„Weil Servelatwurst auS dem besten Fleische fabriziert wird" und treuherzig fügle der stramme Rekrut hinzu: „Ich habe sie selbst am liebsten gegessen." — Der Kaiser mußte jetzt ob dieser Auskunft herzlich lachen; er legte seine rechte Hand auf des Rekruten linke Schulter, schüttelte diese derbe und meinte: „Ja, Du verstehst es, von Dir kann ich noch was lernen. Lerne auch Du und sei ein braver, strammer Soldat I Das waren die Schlächter bisher immer."
Thann i- Eis , 1. Fkbr. „Ländlich-sittlich" oder „ländlich-schändlich" könnte man das Geschichtchen überschreiben, welches wir im „Elsässer" lesen. Gestern, so heißt eS da, leistete sich ein hiesiger Schneider in einer Wirtschaft das sonderbare Vergnügen, gegen eine Wette von sieben Liter Wein einer lebenden Ratte den Kopf abzubeißen. Er gewann die Wette glänzend. Die Ratte wurde nachher von einem andern Tierfreund abge- p lzt, gebraten und verzehrt. Wir wünschen nachträglich noch guten Appetit und wohl bekomme.
— Papier aus Kartoffelkraut. Das Kartoffelkraut, welches dem Landwirt auf dem Acker höchst lästig ist, da es fast gar keinen
Aus - er Irrfahrt -es Lebens.
, Roman nach dem Englischen von Jenny Piorkowska.
(Nachdruck verboten.)
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Sie hätte wohl noch weit mehr gesagt, wenn Herrn Remy's Eintritt sie nicht unter- biochen hätte.
„Karl, Du weinst? Hat Mama Dir trauriges erzählt ? Trockne Deine Thränen und geh' in die Kinderstube."
„Marie," fuhr er fort, als der Knabe das Zimmer verlassen hatte, „es ist nicht Recht von Dir, den Knaben so aufzuregen, er wird sich den ganzen Tag nicht beruhigen lassen."
„Er ist so feinfühlend," hauchte sie. „Alfred, mein Inneres sagt mir, daß er für Kummer und Sorge bestimmt ist; behüte ihn davor, soviel Du kannst. Einer so zarten empfindsamen, geistig so außergewöhnlich begabten Natur, wie die seine, ist entweder große Trübsal oder ein früher Tod beschützen."
„Alle Mütter Hallen ihre Kinder für ganz besonders begabt," unterbrach sie der Gatte in leichtfertigem Tone.
„Wenn er am Leben bleibt, wird die Zukunft eS beweisen, daß ich Recht habe " sprach sie mühsam weiter. „Ich fürchte, meine Worte sind zu wahr. Wenn der Leib sich von der Seele trennt, sicht man oft mit so außergewöhnlicher Klarheit, daß man tn der Zukunft wie mit prophetischem Geiste lesen kann."
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Frau Werners Ahnung ging bald in Erfüllung. Zwei Tage später starb sie. Karl besuchte erst die Hochschule zu Eton, dann die Universität. Es war ein schüchterner junger Mann, und seine zurückhaltenden Manieren und sein elegantes Aeußere legten Fremde oft für Stolz aus. Eines Tages ward er durch ein Telegramm nach London berufen, sein Vater war eines plötzlichen Todes gestorben.
Nach dem Ableben seiner Frau halte derselbe ein ausschweifenderes Leben geführt als
Dungwert hat und das man stellenweise, nur um es loS zu werden, einfach verbrennt, hat neuerdings Aussicht, rin für die Papierindustrie wertvoller Rohstoff zu werden. Der Papierverbrauch der Welt ist ja in den letz- tan Jahrzehnten mit dem Aufschwünge der Zeitungen ins Ungeheure gestiegen und Länder, die nicht über große Wälder verfügen, müssen schon Holzstoff einführen. Holland hat an Holz keinen großen Ucberfluß und ein holländischer Papierfabrikant ist daher auf die Idee verfallen, Papier aus Kartoffelkraut zu machen. Die Erfolge sind zufriedenstellend. Er kaust die Tonne Kartoffelkraut (20 Ztr.) von den Landwirten für 5,60 Franken.
(Man muß sich zu helfen wissen.) In Westafrika wird mit überflüssigen Frauen kurzer Prozeß gemacht. Bei einem in der Nähe von Benin stationierten Missionar erschien vor kurzem ein Häuptlirg mit dreien seiner Weiber und wollte sich taufen lassen. Der Geistliche erklärte dem aufmerksam lauschenden Eingeborenen, daß dem Christen die Polygamie nicht gestattet sei; er müßte sich also zunächst von zweien seiner Frauen trennen , ehe er in den Bund der christlichen Kirche ausgenommen werden könnte. Ver-
zuvor, er halte sich in Schulden gestürzt, und nach seinem Tode erwiesen sich seine finanziellen Verhältnisse in so traurigem Zustand, daß sein Sohn Karl gezwungen war, seine Studien aufzugeben und sich nach besten Kräften in der Welt fortzuhelfen.
