Icrs wcrHve Ktück.
Weihnachtserzählung W- Hogarth.
. (Nachdruck verboten.)
4.
Doklvr Kronberg ging bald darauf nach dem Nebenzimmer, um sich von den Kindern die Geschenke zeigen zu lassen. Er traf dort Fräulein Werner, die Gouvernannle. Bald sagte er zu ihr: „Als ich, ein Fremdling, in den mir fremd gewordenen Kreis cinirat, erfreute es mich, einem bekannten Gesicht zu begegnen. Sie werden sich meiner nicht mehr erinnern, mein Fräulein, was ich sehr natür- lich finde."
«In der That, ich weiß nicht, wo ich Sie je gesehen haben sollte, Herr Doktor," war die verlegene Antwort der Gouvernante.
«Sechs Jahre ist es her, da kniete ich an meiner Eltern Grabe, um in einer entscheidenden Stunde meines Lebens Trost und Kraft zu suchen. Gerade am Weihnachtsabend war es, wo ich mich damals so einsam und unglücklich fühlte, obwohl ich mir doch keiner Schuld bewußt war. Schon dämmerte es auf dem Friedhofe, ich glaubte, allein zu sein, und ließ meinen Klagen freien Lauf. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und eine Stimme frug: «Warum weinen Sie heute, wo alle vergnügt sind ? Gehen Sie doch mit nach Haus, bald brennen die Lichter am Chrrstbaum."
„Für mich brennt kein Chrjstbaum hier," antwortete ich der Fragenn, einem ungefähr zwölfjährige» Mädchen. „Aber Du bist doch ebenfalls auf dem Friedhöfe. Was Ihust Du hier?" frug ich das Mädchen.
«Jch.brachte den lieben Großeltern Kränze auf das Grab," enigegnele daS Mädchen. „Nun aber springe ich schnell nach Haus, man wird mich schon erwarten. Gehen Sie mit mir, bei uns ist ein fröhliches Weihnachtsfest, dort werden Sie nicht mehr traurig sein."
„Ich sagte, daß ich bereits in einer Stunde abreisen werde, weit hinaus in die Fremde. Das kleine Mädchen sah nun wohl, daß mit mir nichts anzufangen sei und sprang fort. Zu meinem Erstaunen erwartete mich aber die kleine Trösterin, als ich durch die Pforte des Friedhofes trat, sie ergriff meine Hand und begann zögernd: „Vater sagte gestern, es wäre jetzt eine traurige Zeit. Sobald die Menschen ein Unglück beträfe, nehmen sie sich das Leben, daran dachte ich, als ich sie weinend sah, nicht wahr, das thun Sic doch nicht, Es wäre ja eine große Sünde. Da erklangen von den Kirchtürmen die Glocken, und bei ihren Weihnachtsklängen gelobte ich meiner kleinen Freundin, mich vor der großen Sünde zu hüten, und in meinem Herzen gelobte ich mir, sür die Erreichung dieses Zieles meine besten Kräfte einzusetzen."
„Manchmal trat die Versuchung an mich heran, aber ich kämpste sie glücklich nieder."
„Wer war nun aber oas Mädchen, die damals wie ein Engel zu mir trat?" sagte jetzt der junge Arzt mit erhobener Stimme. „Sie selbst waren es, mein Fräulein, wenn mich nicht meine Sinne täuschen. Ich er» kenne Sie an den Augen und dem ernsten Blicke derselben wieder und sehe Sie noch vor mir stehen wie damals vor sechs Jahren. Voll Bitterkeit im Herzen trat ich vor einer Stunde in dies Haus, ich sah und erkannte
Sie Im Empfangszimmer und eine milde, versöhnliche Stimmung zog in mein Herz."
Fräulein Marie Werner hatte erst er- staunt der Erzählung des jungen Manneö zugehört, dann aber senkte sie verlegen den hübschen Kopf und flüsterte leise:
„Ich entsinne mich der kleinen Begebenheit, Herr Doktor, und erkenne Sie jetzt auch. Ich habe oft Ihrer gedacht und hätte gern wissen mögen, ob Sie glücklich geworden wären." —
„Fräulein Werner, ich möchte Sie bitten, Ihrer Pflichten bester zu gedenken, die Kinder müßten längst zu Ruhe sein," so erscholl die Stimme der Frau Commerzienrat. Von den beiden unbemerkt hatte sie in der geöffneten Thür gestanden.
