zusammen mit deren kleinen Kätzchen auf- ziehen zu lassen, was auch vortrefflich gelang. Mit rührender Zärtlichkeit nahm sich die Katze der kleinen Tiere an und bewies, daß junge Katzen und junge Hafen nicht nur vor dem Gesetz des Restaurateurs gleich sind.
— Eisenbahnwagen aus Aluminium will die französische Staatsbahn anferligen lassen und hat hierzu bereits die Einwilligung des Eisenbahnministers erhalten. Mit Ausnahme der Achsen, Räder, Federn, Bremsen und Kuppelungen sollen alle Teile, die bisher aus Messing, Kupfer und Eisen an- qefertigt wurden, aus Aluminium hergestellt werden. Diese Wagen sind circa 30 Zenter leichter als die bisherigen. Da in Frankreich ein Zug durchschnittlich aus 20 Waggons besteht, vermindert sich das Gewicht eines solchen Zuges um etwa 600 Zentner, waS eine ziemlich bedeutende Ersparnis ermöglicht. Ob Aluminiumswaggons so dauerhaft sind wie andere, das kann natürlich erst die Praxis erweisen.
Wozu die vielen kleinen Löcher in den Kartenbriefen angebracht sind, hat ein westfälischer Bürgersmann entdeckt. Als er die Karte ordentlich vollgeschrieben und über der
Lampe getrocknet hatte, rief er nach längerer Ratlosigkeit die Tochter herein, befahl ihr, an der Nähmaschine Platz zu nehmen, und ließ den Kartenbrief — zunähen.
— Bismarck als Student. Der verstorbene Kammerkonsulent Reuter in Eelle pflegte gern zu erzählen, wie er einst in Göttingen Bismarcks Bekanntschaft gemacht habe. Ich kann, so berichtet er eines Abends von der Kneibe und machte auf der Ween- derstraße etwas „Randal." so daß ein Pudel (Pedell) herbeikam und mich verhaften wollte. In dem Augenblick kam ein baumlanger Student vorbei, packle mich, setzte mich (Reuter war ein ziemlich kleiner schmächtiger Herr) auf seine Schulter und lief mit mir davon. Ich war wütend, strampelte mit den Füßen und rief „Herr, was fällt Ihnen ein, lassen Sie mich herunter, wer sind Sie?" Der Student hörte gar nicht auf mich und lief mit mir die Grohnderstraße hinunter, dann setzte er mich wie ein kleines Kind auf die Erde und sagte mit freundlichem Lächeln : „Mein Name ist v. Bismarck; ich wollte Sie nur von dem Pudel befreien."
(In der Menagerie.) Professor: „Aber dieser Orangutang ist ja ein Mensch I"
Direktorin: „Ich bist Sie um Alles in der Welt — schweigen Sic I Unser Aff' ist erkrankt und darum muß ihn jetzt mein Mann vertreten I"
— Auch diesen Winter, wenn hoher Schnee die Wälder Thüringens bedeckt, wenden sich Viele arme Weber an ihre Mitmenschen mit der herzlichen Bitte um Arbeit! Das Weihnachtsfest steht vor der Thürl Deutsche Hausfrauen, denkt bei Euren Wäsche-Einkäufen, mit welchen Ihr Freude bereiten wollt, an die notleidende Weber» bevölkerung.
Der
Thüringer Weber-Berein zn Gotha
ist ins Leben gerufen worden, die vorzüglich gewebten Waren der armen Leute zu vertreiben und versendet einen reichhaltigen Katalog aller
Wäscheartttel
auf Wunsch gratis und franko an jedermann.
Der Kaufmann C- F. Grübel besorgt die kaufmännische Leitung dieser Anstalt ohne jede Vergütung!
Verschlungene Made.
Roman von A. Nicola.
(Nachdruck verboten.)
18.
Walter hatte dann Guido gesagt, daß Edith lebensgefährlich erkrankt sei ;aber Guido halte nichts meiter von ihr wissen wollen; er hatte sich entschieden geweigert, zu ihr zu reifen, oder ihr auch nur ein Wort der Verzeihung zu senden.
In einem kleinen Dorfe fanden wir Edith im Sterben liegen. Alle Frische war aus diesem jugendlichen Gesicht gewichen, tiefe Falten des Kummers lagen auf der sonst so glatten Stirn und die großen, tief in ihre Höhlen zurückgesunkenen Augen schienen immer von Thräncn umflort zu sein-
War das Edith, das einst so schöne, lebensfrohe Geschöpf? Zugend und Schönheit, Reichtum und Glanz waren dahin und nur eine Unglückliche, eine Sterbende war im tiefsten Jammer zurückgeblieben.
Ich schluchzte laut, als ich auf die traurige Gestalt vor mir blickte. Der Ton mußte sie geweckt haben, denn in dem Moment öffnete sie die Lider und schaute wild um sich.
Da trat der Rektor zu ihr und sprach in leisem innigen Ton: „Edith, Du ließest mich rufen; steh, hier bin ich, und hier ist auch Madeleine, Deine liebe Schwester."
