Rundschau.

Wildbad, 24. Febr. Bki der am letzten Sonnlag in Neuenbürg abgehaltenen Aus­stellung sür Nutzgcflügel, Tauben u. Kanarien hat u. a. einen I. Preis (5 ^l) Karl Rath-Wildbad für Hühner (gelbe Italiener) erhallen.

Nachdem Se. Maj. der König infolge des Ablebens des rilterschaftlichen Abg. Frhrn. v. Gültlingen die Anordnung der Neuwahl eines Abgeordnelen der Ritterschaft des Schwarzwaldkreises genehmigt hat und das Präsidium der Kreisrcgierung beauftragt worden ist, die erforderliche Einleitung hiezu zu treffen, wird diese Wahl Mittwoch den 9. März 1898, vormittags 11 Uhr auf dem Rathaus in Reutlingen vorgenommen werden.

Neckargartach, 23. Febr. Vor einigen Tagen wurde hier beim Ausgraben eines Kellers zu einem Neubau in einer Tiefe von 1 */r Metern ein weibliches Skelett auf­gefunden, bei dem sich ein Dolchmesser und eine Münze befanden. Die Zähne waren fast sämtliche gut erhalten. Die Münze ist bis jetzt noch unkenntlich. Da den älteren hiesigen Leuten von einem früheren Vor­kommnis nichts bekannt ist, dürfte daS Skelett nach sachverständiger Aussage wohl schon 100 Jahre hier gelegen haben.

Weinsberg» 23. Febr. Von den LiebeS- Gaben erhielten u. a. O-Weinsberg 47 780 Mark, Eberstadt 48 000 Gellmersbach 35 325 Grantschen 21 988 -/A, B>tz- feld 54 000 Sicbeneich 10 672 ^

Waiblingen, 22. Febr. Die Stuttgarter Ballgesellschaft, deren Thonwarenfabrik immer mehr an Ausdehnung zunimmt, hat neuer­dings ein außen und innen prächtig auSge- statteteS Restanrationsgebäude errichtet. Bei der in voriger Woche stattgefundcnen Eröff­nung erhielten sämtliche Arbeiter der Gesell­schaft ein Festessen, außerdem wurde jeder Arbeiter, der 25 Jahre ununterbrochen im Geschäsl thälig ist, je mit einer Gabe von 50 ^ bedacht.

Wolfach, 21. Febr. Ein gräßliches Un­glück ist gestern abend am hiesigen Bahn­hof Passiert. Der 46 Jahre alte Fuhrmann Ehr. Arnold von Schiltach wollte gestern abend in den schon im Gehen begriffenen Zug (7,04 nach Schiltach) einspringen, glitt dabei jedoch aus und kam so unglücklich zu Fall, daß ihm 3 Räder des Wagens quer über den Kopf gingen und ihn sofort töteten. Der Zug wurde sofort zum Halten gebracht, und die Leiche des Verunglückten ins hiesige Spital geschafft. Die Angehörigen waren von dem Unfall sofort benachrichtigt worden und mit dem nächsten Zug kam der Sohn, welcher die Identität der Leiche flststcllte.

Calw, 21. Febr. Wie in interessierlen Kreisen bekannt ist, hatten sich schon im vorigen Jahr aus Anlaß eines Vortrags des Hrn. Prof. Sieglin aus Hohenheim viele der damaligen Versammlung Anwohnenden zur Gründung eines Bezirksfischeiei Vereins bereit erklärt und ihren Beitritt angemetdet. Zu den bereits angemeldelen 24 Mitgliedern ha­ben nun noch 33 ihren Beitritt erklärt, so daß der Verein jetzt 57 Mitglieder zählt. Zweck des Vereins ist die Wahrung der Rechte und Interessen der Fischerciderechtiglen und die Förderung der natürlichen und künstlichen Fischzucht, sowie die Unterstützung aller Ge­setze und Verordnungen, die sich auf den Schutz der Fischerei ?und die Fischzucht be­ziehen. D?r Zweck soll erreich! werden durch

Schonung und Vermehrung der für das Ge­biet am besten passenden Fischarten, insbe­sondere aber auch durch Betrieb der künstlichen Fischzucht und Einsatz von geeig­neten Jungfischen in Fischwafser des Vereins und der Vereinsmitglieder, ferner durch Aus­setzung von Prämien für Anzeigen von Fisch­freveln und für Vertilgung von den Fischen schädlichen Raubtieren.

