Nr. 14.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Callv.
97. 2a')raang
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Lamme auielpeil o>« ml e'n -uni» "q o«, i di — er« vr.
Mittwoch, drn 18. Junior 1922.
Neueste RacheLchten.
Nus dem Partenag des Zentrums har der Reichskanzler erklärt. Latz das Zentrum kich von der Regierung zuruä- zichen wvUe, wenn bas nngeftrevle Kompromiß zwischrn Besitz- und Verbräun,sfteuetu. ntso zwi.cheu Zentrum und Tozialbemolrane, nicht zdstanbe komme.
Dir Verhandlungen innerhall, der Entente gehen in ver- rrautimek Form jvrt. Bis Ergeonrs wird daraus heroor- gehen. baß man sich lchon vor der Konjcrenz von Genua üocr bas Reparativi.sprovlem einigen wird, wir cs von Fruntrcich xewun.cht wurde, und vag dann Leut,kgiano lediglich Vas Urteil anzuhören hat, wahrend die ander,, Staate« als Ltalisten ,unt,ton»errn bürsen.
Vor Genua.
Die offizieUe Einladung Deutschlands zur Xonler^nz von v>enua.
Derlin. 17. Jan. Lei uatieiiische Bolschajier überreichte gestern abend dem Reichskanzler die Einladung an die deuriche Vreichsiegierung zu der am 8. März stattftndenden Wirlschaslskonsereiiz ln Genua. Die Einladung hat folgenden Worttaul: Herr Reichskanzler! Gemäß einer Entschließung des Obersten Rais der alliierten Machte beehre ich mich, die Abschrift einer Enrichließung zu üverinttletn, welche am 6. Januar 1922 durch die alliierten Regierungen aus der Koifterenz in Cannes angenommen wurde. Im Einklang mit vieler Entschließung und aus Weisung meiner Negierung beehre ich mich, die deuriche Regierung zur Teilnahme an der Wirtschafte- und Finanzlon,erenz einzu- lade», die in Genua am 8. März 1922 eröffnet werden wird. Ich bitte Sie. mir die Romen Ihrer Delegierten und deren Begleiter mirzuieilen. Genehmigen Sie usw. Dem Emladungsichieiben ist der Text der bereits veröffentlich- ten Entschließung deigelegt, die durch die Konserenz von Cannes am 0. Januar angenommen wurde. Unter den in der EiiNchuctzung zur Teinahme ausgeioidenen Mächten werden außer Deutschand Oesterreich, Bulgarien und Rußland genannt. -
Teilnahme von 2S europäischen Staaten.
London, 18. Jan. Wie gemeldet wird, werden außer den Vereinigten Staaien alle Nationen in Europa — etwa 25 an der Zahl — zur Teilnahme an der europäischen Wirtschastskonferenz, die am 8 März ln Genua beginnt, cingeladcn, Lloyd George wird an der Konferenz teilnehmcn und man erwärm, daß er etwa 2 Wochen von England abwesend sein wird. Seme Ratgeber in Wirtschastösragcn werden sein: Sir Robert Hörne, Sir Cecil Blackekt und eine Anzahl Vertreter des britischen Schatzamts. — Angenommen, baß die Delegationen und die Sekretariate jeder Nation durchschnittlich 40 Personen umfassen, werden an der Konferenz von Genua etwa 1000 Personen beteiligt sein Tie Konferenz wird daher wahrscheinlich die größte bisher abgehobene Zusammenkunft dieser Art sein. Wie verlautet, haben bereits die meisten elngcladencn Länder ihre Annahme milgcteilt. Es steht jedoch noch dahin, ob die brätschen Dominions auf der Konferenz vertreten sein werden. Laut .Preß Association' sollen sie eingeladcn werden, wenn sie den Wunsch ausdrücken, auf der Konferenz vertreten zu sein.
Berlin. 17 Jan. Dem .Tageblatt" wird von unterrichteter Seite mitgeteill, daß die Großmächte auf der Konferenz von Genua von 3 bis ü Delegierten, die kleineren Staaten durch 2 Delegierte vertreten sein werden. Deutschland würde 5 Delegierte entsenden können.
Der deutsche Reichskanzler
über die Weltwirtschastslage.
