wurde derart vom Schreck erfaßt, daß sich bei ihm am nächsten Tage Wahnsinn zeigte und die llebcrbrlngung in eine Irrenanstalt notwendig wnrte. Zwei Burschen des Dorfes hatten sich weiße Bettlaken umgehangen und den Scherz auSgeführt.

Graz, 31. Dez. Eine Stauung größerer E-smassen verursachte heute früh eine plötz­liche Urberflulung eines bewohnten Teiles des SladtvierlelS Lend. Die eindringenden Fluten überraschten Hausbewohner im Schlafe; diese retteten nur das nackte Leben. Der Verlust an Menschenleben ist noch nicht be­kannt.

Ein Mann als Nonne. Ein »»gewöhnlicher Fall beschäftigt derz.it die Szalmarer Polizei. Am Anfang der vorigen Woche erschienen wie Budapestcr Blätter melden im Kloster der barmherzigen Schwestern zwei Nonnen, welche um Unter­stützung und um dieErwirkung einer Bettel- licenz ersuchten. Die Oberin erfüllte den Wunsch der frommen Schwester und gab ihnen eine Szatmarer Nonne zur Erteilung der notwendigen Informationen mit. Die erwähnte Nonne fand an dem Benehmen der fremden Schwestern viel Auffälliges und teilte

Dccs wahre Kl'ück.

WeihnachtSerzählung von W. Hvgarth.

(Nachdruck verboten.)

5.

Der Schritt der Frau Commerzienrat er­klang im Nebenzimmer. Unbefangen trat sie rin und stieß einen gellenden Schrei aus, als sie das Unglück sah. Von den mahn­enden Worten des N-fsen ließ sie sich aber beruhigen und blieb bei dem verwundeten Gatten. Marie ging nun selbst nach der nahen Apotheke, nachdem alle Leute im Hause zur Ruhe gegangen, um Arznei zu holen. Dann beseitigte sie die Blutspuren im Zim­mer und machte nasse, kühlende Umschläge um die Stirn des Verwundeten, welche bald im Fieber glühte. Entsetzlich tönten die wir­re» Reden des Commerzienrals in der Stille der Nacht.

Ich bin ein Bettler und Verbrecher, ich habe jh» beraubt alles ist sein allcS, alles er soll wieder fortgehen, weil fort l" Solche und ähnliche R den erklangen von seinem Munde.

Noch keinen Augenblick war er wieder bei klarem Bewußtsein, auch ahnte er nick», wer in aufopfernder Menschenliebe dem Too jein Opsrr abzuringen suchte.

Mitternacht kam herbei. Die Weihnachts- glccken tönten feierlich durch die Stille, sie verkündeten alle» Menschen die große Freude, die ihnen gewvlden.

Thränen rannen über Mariens Wangen

Ruhen Sie ein wenig," flüsterte der Arzt, sie schüttelte aber den Kops. Alle drei, die Frau Commeizienrat, Doktor Kronberg und Marie Werner setzten ihr Werk sort, bald mußten die Verbände erneuert werden, bald Eis auf die Stirn ge­legt, oder beruhigende Tropfen auf des Vrr- wundcten Lippen gebrach! werden.

Endlich versank der Verwundete in einen ruhigen Schlummer.

Der Frau Commerzieniat, welche während der schrecklichen Scene schließlich in einen Zustand der Ohnmacht gesunken war, flüsterte j tzl der Nkffe zu:

" Redaktion,

ihre Wahrnehmung der Oberin mit. Diese wollte sich Gewißheit verschaffen und die Schwestern einem V rhör unterziehen. Als die fremden Nonnen hiervon Kenntnis er­hielten, verschwanden sie aus dem Kloster. Die Polizei leitete die Recherchen ein und es gelang ihr, der Flüchtlinge habhaft zu wer­den. Die eingelcitete Untersuchung ergab, daß man es hier mit Schwindlern zu thun habe. Auch stellte es sich heraus, daß eine der angeblichen Nonnen ein verkleideter Mann gewesen sei.

Eine Räuberbande von Bürger- schitlern- Aus Wiener-Neustadt meldet das WienerExtrbl."." : Sensation erregt in Neunkirchen die Entdeckung einer organisier­ten Räuberbande, die aus Bürgerschülern sich rekrutierte. Die unter dem Kommando eines dreizehnjährigen Hauptmannes stehende Bande hat in verschiedensten Geschäften Diebereien in der Höhe von über hundert Gulden ver­übt. Das gestohlene Gut wurde teils in einer Höhle !m Walde versteckt, teils durch die im Einverständnisse befindlichen Eltern veräußert, lieber die Diebstähle wurde ge­nau Buch geführt. Bei der Entdeckung hat der Haupttnann, ein verschlagener Junge, die

Liste der Kollegen vernichtet. Bisher wur­den fünf der Hauptschuldigen verhaftet.

