Verschlungene Pfade.

Roman von A. Nicola.

(Nachdruck verboten.)

20 .

Nachdem ich mich fast ohne festliche Mittel einige Zeit in Frankreich aufge­halten hatte, lernte ich Lady Ponsonby ken­nen. Sie lud mich in ihr Haus ein, und ich folgte gern ihrer wiederholten Einladung, froh, mich aus meiner trüben Stimmung Herausreißen zu können. Da lernte ich Edith kennen. Ich fand sie reizend, ohne wärmer für sie zu empfinden, bis ich bemerkte, daß Lady Ponsonby mich ganz offenbar vor den anderen jungen Herren bevorzugte, mich zu jeder Art von Vergnügungen als Begleiter ihrer Enkelin herbeizog und mir auf diese Weise deutlich zu verstehen gab, daß ich als Bewerber um Ediths Hand keine Abweisung zu fürchten brauche."

In jener Zeit wurde ich von meinen Gläubigern hart bedrängt, denn ich jhatte nicht nur mein Vermögen verspielt und ver­geudet, sondern hatte auch noch große Schul­den. Ich war in Verzweiflung und so kam ich zu dem Entschluß, mich durch eine Ver­bindung mit Edith, welche als Lady Pon- sondy's reiche Erbin galt, aus meiner Ver­legenheit zu ziehen. Jetzt kennst Du die ganze Feigheit meines damals so schwachen Charakters. Du könntest mich deshalb nicht mehr verachten und verabscheuen, als ich selbst eS thue. Ich war froh, daß Du während unserer Verlobung nur selten auf das Berg­schloß kamst; ich wußte nicht, wie ich es er­tragen sollte, Dich öfter zu sehen, ohne von meiner unveränderten Liede zu Dir zu sprechen. O, Madeleine, wie ich Dich liebte I Wie ich Dich noch liebe! Sieh, hier ist Dein Bild, daö mich nie verlassen hat, seitdem Du es mir gabst I Madeleine, ich frage Dich zum zweiten Male, willst Du die Meine Werden? Madeleine, Madeleinei antworte mir!" fuhr er leidenschaftlich fort;sprich nur ein Wort I gieb mir nur einen Funken von Hoffnung!"

Guido," entgegnete ich nach kurzem Schweigen,wie manches giebt es, wonach es uns verlangt, und ehe unsere Lippen das Süße berühren, wenden sie sich zu etwas Anderem, das trotz seines verlockenden Aus­sehens bitter ist. Wenn wir dann zu un­serem ersten lieben Traum zurückkehren, dann ist es zu spät!"

Madeleine, Madeleine! Heißt das mit anderen Worten, oaß Du mich abweisest?" rief Guido.

Ja, Guido," versetzte ich ruhig.Ich blieb Dir lange traurige Jahre hindurch treu, wo ein Wort von Dir mir viele Tage und Nächte des Kummers und GramL er­spart hätte. Trotz Deines langen Schweigens und Deiner Vernachlässigung blieb ich Deinem Andenken treu. Damals wär ich trotz Allem, was Du Dir zu schulden kommen ließest die Deine geworden ; doch jetzt liebe ich einen Anderen!"

Mehr als Du mich einst liebtest?" fragte er mit bebenden Lippen.

Jetzt, Guido, ja!" rief ich erregt, und meine Augen füllten sich mit Thränen.Es giebt aber eine Oase in meinem Herzen, ein goldenes Blatt in dem Buche meines Lebens, eine Blume unter den Dornen, mit denen mein Pfad bestreut war, einen glänzenden

Stern in der tiefen Finsternis meiner Ver­gangenheit und das war meine erste Lieb."

Und ist der welterfahrene Mann so an­ders, als der Jünglin, den Du liebtest?" fragte er.

Vor Jahren," entgegnete ich,in jener Zeit traurigen Harrens, fragte mich ein edler Mann, ob ich die Seine werden wolle. Jedes andere Mädchen wäre stolz gewesen, von ihm auserkoren zu sein. Ich wies ihn zurück des Geliebten meiner Jugend halber!"

O Madeleine, schone meiner I" rief Guido.

Damals liebte ich ihn nicht," fuhr ich fort,und hätte wohl nie Liebe für ihn empfunden, wenn Jener mir treu geblieben wäre; aber jetzt liebe ich ihn."

Mehr, als Du mich jetzt liebst?"

Ja," lautete meine Antwort.

Tiefes Schweigen folgte.

Er bedeckte seine Augen mit der Hand, seine Lippen blieben stumm; aber durch die schlanke» weißen Finger drängte sich eine Thräne.

Nach mehreren Minuten lautloser Stille stand er auf.

Lebe wohl, Madeleine," sagte er leise und stockend,zum letzten Male lebe wohl! Wir werden uns auf dieser Welt nie Wieder­sehen. Ich kann das Bergschloß nicht kaufen, diese Gegend und die liebe Heimat ist mir ohne Deinen Besitz für immer vergällt."

Sprich nicht so, Guido," erwiderte ich weich,ich hoffe, daß Du in unsere Gegend ziehst, und die warme Freundschaft, die ich für Dich hege, lebenslänglich zwischen uns fortbesteht."

