hörten verschiedenen Konfessionen an, und die Eltern hielten starr an dem ererbten Glauben der Väter, das junge Mädchen aber wollte ohne den elterlichen Segen nicht den Bund fürs Leben schließen. Alles Bitten und Flehen blieb fruchtlos, und so schieden denn die jungen Leutchen kummervollen Herzens von einander, fürs ganze Leben, wie sie meinten. Der Jüngling trat in ein Kloster und ward Ordcnsmann, die junge Maid blieb unver- mählt und widmete sich als Diakonissin der Pflege leidender Mitmenschen und gedachte in Treue des verlorenen Geliebten. —Jahre entschwanden. In einsamer Klosterzelle suchte der junge Mönch den Frieden des Herzens wieder zu gewinnen, mit Eifer des Ordens heiliger Pflichten erfüllend. Da eines Tages erscheint vor dem Abt jenes Stiftes eine noch immer hübsche Dame mittleren AltcrS mit dem Bekenntnis, nach heißen Seelenkämpfen sei sie zu dem Entschluß gekommen, von der protestantischen zur katholischen Religion überzutreten, und sie bitte den ehrwürdigen Herrn um Unterweisung in den Lehren der römischen Kirche. Der Abt überlegt einen Augenblick, dann beauftragt er den tüchtigsten und de- fähigsten seiner Brüder, nennen wir ihn ?.
I Sylvester, mit dem Unterricht der heilsbegierigen Dame. Zwei Tage darauf sind der Mönch und seine Schülerin verschwunden.
— Bayerischer Posthumor. Ein fideles Münchner Haus, gab dieser Tage i» Passau eine sogenannte Ansichtskarte an seine Münchner Stammtischgenosfen auf, welche stat! einer kurzen, bündigen Adresse einen längeren Vers als Aufschrift trug, dessen letzte Strophen folgendermaßen auöklangen:„ ... An der Isar Strand — Wo Herr Aster, gewandt
— mit kundiger Hand — das Szepter schwingt
— und fröhlich man singt — in den großen geweihte» Hallen — Wo der Humpen winkt
— und der Stiefel blinkt — dorthin soll die Karte jetzt wallen I" — Der expedierende Postbeamte klebte nun auf die Adresse einen Zettel, versehen mit dem ordnungsgemäßen Annahmcstempel, welcher das Ziel der Karte in folgendem Poem näher präzisierte: „Wo Donau, Inn und Jlz sich küßt — Hat die Post nicht Zeit, daß Adressen sie liest — Wie diese hier. Gott Vergeb's Euch Ihr Dichter —Ihr fades AnstchtSkarten-Gelichter
— Heul' thue ich Euch nochmal den Gefallen und adressiere: —München, Pschorr-
bräuhallen!" — Schon am nächsten Tage befand sich die Karte im Besitze der über diesen Posthumor höchlichst ergötzten Pschorr- bräu-Tafelrunde.
(Aus der Schule.) Zur Entwicklung der Zahl „7": Ein kleine will nicht verstehen, was 3 und 4 auSmacht. Lehrer: Wie viel Hase» trifft Dein Vater im ganzen, wenn er heute 3 und morgen 4 schießt? Antwort: Keinen, er kann nicht zielen. Lehrer: Wie viel Brot hast Du, wenn Dir die Mittler in die eine Tasche 3 und in die andere 4 Stücke Brot steckt? Antwort: Dann habe ich genug.
(Allerdings!) Tommy: „Glaubst Du daran, daß das Haar eines Mannes in einer Nacht weiß werden kann?" — Boby: „Warum nicht? Meiner Schwester Haar ist in zwei Stunden goldblond geworden!"
.'. Reisender beim Zahnarzt: „Werde ich aber auch keinen Schmerz fühlen, wenn Sie den Zahn ziehn ?" — Wild-West-Zahnarzt: „Nicht im Geringsten!" (Zum Gehilfen, ihm einen Gummi-Knüppel reichend): „Schlagen Sie ihn übern Schädel, damit er so lange ohne Besinnung ist!"
drei am grünen Tisch des verlockenden Roulettespieles, doch del Basso spielte nicht, sondern saß nur hinter EggonSberg, um dessen Spiel zu beobachten und um ihm behilflich zu sein.
EggonSberg spielte schüchtern mit kleinen Einsätzen, als er aber fast immer gewann und nach Ablauf einer Stunde schon einen hübschen Goldhaufen vor sich liegen sah, wurde er kühner und verdoppelte seine Einsätze, worüber del Basso lächelte und bemerkte :
„Sie müssen mit zehnfachen Einsätzen spielen, lieber Baron I Sie haben ja heute Glück und solches Glück kommt nicht alle Tage wieder. Es gilt die Bank zu sprengen und uns beide an dem verdammten Spiel zu rächen."
„Nicht zu hitzig, lieber del Basso," gab EggonSberg zurück, „ich gewinne mtt doppelten Einsätzen auch ganz hübsche Summen."
Er strich eben einen Gewinn von zweitausend Francs ein, den ihm der Bankhalter hatte zuschieben lassen, als plötzlich Raben sich von seinem Sitze mit glühendem Gesicht erhob und im aufgeregten Tone sagte:
„Aber heule habe ich Unglück, lieber EggonSberg. Ich verlor bereits dreißigtausend Francs und habe weiter kein Geld bei mir. Können Sie mir vielleicht zehntausend Francs leihen?"
