daß unser Städtchen ohne Juden bald zu­grunde gehen würde, beschlossen wir, Christen zu werden, und das Los entschied, welches Drittel protestantisch, welches römisch-katholisch und welches griechisch-katholisch werden solle. Ich gehöre zu den letzten."Ach was," meinte der Richter,das glaube ich nicht. Ich kenne L. genau, komme sehr oft hin, habe aber noch nie dort eine katholische oder protestantische Kirche gesehen. Heraus also mit der Wahrheit!"Nun, Herr Gerichts­hof, im Vertrauen gesagt, am Sabbath treffen wir uns alle in der Synagoge."

Eine Büglerin in Paris hat das droße Los des Crödit Foncier mit 100 000 Franken gewonnen.

Alls der Schweiz, 19. März. Wild­hüter Wäfsler in Frutigen, erlegte, wie die N. Zür. Ztg." meldet, einen prachtvollen Steinadler mit einer Flügelspannweite von 2 Metern.

Eine zahlreiche Familie ist in Frank­reich etwas so Seltenes, daß sie geradezu als Phänomen betrachtet wird. Unter den Rekruten, die sich dieser Tage im 10. Pariser Arrondissement zum Militärdienst stellten, befand sich ein junger Mann Namens Boul-

lier, der nicht weniger als 34 Geschwister aufzuweisen hat, die sämtlich älter sind als er. Davon stammen 12 aus erster und 22 aus zweiter Ehe.

Ein bedenklicher Klimawechsel macht sich in Kalifornien bemerkbar. Aus dem Süden Kaliforniens wird in der letzten Zeit von starken Schneestürmen berichtet. Drei bis fünf Zoll Schnee waren nichts Unge­wöhnliches. Die Beste der Orangenbäume brachen unter dem Gewichte der Schneelast. Schwerlich würde je ein Dollar in die Apfel- sinen-Zucht in diesen Gegenden gesteckt wo» den sein, wenn die Anbauer der schönen Orangen-Haine jemals an die Möglichkeit solcher Schneefälle gedacht hätten. Die Städt­chen San Bernardino, RedlandS und River- ride, die zu den schönsten im Staate gehören, sind von wohlhabenden Leuten aufgebaut wor­den, welchen die Lage außerordentlich gefiel und denen von den Landverkäufern versichert wurde, daß diese Stätten niemals von Frost heimgesuchl würden.

New-York, 29. März. Musikdirektor Anton Seidl, der bekannte Wagnerdirigent, ist an einer Blutvergiftung, die er sich durch Fischgenuß zugezogen hatte, gestorben. '

Aus Amerika, 24. März. In der letz­ten Nacht wurde ein Zug der Süd-Pocsic- bahn nahe Goschen von Verbrechern ange­halten. Sie erbeuteten etwa 300 000 Doll, und ergriffen alsdann die Flucht-

200 Kilogramm Kohle in der Se­kunde verbrennen die Dampfer der Linie Hamburg-Newyvrk durchschnittlich auf jeder ihrer Reisen. Das macht 240 Zentner in jeder Minute und 6000 Zentner täglich. Eine ganze Ncise verschlingt 35 000 bis 40 000 Zentner Kohle. Diese Dampfer müssen ungeheure Mengen von Brennstoff mit sich führen, um so mehr als sie gezwungen sind, für alle Fälle den doppelten Vorrat an Brennstoff an Bord zu führen. Jährlich verbrauchen die Dampfer von Hamburg nach Newyork zehn Millionen Zentner Kohle im Werte von acht Millionen Mark.

(Von der Schmiere. Erster Lieb­haber:Wo nehme ich nur für heute den Chapeau claque her?" Direktor:Ach was, da haben wir immer einen Küchenholz­teller mit Stiefelwichse angkstrichen".

.'. (Was die Leute sagen )Die gute Haut I" sagte ein Ehemann in den Flitter- I Wochen, nach einem Jahr:Die Gute haut!"

Aus der Irrfahrt des Lebens.

Roman nach dem Englischen von Jenny Piorkowska.

(Nachdruck verboten.)

24.

ES folgte tiefe Stille, dann wiederholte sich das Klopfen lauter wie zuvor. Sie börten, wie die HauSthür geöffnet wurde, sie hörten verschiedene Stimmen, dann that sieb die Stubenthür auf und der Diener meldete:

Herr Henry York!"

ES trat der Stiefbruder von Frau York, ein hübscher junger Mann von ungefähr seck zehn Jahren ein, begrüßte Frau York mit einem Kuß und reichte ihrem Manne herzlich die Hand.

Olivia Hardistyl" rief er, der Dame seine Hand emgegenstrcckend,was fährt Dich hieher?"

Dieselbe Frage möchte ich Dir zurnck- geben," erwiderte sie.

Wie fandest Du uns ans?" fragte Herr York.

Ich nahm im Dorfe einen Knaben mit, der mich herbegleitete.Aber sag, Maria, fehlt Dir etwas ? Du siehst angegriffen aus."

Es wäre zu verwundern, wenn eins von u«s heute anders aussähe," fi-l Olivir Har- d.sty ein.Dein Klopfen hat uns auch einen LodeSschreck eingejagt. Wir haben eben von einem schrecklichen Mord gehört."

