Rundschau.

Seine Majestät der König hat die neuerrichtete evaiigelische Pfarrei Höfen dem Pfarrvcrweser Hermann Schneider in Kirchen­kirnberg, Dekanats Welzheim, übertragen.

Auf 15. Dezember d. I. wird der neucrnannte Pfarrer in Höfen, der seitherige Pfarrverweser Schneider in Kirchenkirnderg, Dekanats Welzheim, in sein neues Amt ein- trelen. Nachdem die Gemeinde Höfen in früheren Zeiten von Wildbad aus, in den letzte Jahrzehnten sodann von Calmbach aus pastoriert worden war, wird sie nun erst­mals einen eigenen Geistlichen bekommen. Schon im Jahre 1894 wurde die neuer- baute Kirche eingeweiht und im Laufe dieses Jahres ist nun auch das Pfarrhaus in schön­ster Lage neben der Kirche fertiggestellt wor­den. Die Investitur des neuen Geistlichen wird am 4. Advenlsonntag stattfinden. Die Diözese Neuenbürg zählt infolge Er­richtung der Pfarrstelle in Höfen nunmehr 15 Pfarreien für zusammen 25 590 evang. Kirchengemeindegenossen, also kommen auf 1 Pfarrei durchschnittlich 1706 Seelen. (Der OberamtSbezirk umfaßt 1066 Evang. mehr, sofern zum Oberamt auch noch Enz- ktösterie, Beinberg, Maisenbach, Zainen und Unterlengenhardt gehören, die kirchlich teils nach Nagold, teils nach Calw einbezogen sind.) (Enzth.)

Gaildorf, 24. Nov. (Aus Unvorsichtig­keit erschossen.) Am vorgestrigen Abend traf die telegraphische Nachricht hier ein, daß in Striethof, Gemeinde Ruppertshofen, von einem 16 Jahre alten Schuhmacherlehrling ein dem Schäfer Wagner daselbst gehöriger 7jähriger Knabe erschossen worden sei. Am gestrigen Tag begab sich nun eine gerichtliche Kommission an den Thatort, um den Sach­verhalt klar zu stellen. Darnach beschäftigte sich obiger Schuhmacherlehrling am Sonntag Mittag gegen 1 Uhr ganz in der Nähe des Hofes mit Pistolschießen. Bald stellte sich eine Zahl neugieriger Kinder ein. Wohl um dieselben zu verjagen, ließ M. einen Schuß fallen und der Knabe Wagner sank zu Bo­den. Die aus einem erbsengroßen Schrot bestehende Ladung drang ihm so unglücklich in den Kopf, daß er Montag früh gegen 8 Uhr seinen Verletzungen erlegen ist. Möge der traurige Fall zu erneuter Vorsicht im Umgang mit Schußwaffen dienen!

Horb, 25. Novbr. Gestern nachmittag wurde zwischen den Stationen Eutingen und Hochdorf ein Unternehmer der Eisenbahnge- lciseunterhaltung von einem Persvnrnzug überfahren und sofort getötet. Derselbe be­merkte den ihm entgegenkommenden Zug des herrschenden dichten Nebels wegen zu spät und kam beim Ausweichen gerade auf das befahrene Geleise zu stehen. Ein bei Gutspächter Plocher auf dem Thalhof bei Eutingen beschäftigten Arbeiter wurde vor­gestern von einer Futterschneidmaschine die linke Hand total abgeschnittcn.

Ehingen, 25. Nov. Eine Rohheit son­dergleichen leistete sich vorgestern nachmittag ein Fuhrmann hiesiger Gegend. Derselbe über­fuhr ein mit seinen Kameraden spielendes im Alter von 56 Jahren mit seinem Bau­ernfuhrwerk mitten in der Stadt vor dessen elterlichem Hause, wodurch dem Kinde ein Fuß abgedrückt wurde. Das erbärmliche Wehklagen der Kinder ließ den rohen Men­schen ganz gleichgiltig, ohne sich um das Kind «uch nur jm Geringsten zu kümmern, suchte

er in beschleunigtem Tempo sich vom Thai­orte zu entfernen. Von nacheilenden Per­sonen eingeholt, wurde seine Persönlichkeit festgestellt. Die Staatsanwaltschaft hat sich der Sache bereits angenommen.

