den angerichtet wurde, ist noch nicht bekannt geworden.
Mengen, 30. Novbr. Heute früh um 7')s Uhr wurde auf der Landstraße zwischen hier und Herberlingen ein Handwerköbursche erfroren aufgefunden. Nach den bei ihm Vorgefundenen Papieren ist cS der Schauspieler Rudolf Meixner von Schönberg in Mähren.
Karlsruhe, 30 Nov. Wegen Gehorsamsverweigerung vor der Front soll ein Lehrer zu 43 Tagen Festungshaft verurteilt worden sein. Das Vergehen soll darin zu suchen sein, daß der Lehrer bei einer Kont- rollversammlung in Heidelberg auf die Aufforderung des Feldwebels, rascher zu gehen, gelächelt haben soll, statt der Aufforderung Folge zu leisten. Die Verurteilung erfolgte nach 14tägiger Untersuchungshaft.
Kaiserslautern, 1. Dez. (Großes Grubenunglück.) Auf der bei Homburg gelegenen Kohlengrube „Frankenholz" habe» heute abend schlagende Wetter stattgefunden. 10 tote und 45 verwundete Bergleute wurden bereits zutage gefördert, mehrere werden noch vermißt. Von Zweibrücken aus ist mittels Sonder- zugeS eine Sanitätskolonne zur Hilfeleistung
abgegangen. Einer neueren Meldung zufolge sind 30 Bergleute tot.
Marburg, 1. Dez. Heute nacht ist in Wetter bei Sturmwind Feuer ausgebrochen, welches, rasch um sich greifend, das Postgebäude und 6 Häuser vernichtete. Der Brand war gegen Mittag noch nicht gelöscht.
Nürnberg, 30. Nov. (Blulthat.) Der unverheiratete Taglöhner A. Buhr wurde gestern nacht in der Forsthofstraße, als er mit seiner Schwester gerade auf dem Heimweg begriffen war, von einem Arbeiter Namens Blank ohne jede Veranlassung angegriffen und durch einen Stich mit einem Stockdegen in der Seite schwer verwunde«, so laß er nach kurzer Zeit starb. Blank, welcher angeblich einem anderen auflauerte und diesen mit Buhr verwechselt hatte, wurde heute verhaftet.
Köln, 29. Nov. (Raubmord.) Wiederum wurde ein äußerst frecher Raubmordanfall verübt und zwar diesmal auf eine die Landstraße von Köln nach Poll passierende Frau. Ein Kerl sprang aus einem Verstell, überfiel mit gezücktem Dolchmesser die Frau, die er beraubte und vergewaltigte. Der Kerl entfloh, als Personen hörbar wurden An
derselben Stelle wurden ln den letzten Tagen auch zwei andere Personen überfallen und ausgeraubt.
Aachen, 29. Nov. (Hagelschlag.) Nachts hatten wir schweres Gewttler mit Hagelschlag. In Simmerath ist die vom Blitze entzündete Kirche abgebrannt.
Straßburg, 29. Nov. Durch ein Schadenfeuer wurden heute nacht in Psulgriesheiar im Unterelsaß zehn Gebäude, darunter eine Oelmühle, eingeäschert. Eine größere Anzahl von Rindvieh und Schweinen kam in den Flammen um.
Saarbrücken, 29. Nov. Der Gefängniswärter Krob wurde heute am frühen Morgen auf ofsener'Straße vor der Ludwigskirche augenscheinlich durch einen Apthieb ermordet. Man vermutet einen Racheakt von einem entlassenen Gefangenen.
Berlin, 29. Nov. (Vom Reichskanzleramt.) Staatsminister v. Bülow wurde mit der Stellvertretung des Reichskanzlers im Bereiche des Auswärtigen Amtes betraut.
— Personalnotiz. Einer hiesigen Korrespondenz zufolge ist Kriminalkommissar v. Tausch nunmehr vom Polizeipräsidium vom Amte suspendiert worden.
Die Nemesis.
Nevelle von Walter Hogarth.
(Nachdruck verboten.)
2 .
„Nun, das wäre ja die größte Thorheit, die Sie jetzt begehen können, liebster Baron," erwiderte der Rittmeister. „Sie müssen weiter spielen, um Ihren Verlust wieder einzudringen. Aber lassen Sic uns erst ein kleines, feines Diner einnehmen. Sie sind mein Gast, Baron."
„Die Erfüllung meiner Bitte wäre mir
lieber . . . ."
„O, Sie können Geld haben, soviel Sie wollen," lieber Baron," bemerkte der Rittmeister mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit. „Lassen Sie uns nur erst diniren I Beim Spielen bekommt man Hunger und H)urst."
Und fort zog der Sieler den jungen Mann nach der Terasse vor dem Spielsaale, wo er in einer lauschigen Nische mit ihm ein lukullisches Mahl einnahm und ihm feurige Südweine und Champagner so oft zutrank, daß der arme EggonSberg nur noch ein willenloses Werkzeug in seiner Hand war.
„Hier haben Sie einstweilen zehntausend Francs, lieber Baron," bemerkte der Rittmeister und öffnete seine Brieftasche. „Sie geben mir einfack einen Ehrenschein darüber, wie es unter Cavalieren üblich ist."
