einem Radfahrer verfolgt, der sie in der Nähe von Lorca ciiihollc und verhaften ließ.
Toronto, 4. Jan. Bei einer stark besuchten Volksversammlung, welche in London (Canada) abgehallen wurde, brach der Fußboden. lieber 100 Personen sollen ums Leben gekommen sein.
— Kanadische Schildbürger. An der kanadischen Seile des Niagara liegt das Städtchen Bridgeburg, dessen Bürger kürzlich den Ankauf einer Dampsspritze beschlossen. Der Ankauf geschah jedoch bedingungsweise. Die Spritze sollte nämlich eine Zeit lang auf Probe bleiben. Als sie ankam, gab's im Ort eine Festlichkeit. Die-Spritze wurde probiert und man hatte sich bald davon überzeugt, daß sie einen dicken Wasserstrahl weit über das höchste Gebäude im Städtchen werfen konnte. Neulich brach in einer dortigen Bäckerei Feuer aus und ein Teil der Bürger faßte den Gedanken, die neue Dampfspritze, die 1000 Dollars kosten sollte, einer praktischen Probe zu unterziehen. Es hieß also, sie solle hcrbeigcholt werden. Dagegen erhob sich jedoch bald ein energischer Protest. Die Protestler machten gellend, die Dampfspritze sei nur auf Probe da, würde
sie aber in praktischen Dienst gezogen, dann müsse sie auch bezahlt werden. Der Eigentümer der Bäckerei bat, man solle doch die Spritze herbciholen, um von seinem Eigentum noch zu retten, was zu reiten sei. Aber auf seine Bitten achtete niemand. Die hochlöblichen Bürger von Bridgeburg standen da und schauten ruhig zu, wie die Bäckerei bis auf den Grund niederbrannte. Nachdem letzteres geschehen war, gingen sic vergnügt nach Hause und waren froh, daß sie nicht so unbesonnetterweife die Verpflichtung übernommen hatten, die tausend Dollars für die Dampsspritze zahlen zu müssen.
— Wie reklamiert man Zeitungen? ist eine Frage, deren Beantwortung sür die Postabonnenten besonders wichtig ist- Wenn die Zeitung nicht regelmäßig eintrifst, so können die Postabonnenten nur bei ihren Postan- staltcn reklamieren, schriftlich oder mündlich, unter Angabe der Umstände, welche zu der Beschwerde Veranlassung geben. Häufigwenden sich die Abonnenten, wenn Ihnen die Zeitung unregelmäßig zukommt, direkt an die Redaktion oder die Geschäftsstelle. Das ist unrichtig. Denn nicht diese sind es, die das Blatt den Abonnenten liefern, sondern nur
die Post. Die Geschäftsstelle ober Redaktion erfährt den Namen der Post-Abonnenten gar nicht.
Begreiflich. Reisender (zum Schaffner): „Sie Schaffner, warum hält denn der Eilzug heute in dieser Station?" —Schaffner: „Ja Wissens weg'n rie Bauern hinten im letzten Waggon, die sind Alle zum Sterben krank. Sie sind halt bloß immer mit der Vicinalbahn g'fahren und da können« halt 'S schnelle Fahren net vertragen."
Hiesiges.
Wildbad, 7. Jan. Im Jahre 1897 wurden im hiesigen Schlachthaus geschlachtet: 258 Stück Ochsen,
69 „ Kühe,
859 „ Schweine,
1135 „ Kälber,
197 „ Schaafe
14 » Ziegen
2532 Stück zusammen.
Von Auswärts eingebrachtes Fleisch: 52,862 Pfund.
Schlachthausverwaltung:
Vorstand F. Weber.
Dcrs wahre HMck.
Weihnachtserzählung W- Hogarth.
(Nachdruck verboten.)
6 .
Fühlte sie sich so beglückt, daß Kron- derg'S Rettung gelungen, oder dachte sie eines Andern, welcher sie ebenfalls seine Retterin nannte?
Plötzlich vernahm Marie Alfred Kron- bergs Stimme an Ihrer Seile:
„Darf ich ein Stück Weges mit Ihnen gehen?" frug er höflich.
Da sie nichts entgegnen, fuhr er fort:
„Ich hörte von Ihrem Ausgang, eine geraume Weile schon gehe ich hier auf und ob, ich sehnte mich danach, mit Ihnen ein Wort zu sprechen. Doch wie ich sehe, bin ich wohl unwillkommen, und ich hatte mich doch so sehr daraus gefreut."
Eine leise Bewegung ihres Hauptes genügte ihm, seinen Irrtum zu erkennen, denn nur jungfräuliche Befangenheit war es gewesen, die Marie nicht gleich das rechte Wort finden ließ.
