Rundschau.

Die 3, Schulstelle in Pfalzgrafen- weiler ist dem Unterlehrer Julius Kühe­fuß in Wildbad übertragen worden.

Stuttgart, 4. Nov. Anläßlich der Ver­mählung der Herzogin Olga von Württem­berg mit dem Prinzen zu Schaumburg-Lippe hatten gestern wieder viele Gebäude Flaggen­schmuck angelegt. Auch im Stuttgarter Pub­likum bekundete sich vielseitige Teilnahme. Die standesamtliche Trauung vollzog der Minister des Königlichen HauscS, Minister» Präsident Dr. Frhr. v. Mittnacht in Gegen­wart der besonders geladenen Trauzeugen in den sog. offiziellen Zimmern der verewigten Königin Olga im K. Restdenzschlosse. Im großen Marmorsaal war wiederum ein Altar errichtet worden, an dem Oberhofprediger Prälat Dr. v. Schmid die kirchliche Ein­segnung der Ehe vornahm. Anschließlich daran fand im weißen Saale des Restdenz- schlosses das Hochzeitsmahl statt. Gegen das Ende der Tafel erhob sich der König, um zunächst die fremden Gäste herzlich willkom­men zu heißen, und sodann dem Brautpaar Gottes reichsten Segen auf seinen ganzen Lebensweg zu wünschen. Er schloß mit einem Hoch auf die hohen Neuvermählten. Nach 3 Uhr wurde die Tafel aufgehoben; mit dem Schnellzug 4 Uhr 43 Min. fuhren Prinz und Prinzessin Mox nach Friedrichshafen; von da geht die Hochzeitsreise nach Italien. Die Rückkehr nach Hannover erfolgt Ende dieses Monats.

Ludwigsburg, 4. Nov. Der Kantinen- führer Unteroffizier Hoppe des Dragoner- regiwcntS Königin Olga Nr. 25 hier, ist feit heute früh unter Mitnahme von 600 flüchtig geworden. Derselbe trägt Zivilkieid- ung. Hoppe steht auch wegen Hausfriedens­bruchs und Körperverletzung in Untersuch, ung, was wohl das Motiv seiner Flucht ge­wesen sein dürfte.

Heilbronn, 5. Nov. Ein Unglücksfall, der ein junges Menschenleben forderte, er­eignete sich gestern nachmittag auf dem hies. Bahnhof. Ein aus WeinSberg gebürtiger Anknppler, der erst in diesem Herbst vom Militär entlasten worden ist, kam beim Rangieren zwischen die Puffer zweier Wagen und erlitt so schwere Quetschungen, daß er auf der Stelle tot war.

Hüll, 4. Novbr. Die ledige 29jährige Nielh, Schlossers Tochter von hier, sprang nach vorangegangenem häuslichen Streit ge­stern abend in den Ackeranlagen mit ihrem '/i Jahre alten Kind in die Fluten des Kochers. Es konnten beide wieder heraus- gezogen werden. Das Kind war jedoch schon tot. Um Mitternacht drohte heute im Hofe des dem Emil Schwend gehörigen Hin­terhauses ein Brand auSzubrechen. Der Treppenaufgang war schon vom Feuer er­faßt, das glücklicherweise von der Nachbar­schaft bemerkt wurde, denn sonst wäre den Bewohnern der oberen Slvckwercke der Weg abgeschniiten gewesen. Das Feuer scheint durch ein Aschcnkistchen verursacht worden zu fein.

Calw, 5. Nov. Ein hiesiger, 16 Jahre aller Schlvsterlehrling kehrte vor einigen Tagen mit einem Kameraden von GÜUlingen hierher zurück. Unterwegs wurde ein neu­gekaufter Revolver probiert; hierbei wurde der Lehrling unglücklicherweise getrosten und die Kugel in die Brust geschossen, wo die­selbe in der Lungengegend stecken blieb. Der

Getroffene suchte den Vorfall zu verheimlichen und ging andern TagS noch seinen Geschäf­ten nach. Die Folgen aber blieben nicht aus und so mußte derselbe wegen einer Ope­ration heute in die chirurgische Klinik nach Tübingen überführt werden.

Ulm, 3. Nov. Herr Münsterbaumeister Professor Dr. v. Beyer hat im Hinblick auf seinen Gesundheitszustand beim K'rchenge- meinderat um seine Pensionierung nachge­sucht. Der Kirchengcmeinderat hat darauf beschlossen, den Münsterbaumeister vom 1. Januar ab auf 1 Jahr zu beurlauben, unter Vorbehalt seines Wiedereintritts in sein Amt für den Fall der Wicdergenesvng.

Balingen, 3. Nov. (Ertrunken.) Der seit längerer Zeit bei Herrn Katastergeometer Marquart hier konditionierende 21jährige Geometergehilfe Morlock von Baiersbronn war am letzten Dienstag geschäftlich im nahen Dürrwangen. Als er nun bis heute nicht zurückkehrte und keine Spur von ihm zu finden war, obwohl er spät nachts von Dürr­wangen fortgegangen war, ließ man die Feuerwehr in Frommern die Eyach absuchen und fand Morlock erst heute Abend ertrunken in dem an der Staatsstraße in Frommern liegenden Wehr.

Die Kgl. Hüttenwerke Christophsthal und Friedrichsthal bei Freudenstadt sollen, dem ,Schw. B." zufolge, um den Betrieb vom Wasterstand unabhängig zu machen, durch elektrische Kraft, die von der Murg am Rauchfelsen gewonnen werden soll, be­trieben werden.

