. Die Flügelthüren nach dem Eßzimmer sind geöffnet, man blickt aus cine reich gedickte Tafel.
„Kommen Sie, ich will Sie nach Ihrem Zimmer führen," mit diesen Worten tritt Berner, mit dem Ellinor sich schnell verständigt, zu ihm heran.
„Nach meinem Zimmer," v rsetzt Koser kopfschüttelnd und folgt dann dem kleinen Gelehrten durch den Teppich belegten Corri- dor die Treppe hinauf, nun traten sie in ein hohes, luftiges Gemach, dessen hohes Bogenfenster die Landschaft draußen wie i» einem Rahmen ejnschloß. Die Einrichtung war dieselbe, wie die seines Arbeitszimmers in der Residenz, und der ganze Zusammenhang der Dinge wurde ihm allmählig klar, so daß es kaum noch der erklärenden Worte Berners bedurft hätte, der ihm jetzt von dem Plane erzählte, den er mit Frau Ellinor schon damals auf der Reise geschmiedet. In dem guten Glauben, daß die besten Menschen am leichtesten zu täuschen, hätten sie denn die Tragödie von dem Vermögensverlust in Scene gesetzt, an welcher kein wahres Wort gewesen. Die Frau Geheimrälin hätte sogar grade in der Zeit durch gute Specu-
mowitschew-Platz, wo sich die Kasernen deS Regiments befinden, auf Posten stand. Während dieser Zeit hatte Popow den Geldkasten des Regiments erbrochen und ihm eine Schatulle entnommen, in welcher sich 2877 Rub,l Krongelder und Sparkasscnbüch r, im Betrage von 40,000 Rubel befanden. Mit dem Raube ist er unter Zurücklassung des Gewehrs desertiert. Um 7 Uhr Morgens fanden Arbeiter die geraubte Schatulle, in welcher sich noch zwei Spatkassenbücher, auf den Betrag von 8000 und 200 Rubel lautend, befanden.
— Die Königin Viktoria ist auch eine große Freundin der Hunde. In der Neigung der Königin unter den treuen Vierfüßlern nimmt die erste Stelle unbestritten der weiße Schäferhund „Schneeball" ein. Die Königin besitzt 50 - 60 Leibhunde. Stets sind einige um ihre Herrin. Wenigstens einmal die Woche steigt die Herrscherin Großbritanniens vor dem prächtig eingerichteten Hundehause ab. Dann wird die ganze Meute losgelaffen. Sind junge da, so werden sie an die Equipage getragen und die Königin schaut sich das junge Volk an.
lationen ihres Bankiers große Gewinne gehabt. Sie wäre allerdings auch anfangs sehr gegen den abenteuerlichen Plan gewesen, Frau Ellinor aber hätte es doch durchgesetzt. „Und nun wissen Sie erst, was für eine herrliche Frau Sie haben, Koser I" schloß der kleine Gelehrte fitzt seinen Bericht.
„Die wenigsten wären wohl einer solchen freiwilligen Selbstverleugnung fähig gewesen, und hätten so auf Alles verzichtet, was solchen reichen Damen doch von Jugend ans Lebensbedürfnis, dos vermag nur die reinste, selbstloseste Liebei" (Schluß folgt).
Verschiedenes.
— (Das Frauenturnen) hat in den letzten Jahren wie in anderen Ländern auch in Deutschland einen großen Aufschwung genommen und geht höchstwahrscheinlich im kommenden Jahrhundert seiner Blütezeit entgegen. Es ist bisher wohl dem Fachmann, aber wenig der großen Welt bekannt, daß es im deutschen Reiche ca. 900 der deutschen Turnerschaft angegliederte Frauenabteilungen mit etwa 24,000 Turnerinnen in den verschiedensten Altersstufen gibt; nicht geringer wird die Zahl der Mitglieder der vielen freien Frauen- turn-, Spiel- und Sportvereine sein. Es gibt kaum eine Zeit, in der die Frau so außerordentlich bewegungöfröhlich, aber auch bewegungsbe- dürflig gewesen ist wie gerade jetzt. Dieses sorgliche Erhalten der Gesundheit, dieses Bedachtsein auf die Hebung der Körperkräfte ist entschieden auf die fast durchgehends völlig veränderte Lebensweise unserer Frauen zurückzuführen.
— (Von dem Prinzen August von Preußen,) der wegen seiner galanten Abenteuer bekannt war, erzählt Theodor Fontane in seinem handschriftlich nachgelassenen und soeben veröfsentlichten Roman „Der Stechlin" folgende allerliebste Aventüre: Der Prinz ist endlich glücklich am Himmelsthor angelangt, aber St. Peter läßt ihn längere Zeit vor demselben warten. Als er endlich öffnet, zeigt sich der Prinz ungehalten. „Königliche Hoheit, es ging beim besten Willen nicht früher!" — „Weshalb nicht?" murrt der Prinz. — „Halten zu Gnaden, Königliche Hoheit, ich mußte erst die elftausend Jungfrauen in Sicherheit bringen."
(Kindermund.) Karlchen (zum Bruder, der als Einjähriger das erstemal in Uniform das Elternhaus betritt und von Vater und Mutter glückstrahlend begrüßt wird): „Fritz, hast du auch schon eine Köchin?"
.-. (Ein Schwergeprüfter.) Tante: „Hier, Nesse, trinke einen Schnaps zum Trost!" — Nesse (nachdem er getrunken): „Tante ich brauche noch mehr Trost!"
Sledaktiqn, Druck und Verlag »VN Beruh. Hosmann in Wildbad.