Berlin, 17. Jan. In der heutigen Sitzung ves Zentrumsparteitags ergriff Reichskanzler Dr. Wirth das Wort. Er stellte fest, daß die Verhandlungen des Parter- tags ergeben hätten, daß die Gejamtrichtung der Politik der Reichsrcgierung von der Zentrumspartei im großen und ganzen gebilligt worden sei. Unsere Politik, wenn sie Zentrumspolitik ist. sagte der Reichskanzler, muß ihre Kraft aus den Quellen der christlichen Weltanschauung schöpfen, die es zur Pflicht macht, in keinem Augenblick liniere Geschichte, vor allem dann nicht, wenn sie nach einer «roßen Katastrophe neu anhebt, in keinem Augenblick des vaterländischen Unglücks die Hände in den Schoß zu legen. Z" kernem Augenblick darf die Zentrumspartei aus par- tellpolitischen Erwägungen sich vor der Verantwortung drucken. Es sei kein Leichtes gewesen, gegenüber der ungerechten Entscheidung in Genf über Oberschlesien die Politik des Reichs weiter zu führen. Man müßte an der menschlichen Vernunft und dem Menschheitsgedanken überhaupt verzweifeln, wenn es nicht möglich sein sollte, auch in dem Chaos, das die ganze Weltwirtschaft jetzt umgibt, «schließlich wieder dem Gedanken der Vernunft freie Dahn
,u >a,a>>cit. wcgcuuvel oen u-e^en der Unter
zeichnung des Ulnmalums erinnerte der Reichskanzler aarun. daß er scheu be> Annahme dt» Uttima.ums gesagt haue, datz die wettw,ttia)a>Uta,cn ooigcii den Gegnern ,uc Last sieien. Das oainars gesprochene Ja je, heule noch als richtig anzuiemn. Duma.s hure die ganze Welt tue Lage nur porilisch und nia,l wir.,n,u,lrtch gesehen. ^erne sei er dessen gewiß, oaß mun au? der Gegenseite über oie ouhr der Munaiven. oie vus oeutuye 'Dort zahlen >clie und uver die wirtschaftliche Veeenrung dieser Milliarden sich üe».lhuupl nicht uiilerrichier harre. Heule haoe man ,n allen Luuderu gelernt. was Milliarden Gold eigenliicy wirtschaftlich bedeureren. Loure das üerujche Voll in der Lage, alles buchiraäuch zu er,rillen. Halle es Rahrrrngs- miitel und Rehgoue, um buich evrzeugung und Bertuus ale Beriailler und Londoner Beoln^ungeu vuch>rubttch aus- zu,uyren, und wure es so boshaft, es zu run, so würde — abgesehen von deutschen Lchotnsleftlen — kein Schornstein in der ganzen Wett rauchen lonne». Sei jo, sragte der Reichskanzler, die große Katastrophe dainir wieder gut ge- machl, daß nun ein einziges Bott iiouerl herausgehoben werde, dag man das deuriche Bort ausprejfe wre'elne Zitrone. um es dann als ausgervischl aus der Gejchichre dei- sclle zu legen. Die KaujUirrraft des deutschen Volkes hin- zugesetzl zu der Unsähigleir der östlichen Vorker werde einen Wellbaiikeioil unter allen Umstunden herbeiiuhren. Ter Gedanke der Wlttschaftsjoridanral aller wlttschafttteiden- deil Böller der ganzen Well müsse als Hauptpunkt der internationalen Politik von Muno zu Mund, von Ohr zu Ohr, vo» Volk zu Volk weiter gertagen werden. Delegierte aller Volker müßren sich über die Wirtschaft!-- und Finanzprobleme und damit auch über das Problem der Leistungen unterhalten. Dieses Ziel, daß man die Wett wirtschaftlich erhalte, die Verbreitung ver Erkenntnis, daß tue Wirtschaft der ganzen Wett die Verständigung der Menlchen voiaussetze, dieses Ziel habe Deutschland aus seinem Leidensweg von London bis Cannes erreicht. Hinsichtlich ver Wirtschastskonierenz in Genua erklärte der Reichskanzler, man sehe, daß dem Gedanken Bahn gebrochen »ei, daß nur eine Solidarität der Völker mindestens in wirtschaftlichen Fragen die große Katastrophe der Weltwirtschaft überhaupt verhindern könne.
Die von den Bolschewisten gewünschten Beratungs- gegensranoe.
