voller Geschwindigkeit fuhr, machte der Heizer Craiz, welcher betrunken war, einen Mord- anfall auf den Lokomotiivführer Bishop; er feuerie auf diesen, der vergeblich versuchte, ihm die Pistole zn enlreißen, eine» Schuß ad und stach ihn dann mit einem Messer in die Brust. Es gelang Bishop, seinen eigenen Revolver zu ziehen, und er streckte den Heizer durch einen Schuß tot nieder. Der Zug hatte um diese Zeit die Station Oxmoor erreicht, wo er von dem lebensgefährlich verwundeten Lokomotivführer zum Halten gebracht wurde.
Verschiedenes.
— Zähigkeit einer Katze. Am 3l.Okt. schickte ein Kaufmann in Paris eine große Kiste mit eingepackten Glaswaren nach Algier, wo sie am 15. November ankam und auS- gepackt wurde. Zum größten Erstaunen der Anwesenden schlüpfte, als der Deckel gehoben wurde, eine große Katze heraus, die, ohne daß man weiß wie sie hineingeraten war und nun also 16 Tage lang ohne Nahrung in der Kiste zugebracht hatte. Sie ist 15 Jahre alt; ihr Pariser Besitzer bat, sie schleunigst zurückzusenden, erklärte sich auch bereit, den
von ihr unterwegs angerichteten Schaben — sie Halle drei Glasglocken zerbrochen — tragen zu wollen.
— Telephonischer Schabernack. Wir lesen im Luzerner Tagblatt: Hr. Pulver, ein bekannter Viehhändler in Bern, wollte ins Schlachthaus telephonieren, er habe einen Trupp Kälber hinausgesandt. Auf der Zentralstation versteht man ihn „lätz" und verbindet ihn mit dem Rathaus, wo eben der Großrat tagt. Weibel Häubi eilt an's Telephon und ist starr vor Entrüstung, als er aus Pulvers Mund die Frage vernimmt: „Sind die Kälber schon alle da?"
— (Der 85. Hochzeitstag!) Aus Lac Quiparle im StaateMinnesota kommt folgende Mitteilung: Ein noch ziemlich rüstiges Ehepaar, das zusammen die Kleinigkeit — von zweihundertflebzchn Jahren zählt, steht im Begriff, die fünfundachtzigste Wiederkehr seines Hochzeitstages zu feiern. Nur sind die Leutchen einigermaßen in Verlegenheit, wie sie dieses seltene Jubiläum benennen könnten. Das merkwürdige Paar, das denselben Namen führt wie der englische Reichskanzler, hat im Jahr 1812 geheiratet und stets im innigsten Einverständnis gelebt. Der
Mann hat bereits sein 105. Lebensjahr — unberufen I —, während seine bessere Hälfte ihm noch um sieben Jahre voraus ist. Die beiden Alten erfreue» sich noch heute der beste» Gesundheit und beihäligen ihre körperliche Rüstigkeit vor etwa fünf Jahren dadurch, daß sie gemeinsam einen Spaziergang von fünfzehn englischen Meilen unternahmen, von dem sie zwar müde, aber durchaus nicht üderangestrengi zurückkeyrlen. (Das glückliche Amerika scheint besonders reich an jugend- frischen Greisen und Greisinnen zu sein.)
— In einem kleinen thüringischen Blatt findet sich folgende seltsame Ehrenerklärung: „Die gegen meine Braut, Fräulein A. S., öffentlich ausgestoßenen Beleidigungen nehme ich hiermit reumütig zurück, da dieselben von mir völlig erlogen sind. Hingegen erkläre ich mich für einen frechen Verleumder und gemeinen Spitzbuben, der von Rechtswegen ins Zuchthaus gehörte. E- W., Kutscher." Hoffentlich wird die an ihrer Ehre gekränkte Dame mit dieser Erklärung zufrieden sein.
(Ein Dauerfahrer.) A.: Wie gehl's unfirm Freund Gustav?" B.: „Der ist jetzt Dauerfahrer!" A.: „Ist es möglich!" B.: „Ja, wer ihn fahren sieht, den dauert er I"
Die Wernelrs.
N welle von Walter Hogarth.
(Nachdruck verboten.)
4
„Sie haben wirklich Glück, junger Herr," sagte er dabei lächelnd, „aber wir müssen Ihr Glück noch weiter erproben. Jetzt spielen wir um meinen Hund. Nero komm hierher." Der große schwarze Neufundländer schmiegte sich an s inen Herrn und die Würfet rollten abermals. Eggonsberg gewann auch den Hund und der Fremde sagte mit leuchtenden Augen : „Ihr Glück ist heute groß junger Mann, aber noch müssen wir eS weiter erproben. Jetzt spielen wir um ein schönes, tugendhaftes Mädchen von guter Familie.
„Was reden Sie da für Unsinn?" fuhr jetzt Eggonsberg auf. „Ich kann doch im Ernst nicht mit Ihnen um eine junge Dame spielen! Was soll ich mit ihr anfangen, wenn ich sie gewinne?"
„Sie sollen sie heiraten I" platzte der Fremde heraus.
„Ich — sie heiraten? Ich heirate keine Unbekannte, ich bin ein deutscher Freiherr und darf nicht auf diese Weise mich vermählen."