„Heimweh, Sehnsucht nach einem deutschen Christdaum zog mich hier her," sagte jetzt Docior Kronberg. »Hier erst fühlte ich gestern noch klar, daß mir die Heimat nichts bot. Meine Verwandten vermochten ihr Entsetzen nicht zu bemeistern. Wäre es nicht besser sür mich gewesen, im fernen Ungarn zu bleiben, wo schon einige dankbare Seelen, denen ich in Krankheit und Schmerzen bei- gestanden, mein Fortgehen beklagten? So dachte ich gestern Abend mit einem Herzen voll Bitterkeit. Ich blickte mich um tm Hause und an der Tafelrunde; unter all' den sremden G-stchtern sah ich bas eine, welches mich begleitet, getiöstri, gewarnt hatte, wenn Ich in Gefahr war, mich selbst zu verlieren. Sofort erkannte ich Sie wieder. Das Schicksal fühlte uns dann zusammen zu ernster RettungSarbcet. Manches andere Mädchen an Ihrer Stelle wäre wohl entsetzt zurückgewichen vor dem Anblick des Blutenden. S>e wurden seine Retterin! Tapfer kämpften sie mit dem Tod um seine
Beute und blieben Siegerin I Ihr starkes, mutiges Herz, Ihr zarte» Mitleid erfüllten mich mit Bewunderung, und," fügte er zagend hinzu, „mit tiefer, inniger Liebe. Marie, spricht nichts ihrem Herzen sür mich? Sie meinen vielleicht, wir wären uns noch zu fremd, aber sind wir uns nicht nahe getreten in den schweren Stunden?"
Da blickte sie auf zu ihm beim Sternen- scheine, ihre großen blauen Augen leuchteten und sie sagte herzlich:
„Hier meine Hand, Herr Doktor, sie gehört Ihnen, so wie mein Herz Ihnen gehört I*
„Marie, meine Geliebte I Ich habe das Glück gefunden! Darf ich Dich zu Deinen Ettern führen?" rief er jubelnd.
„Wir sind am Ziel," entgcgnete sie.
„Hier? An dieser Thür wünschte mir eine freundliche Frau gestern eine recht große WcihnachtSfreude; ich glaubte nickt daran, nun ist sie doch so herrlich gekommen I"
Sie traten in die gemütliche Stube ein. Der Bruder Mariens zündele soeben den Christbaum an. Voll Erstaunen fanden sich Frau Werner und Kronberg als Bekannte wieder.
„Sie haben mir gestern ein reiches Glück gewünscht, die Sternschnuppe bestätigte eS, nun komme ich, eS von Ihnen zu erbitten, und auch von Ihnen," rief er in fröhlicher Glückszuverstcht, sich zu Vater Werner beugend.
Es gab gegenseitig viel zu erklären, aber alle erstaunten Fragen lösten sich in schönster Harmonie. Die Mutter hatte den jungen Fremden von der Vorzüglichsten Seite kennen gelernt, wie sollte sie ihn nicht von ganzem Herzem als lieben Sohn aufnehmen? Eines nur trübte die Freude, daß Doktor Kronberg in so großer Entfernung sich sein Heim gegründet hatte. Zwar Marie wäre mit >hm gegangen bis an das Ende der Welt, aber die Ellern dachten wehmütig an die Trennung von der Tochter.
Da blickte der Bräutigam einige Augenblicke sinnend in die lieben, treuherzigen Gesichter ringsum und dann rief er freudig:
„Ich wende der Heimat nicht den Rücken? in weicher ich so glücklich geworden bin. Nein, ich bleibe hier. Mit meinem Vermögen erbaue ich eine Krankenanstalt, meine geliebte Frau wird mir treu zur Seite stehen in meinem ernsten Beruf, und wird nach des Tages Arbeit unser Heim als ein heiterer Sonnenstrahl durchleuchten. Als die ersten Pfleglinge ziehen die Eltern bei unS ein. Vielleicht hilft Gott, daß ich des teuern Vaters Leiden heilen, oder doch mildern kann. Am Weihnachisfcst soll dann allen meinen Kranken ein Christbaum leuchten und soll ihnen eine Erheiterung sein im Leib."
Die Weihnachtsglocken läuteten zum Abendgotlcsdienst, die fünf um den Christbaum versammelten Menschen lauschten still, sie sagten sich: „Ach uns ist das große Gnadengeschenk zu teil geworden, auch uns ist der Heiland geboren, wir wollen ihm danken, indem wir unsern Miimenschen Liebe erzeigen, nicht allein zum Weihnachtsfest, sondern durch das ganze Leben."
— Ende. —
Vermischtes.
— Anlon muß er heißen ! In Hadersdorf am Kamp in der Nähe Wiens hat ein reicher Sonderling ein Testament gemacht, das nichts an Spleenigkett zu wünschen übrig läßt- „Ich vermache hiemit," lautet das Dokument, „mein ganzes bewegbares und unbewegbares Vermögen meinen sechs Neffen und sechs Nichten unter der einzigen Bedingung, daß jeder meiner Neffen eine Frau Namens Antonie und jede meiner Nichten einen Mann Namens Anton heiratet. Ferner müssen alle zwölf sich verpflichten, jeden ihrer Erstgeborenen, sei es nun Knabe oder Mädchen, auf den Namen Anion oder Antonie zu laufen. Die Hochzeit eines jeden muß ebenfalls an einem der St. Antontage stalt- finden, entweder am 17. Januar oder am 10. Mai oder am 13, Juni. Sie alle müssen dis Ende Juli 1898 verheiratet sein, andernfalls vertieren die Nichten und Neffen, die nicht mit einem Anton oder einer Antonie vermählt sind, ihren Anieil am Vermögen."
Kttülktiyn, Httlaq von Beruh. Hoswanu in BMHad.