(Postscheine dienen nicht als Quit­tung.) Vielfach findet man bet Zahlungen durch Postanweisungen den Vermerk:Post­schein dient mir als Quittung." Hiergegen richtet sich eine Entscheidung des Reichsge­richts, der zufolge der Postschein über eine mittelst Postanweisung gemachte Zahlung noch nicht als Quittung, betr. die Tilgung einer Schuld, anzuschen ist. Der Postschein gelte in diesem Fall vielmehr als Beweis, daß an eine bestimmte Person ein gewisser Betrag eingezahlt bezw. abgesandt wurde. Unter solchen Umständen ist es dringend ge« boten, sich nicht mit dem obenerwähnten Ver­merk zu begnügen, sondern vielmehr bei Zah. lung durch Postanweisung vom Empfänger, also dem Adressaten, eine Empfangsbescheinig­ung einzufordcrn, und zwar möglichst um­gehend, damit etwaigen Unregelmäßigkeiten bei der Bestellung des überwiesenen Geldbe­trags rechtzeitig begegnet werden kann.

Ein paar Worte überWarenhäuser." Wer viel hat, dem wird gegeben, und wer wenig hat, dem wird das wenige genommen werden! Unwillkürlich erinnert man sich dieser furchtbaren Drohworte der heiligen Schrift, wenn man das Emporschießen der Warenhäuser sieht und daneben den unauf­haltsam scheinenden Niedergang der ehrlichen Gewerke, der kleinen Kaufleute und Gewerbe­treibenden. Ihnen bietet niemand Hilfe, ihnen schadet man vielmehr mit zwar gut­gemeinten, aber am grünen Tisch ersonnenen, lästigen und unnützen Vorschriften. Wie anders gchts doch den großen Warenhäusern! Sie stammen aus einer Zeit, wo kein Mensch eine Entwickelung des Geschäftslebens, wie wir sie heute zu beklagen haben, voraussehen konnte. Das kaufende Publikum läßt sich anlocken von einzelnen staunend billigen Prei­sen und glaubt ernsthaft, der Waceuhaus- inhaber schenk« ihm alles, wolle nichts ver­

dienen! Die Frauen des Mittelstandes wie die Damen der großen Welt sie alle meiden ihre jahrelangen Einkaufsquellen, wo sie gut und redlich bedient wurden, und wenden sich wie in Entzückung dem neuen Wunder zu. Daß sie damit eine schwere Sünde auf sich laden, ihre eigene Existenz, die Kraft des deutschen Mittelstandes ver­wüsten das bedenken sie nicht. Und doch sollte ihnen schon das prunkende Aeußere solcher Warenhäuser sagen, daß diese bei den angeblich billigen Artikeln viel, sehr viel ver­dienen müssen.

Pforzheim, 5. Nov. Schon wieder mußte ein junger Mann sein Leben lasten infolge einer Rauferei. Dieselbe fand vor ungefähr sechs Wochen in einer hiesigen Wirtschaft statt, wobei ein Metzgerbursche dem 23jähr. Wilhelm Kalmbacher mit einem Bierglas derart auf den Kopf schlug, daß er schwere Verletzungen erlitt, an deren Folgen er ge­stern starb. Der Thäter ist verhaftet und wurde gestern seinem Opfer bei der Sektion gegenübergestellt.Unter Italienern, welche eine Stunde von hier in der Nähe des See- Hauses mit Erdarbeiten beschäftigt waren, ist gestern früh gegen 9 Uhr ein Streit auSge- brochen, der solchen Umfang annahm, daß die Gendarmerie telegraphisch benachrichtigt wurde und einschritt.

Todtnau (Wiesenthal) , 4. Nov. Das reichste Dorf in Baden soll das benachbarte Schlechtnau werden. Dasselbe wird, wie man hört, von einer Dame, die dort er­zogen wurde und nunmehr in England ge­storben ist, 11 Millionen Mark erben.

Infolge verschiedener ErkrankungS- sälle der letzten Zeit hat das preuß. Kriegs­ministerium eine schärfere Ueberwachung des Nahrungsmilleiverkehrs in den Kasernen an- geordnel.

LireGedanken und Erinnerungen" des Fürsten Bismarck soll bestimmt am 29. November erscheinen. Bisher sollen schon 100 000 Stück bestellt sein.

München, 28. Oktober. Nach einer bei­läufigen Bemerkung derM. P." befinden

sich z- Z'- 600 stellenlose Kellnerinnen in München.

Essen a. Rh., 4. Nov. Heute mittag fand in der Zeche Holland eine Explosion schlagender Wetter statt. 2 Mann sind tot, 4 leicht und 9 schwer verletzt, welche sämt­lich zu Tage gefördert wurden.

(10 000 Mark von einem Hunde ausgesressen. Der Inhaber einer großen Firma in der Halleschrnstraße in Berlin war dieser Tage in seinem Privatkomptvir damit beschäftigt, die Kaste zu ordnen, als er plötz­lich abberufen wurde. Sein Hund befand sich nun allein im Zimmer, schnupperte um­her und geriet an den Schreibtisch, auf dem außer sonstigem Gelbe ein Packet mit den Tausendmarkscheinen lag. Als Herr S. nach wenigen Minuten zurückkam, konnte er dem Hunde nur noch die Fetzen von drei Scheinen entreißen; die übrigen sieben waren bis auf wenige Stückchen von dem Hunde verschlungen. Blos die Nummern von drei Scheinen konn­ten noch ermittelt werden.

(Wenn man radeln kann!) Da

hat kürzlich in Sonnederg ein Zechpreller, der stolz zu Rad angekommen war, eine Kellnerin betrügen wollen; er machte eine hübsche Zeche, vergaß aber zu zahlen und fuhr davon. Die Kellnerin, die zufällig auch radelt, schwang sich bald aus ihr Zweirah