Zn der neuen Wett.
Roman von P. Olleverio.
(Nachdruck verboten.)
8 .
Sie hörte auf zu pfeifen und sah mich scharf an.
„Arthur," begann sie darauf, „ich möchte Ohrringe tragen. Gertraud Leonhard's gold. Muscheln gefallen mir über alle Maßen. Denkst Du nicht, daß mir solche gut stehen würden?"
„Nein antwortete ich kurz.
„Sei nicht so brummig, Arthur. Gieb mir eine Fünf-Pfund-Note, damit ich mir rin Paar kaufen kann, wenn ich das nächste Mal in die Stadt komme, — bist auch ein guter Kerl."
„Ich will nicht," gab sie so kurz und barsch wie möglich zurück.
Sie warf einen verlangenden Blick nach meiner mit Juchienleder bezogenen Cassete, welche offen vor mir auf dem Tische stand, und lachte dann laut auf:
„Ich sehe nicht ein, warum ich keine Ohrringe tragen soll, wenn ich die Lust dazu habe."
„Meinetwegen trage sie," entgegncte ich, „aber verlange nicht von mir, daß ich sic Dir kaufe."
Sie weiß recht gut, da ich den Geldbeulel habe, daß ich der Herr bin und sie gehorchen muß.
„Was für ein Geizhals Du bist,Arthur!" sagte sie höflich. „Wenn Dich indessen Christa um ein paar Ohrringe gebeten hätte, dann würde sie jedensalls eine andere Antwort erhalten haben. Ich hasse das Mädchen von ganzem Herzen."
„Du sagst ihr damit ein sehr großes Compliment," erwiderte ich, nur mit Mühe noch meine Ruhe bewahrend.
„Du bist heute mit ihr geritten. Du bist ein großer Verehrer von ihr, nicht war ?" fuhr sie boshaft fort; und als ich aussah, begegnete ich einem so abscheulichen, malitiösen Blick, daß ich wußte, ein Streit war hier unausbleiblich.
„Ob ich cs bin oder nicht, kann für Dich nicht von dcr geringste» Bedeutung sein," erwiderte ich. „Doch nun Du das Gespräch einmal darauf gebracht hast, will ich Dir auch sagen, daß Du Deine Intimität mit Gertraud Leonhard etwas zu weil treibst. Du bist keine passende Gesellschaft für sie, das weißt Du."
„Warum nicht?" fragte sie gelassen.
„Soll ich Dich hier in diesem Holzge- baudc, wo alle Wände Ohren haben, an unser fluchwürdiges Famiiicngeheimnis erinnern?" gab ich auffahrend zurück.
Ich hatte meine Stimme nicht im Geringsten gedämpft; ich wollte ihr zeigen, daß ft- völlig in meiner Macht war, mochte ich durch den Seidenfaden eines Versprechens gef.sselt sein.
Sie sah mich einen Aungenblick erschrocken an.
„Pst!" machte sie, unruhig um sich blick, eud. „Die Wände haben Ohren, sagst Du ja selbst."
Doch mein Blut war in Wallung und ich entschlossen, die Gelegenheit zu ergreifen, um meinem Zorn Luft zu machen.
„Das Eine sage ich Dir," fuhr ich dafür fort, .w'»n Du G-rt-an'' diirw di.
Freundschaft für Dich in irgend welches Unheil stürzt, ziehe ich meine Hand gänzlich von Dir zurück und Du magst dann zusehen, wie Du ohne mich weiter kommst. Ich warne Dich hiermit ernstlich. Ucderlege wohl, was Du thust, oder sei darauf gefaßt, Deinen letzten Freund zu verlieren."
Sie sah mir voll Wut und Haß in's Gesicht. Wenn ein Wunsch zu töten vermöchte, würde ich dann noch leben ? Ich bezweifle es.
Aber sie war die Maus unter der Tatze des Löwen und mußte still halten.
„Beruhige Dich Arthur," sagte sie daher höhnisch. „Was könnte ich Deinem Protege — vielleicht Deiner zukünftigen Schwägerin — zu Liebe thun?"
Und mit diesem letzten giftigen Pfeil, den sie über die Schulter zurück nach mir abschoß, verließ sie das Zimmer und ließ mich allein und in Frieden.
6. Kapitel.
Christa's Erzählung.
Gertraud hatte den Bach überschritten, der mit jedem Tage höher anschwellen und uns immer weiter von einander entfernen sollte.