„Mit größtem Vergnügen lieber Raben," erwiderte EggonSberg und überreichte ihm die gewünschte Summe. Das Spiel nahm seinen Fortgang, EggonSberg gewann wieder eine stattliche Summe und Raben, der sehr waghalsig spielte, verlor die zehntausend Francs.
Das Unglück verfolgt mich heute," flüsterte er EggonSberg zu, „doch ein richtiger Spieler darf nicht an sein Unglück glauben. Können Sie mir noch weiter aushelfen, lieber Baron."
„Gewiß, Herr Rittmeister, ich bin fa ohnedies in Ihrer Schuld. Wie viel wünschen Sie?"
„Nun zwanzig tausend Francs wären mir recht," erwiderte der Rittmeister.
(Fortsetzung folgt.)
Me Wemefls.
Novelle von Walter Hogarth.
(Nachdruck verboten.)
5.
EggonSberg erbleichte unwillkürlich bei dieser Nachricht, die ihm seinen gestrigen Leichtsinn und feine Spielschuld wieder lebhaft ins Gedächtnis zurückrief.
Del Basso mochte wohl die Ursache von Eggonsbergs Verlegenheit erraten und sagte freundlich zu demselben:
„Nur Mut, junger Freund, Sie werden heute schon die Scharte von gestern wieder auswetzen und der Rittmeister soll nicht triumphieren."
„Es wäre zu wünschen," seufzte EggonSberg , „denn ich habe an den Rittmeister hundert tausend Francs Spielschulden."
„Ihr heutiges Glück läßt das Größte hoffen," erwiderte Herr del Basso, „und wir wollen uns gleich nach dem Diner in die Spielsäle begeben."
Noch ehe das Duier beendigt war trat der Rittmeister von Raben ganz erregt in das Hotel und rief auf EggonSberg losstürmend :
„Gott sei Dank, daß Sie da sind, lieber Baron! Ich fürchtere schon, Sie heute gar nicht zu sehen. Ich stehe Ihnen ganz zu Diensten, wie ich Ihnen schon gestern sagte."
„Sehr freundlich von Ihnen, Herr Rittmister, aber es ist vorläufig nicht nötig, baß Sie mir noch Gelb leihen," erwiderte Eg- gvnöberg so ruhig als möglich. „Ich bin, glaube lch, für heule mit genug Geld versehen."
Der Rittmeister machte ein langes Gesicht und blickte scharf prüfend auf Eggonsbergs Nachbar.
„Ah, Sie kennen diesen Herrn wohl noch nicht, Herr Rittmeister," ries jetzt EggonSberg. „Erlauben Sie, dotz ich die Herren einander vorstelle: Herr del Basso aus Triest — Herr Rittmeister von Raben aus München."
„Freut mich sehr, Ihre werte Bekanntschaft zu machen, Herr del Basso," sagte
Raben mit einer Verbeugung. „Ich glaube, ich sah Sie auch schon öfters in Monaco."
„Ich bin nun zwölf Jahre in Monaco," erwiederte del Basso, „und es ist sehr leicht möglich, daß Sie mich schon hier sahen, Herr Rittmeister."
„Zwölf Jahre in Monaco I" rief Raben erstaunt. „Das ist ja ein ewiges Paradies I"
„Sagen wir lieber eine Hölle," bemerkte del Basso sarkastisch, „denn ich habe sür mich kein Paradies hier gesunden. Doch das klingt Ihnen sonderbar, Herr Rittmeister, und ich will deshalb Ihre gute Laune nicht durch meine Klagen verderben. Ich war ja auch selbst Schuld, daß Monaco eine Hölle für mich wurde."
„Nun, versuchen Sic doch Ihr Glück von Neuem, Herr del Basso," erwiederte Raben schlagscrttg, „man kann ja hier jeden Tag sein Glück versuchen."
„Ich kann dies nicht mehr wagen," sagte der Angeredele, „von mir hat sich das Spiel- giück gewandt, aber hier unser junger Freund wird heule sein Glück erproben."
Bacon von EggonSberg verneigte sich zu- stimmenv, und bemerkte lächelnd:
„Herr del Basso meint, daß ich heute Glück im Spiel haben werde. Nun, wir werden eS ja sehen."
„Nun, es freut mich ungemein, lieber EggonSberg," cntgegnele Rittmeister von Raben, „daß Sie nach der gestrigen Schlappe den Mut nicht verloren haben und nochmals Ihr Glück im rouZo unv lloir versuchen wollen. Famoses Spiel dieses rouZs und Qoir, nicht wahr?"
„Das wollt' ich meinen," sagte EggonSberg mit Galgenhumor lachend, „hundert lausend Francs kann man bequem an einem Abend verlieren."
„Aber man kann solche Summen und noch größere auch gewinnen," gab der Rittmeister ebenfalls lachend zurück.
Das Diner war zu Ende, Baron EggonSberg bezahlte die ganze Zeche, und die drei Herren begaben sich im heiteren Geplauder nach den Spielsälen.
Eine halbe Stunde später saßen sie alle
StchMyn, Druck und Verlag von Her»h. Hssmanu i« Wlbbich.