Ellwangen, 22. Febr. In der Nacht vom letzten Sonntag auf Montag wurde der verheiratete, über 50 Jahre alte Taglöhner Walter von Roth, Gemeinde Jagstzell, hies. Oberamts, zwischen Rechenberg, Oberamts Crailsheim, und Roth auf dem Heimweg von 3 Burschen im Alter von 15, 18 und 27 Jahren angefallen und mit Prügeln traktiert, so daß derselbe hilflos und bewußtlos liegen blieb. Gestern morgen von einigen Männern aufgefunden und nach Hause gebracht, ist Walter bald darauf, ohne noch einmal zum Bewußtsein gekommen zu sein, den erlittenen schweren Verletzungen erlegen. Die Thäter wurden gestern abend beim hiesigen Amt«, gericht eingeliefert.

Tübingen, 22. Febr lieber das Befin­den des Neubinger Mädchens erhält die Tüb. Chr." folgende Mitteilungen: Die Besserung in dem Befinden des Mädchens macht weitere Fortschritte, insbesondere zeigt sich unter dem Einfluß auSreichentcr Ernähr, ung, die jetzt keinerlei Schwierigkeiten mehr bereiiet, eine allmähliche Hebung des Kräfte­standes. Das Körpergewicht hat in den letz­ten 14 Tagen um 900 Gramm zugenommen. Im übrigen ist das KrankheitSbild unver­ändert.

Crailsheim, 21. Febr. (Unfall.) Auf sehr traurige Weife kam in Mariäkappel ein Mädchen ums Leben. Mit ihren Geschwi­stern spielend fiel dasselbe vom Nachttisch herunter und so unglücklich auf die Hand­habe eines SpucknapfeS, daß der Mastdarm durbohrt wurde und das unglückliche Kind andern Tags an den schweren Verletzungen starb.

Freudenstadt, 21. Febr. (Feuer.) In Kloslerreichenbach brach gestern vormittag in einem von mehreren Familien bewohnten Ge­bäude auf bis jetzt unaufgeklärte Weise Feuer aus. Obwohl die Feuerwehr alsbald auf dem Brandplatz erschien, wurde das Haus ein Raub der Flammen. Von den Abge­brannten hatte eine ältere Wittfrau ihr Mo­biliar nicht versichert. Der Gebäude- und Mobiliarschaven ist kein unbedeutender. Brand­untersuchung ist eingeleitel.

Rasveusburg, 22 . Febr. Der Gasthof zumHohenberg", welcher vor einigen Jah­ren um 75 000 ^ erworben worden war, ging um 92 000 c/A in die Hände des frühe­ren Wirts derWacht am Rhein", Häußler, über. Die Preistreibereien im Umsatz der Wirtschaften haben demnach noch kein Ende gefunden.

Vom Bodensee, 21. Febr. Jn derNacht vom Samstag auf Sonntag ist nach dem S. M." das Telegraphenamt in Rorschach infolge elektrischer Entzündung abgebrannt. Die Nacht hindurch tobte am See ein heftiger Schneesturm, »er an den Telegraphen viel­fach Schaben anrichtete. In Rorschach kamen die zerrissenen Drähte über die Telegraphen­leitung zu liegen und bewirkten dadurch die elektrische Entzündung, die den oberen Teil bk« Telegraphen»»,!« «inäjcherte, welche« dt«.

her in einem Privathause in der Nähe deS Bahnhofes eingerichtet war.

