Für 300 000 Francs Briefmarken

gestohlen. Aus dem Gebäude der General­direktion der Posten in Athen sind durch Einbrecher für mehr als 300 000 Francs Postwertzeichen entwendet worden, aber nicht »eue, sondern, das ist das Bezeichnende, Briefmarken, die bereits einen Poststempel trugen und von der Postverwaltung lediglich zum Verkauf an Sammler bestimmt waren. Unter den entwendeten Stücken befinden sich namentlich viele Marken der olympischen Spiele, die damals zum großen Teil unver­kauft geblieben waren.

Alls Frankreich, 20. Nov. Auf dem von Laval in Versailles eintreffenden Zuge wurden vorgestern zwei Rekruten, welche sich während der Fahrt zum Fenster hinausge- lchnt hatten, von einem vorbcisausenden an­deren Zuge erfaßt und enthauptet. Die blut­überströmten Leichen sanken zum Entsetze» der Mitreisenden in die Wagen zurück und wurden bei der Ankunft in Versailles zum Spital gebracht.

Melbourne, 22. Nov. Einer der mit ungeheueren Staubmassen einhergehenden Weststürme hat in der Freitag-Nacht den nordwestlichen Teil der Kolonie Victoria ver-

Verschlungene Pfade.

Roman von A. Nicola.

(Nachdruck verboten.)

19.

Ihre Augen glitten ringsum und blieben dann auf dem Gesicht haften, das sich über sie neigte.

Guido sah den Blick stummen Flehens, inniger Reue; er drückte sie fest an sein tief- bekümmertcs Herz und preßte seine zitternden Lippen in einem langen Kuß der Verzeihung auf die ihrigen. Als er den Kopf hob, waren seine Augen feucht von Thräncn.

Die ganze lange Nacht wachten wir an ihrem Sterbelager, und als die ersten Strah­len des frühen Morgens im Osten sich zeig­ten, da versank sie in einen stille» ruhigen Schlaf. Friedlich und schmerzlos schlum­merte sie ia's Jenseits hinüber.

Nachdem wir die unglückliche Edith be­graben hatten, reisten wir mit tiefer Weh­mut im Herzen nach Hause und betrauerten ein ganzes Jahr lang die Unglückliche. Als ein Trost erschienen mir manchmal die Worte des Rektors Walter, wenn er sagte:Dieses Ende Ediths und des Lord's war eine wahre Gnade Gottes gegenüber einem Leben voll

Sünde und Schande."

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«

Langsam kehrten bann Ruhe und Heiter­keit wieder in unsere Herzen ein und der Rektor halte sogar manchmal gute Laune. So sagte er eines TageS scherzend zu mir: Wissen Sie, Fräulein Madeleine, daß ich Ihnen nächstens eine Schneiderrechnung schicken werde? Da bin ich an Ihrer Haus­türe mit dem Rockärmel an die frische Oel- sarbe gestrichen. Warum warnen Sie denn Ihre Gäste nicht?"

Das thut mir leid ," entgegnete ich lachend ;aber nichts für ungut; der Scha­den ist noch zu heilen. Ader bitte, treten sie näher, Herr Rektor und leisten sie mir Gesellschaft, ich lasse es mir eben bei einer Tasse Thee wohl sein; wer hätte gedacht, daß sich der Herbst so früh einstellen würde I"

Er zog sich einen Stuhl an das flackernde

heert. Mehrere Städte find verwüstet. In Simmera sind viele Kirchen und hervor­ragende Gebäude in Trümmer gelegt. In einer Stadt erreichte der angerichtete Schaden die Höhe von einer Million Mark.

Wörtlich befolgt. Auf einer einsam gelegenen Eisenbahnstation in Italien hat der Vorstand sich zu seiner Unterhaltung ein Hund zugelegt, der dann, wie die Hunde einmal sind, einem durchfahrenden Schnell­zuge einStückWeges laut bellend nachspringt. Darob erhält der Vorstand Po» seinem Vor­gesetzten Inspektor folgendes Schreiben :Es ist uns bekannt geworden, daß der Hund Ew. Wohlgeboren den Zug Nr. . . . wütend angegriffen und eine geraume Weile verfolgt hat. Weil sie solches gestalteten, erhalten Sie hiermit einen strengen Verweis mit dem Bemerken, daß solche Ungehörigkeiten sich in Zukunft nicht mehr wiederholen dürfen." Be­stürzt ob dieses Schreibens antwortet der Ge- maßregelte:Ich habe meinen Hund streng getadelt und ihm anbefohlen, für die Zu­kunft den Angriff nicht zu wiederholen."

Kunst u. Wissenschaft.

Pferdebahn Unterhaltungen.Nein,

Kaminfeuer und nahm eine Tasse Thee aus meiner Hand.

Wie nett, sich so bedienen z» lasten I So verwöhnt mich doch Niemand wie Sie. Nun sagen Sie mir aber, Madeleine, wozu Sie Ihr Haus so schön vorrichten?"

Erstens, weil cs notwendig ist," ver­setzte ich lächelnd.In meiner Abwesenheit, während ich Lady Ponsonby in ihrer Krank- hei pflegte, wollte ich nichts machen lassen, zweitens habe ich mir eine kleine Summe ge­spart, von der ich mir schon eine Extrafreude machen darf."

