Rundschau.

Stuttgart, 2. Fkbr. Für die gottes­dienstliche Feier deS am Freilag den 25. Febr. zu begehenden Geburtsfestes deS Königs ist nachstehende Bibel stelle als Predigtiext ge­wählt worden: 1. Mose 32, 26:Ich lasse Dich nicht Du segnest mich denn." Als Texte für die Predigten am Landesbnßtag, der Heuer auf den 27. Febr. fällt, sind von der Obcrkirchenbehörde folgende Stellen als Schrifllexte vorgefchrieben worben: 1) für die VormiltagSpredigt 5 Mose 11,26 28, 2) für die NachmiitagSprebigt Joh. 12, 35. 36.

Stuttgart, 5. Febr. (Ständisches.) Der ständische Ausschuß hat beschlossen, die volks­wirtschaftliche Kommission der Kammer der Abgeordneten auf Donnerstag, den 17. dS. Mts. einzubcrufeu. Auf der Tagesordnung stehen die Eisenbahn-Petitionen. Die Finanz­kommission her Kammer der Abgeordneten ist auf Montag, den 14. dS. Mts. einbe­rufen, zunächst zur Entgegennahme der Vor­träge der Berichterstatter über die Gehalts­ordnung.

Vom Lande, 3. Febr. Das K. Evang. Konsistorium erläßt soeben eine Bekanntmach­ung detr. den Termin deS SchulaustriltS im Jahre 1898. Rach derselben haben in den Gemeinden, in welchen auf Grund des kirch­lichen Gesetzes vom 29. Juli 1888 die heurige Konfirmation auf Sonntag Judika den 27. März festgesetzt ist, die Neukonfirmierten vie Schule bis zum 16. April zu besuchen.

Ein geriebener Gauner führte in Böblingen mittels des Telephons einen groß­artigen Schwindel aus. Er kragte von Böb­lingen aus, unter Angabe einer dort gar nicht existierenden Firma, telephonisch bei dem Goidwarenfabrikantcn R- in Stuttgart an, von welcher Firma in Pforzheim er seine Goldwaren beziehe. Nachdem ihm Herr R. ahnungslos seinen Lieferanten dort nahmhaft gemacht hatte, begab er sich nach Vaihingen o. E, von wo aus er dann eine Bestellung nach Psorzheim ausführle. Er ersuchte dabei die detr. Firma, ihm schnellstens nach Vaih- ingcn, wo er gerade geschäftlich zu lhun habe, für einen bestimmten Betrag (angeblich 600 Mark) Blattgold zu senden. Die Firma, i» gutem Glauben, die Bestellung sei von R-, iührle den Auftrag sofort aus, und so kam der Gauner in raschesten Besitz des Goldes. Der Betrug kam natürlich alsbald heraus, jedoch tonnte man von dem Thäter biS jetzt noch keine Spur entdecken.

Gundelsheim, 5. Febr. (Leichenfund.) Gestern nacht wurde am Rechen bei der Säg­mühle ein männlicher Leichnam geiändet. Der Kleidung nach dürfte der Ertrunkene dem Acveiterstand arigehört haben. DaS Gesicht ist nicht mehr zu erkennen und bildet eine unförmige Masse. Der Leichnam befindet sich jedenfalls seit mehr als vier Wochen im Wasser.

Langenau, 7. Febr. Am 9. Jan. er­hielt der Maurer Osterlag bei einem Streit von dem Bauern Laiblin mit einem Bier­glas einen Schlag aus den Kopf. Die Wunde schien anfangs ungefährlich, nachdem jetzt aber Blutvergiftung hinzukam, wird an dem Auskommen Osteciags gezweiselt.

Altensteig, 5. Febr. Gestern früh wurde nach demS. M." in Walddorf eine allein­stehende Frau, ganz mit Schnee zugeweht, tot aufgefunden. Wie es scheint, bekam die Frau, als sie abends tu der Dunkelheit auf

dem Heimwege war, einen Schwächeanfall, kam nicht mehr weiter und erfror in der Nacht. Von den Nachbarleuien wurde sie erst gestern früh vermißt und unweit ihres Hauses aus dem Schnee auSgegraben.

Schwann, 6. Febr. In Folge deS Ab­lebens unseres langjähr, Schultheißen Boh- iinger war die hiesige Bürgerschafi vor eine OrtSvorsteherwahl gestellt. Diese Wahl fand gestetn Nachmittag statt und eS wurde der einzige Bewerber um die Ortsvorsteherstelle: Schultheiß Seuser- von Ober- und Unier- niebelsbach, welcher hier schon als Verwalt- ungSakluarSassistenl ihäiig und deshalb be­kannt war, mit seltener Einmütigkeit ge­wählt. Von 128 Stimmberechtigten und 125 Abstimmendcn erhielt der Genannte 123 Stimmen.

Calw, 5. Febr. In dem 2 Stunden von hier entfernten badischen Orte Neuhausen brach vorgestern morgen um 4 Uhr während eines heftigen Sturmes und Schneegestöbers ein Feuer aus, dos in kurzer Zeit ^Wohn­häuser und 3 Scheunen nebst Stallungen trotz der Hilfe von 6 Feuerwehren einäscherte. Durch den Brand sind 8 Familien obdachlos geworden. EntstehungSurjache bis jetzt un­bekannt.

Reutlingen. 28. Jan. In einer zwischen einer Frau und einem Schumacher vonEningen wegen gegenseitiger Beleidigung gestern vor dem hiesigen Schöffengericht verhandelten Privatklage kam wieder einmal das Treiben desBelsemer Wunderdoktors" zum Vor­schein, insofern, wie derGen.-Anz." mit­teilt, zwei Frauen zugeben mußten, daß sie von demselben ein Sympalhiemitlel gegen Ehebruch, ein Sälbchen zum Aufstreichen auf tue Thürdrücker ihrer Konkurrentinnen, er­worben und, allerdings ohne Erfolg, noch in Anwendung gebracht hatten.