DaS ist unmöglich," sprach er traurig. Ich kann nicht hier bleiben und Dich als die Frau eines anderen sehen. Dieses Bild werde ich, so lange ich lebe, zum Andenken an Dich tragen; der Himmel vergebe mir, wenn es Unrecht ist, doch es soll mich auch im Tode nicht verlassen. Morgen reise ich nachJndien ad und werde nie wieder nach Deutschland zurückkehren. Und wenn Dich in späteren Jahren in Deinem Heim einst muntere Kinderstimmen umgeben, so erzähle ihnen in trauter Dämmerstunde bisweilen von einem Herzen, das am Strande Indiens ruht, und dessen letzter Schlag ihrer Mutter galt."

Er ergriff meine Hände, preßte seine Lippen darauf, und dann umschleierten Thrä­nen meinen Blick ich sah ihn niemals wieder.

*

Kaum vier Wochen später stand ich eines Nachmittags am Fenster meines kleinen Wohn­zimmers, mit einem Buche in der Hand; aber ich las nicht. Ich beobachtete ein Kind, das, einen Reifen nach sich ziehend, die Straße hinabirippelte, und dachte dabei halb neider­füllt an das kleine glückliche Herz.

Geräuschlos war hinter mir Jemand in'S Zimmer getreten, kam näher und legte die Hand auf meine Schulter.

Ich wandte mich nach dem Eindringling um. Es war Rektor Walter.

So sinnend, Madeleine?" frug er läch­elnd.Ich will Ihr Prophet sein, und Ihnen sagen, was sic dachten: Sie wünsch­ten, Sie wären dieses Kind mit all' seiner Sorglosigkeit."

Und seinem Glück," setzte Ich ohne zu überlegen, hinzu.

Da wurde er schnell wieder ernst.

Sie sind nicht glücklich, Madeleine? Theure Freundin.) wir kennen einander so lange wollen Sie mir nicht ver­trauen ? Wollen Sie mir nicht sagen, was Sie bekümmert?"

Nichts," erwiderte ich und schaute dem Rektor munter in das freundliche Gesicht. Ich bin ein schwaches, thörichteS Geschöpf und ließ mich nur einen Moment von meinen Phantasien fortreißen, das ist Alles. Ich fühlte mich eben ein wenig einsam."

Und doch wollen Sie sich zur Einsam­keit verurteilen, Madeleine?"

Er hatte meine Hand ergriffen u. blickte zu mir nieder. Da stieg mir die Röte in'S Gesicht, und er lies meine Hand los.

ES ist grausam von mir, Ihnen wehe zu thun," sprach er seufzend;ja, ich bin thöricht, auf eine Stunde zu hoffen, die wohl niemals kommen wird und doch habeich all' die Zeit hindurch gehofft."

Worauf Theodor?" fragte ich.

Madeleine! Lena!" rief er - und ein Ausdruck unaussprechlicher Freude erhellte seine edlen Züge,Sprich, Geliebte, ist es wahr, willst Du endlich die Meine sein?"

Und seine Arme, seine schützenden Arme umfaßten mich liebevoll; an seiner Brust ruhte ich, um Kummer, Trübsal und Sorge nie mehr allein zu tragen um mich nie mehr einsam und verlassen zu fühlen.

Wie berauschende Musik klangen seine Worte an mein Ohr:

Endlich, endlich drücke ich meinen Lieb­ling an meine Brust l In vier Wochen soll unsere Hochzeit sein!"

Ende.

Verschiedenes.

.-. (Rücksichtslose Hasen.) HerrWam- perl hat zu einer Treibjagd mehrere Freunde eingeladcn. Während diese munter darauf lospuffen, kommt Herr Wamperl nie zum Schuß. Da naht sich endlich ein Hase aber auch der kehrt um, eh' Herr Wamperl schießen kann. Wütend, seine Geduld ver­lierend, schreit der Jagdherr:Gehst gleich hier her, Malefizvieh , dummes I Wer hat denn die Jagd gepachtet Ich oder die Andern ? I

(Im Wirtshause.) Gast (zum Kell- ner, nachdem er ein sehr hartes Huhn be­kam):Sagen Sie mal, ist vielleicht aus Versehen 'n Wetterhahn gebraten wor­den ?"

(Eine andere Frage.) Hausfrau: Können Sie alles selbständig kochen?" Köchin:Seibstverständlich;" Hausfrau: Kann man es aber auch essen?"

(Kindermund.)Nichtjwahr, Mama, das Weibchen vom Kamel nennt man eine Kameliendame?"

(Malice.) Er:Ist es Dir auch angenehm, wenn ich heul' abend einen Freund mit nach Hause bringe?" Sie:Na, jeden­falls ist mir das lieber, als wenn er Dich nach Hause bringt."

(Schöne Aussichten) Frau:Sie haben also das Ideal eines Mannes in Ihrem Bräutigam gefunden?" Mädchen:Ich glaube." Frau:Und wenn Sie sich geirrt hätten?" Mädchen:Dann wird er's büßen I"

Redaktion, Druck uud Verlag von Beruh. Hosmanu in Wildbad.