brlgade", der zweiten Garde-Znfanterle-Brl- gade ein Radfahrer-Detachement gebildet worden ist. Der Zweck dieser neuen militärischen Formation ist, für das nächste Manöver gewandte Patrouillen« und Ordonanzen zu schaffen, die dann jedenfalls als Stamm für eine «Radfahrer-Kompagnie des Garde- Korps* verwendet werden sollen.
Nizza, 19. April. Hier erschoß sich gestern die Herzogin Gauthier de Persigny, welche feit 6 Monaten wegen eines Duells, welches ihr Gatte mit einem Alpenjägerlieute- nanl hatte, von jenem geschieden war.
Nizza, 20. April. DerJägerlieutenant Graf Latour, um desfentwillen die Herzogin von Perigny Selbstmord verübte, versuchte sich an der Leiche seiner Geliebten zu entleiben, er wurde aber gawaltsam daran gehindert.
— Ein elektrischer Mordversuch. Einen Mordanschlag mit Hilfe der Elektrizität haben, wie man aus Danzig meldet, 3 Lackierer in der Werkstatt der dortigen elektrischen Straßenbahn verübt. Sie verbanden die Drähte der Lichtleitung mit einer Thür, als diese der Inspektor Graf gerade öffnen wollte. Graf erhielt einen so starken elektrischen Schlag,
daß er, an allen Gliedern gelähmt, nieder- stürzte; erst allmählich kam er wieder zu sich. Di« Thäter Edwin Zoppot, Friedrich Wels und Robert Sachs wurden verhaftet. Sie stellen die Sache so dar, als ob sie gefürchtet hätten, es könne ihnen aus der Werkstatt ihr Arbeitszeug gestohlen werden und daß sie deshalb dieses Abschreckungsmittel für Diebe gewählt hätten. Andererseits wird die Behauptung aufgestellt, daß sic ihrem Vorgesetzten nicht wohl gesinnt waren und deshalb das Manöver ausgeführt hätten.
— Explodierte Granate. In die Werk- stätte des Klempnermeisters L. in Luckau brachte ein früherer Artillerist eine Granate, um sich daraus einen Cigarrenabschneider aniertigen zu lasten. Als sich einer der Lehrlinge mit dem Geschoß zu schaffen machte, explodierte dasselbe mit einem furchtbaren Knall. Ein Sohn des Klempnermeisters ist getötet, ein Lehrling schwer, ein anderer leichter verletzt.
.. (Zoologie) Lehrer (einen Schüler auf der Straße treffend, der mit einer Katze spielt): .Sage mir doch, Sepp, zu welcher Familie gehör! dieses Tier?" — Sepp: Zur Familie des Schreiners Huberle."
— Unsere Kinder sind unser Stolz und nnsere Freunde. Nicht Geist und Gemüt allein, auch ihr AeußereS soll Zeugnis oblegen vom wachsamen Auge des Vaters, der sorgsamen Pflege der Mutter, die mit dem Scharfblick der Liebe Gutes und Schlechtes zu unterscheiden und vom Guten das Beste sür ihre Kinder auszuwähien im Stande sind. Den Müttern erweist sich «Die Modenwell", Illustrierte Zeitung für Toilette und Handarbeiten , als ein unentbehrlicher Ratgeber. Nicht nur dringt dies weitverbreitete, anerkannt gediegene Blatt u. a. eint äußerst reiche Auswahl in Kinder-Gardcrobe u. -Wäsche aller Art, — dem einfachen wie verwöhnten Geschmack entsprechend, — auch das Unterhaltunglatt bietet möglichst vielseitigen Inhalt. „Aus dem Leserkreise* enthält manchen beachtenswerten Hinweis zur Kindererziehung und giebt Gelegenheit zum Gedankenaustausch mit anderen Müttern und Hausfrauen. Die „Modenwelt" (nicht zu Verwechseln mit „Kleine Modenwelt* und „Große Modenwelt") ist zum Preise von vierteljährlich 1,25 durch jede Buchhandlung und Post- onstalt zu beziehen.
Aus -er Irrfahrt -es Lebens.
Roman nach dem Englischen von Jenny Piorkowska.
(Nachdruck verboten.)
32.
Gegen Abend verließ er das Haus, um, wie seine Frau wirklich meinte, ein Flüchtiger auf Erden zu werden. Nachdem sie ihm mit den Augen gefolgt war, bis die Thür sich hinter ihm schloß, sank sie auf den Stuhl nieder. Die Aufregung, die sie den ganzen Tag über aufrecht erhalten hatte, machte jetzt einer völligen Erschöpfung Platz.
Die in das Geheimnis Eingeweihten — Fräulein Hardisjy und Henry kamen herdei- geeilt. Auch sie hatten seinen Weggang beobachtet.
.Er ist sür immer gegangen," murmelte sie, „ich bitte Euch, laßt das entsetzliche Ereignis in Vergessenheit sinken. Henry, Du bist noch kaum den Knabenjahren entwachsen; bist Du Deiner Verschwiegenheit auch gewiß?"
„Maria, wenn ich meiner nicht gewiß wäre, würde ich nicht unternommen haben, ihn zu retten," flüsterte er ihr zu. „Ehe ich Deinen Gatten verriete, würde ich eher mich selber als den Mörder anklagen — um Deinrt- und Deiner Kinder willen."