Mannheim, 22. Febr. (Großfeuer.) Heute morgen 1/28 brach in der im Hasengebiet liegenden Fruchthalle der LandeSprodukten- firma A. Herzmann ein Großfeuer aus, weshalb die gesamte Löschmannschaft gerufen werden mußte. Dank der aufopfernden Tätig­keit derselben gelang es, die angrenzenden Fruchlhallen und Lagerhäuser vor dem ver­heerenden Elemente zu schützest, daS Gebäude selbst brannte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Von den großen Fruchlvorräten konnte jedoch nicht das geringste gerettet werden, so daß sich der Brandschaden auf mehrere hun­derttausend Mark beläuft, abgesehen von dem Schaden, der durch die Betriebsstörung der Firma Herzmann erwächst. Leider hat der Brand ein Menschenleben als Opfer gefordert. Der verheiratete Sodawafferfabrikant Ludwig Ehrhardt, der sich eifrig an den Löscharbeiten beteiligte, wurde durch eine eiustürzende Giebel­mauer erschlagen und dem Eifendreher August Burger wurde ein Dein zerschmettert. Sehr erschwert waren die Löscharbeiten durch die vielen elektrischen Leilungsdrähte, die schließ­lich durchschnitten werben mußten. Das Feuer soll durch einen Kurzschluß der elektrischen Leitung entstanden sein.

Berlin, 21. Febr. (Geburtstagsfeier.) Zu der heutigen eigentlichen Feier des 70. Geburtstages des Finanzministers Dr. v. Miquel übersandte das SlaatSministerium kostbare Blumenspenden. Eine Abordnung der nationalliberalen Partei überbrachte dem ehemaligen Fraktionsgenosfen Glückwünsche. Um 12 Uhr traf der Reichskanzler ein, der längere Zeit verweilte und das Frühstück mit Dr. v. Miquel cinnahm.

Saarbrücken, 21. Febr. (Epidemie in der Kaserne.) Seit mehreren Tagen find unter den Mannschaften .des 3. Bataillons des hier garnisonierenden 70. Infanterie- Regiment epidemische Krankheitserscheinungen aufgetreten, die anfänglich für Jnfluenza- fälle gehalten, die aber neuerdings einen typhusähnlichen, jedenfalls gefährlichen Cha­rakter angenommen haben. Drei Soldaten sind bereits gestorben, andere sind gefährlich erkrankt. Aus Koblenz sind Krankenpfleger beigezogen worden. Der Korpsarzt Dr. Leutzs war einige Tage hier. Es heißt, der ge­sunde Teil der Mannschaften solle einstweilen im Truppenübungslagcr des 8 . Armeekorps zu Elfenborn unlergebracht werden.

Bochum, 21 . Febr. lieber das Unglück auf Zeche Carolinenglück und dir gestrige Totenfeier sind noch folgende Einzelheiten zu berichten. Heute wurden noch weitere Zeichen geborgen. Man schätzt jetzt tie Zahl der Toten auf 123. Der überwältigende Ein­druck, den die gestrige Leichenfeier hinlerließ, beherrscht im ganzen Revier alle Gemüter. Die Zahl der Teilnehmer und Zuschauer ist mit 50 000 eher zu niedrig als zu hoch an» gegeben. Nachträglich werden noch von der Totenfeier geschmacklose Kranzaufschriften bekannt. DerKranz deö Sozialdemokratischen Vereins trug folgende Widmung:Schützen konnten euch nicht, für die ihr Reichtum ge­schaffen ; durch den Sozialismus wird die Erlösung gebracht." Auf der Schleife des von der Arbeiterzeitung gewidmeten Kranzes standen die Worte:Euer verbranntes Ge­bein lasse die Rächer erstehen; einige Knap­pen, daß die Gefahr werde gebannt." Auch ein schaurige« Vorkommnis wird wg