Rundschau.
Stuttgart, 16 Febr. Dos Reichsgericht hat den von der Stadtgemeinde Cannstatt gegen den FiSkuS geführten Prozeß auf Zurückerstattung der bei Konvertierung der städt. Anleihe erhobenen Reichsstempelabgabe zu Gunsten der Stadt Cannstatt entschieden. Der Fiskus hat hiernach die Abgaben zurückzuerstatten. Aehnliche Klagen wurden auch von den Stadtgemeinden Hcitbronn, Eßlingen und Ludwigsburg, auch von der württem- dergischen Hypothekenbank anhängig gemacht, die nun gleichfalls als zu deren Gunsten entschieden anzusehen sein dürften.
Weinsberg, 17. Febr. Heute Nacht kurz nach 2 Uhr wurden wir durch heftigen Blitz und Donner aus dem Schlafe geweckt, welchem schon Tags vorher sowie die Nacht hindurch ein orkanartiger Sturm vorauSging- Kaum war das Gewitter vorüber, welches nur ganz kurze Zeit dauerte, fing es an zu schneien. Die DonncrschlSge waren so heftig, daß es die ohnehin von der Gewitterkatastrophe im v. I. noch für lange Zeit ge- ängstigten Gemüter in großen Schrecken versetzte, glücklicherweise aber gut vorüderging. — Auch von Nrckarsulm wird das gleiche berichtet.
Untertürkheim, 15. Febr. Einen guten Appetit entwickelte letzten Sonntag der etwa 19 Jahre alte Gerber Pratz in der Bahn- hosrestaiiration von Hummel. Derselbe Vertilgte nach seinem Besper noch 9 Heringe, 5 schwarze Würste, 5 Brote, 3 GlaS Bier und 2 Schnäpse.
Calw, 16. Fev. (Pom Badhotel Teinach.) Nachdem die im Kauf des Badhotels Teinach bedungene Anzahlung von 230 000 geleistet worden, ist das Anwesen nun förmlich in den Besitz deS neuen Käufers, Gustav Brake, übergegangen und deshalb der frühere Besitzer Ludwig Bauer aus der Zivilhast gestern mittag entlassen morden. Von einer Untersuchung wegen betrügerischen Bankerotts war keine Rebe. Der neue Besitzer will das Anwesen nicht selbst betreiben, sondern Hotel und Quellen verpachten. Die Verpachtung ist gegenwärtig ausgeschrieben.
Lauterbach, 17. Febr. Ein alter Maurer Namens AloiS Föhrenbacher erhielt eine Altersrente von etwa 720 ^ auf einmal herausbezahlt, was demselben keine kleine Freude bereitete. Einbezahlt hatte der Mann in die VerstäierungSkasse nur wenige Mark.
Tübingen, 15. Febr. Ueber das Befinden des „schlafenden Mädchens" aus Neurungen in der medizinischen Klinik erhält die „Lüb. Chr." von „zuständiger Seite" folgende Mitteilungen: „In dem Befinden des Mädchens aus Neudingen ist insofern eine Besserung eingetreten, als dasselbe gegenwärtig dargereichte Nahrung zu sich nimmt in einer Menge, welche anSreicht, um das Leben zu erhallen. Auch andere Funktionen haben sich gebessert. Das Reden ist »och auf wenige Worte beschränkt. Ein entgültigeS Urteil über den Zustand ist noch nilbt möglich, doch gibt der bisherige Verlauf Aussicht auf weitere Besserung."
Spaichingen, 17. Febr. Gestern abend Wurde der Died, welcher am 7. und 8. Febr. die Ladenkossen der Witwe Schellinger und des Kaufmanns Josef Hagen in Hofen- Spaichingen bestohlen hatte, durch den Stalivns- kommandanten Wahl und Landjäger Rummler in der Person deS erst 19 Jahre alten Paul Haaga von Hofen ermittelt und an«
K. Amtsgericht eingeliefert. Nach anfänglichem Leugnen gestand Haaga, daß er an den obengenannten Tagen abends zwischen 7 und 8 Uhr, während welcher Zeit die Bestohlenen beim Nachtessen sich befanden, in die nicht verschlossenen DerkanfSlokale sich eingeschlichen und das gerade dort vorhandene Geld zu sich genommen habe und zwar bei der Witwe Schellinger ungefähr 18^ und bei dem Kaufmann Hagen gegen 43 ^ Um den Verdacht von sich abzulenken, legte Haaga am 15. dieses MonatS, abends in die Nische oberhalb der Thüre vom Haus der Scdellinger in Papier eingrwickell in einem Schächtelchen 14 ^ und zwischen die Fenster und Vorsenster des Hagen'schen Hauses 39 (3 Thaler und 2 Goldstücke).
Dieses Geld wurde von den beiden Bestohlenen gefunden und führte mit zur Entdeckung deS Thätcrs, welcher dem Geld auch noch einen mit Bleistift geschriebenen Zettel beigelegt hatte.
Niedernau, O.A. Rottenburg, 15. Febr. Von einem schweren Unglück wurde gestern die Familie des Steinbrechers Clemens Müller von hier heimgesucht. Letzterer war im Sttin- bruch beschäftigt und kam gestern abend nicht nach Hause. Seine Frau, nichts Gutes ahnend, suchte heute früh nach ihm und fand ihn unter heradgefallenen Steinen u. Schult begraben, tot vor. Die in bescheidenen Ver- mögenSverhältnissen lebende zahlreiche Familie wird allgemein bedauert.
Ebingen, 18. Febr. Heute nacht 12str Uhr ist das Gasthaus von Mander »zum Hohrnstieg" in Brand geraten und bei heftigem Westwind bi« auf den Grund niedergebrannt. Die Feuerwehr hatte Mühe die benachbarten Gebäude zn schützen. Der Schaden ist sehr groß; nur das Rindvieh und die Pferde konnten gerettet werden.