Nendingen, 5. Febr. Heute wirdlt. Giänzbote" vaS kataleplische Mädchen Jo­hanna MatieS zu genauer ärztlicher Beacht­ung und Pflege nach der Universität Tübingen gebracht.

Aulendors, 5. Febr. Wie bekannt, sind in der Nacht zum 1. Oktober v. I. zwei Dorfschuppen in Schussenried in Brand ge­raten. Um das Feuer zu ersticken, wurden die glühenden Torfmassen mit Sand bedeckt. Vor einigen Tagen wurde nun mit Abträgen deö Sandes begonnen, bei welcher Gelegen­heit die merkwürdige Erscheinung zu Tage' trat, daß das Feuer in dieser langen Zeit noch nicht erstickt war, sondern wieder von Neuem aufloderte.

Baienfurt bei Weingarten, 4 . Februar. Große Aulregung herrschte in unsere Orte, als heute morgen etwa 6 Landjäger erschienen, und den Polizeidiencr, den Nachtwächter, den Slraßenwärler und noch 4 ledige Burschen verhafteten. Die Verhaftung geschah auf Anordnung des Untersuchungsrichters in Ra­vensburg, da die Verhafteten letzten Sonn­tag einen verheirateten Mann mit Prügeln re. derart schlugen, daß derselbe lebensgefährlich verletzt wurde. Wie verlautet, geschah die rohe That auf Anstisten des Polizeidieners.

Straßburg, 4. Febr. (Ballonunfall.) Heule früh halb 11 Uhr riß infolge eines Wirbelwindes das Drahtseil, an dem der militärische Fesselballon befestigt war. Der Ballon, in dem steh zwei Offizier«, einer von der Jnjanierie und einer von der Artillerie befanden , stieg m t rapider Schnelligkeit in die Höhe und nahm seinen Weg über den

Rhein. Ueber den Verbleib deS BallonS verlautet bisher nichts.

Kiel, 5. Februar. Im hiesigen Hafen kenterte die Dampspinasse mit der Ablösung der Wachmannschaft der kaiserlichen Werft. 9 Matrosen und ein Werftarbeiter ertranken. 3 Matrosen sind gerettet.

Limburg, 7. Febr. Dr. Karl Klein, Biswvf von Limburg, ist in der Nacht vom SamStag auf Sonntag, um 1 Uhr, ge­storben.

Unschuldig hingerichlet. Aus Paris wird demN. W. Tbl." berichtet: Nach dem Staatsstreiche wurde der Bonapartist Bonneau in Ciamecy erschossen aufgesunden und das Kriegsgericht verurteilte den des Mordes beschuldigten Republikaner Cirasse trotz seiner Unschuldsbeteurungen zum Tode. Eirasse wurde auch thatsächlich hingerichtet. Erst viele Jahre später, nachdem bereits die Verjährung eingetreten war, bekannte sich der nach Belgien geflüchtete Nicolas Joachim der That für schuldig. Die Verurteilung des Unschuldigen hatte er zu spät erfahre» , um sich rechtzeitig melden zu können. Die Nach­kommen von Cirasse wandten sich nun an die Kammer, um die Revision des Prozesses zu erlangen und die eingesetzte parlamentarische Commission unterstützle im Berichte an den Justizminister das RevisonSbegehren. Der Rappart besagte, die Republick schuldet seinem Andenken Genugthuung. Cirasse wurde un­schuldig verurteilt und hingerichtet. Seine Witwe ist vor Kummer gestorben, seine Töchter, unausgesetzt beängstigt durch die düstre Vision, sind von geistigen Störungen betroffen worden. Sie erwarten dieStunde der Justiz".

Ein entsetzlicher Auftritt spielte sich auf dem Bahnhöfe in Cannes ab. Auf dem Bahnsteig spazierte kurz vor Ankunft eines Zuges ein 40jähriger italienischer Maler NamenS Antonio Geglio auf und ab. Als der Zug heransauste, stürzte Giglio sich plötz­lich auf den mit anderen Reisenden gleich­falls auf dem Steig stehenden englischen Rentner Bourne-Ehaw und suchte ihn auf das Geleise zu stoßen. Bourne-Shaw hielt sich an dem Angreifer fest und Beide rollten über die Schienen. Als der Zug vorbei war, hob man den Engländer unversehrt auf, der Italiener war zermalmt. Die Unter, suchung hat ergeben, daß die beiden Männer sich gar nicht kannten, und es bleibt nur die Vermutung übrig, daß Giglio in einem plötz­lichen Anfall von Geistesstörung gehandelt hat.

Verschiedenes.

Ein interessanter Zwischenfall spielte sich, wie eine Berliner Korrespondenz be­richtet, bei Gelegenheit der jüngsten Rekruten- vorstellung des 1. Garderegiments zu Fuß in Potsdam ab: Der Kaiser blieb plötzlich vor dem linken Flügelmann der 10. Kom­pagnie stehen und fragte ihn:WaS bist Du denn für ein Landsmann, mein Sohn?"

Ich bin aus Zwickau im Königreich Sachsen, Majestät."Leben Deine Eltern noch?"Jawohl, mein Vater ist dort Glasermeister, Majestät."Hast Du auch eine Profession gelernt?"Jawohl, ich bin Schlächter, Majestät."So! Dann kannst Du mir auch wohl sagen, welche Wurst die bessere ist, Cervelatwurst oder Mettwurst?"Cervelatwurst, Majestät?"

,Servelatwurst? Warum denn?" --