Ach, also darum war der ganze Ort in Ausruhr, wie ich ankam," jagte Henry, be­vor Herr York antworten konnte;überall stand ein Menschenhaufe zusammen und Alles sprach durcheinander. Wer ist denn ermordet worden?"

Ein Arzt," erwiderte Fräulein Har- disty;er war noch heule nachmittag hier, kurz bevor der Mord geschehen ist. Ich dächte, Maria hätte gesagt, es wäre gegen fünf Uhr gewesen, als Doktor Jansen sie verließ."

Jansen! Ein Arzt I" unterbrach Henry ste.War es ein Verwandler von unserem Jansen, Maria?"

Er selbst," sagte Sir York in seltsamem Tone.

Henry sprang vom Stuhle auf und sah unruhig und ungläubig von seiner Schwester zu Arthur York und von diesem wieder zu seiner Schwester.

Er selbst? Derselbe Jansen, der sich auf der langen Reise, wo ich mit dem Delphin hinausfuhr, meiner so warm annahm?"

Frau York senkte den Kops.Ja, er hatte sich hier niedergelassen," sprach ste leise.

O, warum hast Du mir das nicht ge­schrieben ? wie unaussprechlich gern hätte,ich ihn einmal wieder gesehen ; er war der liebens­würdigste Mensch, den ich kenne."

War er das wirklich?" wandte sich Olivia Hardisty an Herrn York, der mit seiner Antwort keine Eile zu haben schien.

Du thust besser, Maria darnach zu fragensagte Henry mit der leichtfertigen Gedankenlosigkeit seiner Jahre;die wird es Dir sagen. Es hat wenig gefehlt, so wäre ste seine Frau geworden."

Herr und Frau York schwiegen, nur Olivia Hardisty, etwas betroffen und ver­wirrt über den Blick, der sich ihr in Ver­gangenes auflhat, öffnete die Lippen, um etwas zu sogen; aber sie besann sich eines besseren und schloß ste wieder. So I Also das war der Herr Jansen, von dem ste früher sprechen gehört halte; der, wie es hieß, Maria Saxonbury geliebt hatte und von ihr wieder geiiebt worden war, dessen Antrag sie aber zurückgewiesen hatte, weil er arm war.

Als dir Familie sich in ihre Schlafge­mächer zurückzog, wartete Finch in Fräulein Hardisty's Zimmer, um ihr beim Auskleiden behilflich zu sein.

Es ist mir lieb, daß Sie mich erwarte­ten," sagte Olivia zu ihr;ich bin heute sehr nervös. Ich kann den Mord nicht aus dem Kopf bekommen. Er muß gleich, nach­dem er Frau York verlassen hat, überfallen worden sein?"

Ja, von wem sprechen Sie denn?" fragte Finch ganz verwundert.

Von dem Arzt, von Dotier Jansen. Ach, ich vergaß, Sie waren im Irrtum, der Ermordete ist kein Pächterssohn, sondern Herr Doktor Jansen."

Herr Doktor Jansen!" wiederholte Finch- Wer sagt denn das?"

Herr York. Er hörte davon, als er zum Miltagsessen heimkom."

Ich möchte wissen, wo der Herr diesen Bericht her hat," sagte Finch kopfschüttelnd. Verlassen Sie sich darauf, der Ermordete war ein Pächterssohn, der vom Markt heim­kam , zu Pferd, in Lederhosen und Slulp- stiefeln."

Herr Jansen trägt weder Lederhosen noch Stulpstiefeln."

Herr York sagte ganz entschieden, daß es Herr Doktor Jansen gewesen, und daß er in seinem eigenen Garten ermordet worden sei."

Aber ich sage Ihnen, Herr Doklvr Jan­sen war es »ich». Als ob das ganze Städt­chen sagen würde, eS war ein PächierSsohn, wenn eS der Herr Doktor gewesen ist I Wahr­scheinlich ist er zu der Leiche gerufen worden und dadurch sein Name mit in die Ange­legenheit verwickelt worden. Herr Jansen ermordet! Das wäre ja ein schreckliches Un­glück gewesen "

So meinte auch Henry."

Jedermann hat ihn gern, ausgenom­men

Ausgenommen wer?" fragte Fräulein Hardisty, als Finch stockte.

Ausgenommen unser Herr, wollte ich sagen. Er war früher eifersüchtig auf ihn und ich glaube wenigstens," setzte Finch zögernd hinzu, wollte es mir manchmal scheinen, als ob er in der letzten wieder von Eifersucht geplagt würde; der Herr ist, seit wir hierher kamen, immer sonderbar gestimmt, und ich wüßte nicht, was für einen andern Grund eS sonst haben könnte."

Wie können Sie so reden," unterbrach sie Fräulein Hardisty,Frau York würde doch niemals Veranlassung geben" (Fortsetzung folgt.)

Merks.

Es giebt Leute, die sich die Jugend in ihrem Leben nicht abgcwöhnen können.

Redaktion- Druck und Verlag von Beruh, Hosmaun in Wildbad.