Die Gouvernante entfernte sich ohne ein Wort der Entgegnung mit den Kindern, vermochte aber nicht zu verhindern, daß Doctor Kronberg ihr vorher zum Abschied die Hand reichte und ihr zuflüsterte:
„Auf Wiedersehen! Und bitten Sie auch ferner bei dem Christkinde für mich, daß es mir einen ganzen Anteil schenkt an dem wahren Glücke, welches mir noch fehlt!"
Die Kinder waren zu Bett gebracht und Fräulein Werner hörte, daß die Gäste sich verabschiedeten. Sie wollte sich deshalb nach den Gesellschaftsräumen zurück begeben, um dort noch aufräumen zu helfen. Ehe sie aber wieder in den Salon eintrat, blieb sie einige Augenblicke an einem der hohen Vorsaalfenster stehen. Sie blickte hinauf zum gestirnten Himmel. Wie dieser heute Abend glänzte und funkelte in wunderbarer Schönheit, viel schöner als die herrlichsten Cbnst- bäume hinieden. Glück sollte sie von Gott sür ihn erbitten, und bei diesem Gedanken faltete sie die Hände zum Gebet.
Mit einem Wonnegefühle im Herzen schritt sie dann weiter. Da klang plötzlich ein schrecklicher Ton an ihr Ohr und erschrocken blieb sie stehen. Aufs Neue erklang daS Stöhnen und Röcheln wie von einem Menschen, der mit dem Tode ringt. Sie eilte einige Schritte vorwärts. Aus den Z>mmern des Herrn Cvmmerzienrals klang der furchtbare Ton. Sollte sie eintreten? Sie schwankte, allein hier galt kein Zaudern. Einen Augenblick stand sie zögernd, die Hand auf dem Schloß, dann trat sie aber ein. Ein furchtbarer Anblick bot sich ihr. Im Sopha lehnte ohnmächtig der Commerzienrat. Einer Wunde am Arm entströmte das Blut und ein am Boden liegendes blutiges Messer verriet, woher die schreckliche Wunde stammte. Möglichst schnell unterband Maria den Arm, stemmte ihn, mit Mühe eine Befestigung suchend, in die Höhe und eilte, um möglichst schnell Hilfe zu schaffen. Doktor Kronberg, der als . letzter Gast im Begriff war, fortzugehen, begegnete ihr auf dem Vorsaal. Sie verständigte ihn kurz von dem Vorfall, während er ihr folgte.
Bald standen sie vor dem unglückseligen Hausherrn.
„Wer hat diesen Nolverband angelegt?" frug der junge Art.
„Ich selbst, ich verstehe es nicht besser. In der Angst, das strömende Blut zu stillen, that ich, was ich konnte."
„Sie haben dadurch sein Leben gerettet, er hat sich eine Pulsader durchschnitten. Wollen Sie mir ferner helfen?"
„Ja, ich will eS nach meinen Kräften," entgegnete Marie Werner.
„Gut, so ist nicht nötig das schlimme Ereignis den Dienstboten preis zu geben. Ich glaube auch nicht, daß meine Tante sich zur Pflegerin eignet."
Kurz erteilte er seine Aufträge, schnell kam sic ihnen nach. Hier war der Neffe nur der helfende Arzt, und sein Onkel der schwer verwundet, den zu retten er alle Kraft und alles Wissen aufbot.
(Fortsetzung folgt.)
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Die Liebe.
Die Liebe gleicht der Welle,
Die plätschernd sich erhebt,
Wer weiß, woher sie flutet,
Wer weiß, wohin sie schwebt.
Wex weiß, ob sie uns schaukelnd Nicht sanft zum Hafen bringt,
Wer weiß, ob sie als Woge Nicht unser Schiff verschlingt.
öiedaktiyn, Druck und Verlag von Beruh. Hosmaun tu Wildbad.