Gestern war es ein Jahr, Madeleine, seit die arme Edith starb."

Ich weiß es wohl, meine Gedanken weilten mehr denn je bei ihr. Ist es denn wahr," fuhr ich nach kurzer Pause fort,daß Guido mit dem Eigentümer vom Bergschloß in Unterhandlung steht, um die Besitzung zu kaufen? Das Gericht, daß er von seinem kürzlich verstorbenen Onkel ein bedeutendes Vermögen geerbl habe, scheint sich demnach zu bestätigen?"

34 glaube es wohl."

Später, als mein Freund mich verlassen hatte, zog ich mir einen Stuhl an den Kamin und nahm die Zeitung zur Hand.

Da wurde hastig an der Hausklingel ge­zogen. Wer konnte das sein?

Ich lauschte. Hanna öffnete die Stuben­thür und ließ einen Fremden ein so schien es wenigstens im ersten Augenblick. Der Eingetretene kam mit festem Schritt näher und drückte mir herzlich die Hand- Guido war es, der vor mir stand.

Ich hieß ihn herzlich willkommen.

Ja, Madeleine," sagte er,ich bin nun wieder heimgekehrt, wie du sichst; und in diesem Augenblicke fühle ich mich heimischer als seit ich den Fuß wieder auf heimatlichen Boden setzte. Es ist ein Jahr her, seit wir in Frankreich von einander schieden."

Diese Worte sprach er in leisem beküm­merten Tone.

Ja, schon ein Jahr, sprach ich.Und Du siehst wieder kräftiger und gesünder aus, als damals, das freut mich von Herzen."

wo haben Sie diese entzückende Toilette her hörte ich neulich eine Dame ihr Gegenüber fragen und die Antwort lautete:Aus der Modenwelt." Darauf erneuter Ausruf: Aber Sie haben sie doch von einer vor­züglichen Schneiderin machen lasten", und als Entgegnung:Durchaus nicht, ich habe sie selbst gemacht, die Modenwelt giebt so zuverlässige Schnitte und so genaue Beschreibungen, daß es sich prachwall darnach arbeitet."Welche Modenwelt? Man kennt sich ja zwischen all den verschiedenen Moden-Zeirungen gar nicht mehr aus." Natürlich die bekannte, im Verlag von Franz Lipperheide in Berlin erscheinende Moden­welk, nach der schon mein Brautkleid gemacht wurde und die Ausstattung für meinen Erst­geborenen, aus der wir das ganze Jahr alles schöpfen, was ich und die Kinder und Gar­derobe und Wäsche brauchen, was wir an Handarbeiten fabrizieren, und an die ich mich auch in all meinen wirtschaftlichen Nöten nie vergebens um Ra! wende."

Das muß ja ein wahrer Schatz im Hause sein, eine solche Zeitung, dachte ich und ging hin, sie für meine Frau zu bestellen. L. U.

«Ich hoffe in der Zeit auch besser und klüger geworden zu sein," sagte er freimütig- Hast Du von meinem Glück gehört, Ma­deleine ? Daß mein Onkel, den ich seit meiner Kindheit nicht wiedergesehrn, mich zum Erben eingesetzt hat?"

Ja," antwortete ich,und daß Du das Bergschlvß zu kaufen beabsichtigst. Willst Du cs selbst bewohnen?"

«Ich hoffe," sprach er nachdrücklich.Ich hoffe den großen Fehltritt meines LebenS durch mein jetziges Vorhaben ein wenig wieder gut machen zu können; ich hoffe, daß die Erinnerung an die traurige Vergangenheit durch die schöne Verwirklichung einer glück­lichen Zukunft sich verwischen und vergessen machen läßt. Madeleine willst Du mir die Zukunft zu einer glücklichen machen?"

Ich?" frug ich erstaunt.

«Ja Du," erwiderte er. ,O. Made­leine, geliebtes Mädchen, wußtest Du nicht, daß Dein Bild nicht wieder aus meinem Herzen geschwunden ist, seit der Stunde, in der ich Dir zuerst meine Liebe gestand? Als ich Dir an jenem Abend, ehe ich nach Indien abreiste, gelobte, Dich ewig zu lieben, lhat ich keinen falschen Eid . . . Ich weiß, was Du sagen willst, Madeleine. Jetzt will ich Dir Rechenschaft ablegen über mein tiefes Schweigen während jener langen Jahre, die ich in Indien verbrachte. Ich war ein Spielerl Kaum weiß ich zu sagen, wie ich den ersten Schritt zu diesem Laster that, genug, daß ich bald aus dem Wege zu meinem Ruin war. Aber Dir bin ich nie, selbst in Gedanken nicht untreu geworden. Voll Scham, mich selbst verabscheuend, kehrte ich nach Europa zurück, mit dem festen Vorsatze, die Karten nicht wieder 'anzurühren. Ich fühlte mich zu tief beschämt und gedemütigt, uw Dir zu schreiben.

(Schluß folgt).

Merl's. ^

Verleugnen, glauben, streiten, leiden

Ist unser Werk in dieser Zeit;

Genießen, sehen, ruhn in Freuden

Wird folgen in der Ewigkeit.

Redaktion, Druck und Verlag von Bernh. H» s m « n n tn Wildbad.