unk Schöllhausen. Graf Wilhelm bekommt Varzin, die Familie Rantza» soll mit einer Million adgejunden worden sein. Das Gut Schwarzenbeck ist bekanntlich das Majoratsgut, deffen jedesmaliger Besitzer den Titel .Fürst Bismarck" führt.
— Ist der Fürstentitel im Hause Bis marck erblich ? Nach dem Gothaer Kalender wurde im Jahre 1873 der damalige Graf Otto v. Bismarck zum Range eines preußischen Fürsten erhoben; seit dieser Zeit de findet sich die Familie Bismarck im Besitze der Fideikommißhcrrschaft Schwarzenbeck in Lauenburg. Mit diesem Besitze ist der erblicht Fürstentitel für den Fideikommißherrn verbunden. Die Herrschaft vererbt im Mannesstamme (Primogenitur). Daher ist der seitherige Graf Herbert Bismarck mit dem Ableben seines Vaters „Fürst" geworden. Dagegen ist der Titel eines preußischen Herzogs von Lauendurg nur ein persönlicher Titel deS verstorbenen Fürsten gewesen und ist daher nicht auf seinen Sohn übcrgegangen.
— Die Familie Bismarck betreibt die Verfolgung derjenigen Personen, die wider den Willen der Familie photographische Ausnahmen vermittelten, mit großer Entschieden
heit. Wie aus Friedrichsruh mitgeteilt wird, ergab die Untersuchung, daß Förster Spörke in der Nacht vom Samstag auf Sonntag einen Photographen unberechtigt einließ. Als drei Kutscher unter seiner Leitung die Wache hielten, wurden zwei Aufnahmen vom Verstorbenen gemacht, die eine mit, die andere ohne Halstuch. Der Förster wurde sofort penstonloS entlasten; auf die Verwendung des Grafen und der Gräfin Rantzau unterblieb die beabsichtigte Verhaftung desselben.
Hamburg, 6. Aug. Die Staatsanwaltschaft in Altona verfügte, wie die „Hamb. Korr." meldet, in der Angelegenheit der unbefugten photographischen Aufnahme der Leiche des Fürsten Bismarck die Beschlagnahme der Platten.
— Furchtbare Szene aus einem Schiff. Die nach Genua gehörige Brigg „Lorelo" hatte bei der Abfahrt von Pensacola (Nordamerika) eine unzureichende Besatzung, weshalb der Kapitän Constglierie einen 29jährigen Griechen Namens Manuluvi heuerte. Der neue Matrose zeigte sich alsbald sehr widerspenstig und erhielt zahlreiche Rügen. Letzthin, als er nachts die Wache hatte, fand ihn der Kapitän schlafend auf seinem Posten und
stellte ihn zur Rede. Der anwesende Bootsmann meldete, daß dies nicht das erste mal sei, daß Manuluvi sich gegen die Wachtvor- schristen vergehe, worauf ihn der Grieche wütend der Lüge zieh. Drei Tage nachhir befand sich das Schiff bei stürmischer Sie und dunkler Nacht im Golfstrom, als der Bootsmann den Griechen hinter einem Mast überraschte, wo ein Beil hing. In demselben Augenblick ergriff Manuluvi dieses und schlug auf den Bootsmann ein. Andere Matrosen, die sich ins Mittel legen wollten, wurden gleichfalls niedergeschlagen. Der Kapitän eilte in die Kajüte und holte einen Revolver; als er auf dem Deck erschien, fand er dort fünf Mann in ihrem Blute liegen, während der Mörder verschwunden war. Der Kapitän ließ darauf auf den nächsten Hafen znsteuern. Unterwegs wurde der Grieche im Zwischendeck entdeckt. In Eisen gelegi und demG- richte überliefert, gestand er, die Absicht gehabt zu haben, die ganze Besatzung zu ermorden.
Madrid, 7. Aug. Spanien nahm die amerikanischen Friedensbedinguuge > an.
Der rechte Grbe.
Novelle von A. Nikola.
(Nachdruck ve'boten.)
7.
Er steht dabei und schaut ihr lächelnd zu, und wie sie seinem Blick begegnet und fühlt, daß sie allein eS ist, die seinem Leben diese Freude bereitet hat, fühlt sie ein Glück in ihrer Brust, wie sie es nie zuvor empfunden.
Wie glücklich ist auch Lucy ob der Neuigkeit I
„Nun werden wir uns nicht mehr einsam fühlen," spricht sie erfreut. „Und ick, mein Röschen, will fleißig sein, und, soviel ich kann, das Meine rhun, in Deinem neuen Hausstande Dir zu helfen."
Wie glücklich sind die Drei an diesem Abend I Und wie es h>m, — sie Wissens selber nicht; bald lenkt sich das Gespräch auf Lorringshöh'. Walker bemerkt, wie Röschens Stimme zittert und ihre Augen sich mit Thrä- nrn füllen, als sie des lieben alten Heims gedenkt.
„So sehr noch sehnst Du Dich nach Lor ringshöh' zurück?"