Coblenz, 17. Febr. Bei einer gestern abend abgebrochenen Feuersbrunst erstickte in einem Hause eine Frau mit ihrem Kind.
Athen, 17. Febr. Das Dorf Pournari bei Larissa wurde von Türken zerstört, ans Rach: weil griechische Bauern einen türkischen Gutsverwalter töteten.
Bochum, 17. Februar. Auf der Zeche „Karolinenglück" fand, wie der »Franks. Ztg." gemeldet wird, eine schwere Schlagwetter-Explosion statt. Bis 8 Uhr Vormittags waren elf Tode zu Tage gefördert. Genaueres ist noch nicht festgestellt.
BochUM, 17 Febr. Bei der Gruben- katastrophe auf Zeche Karolinenglück sind bis jetzt 23 Tobe gezählt; 20 liegen noch in brennender Grude.
Bochum, 17. Febr. Die Katastrophe auf Zeche „Karolinenglück" entstand in Flötz Präsident fünfte Sohle. Man schätzt die Anzahl der Toben auf 40. Die vierte Sohle brennt noch. Steiger Reuter und Adami sind umgekommen. Die Ursache des Unglücks ist unbekannt.
Bochum, 17. Febr. Der „Westphälisch. VvlkSzestung" zufolge wurden bis ftr12Uhr 33 Tode zu Tage gefördert. Elwa dreißig Schwerverletzte haben im Krankenhaus« „Berg- mannSheil" Aufnahme gesunden. 90—40 Arbeiter befinden sich noch in der Grube. Sie gelten als verloren, da die Nachschwaden die Arbeit sehr erschweren. Die Rettungs- Mannschaften kehrten alle betäubt aus der Grube zurück. — Dem »Boch. Anz." zufolge fand daS Unglück auf dem Flötz »Präsident" aus der 8. Tlesbaufohle statt.
Bochum, 18. Febr. Bis heute mittag 12 Uhr wurden 110 Tote aus der Zeche »Vereinigte Karolinenglück" geborgen. Man nimmt an, daß nunmehr sämtliche Verunglückt« zu Tage gesördet worden sind.
Leoben, Oesterreich, 16. Febr. Ein von St. Michael kommender Personevzug der Staatsbahn fuhr heute früh auf der hiesigen Station infolge falscher Weichenstellung auf einen Güierzng. Beide Maschinen, sowie mehrere Wagen wurden beschädigt. Ein Schaffner wurde getötet, ein Bahnbediensteler wurde schwer, ein anderer Bahndedienstetcr und eine Dame leicht verletzt.
Aus der Schweiz. 14. Febr. Zur größten Vorsicht mit Nabe n mahnt wieder folgende Geschichte, die wir in der „Neuen Zürch. Ztg." erzählt finden: In Chur beklagt sich die 24 Jahre alte K-llnerin Luise Item von Marmorea Graübünden, über Unwohlsein und ließ ärztlichen Beistand kommen. Am Morgen fand man sie als Leiche im Bett. Die gerichtsärztliche Untersuchung ergab auf Grund der Leichenseklion als wahrscheinliche Todesursache eine Nadel, die wahrscheinlich verschluckt worben und und ins Herz vorgc- drungen war.
Helsingsors, 17. Febr. Gestern nachmittag brach bei einem Schneesturme an der Ostküste des Finnischen Meerbusens plötzlich das Eis. 240 Fischer und mehrere Pferde wurden auf Eisschollen in das Meer ge- trieben. Nach heutigen Meldungen aus Wi- dorg wurden 40 Fischer gerettet. DaS Schicksal der übrigen 200 ist noch unbekannt.
New-Aork, 16. Febr. Ein Telegramm aus HabllUNll meldet: Gestern erfolgte eine schreckliche Schlagentzündung an Bord deS amerikanischen Kreuzer „Maine". Viele Personen wurden getötet und verwundet. Die Ursache der Entzündung ist nicht bekannt. Boote des spannischen Kreuzers „Alfonso XII." leisteten Hilfe. Der Kreuzer „Maine" geriet infolge des Unglücks in Brand und ist untergegangen.
Havannna, 17. Febr. Nach einer Meldung der Offiziere der „Maine" fand die Explosion im Hauptmagazin statt. Das Schiff wurde aus dem Wasser gehoben und brach thatsächlich in Stücke. Die Mehrzahl der Mannschaften und Offiziere befand sich bei der Explosion unter Deck. Die offizielle Verlustliste verzeichnet 253 Mannschaften und 2 Offiziere.
— Vom Schutzmann mißhandelt. Aus
Bremen wird berichtet: Der Schutzmann A. I. W. EllinghauS, dem von seiner Vorgesetzten Behörde der Dienst auf den 15. Febr. diese« Jahres gekündigt worden ist, mußte sich wegen Körperverletzung im Amte vor der Strafkammer verantworten. Bei einer Razzia war er auf einen Menschen, der auf einem Torfwagen schlief, gestoßen. Er weckte ihn, indem er mit seiner Säbelklinge auf ihn einschlug. Als der Mann vom Wagen herabgesprungen war und sich dem Schutzmann zur Verfügung stellte, versetzte ihm dieser nochmals Schläge. Der Mann wurde festgenommen, machte dann aber Anzeige und es wurden die frischen Striemen an seinem Körper von einem Arzt festgestellt. Der Schutzmann wurde zu einer Gefängnisstrafe von drei Monaten verurteilt.
(Immer derselbe) Freund: „Deine Partie ist also zurückgegangen ?"— Staats, anwalt! „Ja, ich bin wieder freigesprochen I"