Ulm, 23. Nov. lieber den zwischen Neu- Ulm-Offenhausen vorgekommencn Raubmord- Versuch werden folgende Einzelheiten bekannt. Der Ueberfallene Schuhmacher Hösle traf am Augsburperthor mit einem Unbekannten zusammen. Nahe bei Offenhauscn überfiel dieser plötzlich den Hösle und versetzte ihm einen Schlag auf den Kopf. Bei dem nun sich entwickelnden Ringen gewann Hösle das Uebergewicht über den Angreifer, so daß dieser um Loslassen bat. Hösle ließ seinen Gegner los, der inzwischen aus dessen Tasche ein grifffestes Messer herausgezogen hatte. Der Ueberfallene erhielt damit nicht weniger als 22 Stiche; durch den Blutverlust wurde er bewußtlos und von dem Unhold seiner Börse und Uhr beraubt. Um dem Opfer vollends den Garans zu machen, Versetzte der Unmensch demselben mit einem Baumpfahl einen Streich über den Kopf; in demselben Momente nahten sich zwei Männer, woraus der Raubmörder die Flucht ergriff, seinen Hut und ein mit L. L. gezeichnetes Taschen­tuch zurücklaffend. Es ist nun von oer Po­lizei in Erfahrung gebracht worden, daß am gleichen Abend ein berüchtigtes Individuum, Dienstknecht Leonhard Bemsel, gebürtig von Althcim, O.A. Ulm, bei einer Magd auf dem Striebelhof sich einen Hut geben ließ und Thalfingen zu weiter ging. Der Ueber­fallene befindet sich momentan außer Lebens­gefahr und hat bei voller Besinnung seine Angaben gemacht. Es besteht mit dem erst vor einigen Wochen stattgehabten Raubmord auch insofern ein Zusammenhang, als der Unhold dem Hösle auch die Stiefel ausziehen wollte, wie es bei dem ermordeten Brücket der Fall war. Deswegen liegt die Vermut­ung nahe, daß auch die erste Mordlhat von demselben Thäter auSgesvhrt worden ist. Bisher ist es noch nicht gelungen, den Thäter zu ergreifen.

In Bruchsal starb, erst 24 Jahre alt, der Tierarzt Lydtin, em Sohn des in weiteren Kreisen bekannten Bezirkstierarztes Lydtin. Der junge Mann hatte sich vor etwa einem halben Jahr in Dresden bei Be­handlung eines, wie sich später herausstellte, tollwütigen Hundes den Keim jener furcht­baren Krankheit zugezogen, die zu Anfang voriger Woche mit Anschwellung des Halses und Schlingbeschwerden ihren Anfang nahm und trotz aller ärztlichen Sorgfalt seinem Leben ein Ende machte.

Frankfurt, 26. Nov. Frau Josephine Stasny, die Witwe des früheren Kapell­meisters der,PalmengartenkapelleHrn. Slasny, ist gestern im Atter von 64 Jahren ge­storben.

Der Rächer seiner Ehre. Aus Brüx wird gemeldet: In Wohlan bei Kaaden hatte die hübsche Tischirrsgattin Julie Barth nach 13jähriger glücklicher Ehe mit ihrem Schwager, dem Schlossermeistcr, Joseph Fiker, ein Lie­besverhältnis angeknüpft, das für Niemanden im Orte mehr ein Geheimnis bildete, als für ihren Gatten. Ende August kam Joseph Barth unerwartet heim und fand, nachdem ihm erst nach längerem Pochen aufgethan worden war, in einem Schranke versteckt, den Liebhaber seiner Frau. In seiner Empör­ung stach der betrogene Ehemann dem

Schwager das Taschenmesser bis ans Heft in die Brust, so daß dieser ins Herz ge­troffen tot niedersank. Vor einigen Togen stand Barth vor den Geschworenen wegen Verbrechens des Todschlages angeklagt. Die Geschworenen verneinten einstimmig dieSchuld- frage und der Angeklagte wurde gänzlich frei- gesprochen.