„O nein," Versetzt sie lächelnd, „ich habe ein weit größeres Glück gefunden, als mir Valoren ging."
Er schaut ihr in die lieben blauen Augen und ist zufrieden.
„Würdest Du die Weltstadt sehr ungern verlassen, Röschen?"
„Nein; ich bin zufrieden, wohin Du gehen willst."
„Ich habe meine Stellung hier aufgegeben."
Röschen ist es recht; ihre Hand in der feinen, sitzt sie da und schaut mit frohem Auge in die Zukunft, die so hell und rosig vor ihr liegt. Es schwebt ihr eine kleine ärmliche Wohnung vor — vielleicht in einer schmalen engen Straße; aber sie sieht sich froh und glücklich, wie sie auf des Geliebten Heimkehr wartet.
„Soll ich Dir ein Bild von unserem einstigen Heim entwerfen?" fragte er zärtlich.
Sie nickt.
Er ergreift auch ihre andere Hand und hebt an :
„Wir werden auf dem Lande leben."
„O, wie mich das freut I" haucht Röschen weich, als sie der grünen Wiesen, der goldenen Felder und der schäumenden Bäche gedenkt.
„In einem langen, niedrigen Hanse mit vielen Essen und Giebeln, und einem großen, altmodisch angelegten Garten mit vielen hohen, alten Bäumen; in der Ferne steht man den Fluß, wie er sich zwischen Feldern u. Wiesen dahinschlängelt."
Mit halb erschrecktem Blick und bleichen Wangen schaut Röschen zu ihm auf.
„Das wäre ja wie in Lorringshöh'," spricht sie; „ein solches Heim finden wir niemals wieder."
Er nimmt ihr liebes Gesicht zwischen die Hände und schaut ihr in die sanften blauen Augen.
„Warte, mein Liebling, bis ich zu Ende bin. — In unserem Heim sehe ich ein großes Zimmer mit eichengetäfeltem Fußboden und kostbaren, antiken Porzellangefäßen voll Rosen und duftender Maiblumen auf dem Tische; ich sehe, wie meine kleine Frau mir entgegenkommt und mich küßt, mich zärtlich küßt, wie ich Dich jetzt küsse," und damit beugte er sich zu ihr nieder.
„Nicht doch," spricht sie fast schmollend, „warum ein Heim mir vorspiegeln, wie wir cs doch nimmer haben können?"
Wider willen werden ihr die Augen feucht.
Beim Anblick ihrer Thränen schwindet das Lächeln aus seinem Gesicht, und seine Züge nehmen einen unendlich zärtlichen Ausdruck an.
„Röschen, errätst Du nicht? — muß ich es Dir sagen?"
„Was? — ich verstehe Dich nicht," erwidert sie und blickt verwundert zu ihm auf.
„So laß Dir sagen, Geliebte, daß das Haus, Dein liebes, altes Heim Lorringshöh', seiner Herrin wartet I"
„Lorringshöh'?" Was ist geschehen?
Ist Vetter Humbert tot?" frage Röschen ganz erschrocken.
„O nein," fährt jener lächelnd fort; „doch er gedenkt sich eine Frau zu nehmen."
,,Jch verstehe Dich nicht," erwidert Röc- chen sinnend.
Da schließt er sie in seine Arme.
„Kind, Liebling, rätst Du es denn nicht? — wird es Dich glücklich machen? Und wirst Du mir verzeihen können, daß ich Dich die ganze Zeit hindurch betrog? — Auf andere Weite hätte ich mir Deine Liebe nimmermehr erwerben können l"
Halb erschrocken, halb beglückt steht siez» ihm auf.
Mit einem Male fallen all' ihre Pläne, die sie über das Glück süßer Armut geschmiedet, zusammen. Ihre bebenden Lippen hauchen: „So bist Du Humbert Lorring, und ich . . ."
„Du bist Herrin von Lorringshöh'," vollendet er schnell. „O, sag', Geliebte, daß dies in Deiner Liebe keinen Unterschied macht," spricht er mit bittender Stimme, denn dar Wechsel auf ihrem Antlitz entgeht ihm nicht. „Röschen, schau' mich anl"
Der Ausdruck eines lisen Schmerzes, der aus seinen letzten Worten klingt, er dringt tief in ihr Herz, — ein Blick, ein einziger Blick, und die stolze Herrin von Lorringshöh', sie ist für immer besiegt.
»
„Ich glaube wahrlich, Röschen lhut eS leid, daß sie nicht arm ist, wie sie wähnte," sagt Lucy lächelnd. Eie vermag noch kaum zu fassen, daß Walcker und Humbert Lorring ein und derselbe sind."
Strahlenden Auges spricht Lucy von ihrer baldigen Rückkehr nach Lorringshöh', ihrem alten, lieben Heim. Aber den anderen Zwei, deren Augen die Sprache der Liebe reden, denen gilt Reichtum und Armut gering, so lange sie einander beglücken.
— Ende. —
Merls.
Wir sind nicht um zu sein,
Wir werden um zu werden.
Redaktion, Druck und Bcrlag Beruh, von Hosmann in Wildhah.