Kopenhagen, 18 Jan. Wie üer .'Liecliugske Tidende" aus Hel- ssngsols telegraphiert wird, beabsichtigt die Räteregierung auf der Wirlschaflskoilseienz in Genua fotgenDc Fragen zur Beratung zu bringen: Bezahlung der russischen Staatsschulden. Schadenersatz für Verluste infolge der Jntcrvenlion fremder Mächte, Zurückgabe der russischen' Handelsschiffe, die von Tenikin, Judcnitsch und Wrangel meggcnommen wurden, Regelung der wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Ausland, Regelung des Valutawesens, sowie Erörterung der Balutafrage und der Narionatitätensrage. Tre Räleregierung hat eine besondere Kommission unter Leitung Tschilscherins ernannt, die diese Fragen im einzelnen ausarbciten soll Als Vertreter der Räteregierung an der Konferenz in Genua sind Tschilscherin und Lunatscharski auSersehen. Lenin wird unter keinen Umständen an der Konserenz teilnchmen.
PoinearL wünscht keine Verquickung des Neparatlonsprobtems mit der Bündn.ssrage.
Paris, 17. Jan. Las .Petic Journal" erklärt, Ministerpräsident Poincarä sei der Ansicht, daß daS Reparationsprobicm nicht zu den Fragen zu zählen sei, über die sich die französisch-englischen Diplomaten vor Abschluß des französisch-englischen Schutzverirags auszusprechen hätten. Tie englische Regierung habe stets erklärt, dah sie an der Ausführung de» FricdeiiLvcrtrags scsthalte. Die Frag« müsse also für sich allein verhandelt werden.
Der italienische Ministerpräsident
über das Ergebnis von Cannes.
Rom, 17. Jan. Der Außenminister della Toireila erklärte den rm Ministerium des Aeußern versammelten Vertretern der römischen und der Provinzpressc, der Oberste Rat habe in Cannes zwei endgültige Beschlüsse gefaßt. Die Konferenz t-on Genua werde am 8. März eröffnet. Auf Wunsch der englischen Regierung sei auch Irland dazu eingeladen worben. Die Annahme der Einladung seitens der russischen Regierung schließe deren Zustimmung zu den ihr gesetzten Bedingungen in sich. Alle Teilnehmer an der Konferenz wären aber von vornherein darauf verpflichtet, sich jeder aggressiven Politik zu enthalten und nichts gegen einander zu unternehmen, ohne ihren Streitfall vorher dem Völkerbund unterbreitet zu haben. Der zweite Punkt betreffe das Konsortium zum Wiederaufbau Europas. Die Kommission, die di« Arbeiten zur Schaffung des Konsortiums zum Wiederaufbau Europas unter sich hat, versammle sich in London binnen zehn Tagen. An der Konferenz von Genua werden Me eingeladcnen Staaten mit voller Gleichberechtigung vertreten sein. Auf dir Frage
eines ^oucnaiMc», ov ose neue llanzömche Reg.erung aie Mich-upe über die zwei erwäbnien Punkte onclkrnncn werde, antworiele der Minister: ielditoeritü.ibuch Tie Reichliche wurdcck gcfdtzi. als Brianü yierzu eiiuvanoscei bccechügl war Ter drille Punkl >o schloß der Mincher, diieb. obwohl er nur noch der iranjösllchiN Unierichrist mburn bäiie. unenedlgl. die Reparan. nrttage. Jiallen Hai sein möglichstes getan, um eine gedeihliche und oee>ütznliche Regelung dieser Frage tzcibeizuiuh'.en. E» >e> nur >eyr ichiver vorheizuiüoeii. was nach Ser iranzümchen Krise lominen werbe. Allee werde nun oon Poincaie ütchänden.
Amer-Kanische Bereitschaft zur Regelung oer «.v»rutt»iUü ver O»»eu.r,».-u.ve»t r
Washington. Ir. Fan. iggavar ) Looa.o die srn.a^ugung deS Kongienes zur Erössnung der Verhandlungen über die während des Krieges oon den Alliierten elngegangenen Schuioverpslichkungen vor- liegl, wird die Regelung zunächst m Verhandlungen mit Gießbri» lannien emireien und sodann mit den anderen veielllgien Mächten verhandeln.
Wilson über die französischen Bernichtungspläne
gegen^v^r.