Sechszehntes Kapitel.
Frau Aork hatte die Absicht gehabt, Ale- wickShof sofort zu verlosten und nach Saxon- bury zurückzukehren. Die ganze Nachbarschaft war ihr verhaßt geworden. Am liebsten hätte sie den Ort noch an demselben Abend, wo Aork adgereist war, verlassen, wenn daS möglich gewesen wäre. Doch sie halte noch mancherlei Vorkehrungen zu treffen, Befehle zu geben, Rechnungen in Offord zu bezahlen und in Saxonbury ihre Ankunft zu melden. Sie würde vielleicht auch Jemand damit beauftragt haben, ihre Angelegenheiten für sie zu ordnen, wenn sie nicht gefürchtet hätte, daß ihre plötzliche Alr-ise, so bald nach Herrn Ijork's, möglicher WeiseVerdacht erregen würde. Ihre Brust war von cnt- s.tzlicher Furcht erfüllt.
In Folge dieser Angst und all' dem Entsetzlichen, das sie in den letzten Tagen durchgemacht hatte, dem furchtbaren Ende ihrer Liebe und ihres verheirateten Lebens — denn sie hatte ihren Mann wirklich lieben gelernt — befiel sie ein heftiges Fieber, eine Art Nervenfieber, noch bevor die notwendigen Vorbereitungen getroffen und der Tag der Abreise Herrn Aork's gekommen war. Olivia Hardisty's Hauptsorge war, Jedermann von dem Krankenzimmer fern zu halten, da sie nicht wissen konnte, was Maria in ihren Fieberphantasten sogen könnte. Sie war ihre Pflegerin und ließ außer den Aerzten und Finch Niemand zu ihr. Der Herr, welcher vorläufig Doctor Jansen's Stelle in Offord vertrat, brachte noch einen Arzt von auswärts mit. Sie konnten nicht begreifen, was diese Krankheit verursacht hatte.
Ebenso unerklärlich war es Finch. Sie war eine treue Dienerin, Pflegte aber unaufhörlich zu schwatzen und drückte gegen Fräulein Hardisty immer ihre Verwunderung über die Krankheit aus. Aus den Fieberreden der Kranken konnte sie sich auch nichts zusammenräumen.
„Sie scheint von Herrn Doktor Jansen und unserem Herrn immer zu phantasieren, als ob sie in beständigem Streite miteinander wären. Sonderbar, daß ihr das so im Kopfe herumgehr?"
„Was ich nicht begreifen kann," nahm sie dann wieder das Wort, „ist, daß der Herr gar nicht wieder kommt, Morgen sind cs vierzehn Tage, seit unsere Frau krank ist, und er ist auf der Reise I"
„Er weiß weiß gar nicht, daß Frau Aork krank ist," antwortete Fräulein Hardisty in ihrer unerschütterlichen Ruhe. „Da seine Frau in völlig bewußtlosem Zustande ist, hielt ich es für zwecklos, ihm davon zu schreiben. Wenn eS ihr bester geht, werde ich ihm Nachricht geben."
„Ich würde ihm jetzt schreiben, wenn ich nur wüßte, wo er ist," sagte Finch rückhaltslos. „Aber ich weiß nicht, wo er sich aufhält. Von hier begab er sich nach Soxon»
bury. Die Briefe wurden ihm nach London nachgeschickt."
Maria überstand die Krisis und ging langsam ihren Genesung entgegen. Als die Gefahr vorüber war, schrieb Olivia Hardisty an Herrn Jork von der Krankheit seiner Frau und richtete den Brief an feinen Bankier in London. Nur wenige Zeilen, die ihn von der einfachen Thatsache in Kenntnis setzten — daß sie in Gefahr gewesen, jetzt aber auf dem Wege der Besserung sei.
Eine teilweise Genesung trat rascher ein, als man gehofft hatte; aber mit der körperlichen Gesundheit kehrte das geistige Leiden doppelt stark zurück.
„Bringt mich fort von hier," bat die Kranke Fräulein Hardisty, als sie zum ersten Male wieder daS Belt verlassen hatte. „Ich kann es nicht ertragen; ich glaube überall Mord und Totschlag zu sehen."
„Sobald Du wieder so weit hergestellt bist, daß Du die Reist vertragen kannst, gehen wir fort von hier," lautete die beruhigende Antwort.
Nach einigen Tagen konnte sie daS Schlafzimmer verlosten und hinunter bis in die Wohnstube gehen.
Und eS wurden Vorbereitungen zur Abreise am übernächsten Tage geiroffen.
„Warum nicht schon morgen ?" bat Maria und ihr bleiches schönes Gesicht richtete sich eifrig von den Kisten im Lehnstuhl auf.
„Wir wollen Dich nicht zum zweiten Male so krank sehen, Maria," erwiderte Fräulein Hardisty. „Donnerstag ist der erste Tag, an dem Du die Reise wagen darfst."
Maria seufzte. In fieberhafter Aufregung konnte sie den Augenblick nicht erwarten, wo sie Offord verließ und wieder stieg die Ueberzeugung in ihrer Brust auf, daß Saxon- bury ihr noch unerträglicher sein würde als Offord. Ihr ganzes Leben würde von nun an — das sah sie — ein Schrecken ohne Ende sein, nirgends würde sie Ruhe finden.
(Fortsetzung folgt.)
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