Eines Tages fand ich sie in Thränen, und der Anblick erfüllte mich mit Schrecken, denn ich konnte mich kaum erinnern, sic jemals weinen gesehen zu haben. Sie hatte nie eine wirkliche Sorge kennen gelernt und war stets der verwöhnte Liebling von uns Allen gewesen. Was mochte ihr jetzt Thränen entlocken?
Vergebens bat und drang ich in sie, mir ihr Vertrauen zu schenken und den Grund ihres Kummers mitzuteilen; ich erhielt nur eine ausweichende Antwort.
„Es ist nichts," sagte sie sich hastig Augen und Wangen trocknend, „ich habe nur Kopfschmerzen und fühle mich etwas gedrückt. Sage Fanny nichts davon."
Darauf gab sie mir einen Kuß und ich versprach, nichts zu sagen.
In dieselbe Zeit ungefähr fielen zwei wichtige Ereignisse unseres etwas einförmigen Lebens. Gertraud und ich erhielten an ein und demselben Tage einen Heiratsanirag.
Es war bei einer Landpartie, welche die Junggesellen der ganzen Nachbarschaft veranstaltet hatten, und bei der wir, mit zwei Ausnahmen, die einzigen unverheirateten Damen waren. Magdalene Ansbach hatte, wie man uns sagte, die Einladung auSge- schlagen.
„Ich glaube, sie gehl nirgend hin," hörte ich einen der Herren zu einem andern sagen
— „vielleicht ist es bei ihr im Oberstübchen"
— dabei deutete er auf seine Stirn — „nicht ganz richtig."
„Das meine ich auch," entgegnete der Andere.
„Ist angenehm für Ausbach."
„O, sie ist nicht gefährlich, nur aufgeregt und burschikos und bedarf einiger Aufsicht, deshalb läßt er sie nicht in Gesellschaft gehen."
„Was um so beklagenswerter ist, da die Damen hier so spärlich vertreten sind," fügte der erste Sprecher hinzu. „Selbst eine Verrückte wäre mir lieber als gar keine."
Gertraud stand neben mir und hatte das kurze Gespräch auch mit angehört. Ob sie -in Magdaienens geistiger G sunrh-it zweifelte
oder nicht, aber ich bemerkte, daß ihr das Blut einen Augenblick heiß zu Kopfe stieg und die Hand, welche sie auf meinen Arm legte, heftig zitterte.
Gertrauds sowohl als auch mein Verehrer waren Landeigner, deren Besitztum nur wenige Stunden von unserem Hause entfernt lag. Beide stammten von guter Familie und waren fein gebildete Männer. Der meine war der hübschere, dcr ihre der klügere, und Beide hatten das Unglück, sich einen Korb zu holen.
Freilich war die Art, in der wir dieselben austeilten, eine verschiedene. Ich wies den Antrag rundweg ab, während Gertraud einer weiteren Hoffnung Raum ließ.
Ich hatte schon seit längerer Zeit gewußt, daß Max Lindau sich für mich interessierte, aber mein deutliches Benehmen ihm gegenüber hatte ihn nicht zu überzeugen vermocht, daß dieses Interesse nicht auf Gegenseitigkeit beruhte, er wollte ein festes entschiedenes „Nein" hören.
(Fortsetzung folgt.)
Kunst u. Wissenschaft.
— Wie soll ich mich kleiden ? Was soll ich anziehea ? — Wem machten diese hoch- würdigen Fragen nicht öfter Kopfzerbrechen? Die jüngste Tanz-Novize wird die alternde Matrone, das bescheidene Haustöchterlein und die elegante Frau, der tausend Augen bewundernd nachblicken,— alle leitet der Wunsch, zu gefallen, geschmackvoll und modern gekleidet zu erscheinen. Was soll ich anziehen? — diese Frage beantwortet das wohlbekannte Blatt „Die Modenwelt", Illustrierte Zeitung für Toilette und Handarbeiten, aufs sicherste und beste. — Mil eingehendster Sorgfalt wird bei der Darstellung von Modellen Rücksicht auf die verschndenen Lebens- und Vermögens-Verhältnisse der Leserinnen genommen ; wiederum aber folgt das Blatt, — bei Vermeidung jedes Uebertriebenen in Bezug auf Stoff, Ausputz und Farbe, — in so vollendet geschmackvoller Weise dir herrschenden Modeströmung, daß jede Damals wohlgeborgen gelte» dars, welche die „Mo- dcnwell" als Ratgeberin zur Hand hat.
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Merks.
Erwarbst du dir in Sorg und Mühen, Was du bedarfst im Lebensstreit.
Dann wird dir herrlich auch erblühen, Die Blume dcr Zufriedenheit.
W i l d b a h.
hiedaktion, Druck und Verlag von B er n h. Hofmann in