So hatte Herr Werner-Remy das seiner sterbende» Frau gegebene Versprechen gehalten i
Ja, Karl Werner-Remy mußte sich uun durch die Welt kämpfen. Aber wie? Seine Mutter hatte zugesagt, er besäße Talent, und er besaß Talent: zur Malerei. Diese Kunst hatte er sein Lebelang geliebt, aber sein Vater hatte nicht gewünscht, daß er dieselbe auch nur als Liebhaberei betreibe, er hatte sich stets dagegen aufgelehnt. Aber jetzt beschloß Karl, sich dieser Kunst mit voller Kraft zuzuwenden.
Zweites Kapitel.
Eines Morgens trat ein Herr in das Atelier des weltberühmten Malers, des großen Coram, wie die Welt ihn nannte. Es war der Baron Sir Arthur Soponbury, einer jener warmen Beschützer der Kunst, deren es in England so wenige gkebt. Reich, freigebig und enthusiastisch hatte sein Name nicht nur für die erfolgreichen, sondern auch für die anstrebenden Künstler einen guten Klang.
Der Maler war nicht zugegen, aber in einem zweiten Zimmer bei dem gedämpften Licht einer grünen Jalousie saß rin junger Mann Vor der Staffelei und malte eifrig. Anfangs kümmerte Sir Arthur sich wenig um denselben, er hielt ihn für einen untergeordneten Gehülfen oder den Farbenreiber deS großen Malers ; aber näher tretend, war er von der seltenen und auffallenden Schönheit des Gesichts überrascht, das sich ihm zuwandte. Abgesehen von der hohen Stirne und dem feurig glänzenden Auge hätte man dieses Gesicht in seiner zarten, lieblichen Regelmäßigkeit und seinem durchsichtigen Teint für das Antlitz eines Mädchens halten können.
Sir Arthur, ein leidenschaftlicher Bewunderer der Schönheit, vergoß all' die Bilder um sich her und blickte nur das eine
ständnisinnig nickend ging der Schwarze mit seinen drei Gefährtinnen Von dannen und kehrte am nächsten Tage mit nur einen zurück. Sehr befriedigt erkundigte sich der Missionar, was aus den beiden anderen geworden sei. „Die haben wir aufgegessen, Mafia. Sie schmeckten ganz ausgezeichnet I" erwiderte der angehende Christ mit strahlendem Gesicht.
— Die Berbandsnadel. Der Druckfehler ist schon ärgerlich genug; noch ärgerlicher aber ein Druckfehler in der sogenannten „Berichtigung." Dies Unheil suchte kürzlich die „Deutsche Musikerzeitung" heim. In Nr. l des Blattes steht folgende Berichtigung: „In das letzte Präsidialprolokoll hat sich ein unliebsamer Druckfehler eingeschlichcn, den unsere Leser wohl schon selbst korrigiert haben dürften. Es muß natürlich statt „Verbandsnudel" „Verbandsmadel" heißen.
(Erster Gedanke ) Lieutenant (dem seine Versetzung in einen Badeort mitgeteilt Wird): „Hm, sollte dabei der dortige Ver- schönerungsverein die Hand im Spiel haben ?!"
(Vor Gericht.) Richter : „Angeklagter, was sind Sir?" — Strolch: „Nichtraucher, hoher Herr Gerichtshof."
lebende an — er blick e es au, bis er den Maler eintreten böcle.
„Wer ist der junge Mann in dem anderen Zimmer?" fragte er nach der ersten Begrüßung.
„Ach, der arme Mensch hat eine traurige, wenn auch sehr alltängliche Geschichte. Wann sind Sie nach England zurückgekehrl, Sir Arthur?"
„Erst vergangene Woche. Meine Gemahlin hatte das Reisen in Frankreich und Deutschland satt, und ihre Gesundheit scheint sich auch nicht gebessert zn haben. Ich muß mir Ihre neue Werke ansehen, Coram, Sie haben mir gewiß viele vollendete und angefangene zu zeigen?"
„Es sind doch wohl drei Jahre her, seit sie das letzte Mal hier waren, Sir Arthur?"
„Fast so lange.«
Während sie durch die verschiedenen Räume schritten, fiel Sir Arthurs Auge wieder auf den jungen Mann.
„Dieser junge Mann scheint Genie zu haben?" flüsterte der Maler.
„Das kann man auf den eisten Blick sehen," erwiderte Sir Arthur. „Welches Antlitz I Auf die Leinwand gebracht würde diese Schönheit allein den Maler unsterblich machen. Sein Gesicht kommt mir seltsam bekannt vor; wo kann ich es nur schon gesehen haben ?"
DeS Maler« Augen ruhten auf einem seiner Gemälde, auf welchem er einen Fleck bemerkte, und des Barons Bemerkung blieb unerwiedert.
„Er scheint mir nach Ruhm zu trachten,« fuhr Sir Arthur fort; „wird er sein Ziel erreichen 2"
„Nein" antwortete Coram.
Sir Arthur Saxonbury blickte ihn überrascht an.
„Es ist die alte Geschichte," fuhr der Maler fort.
„Ein Leben in Armut, ohne Freund und voll unbefriedigten Thaiendrauges. Was soll daraus werden?"
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, rn.ua ,„rd Verlag von Vrrnh, Hofmann in Wiltzhkch,