„O, warum nicht? Das Mädchen ist auS alter adeliger Patrizierfamilie und stammt aus Triest. Sie wird Jbnen sicher gefallen. Außerdem haben Sie das Recht, eine Vermählung mii der jungen Dame abzulehnen, wenn sie Ihnen nicht gefallen sollte."
„Aber wie kommen Sie dazu, mit mir um die junge Dame spiele» zu wollen. Ist dieselbe Ihre Tochter?"
„DaS Rätsel werde ich Ihnen später lösen, jetzt hätte es keinen Zweck, ich muß erst meinen Plan vollständig ausführen. Spielen wir al)o um die junge Dame, welche mit dem Vornamen Luise heißt. Es muß sein, ich dulde keinen Wiederspruch mehr ft
Mit finsteren Augen blickte der Fremde den junge» Edelmann drohend an und hob ven Würfelbecher. Er warf 654.
„Ja, was ist denn der Einsatz meinerseits ?" frug Eggonsberg.
„Das ist mir gleich. Die junge Dame ist natürlich nicht mit Geld zu bezahlen. Setzen Sie, was Sie wollen dagegen, tausend Francs oder zwei tausend Francs, mir ist es gleich."
„Sagen wir zwei tausend Francs," erwiderte Eggonsberg lächelnd, ich will mich nicht mit Ihrem Golde bereichern, Sie haben mir das Spiel aufgedrungen."
„Nun würfeln Sie nur, statt mich mit überflüssigen Worten aufzuhallen," sagte der Fremde fast in gebieterischem Tone und Eggonsberg ergriff den Würfelbecher. Er warf 666 und der seltsame Mann stieß einen — Freudenschrei aus.
„Sie haben Luise gewonnen," schrie er wie närrisch vor Freude. Morgen werde ich sie Ihnen bringen, das heißt vorstellen. Sie haben enormes Glück, junger Herr, und wir müssen deshalb auch noch heute ans Werk gehen, um das zu vollbringen, was ich eigentlich mit Ihnen vorhabe."
Bei den letzten Worten des Fremden glänzten seine Augen in so unheimlichem Feuer, daß Eggonsberg wiederum glaubte, einen Wahnsinnigen oder einen Gauner vor sich zu haben. Aergerftch sagte er deshalb:
„Ich wünsche mit Ihnen ferner nichts mehr zu schaffen zu haben, ich ke»ne Sie auch gar nicht und weiß nicht, was Sie eigentlich mit mir Vorhaben."
„O, gestatten Sie, daß ich mich Ihnen verstelle," erwiederle darauf der Fremde lebhaft, „ich heiße Luigo del Basso, stamme aus italienischem Patriziergeschlechle, unsere Familie wohnt aber schon lange in Triest."
„Und ich Heise Nupprecht von Eggonsberg und stamme aus Bayern," erwiderte rer junge Mann und lüftete seinen Hut. „Nun kennen wir uns wenigstens und können uns verabichiede»."
„Vcra'schieden? Nein das geht nicht!" bemerkte Luigo del Basso erregt. „Ich meine es sehr gut mit Ihnen, Herr von Eggonsberg. Wer sind jetzt zwei Unglückliche, denn Sie haben sich, wie ich Ihnen gleich ansah,
in der Spielhölle zu Monaco ruiniert und ich mich auch, aber heute können wir Revanche nehmen, denn Sie haben ja ein fabelhaftes Glück. Wir begeben uns sofort »ach Monaco und sprengen die Bank."
„Das ist ein wahnwitziges Vorhaben, Herr del Pass»," cnlgegnete Eggonsberg, „Außerdem spieleich in Monaco nicht mehr."
„Sie müssen spielen junger Mann, um wieder glücklich zu werden und um mich alten verlorenen Spieler von einem furchtbaren Fluche zu erretten," erklärte in beschwörendem Tone del Basso. „Bedenken Sie doch, daß. Sie gar nichts riskieren, wenn Sie noch weiter spielen, denn Sie haben ja Glück und haben mir ja auch mein ganzes Vermögen soeben abgenommen."
Eggonsberg wollte ausrufen, hier haben Sie Ihr Geld, Ihren Revolver und Ihren Hund wieder, aber del Basso zeigte eine solche tief ernste Gcberde, daß er dies nicht zu sagen wagte. Sollte diesen seltsamen Mann wirklich ein Fluch, ein schwerer Fehler belasten, den er, Eggonsberg, viellricht von ihm nehmen konnte!? Er empfand da wirklich Mitleid mit ihm und wollte ihm gefällig, sein. Auch wurde Eggonsberg auf die Lösung des Rätsels sehr gespannt.
„Nun gut, ich will auf Ihren Wunsch heute mein Glück noch Weiler versuchen," sagte Eggonsberg dann lächelnd und bot del Basso die Hand.
Freudig schlug dieser ein, und die beiden Männer schrillen alsbald thalabwärts nach Monaco zu. Auf dem Wege dahin plauderte del Basso ganz heiter mit Eggonsberg und erwähnte mit keiner Silbe das Spiel oder oie seltsame Abmachung wegen der jungen Dame, die Eggonsberg im Spiel gewonnen. Häven sollte.
In Monaco angckommen, begaben stch - die beiden Männer erst in das Hotel, wo Eggonsberg wohnte, um dort zu Mittag zu essen.
Bei der Tafel meldete der Oberkellner dem Baron von EggonSverg, daß der Rittmeister von Raben schon zweimal dagewesen sei und nach dem Herrn Baron gefragt habe. .
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. H«sm, nn in Wildbad.