(Eine Stadt ohne Hunde.) Aus Pisek in Böhmen berichtet das Neue Wiener Tagblatt: Auf Anordnung des Bezirkstier­arztes mußten in unserer Stadt sämtliche Hunde getölel werden. Im Oktober wurden von einem tollen Hunde ein Hirtenknabe, vier Stück Kühe und einige Hunde gebissen. Der Schäferjunge starb an den Folgen der HundS- wut und auch die vier Kühe mußten gekeuit werden. Da nun in letzter Zeit in Pisek neuerdings mehrere Hunde wulkrank wurden und somit eine entsetzliche Gefahr für die Bewohner der Stadt bestand, griff der Be- zirkStierarzt zu der erwähnten summarischen Maßregel und ließ alle Hunde der Stadl vertilgen.

Tarnopol, 31. Dez. (Von Wölfen zer­rissen.) In der Nähe der Stadt wurde eine Bäuerin nebst ihrer 9jährigen Tochter von einem Rudel Wölfe angefallen und zerrissen.

(Naiv.) Gerichtsvollzieher:Eine Hose und eine alle Weste ... ist das Alles, was Sie besitzen?" Schuldner:Denken Sie vielleicht, ich habe hier ein Herrengar- derobegkscbäft?"

Wenn Gott noch weiter hilft, so ist der Onkel gerettet I

Weinend schloß die Frau den edlrn Neffen und dann die htlfbereile Marie in die Arme. Der Hochmut der Frau Commerzienrat war seit dieser schrecklichen Nacht für immer ge­brochen.

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Freundlich lächelte die Sonne am ersten Wnhnachtsseiertag herab auf die schneebedeckte Erde. Reges Leben herrschte auf den Straßen. Die Damen freuten sich, die neuen Festkleider zeigen zu können. Kleine Mädchen trugen stolz ihre Puppen im Arm, den Neid ihrer Freundinnen zu erregen. Auf dem zuge- fiorenen Fluß tummelte sich eine vergnügt- Menge Schlittschuh laufend und! Schlitten fahrend.

Im Hause des Commerzienrals Kron­berg herrschte tiefe Ruhe. Man hatte der Dienerschaft mitgeleilt, daß der Hausherr von einem Unwohlsein befallen, das Bett hüten müsst. Die Frau Commerzienrat bemühte sich um ihn, als getreue Pflegerin, ihrer sonstigen Gewohnheit, Kranken möglichst fern zu bleiben, vollständig entgegen. Nicht Ruhe allein, auch Frieden lag auf dem blassen, müden Gesicht Kronberzs; eine ernste Aus­sprache Hane er am Morgen mit seinem Nrffen gehabt. Es war eine bittere Demütigung lür den einst so stolzen und harten Mann, als er Alfred Kronberg das Geständnis ob­legen mußte:Ich bin ein ungetreuer Haus Halter gew-seri. Was Dein Vater vertrauens­voll in meine legte, damit ich es für Dich d-währte, ich habe cs zum großen Teil ver­loren und vergeudet, ich bin in Deine Hand gegeben."

Der Edelmut des Neff n erleichterte in­dessen die Lage des unglückseligen Banquirrs. Gegen das Versprechen, von sitzt ab streng solid und sparsam zu wirtschaften und allen L»xus im Hause sofort zu beseitigen, ließ Doktor Kronberg den größten Teil seines Kapitals in dem alten renomierten Geschäfte und ließ sich nur zur Sicherung seiner Zu­kunft eine groß? Summe auszahlen. Der Comm-rzienrat Kronberg, bei weichem eine

vollständige SinneSveräuderung sich vollzogen hatte und besten Herz mit unauslöschlicher Dankbarkeit gegen seinen großmütigen Neffen erfüllt war, konnte trotz aller Erschütterung nach langen Jahren zum ersten Male wieder ein Wethnachtsfest feiern, frei von innerer Angst und peinigenden Selbstanklagen; er fühlte, daß Frieden im Herzen das beste Festgcschenk sei.

Auch feiner Gattin ging ein Licht auf, daß sie ein neues Leben beginnen müsse, ver­eint faßten sie gute Vorsätze für die Zukunft und führten sie aus.

Nur auf dringendes Zureden ihrer Herrin entschloß sich Marie Werner, einige Stunden das Haus zu verlassen und bei den Ihrigen Weihnachten zu feiern.

Längst hatte der Helle Sonnenschein der Dunkelheit Platz gemacht, als sie sich fröh­lichen Herzens auf den Weg begab.

Es lagen schwere Stunden hinter Marien. Zum ersten Mal hatte sie an dem Lager eines Leidenden gestanden, bei welchem es sich um Leben und Tod handelte, denn ihr war ein Teil der Pflege anverlraut.

(Schluß folgt).

Einst und Heute.

Einst fragt' der Freier:Hat sie Geld Jawohl, zehntausend Gulden." Nur gleich das Aufgebot bestellt,

Grad' soviel Hab' ich Schulden.

Einst Holle man sich die Dressur In welschen Pensionaten nur;

Ohne Gens und Lausanne Bekamst keinen Mann t

Heul' fragt der Bräutigam die Braut,

Wie's mit dem Kochen den» ausschaut,

Isi d sagt sie:Gut,was ißt du gern?" Dann ist die Hochzeit nimmer fern.

Einst,stand nur Salz und Pfeffer drauf, War schon der Tisch bestellt,

Heul' aber schmeckt eS keinem mehr,

Wenn's Maggifläschchcn fehlt.

Drurl »iw Verlag von Bern-. Hofmann in Wildbad.