EggonSberg schrieb mit leise bebender Hand den Ehrenschein und nahm fast zitternd die zehntausend Francs in Tausendfrancsnoten, denn er hatte noch niemals Geld geborgt und es war ihm jetzt, als stände er an einem schwindelnden Abgrunde.
Dann begaben sich der Rittmeister von Raben, wie der volle Name des Spielers war, und Rupprecht von EggonSberg wieder in den Spielsaal und sie spielten von Neuem. EggonSberg wagte ganz hohe Einsätze, gewann einige Male, vergrößerte seine Einsätze und verlor wieder Alles. Sofort war aber auch schon der Rittmeister an seiner Seite und legte ihm sein ganzes Portefeuille hin.
„Ich habe heute Glück und Sie haben einiges Pech," flüsterte der Rittmeister kaltblütig. „Hier nehmen Sie, was Sie brauchen. Mein Portefeuille steht zu Ihrer Verfügung, lieber Baron."
Wie mechanisch griff der bethörte junge Mann in das Portefeuille des Rittmeisters und nahm ein Tausendfrancsbillet nach dem andern heraus um es zu — verspielen.
Das Spielglück war ihm nicht wieder hold und als er zuletzt mit verzehnfachten Einsätzen spielte, verlor er so gewaltige Summen, daß sich des Rittmeisters wohl gefülltes Portefeuille bald leerte. Als dieses leer war, erhob sich EggonSberg ganz erregt und eilte wie betäubt vor Aufregung, Scham und Aergcr aus dem Saal. Der Rittmeister von Raben folgte ihm aber auf dem Fuße, und suchte ihn zu trösten.
„Es war heute ein Unglückstag, lieber Baron, weiter nichts, morgen werden Sie sicher Glück haben," sagte er in seiner frivolen Weise zu dem jungen Manne.
„Wie soll ich morgen Glück haben, wenn ich kein Geld mehr habe," erwiderte Eggons- berg bitter.
„Nun zu Hause in meinem Hotel habe ich noch Geld," gab Raben schlagfertig zurück. „Für hundert und fünfzig tausend Francs sind sie mir schon gut, lieber Baron, und diese Summe könnte ich Ihnen im Ganzen leihen. Jetzt schulden S'e mir gerade hunderttausend Francs, denn neunzigtaufend Francs enthielt mein Portefeuille und diesen Betrag entnahmen Sie noch demselben."
„Hunderttausend Francs an einem Tage Verspielt," stöhnte EggonSberg. „Es ist entsetzlich I"
„Das ist doch nicht entsetzlich," entgeg- netc Raben mit frivolem Lächeln. „Ich habe auch schon soviel an einem Tage gewonnen, Glück und Unglück gleichen sich eben aus. Versuchen Sie nur morgen ihr Glück nochmals. Bitte, schreiben Sie mir jetzt über die neunzig tausend Francs noch den Ehrenschein und morgen früh kommen Sie in mein Hotel und holen sich die fünfzig
tausend Francs, die ich Ihnen noch geben kann. Passen Sie auf, morgen bringt Ihnen die blinde Glücksgöttin das zurück, was sie Ihnen heute nahm."
Ein furchtbares Verhängnis hatte den gutmütigen, bis heute mittag »och so fest auf dem Wege der Tugend stehenden Baron von EggonSberg ereilt. Heute Mittag hatte ec noch keine Schulden und heute Nacht schrieb er mit zitternder Hand schon den zweiten Schuldschein und sah sich mit einer drückenden Schuldenlast von hundert tausend Francs beladen. Sein Frohsinn, sein Lebensmut war dahin und selbst das feine Souper und die auserlesenen Weine, welche Raben bestellt hatte, vermochten den jungen Mann weder aufzuheitern, noch sein Gewissen einzuschiäfern. Beim Abschiede von dem Rittmeister sagte er auf dessen Drängen demselben aber zu, morgen von diesem die fünfzig tausend Francs noch holen und sein Glück von Neuem versuchen zu wollen.
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Der Freiherr von EggonSberg verbrachte nach dem unglücklichen Spielabend eine schreckliche Nacht. Der Leichtsinn und die frevelhafte Waghalsigkeit war sonst in seinem Leben nie seine Art gewesen, und er verfluchte den Tag, welcher ihn nach Monaco und in die Gesellschaft des RitimeisterS von Raben geführt hatte. Er konnte cS gar nicht begreifen , wie er die Tollheit hatte begehen können, hundert tausend Francs zu verspielen. Unaufhörlich puälten ihn die furchtbarsten Gewissensbisse, und der Gedanke an das Herzeleid, welches er durch seinen Leichtsinn seinem hochbetagten, von ihm verehrten Vater bereiten würde, wenn derselbe, was ja schließlich unausbleiblich war, erfuhr, daß sein einziger Sohn, der bisher ein musterhaftes Leben geführt hatte, ein toller Spieler geworden »nd hundert tausend Francs Spielschulden gemacht hatte, brachte Rupprecht von EggonSdorf fast zur Verzweiflung.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.