Verschiedenes.

Kein Jägerlatein ! In einem Koupä zweiter Klasse eines Personenzuges in der Richtung nach Reichenbach wurde folgender Brief aufgefunden, den ein Reisender dort aus Versehen liegen gelassen hatte:Herr Rentier U. hier. Ew. Wohlgeboren erlaube mir auf Ihre Anfrage ergebenst zu erwidern, daß ich bereit bin, falls Sie morgen Vor­mittag auf die Jagd gehen, Ihnen bis 11 Uhr folgende Stücke zu reserviren: 1. Hase Nro. 5 ausgewachsen, Schuß sitzt in der Weiche, Kugel (Kaliber Ihres Gewehrs) leicht hcrauszunehmen. 2. Hase Nr. 7. Hundebiß an der Kehle, angeschossen am Bauch oberhalb. 3. Reh, weibliches, Schüsse am linken Hinterlauf und in der Leber. Dazu eine vollständige Beschreibung der Jagd auf Rehe, nebst Muster, wie man Rehjagd­geschichten zu erzählen hat. 4. Hirsch, Acht­ender, kvnn jedoch künstlich in Zwölf- bisSech- zehnender verwandelt werden; gehetzt, stark zer­bissen, Gnadenschuß durch das Gehirn. Sämt­liche Ware wird kurz vor Kauf i» geeignetem Raum erwärmt und so verpackt, daß das Wild bei Ankunft noch lebend warm scheint. Ihren geneigten Aufträgen entgegensetzend, verbleibe hochachtungsvoll (Name), Wildprethändler."

Wie der Kaiser von Österreich speist. Für den Kaiser wird keine andere als die allgemein übliche Wiener Küche aufgetragen. Der Tag beginnt für den bekanntlich sehr früh aufstehenden Monarchen um 5 Uhr, um welche Stunde das Frühstück, bestehend aus einer Tasse Kaffee und etwas kalten Braten eingenommen wird. Von da ab bis mittags 12 Uhr nimmt der Kaiser nicht das Geringste zu sich. Um 12 Uhr wird ein Gabelfrühstück bestehend aus Supp und Braten serviert. Das eigentliche Mittagessen wird um 3 Uhr nachmittags eingenommen. Düs-s besteht aus sechs Gängen: Suppe, Fische, zweierlei Braten, Mehlspeise und Dessert. Außer dem Bier kommen auch mehrere Sorten Weine auf des Kaisers Mit­tagstisch, doch hält sich der Monarch immer nur eine Sorte. Vom Bier nimmt der Kaiser gewöhnlich einen halben Liter braunes baierisches. Nach dieser Mahlzeit genießt der Kaiser nichts weiter; selbst wenn er ein Theater besucht, folgt keinerlei Nachtessen. Um 9 Uhr begiebt sich der Kaiser zur Ruhe. Jm Sommer erfährt diese Speiseordnung insofern eine Aenderung, daß häufig das Gabelfrühstück wegfällt, dafür nimmt aber der Kaiser vor dem Schlafengehen ein Glas saure Milch mit Brot. Der Kaiser hält überdies die Fasten sehr strenge ein und muß sich der Tisch danach richten. Ei» Lieblings­essen des Kaisers ist Frankfurter mit Meerretlig.

Gefälschten Honig zu erkennen. Man

versetze eine Probe des zu prüfenden Honigs mit der doppelten Menge Spiritus und schüttele beides recht stark um. Bildet sich hiernach ein trüber Niederschlag, so ist der Honig mit anderen Stoffen versetzt, da reiner Honig sich in Alkohol völlig auflöst,