An der neuen Wett.

Roman von P. Olleverio.

(Nachdruck verboten.)

3.

Ausbach erhob sich schnell, indem er zu seiner Schwester kühl bemerkte: »Fräulein Leonhard wird sich wohl kaum für all' Deine früheren Erlebnisse interessieren, Magdalcne, und es ist hohe Zeit jetzt an den Rückweg zu denken."

Magdalene errötete leicht und zum ersten Male zeigte sich in ihrem Wesen ein Schatten von Verwirrung. Es mochte Aerger über die zurechtweisende Worte sein, die mehr einem Befehl als einer Vermutung glichen. Sie erhob sich indessen gleichfalls, wünschte uns Allen in viel «ärmerer Weise als ihr Bruder einen »Guten Abend", und folgte jenem zur Thür hinaus.

Nachdem sie ihre Pferde bestiegen hatten und unseren Blicken entschwunden waren, hörte ich zu meiner Verwunderung,, daß unsere neue Bekanntschaft auf Gertraud gerade den entgegengesetzten Eindruck gemacht hatte, wie auf mich.

»So rin lustiges Mädchen l So heiter und voller Leben!" rief Gertraud entzückt. Wie? Dir gefällt sie nicht? Das begreife ich nicht, Christa. Ich für meinen Teil bin überglücklich, eine solche Nachbarin zu haben und gedenke unsere Bekanntschaft so viel wie möglich zu kultivieren."

Fanny, welche eine Weile im Zimmer gewesen war, schüttelte den Kopf und schloß sich in ihrem Urteil mir an.

Gertraud schmollte und meinte, wir hätten kein Verständnis sür Charaktere. Damit ließen wir das Thema fallen.

So war denn das erste Glied zu der selsamen Freundschaft gebildet und Gertraud hatte den kleinen Bach überschritten, welcher zum mächtigen Strome zwischen ihr und mir anwachsen sollte.

2. Capitel.

Wir waren während der ersten Monate in Neuseeland so glücklich, trotz der harten Arbeit, die uns Allen ungewohnt war, und der oft recht schlechten Kost.

Wir versuchten uns Alle der Reihe nach im Kochen und bemühten uns, es unserer unerfahrenen Dienerin Marie bcizubringcn. Mir gelang das am besten, in Folge dessen ich zur Wirtschafterin und Oberaufsehcrin im Küchendepartement ernannt und mit einer reichlichen Anzahl Latzschürzen und einem Kochbuch versehen wurde.

Gertraud hatte das Wohnzimmer in Ordnung zu Hallen und für das ganze Haus die Strümpfe zu stopfen, während Fanny die Augen überall hatte und zugriff, wo es Not that, das heißt in den ersten Monaten nur. Dann wurde dem jungen Ehepaare ein Sohn, der kleine Fritz, geboren, welch' wichtiges Ereignis in dem ganzen Hause große Aufregung hervorrief.

Wir bewohnten ein hölzernes, mit Schin­deln gedecktes HauS, nicht groß, aber hin­reichend um bequem zu fein. Darin hatten wir ein einziges Wohnzimmer, doch war das­selbe sehr geräumig und der Stolz unseres Herzens, wenn wir es mit den unferer Nach­barhäuser vergleichen.

Stand doch sogar ein Pianoforte darin, dasselbe, welches einst unter den Händen un­

serer seligen Mutier erklungen war, und ein Blumentisch, den bald Geranien, FuchsiaS und Rosen füllten. Auß-rdem war da ein schmucker Bücherschrank, dessen Inhalt zum größten Teil mein Eigentum war, und über­dies befand sich in der einen Ecke ein Näh­tisch, auf welchem drei zierliche Nähkörbe, mit Atlas gefüttert und bunten Bändern ge­schmückt, standen.

Wir hatten das Zimmer eigenhändig tape­ziert und ein paar gute Kupferstiche in hüb­schen, einfachen Rahmen aufgehängt. Für die Fenster nähten wir Cattunvorhänge und auf den Fußboden legten wir einen Teppich, welchen wir aus Deutschland mit herüberge­bracht hatten. Als wir dann noch ein leder­bezogenes Sopho, Stühle und einen ovalen Tisch, den eine einfache, grüne Decke zierte, hincingetragen hatten, war das Zimmer in unseren Augen vollendet, und Oscar bis auf den Hausflur eotgegeneilend, zogen wir ihn triumphierend mit uns fort, damit er unser Werk bewundern sollte.

Während das HauS gebaut worden war, hatten unsere Nachbarn Oscar wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß der Platz, welchen er für dasselbe gewählt hatte, ziem­lich tief lag und daß das bei den heftigen Regengüsse, welche in Neuseeland zuweilen fallen und die Buchten erstaunlich hoch an­schwellen, nicht ganz ungefährlich sei.

Nach reiflichem Ueberlegen schien indessen kein Gruud zur Besorgnis vorzuliegen. Unser Haus stand ja noch über dem höchsten Wasser­zeichen der letzten Jahre. Nur die Maoris, die halb wilden Ureinwohner des Landes, von denen, nebenbei gesagt, nur wenige in unsere Nähe kamen konnten sich einer Zeit er­innern, zu der das Wasser bis zu dem kleinen Grasplatz gestiegen war, welcher vor unserm Hause lag.

Oscar sprach auch davon, sobald seine Geschäfte wirklich anfingen, zu prosperieren, ein neues, viel schöneres HauS auf einem der höher gelegenen Plätze bauen zu wollen. DaS jetzige, versicherte er uns, sei nur eine interimistische Wohnung und vor der Hand auch nur als solche zu betrachten.

Doch uns gefiel sie so weit ganz gut und eine Zeit lang ging Alles glatt und jchön.

Von dem Wohnzimmer und meinem Schlafzimmer aus hatte man eine reizende Aussicht. Die Landschaft war im Vorder­gründe allerdings Fach und einförmig, den Hintergrund aber bildete eine stolze Berg­kette, die im Winter ein leuchtendes Schnee­kleid anlegte.

Die Umriste jener Bergkette, die sich in der krystallenen Klarheit der Neuseeländer Luft von dem sonnigen, blauen Morgen­himmel oder von dem rotglühenden Abend­himmel grell abhobcn, kannte ich bald aus­wendig. Sie bildeten in meinen Augen die Gestalt einer toten Riesin, die auf dem Rücken lag, die Arme über der eisigen Brust ge­kreuzt hat, und deren welliges Haar rück­wärts wogte, dis es sin- in den weich,ren Linien der ferneren Berge verlor.

Diese B>rgkette füllte zu der Z'it, von der ich schreibe, ein Teil meines Lebens aus. Ich kann nicht an jeue Tage zurückdenken, ohne daß sie vor meinem inneren Auge er­stände und meine Erinnerung forderte. Mochte die Sonne hell und strahlend über ihr lachen, mochten schwarze Wolken schwer und drohend

über ihr lagern, immer waren sie meinem Herzen teuer.

Wenn ich in der Küche beschäftigt war, galt eS mir stets als ein großes Vergnügen, Gertraud im Nebenzimmer singen zu höre». Sie liebte die Musik nnd hatte einen Teil ihrer Lieder aus der deutschen Heimat mit­genommen. Ich schließe einen Moment die Augen und sehe sie wie damals am Clavier sitzen. Ach, armes Instrument, dir war gleich deiner Herrin ein seltsames Schicksal beschicken.

(Fortsetzung folgt.)

Kunst u. Wissenschaft.

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