Mailand, 17 Jan. tt^ver o>e »>^ru^e,ilt>chui>g der Geheimdokumente des ErpräNbcnlen Wilson zur Ge>chichle des Friedensvcrlrags oon Versailles meldet, nach dem .Ltutig Neuen Tagblali", der iia- tienlsche Vcrireler Barzin« u. a. aus Washington: Während die beiden eisten Auiiätze zu oewclsen suchen, daß ore jetzige Abrüstungs- Politik Amerikas eine natürliche Fo,ge der Politik Wissons m Paris sei, erscheint die 3 Forlietzung unter dem Lnet: .Die Furcht Frankreichs hält die Well bewaffnet". Aus Grund bisher unoctanntcr Dokumente erklärt fremden Ursprung der gegenwärtige» Knie Frankreichs. Mitteilungen und Nottzen werden in Faksimile beigegevcn, um den Wibeiipruch Frankreichs yervorzuhcbcn, dessen Adstchl eS ist, daß Deutschiand die vom Friebcnsverlrag sestgeietzten, ungeheuren Eniichädlgungen bezahle, aber glrichzeilig wirtjchasllich und kutiurell zu Grunde gerichtet werden soll. Frankreich desürchlel, daß Teuiich-- land angrissssähig werden könnte, wenn es wirlschasttich wieder erstarkt. Alle Ucbct stammen oon diesen enlgcgengeietzlcn Zielen, die die französische Politik bisher versvigl ha! und die das Programm der neuen Regierung kennzeichnen. Dem Viererrai wurden Pläne un- lerbceitet, ein militärischer oon Fach, ein diplomatischer oon Bourgeois und ein wirtschaftlicher oon Louchcur und Klotz. Foch verlangte die Rheinliiue als eine sür den demokratischen Vö.kerbuno notwendige gemeinsame Sicherheiisvarilere und machte den Vorichlag, diese Linie mit einem großen :nternai>o»alen Heer zu dcietzcn. Bourgeois schlug einen militärischen Völkerbund unler,bem Befehl eines Gcncralslavs vor, daß der Völkerbund ein Bcherrschungswerk- -eug gegen Deutschland werde» >oUte. Loucheur unlerbreilete einen Plan, der nicht nur die deulsche Abrüstung kontrollieren, sondern auch die demiche industrielle Produktion verhindern solllc, daß sie wieder zu Kriegsrüsluugen eingerichtet würde. Er verlangte dir dauernde Besetzung von Essen, einer großen Teils von Westfalen und des Saargcbieics. Ferner die Zuteilung Obcrschlcsiens an Poien, un: den industriellen Verfall Deutschlands zu vervollständigen. Während der Abwesenheit Wilsons machte Elemcnceau verschärfte Anstrengungen, um die interalliierte Kontrolle in einige» deulschen Industrien, vor allem in der chemischen Industrie, durchzusctzen. Ter Widerstand Lloyd Georges und auch Wilsons verdarb diesen Plan ewiger wirtschaftlicher Unterdrückung. Es war aber nicht mögtich, das verblendete Frankreich davon abzubringen, die durch seine Zwangsmaßnahmen unmöglich gewordenen Zahlungen heradzusetzcn. In der Gchcimsitzung des ViercicarS vom 7. Februar 1921 dczeich- nete Wilson das Programm Loucheurs als ein Programm der Panik. Jede Anstrengung war vergeblich. Clemcnccau zum Verzicht auf die Haltung eines ungeheuren Heeres am Rhein zu bewegen, dessen Unierhaliungskosten die Wiederherstellungen stark verminderten und das in keinem Verhältnis steht zu dem auf IM 000 Mann herabgesetzten deutschen Heere.
Barzini schließt: Deutschland wirb auf diese Weise mehr besteuert, um in Frankreich denjenigen Militarismus zu erhallen, von dem eS sich selber befreit hat. Tie ungesetzlichen Forderungen Frankreichs wirkten unheilvoll auf wirtschaftliche Kredite. Es ist widersinnig, gleichzeitig das Ziel der Wiederherstellungen anzustreben. Diese Gmndlage der französischen Haltung muß man berücksichtigen, um den gegenwärtigen Kampf Frankreichs gegen die Abrüstung zu verstehen.
Austano.
Um die Verteilung der geraubten deutschen Kabel.
sRewyork, 17. Jan. (Funtipruch.) Nach einer Meldung der .Newyork Tribüne" aus Wishington beansprucht Italien eines der früheren transatlantischen Kabel, die jetzt unter französischer Kontrolle stehen. Für den FM, daß dieser Forderung nicht siattgegcben