Da üderkam sie ein heftiger Hustenan- sall, der mir dis ins Herz drang. Sie richtete sich auf und drückte die Hand auf die schmerzende Brust,
Nachdem der Anfall vorüber war, legten wir die gänzlich erschöpfte wieder auf die Kissen, die nicht weißer waren, als ihr Gesicht.
„Habe tausend Dank, Lena," hauchte sie; „ach, wenn er nur käme I"
„Wer, meine Liebe?" fragte ich weich.
Da sah sie mit innigem Blick zu mir auf, heiße Thränen rollten über ihre bleichen Wangen, und still weinend schmiegte sie sich au mich.
„Wen möchtest Du sehen, mein armes Kind?" wiederholte Walter.
„Guido — bevor es zur Versöhnung zu spät ist," bat sie.
„Er ist in Paris," entgegnete jener, „ich eile, ihn zu holen. Suche Deine Kräfte aufrecht zu halten, bis ich mit ihm zurück- kehrc."
Während der Nacht, als ich an ihrem Lager wachte, erzählte sie mir, oft von heftigen Hustenanfällen unterbrochen, die Verirrungen ihres Lebens. Schon bevor sie sechszehn Jahre zählte, hatte sie den Lord in Paris kennen gelernt. Geschmeichelt von der unverkennbaren Bevorzugung des von der ganzen vornehmen jungen Damenwelt vergötterten jungen Manneö, gewann sie ihn bald innig lieb und gewährte ihm alltäglich heimliche Zusammenkünfte.
Als der Lord nach einiger Zeit in die Heimat zurückkehrte, gelobten sie einander ewige Treue. Bald darauf las Edith, als ihre Augen über das Zeitungsblatt glitten: „Am 28. dieses Monats starb nach kurzer Krankheit auf seiner Besitzung Hasewood Lord Arthur Hasewood." Das war ein harter, unerwarteter Schlag. Für Edith gab es in der ganzen Welt nur einen dieses NamenS. In Wahrheit aber bezog sich jene Todesanzeige auf einen Onkel ihres Geliebten ; doch bas erfuhr sie erst, als es zu spül war. WaS weiter geschah, wußte ich. Nach der Flucht folgte die Reue der Thal auf dem Fuße, aber lieber hätte sie den Tod erlitten, als daß sie entehrt zu ihrem Gatten zurückgekehrt wäre. Einen Monat lang blieb sie bei Lord Arthur; sie verzehrte sich in Gram und wies allen Trost von Jenem zurück. Nach vier Wochen entfloh sie auch ihm; und der Lord, der ihrer bereits müde war, da sie den ganzen Tag in Thränen und Selbstvorwürsen verbrachte, war nur noch darauf bedacht, sich Guido's Rache zu entziehen." —
Am zweiten Tage ward Edith sichtlich schwächer, und ich war ernstlich besorgt, daß sie die Nacht nicht überleben werde. Endlich, als es zu dämmern anfing, körte ich
die so sehnlich Erwarteten kommen. Ich beugte mich zu der Kranken nieder, küßte sie und verließ das Zimmer.
„Guido," rief ich bei dem Anblick seines tiefbekümmerten Gesichts, „fei standhaft und fasse Mut. Sie verlangt sehnlichst nach Dir. Sei freundlich zu ihr; sie ist für ihre Thorheil genügsam bestraft worden."
Er reichte mir feine Linke — die andere Hand trug er in der Binde — und ließ sich dann schwer in einen Stuhl sinken. „Es giebt Sünden, die man nit vergeben kann, und Wunden, die nicht zu heilen sind — zu diesen gehört die meinige," erwiderte er,
„Guido," ergriff da der Rektor das Wort, „haben Sie sich nie einer ähnlichen Sünde schuldig gemacht, daß Sie jetzt so hart gegen Ihre Gattin sein können?"
Diese wenigen Worte entschieden. Mit wankenden Schritten und bebenden Lippen trat Guido an das Lager der Frau, die ihm so tiefes Weh zugefügt hatte. Schweigend blickte er in Ediths Augen nieder — in diesem langen festen Blick lag die ganze Qual, die er gelitten hatte.
Es war zu viel — sie konnte es nicht ertragen ! mit einem halb unterdrückten, angstvollen Schrei, als ob ihr das Herz breche, bedeckte sie ihr Gesicht mit den abgezehrten Händen und stöhnte: „Ach wenn ich Kraft hätte, ich sänke Dir zu Füßen und stände nicht eher wieder auf, als bis Du mir vergeben hättest!"
Einen Augenblick rang sie nach Atem, die Hände sanken kraftlos herab, und keine Muskel ihres Gesichts regte sich — ste hatte das Bewußtsein verloren.
Eine Minute lang sah Guido mir zu, wie ich ihre Schläfe befeuchtete, im nächsten Moment nahm er mir die Bewußtlose aus den Armen und legte das bleiche Gesicht an seine Brust.
Die Ohnmacht hielt so lange an, daß wir fast dachten, ste werde nicht wieder aus derselben erwachen. Endlich aber that ste einen tiefen Seufzer und schlug die Augen wieder auf.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmann in Wildbad.