deS Standesamtes wiederlebendig zu machen" denn ohne Gerichtsbeschluß darf eine Kor­rektur der Bücher nicht vorgenommen werden.

Ein heiteres Mißverständnis wird nachträglich vom letzten Kaiserbesuche in Königshülte bekannt. Beim Empfange des Kaisers durch den dortigen Magistrat sprach der Monarch seine volle Befriedigung über den zahlreichen und kernigen Nachwuchs aus, der bei seinem Einzuge in die Stadt Spalier gebildet habe. Bei dieser Gelegenheit erfolgte auch die Frage, wieviel Schulen wohl die Stadt besitze. Während der anwesende Stadt­rat Glowalla diese Frage beantwortete, sagie der Oberbürgermeister Girnd!, der, etwas zur Seite stehend, undwie viel Schulden" verstanden hatte,es seien an 3 500 000". Na, ganz so viel werden wohl nicht sein I" wandte der Kaiser lächelt» ein, wor­auf der Oberbürgermeister fortfuhr,sie kämen bis auf vier Millionen in kürzester Zeit, sie seien schon unterwegs I" Diese Ant­wort erregte natürlich die größte Heiterkeit des Kaisers, der mit den Worten:Ich danke Ihnen, meine Herren, jedenfalls sehr I" weiter schritt.

Das Bittgesuch einer Mutter. Dem

Chef des Kaukasusgebicts ist von einer Bäuerin aus Jrisk folgendes ergreifende Bitt­gesuch zugegangen :Vor 6 Jahren habe ich meinen eigenen Sohn an die Kette gelegt, und er befindet sich auch jetzt an derselben. Ich weiß, daß ich eine Denunziation gegen mich selbst schreibe, aber ich bin Mutter und bereit, jede Strafe zu erleiden, um das Schick­sal meines unglücklichen Sohnes zu erleich­tern. Vor 6 Jahren verfiel mein löjähr. Sohn Iwan, der bisher an stillem Wahn­sinn» gelitten hatte, in Tobsucht. Ich bin eine Witwe von 45 Jahren; ich habe noch eine Tochter von 21 Jahren, die an stillem Wahnsinn leidet, und außerdem vier kleine Kinder und Enkel. In der Stadt JriSk besitze ich ein kleines Hüttchen in dem unsere ganze Familie zusammengepfercht ist. Ich muß durch unermüdliche Arbeit ein Stück Brot für meine Familie schaffen und kann keinen Menschen mieten, welcher meinen Sohn, der das Leben eines Tieres führt, überwacht. Zuerst wurde er mit Stricken an das Bett gebunden; er zerbiß dieselben, riß sich los, und nur Gott hat ihn vor einem Verbrechen bewahrt. Ich sah ein, daß dies so nicht bleiben könne, und so mußte ich, die eigene

Mutter, ihn an die Kette legen. In seinen selteneren lichten Augenblicken, wenn ich ihn weinend anflehe, vernünftig zu werden, sagt er selbst, daß er dieses nicht könne, und dittet mich, ibn an der Kette zu Hallen. Vor dem Eintreffen Ew. Erlaucht in der Stadt Jrisk drohte mir die Polizei, daß ich wegen dtser Mißhandlung zu Verantwortung werde gezogen werden, und nahm mir die schrift­liche Verpflichtung ab, meinen Sohn nicht an der Kette zu halten. Aber ich kann diese Verpflichtung nicht erfüllen. Selbst die Po­lizei, welche meine ausweglose Lage sieht, hat bei der Gemeinde angeregt, meinen Sohn auf Gemeindekosten in ein Irrenhaus zu bringen. Die Gemeinde weigert sich dessen. Indem ich nun de» Schriftwechsel zwischen der Polizei und Gemeinde beilege, bitte ich dringend, zu verfügen, daß mein Sohn in Irrenhaus ausgenommen wird."

.-. (Unbewußte Grobheit.) Dame (die eine Wohnung mieten will):Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich ein Klavier in meiner Wohnung aufsiellcn lasse!" Bau-r:O nein I Wir hören nichts davon uusre Dreschmaschin' geht ja den ganzen Tag!»

Verschlungene Pfade.

Roman von A- Nicola.

(Nachdruck verboten.)

16.

Gott stehe Dir in dieser schweren Zeit bei!" sagte ich, überzeugt, daß sie es in diesem Augenblicke mit ihrem Versprechen aufrichtig meinte.Du weißt Edith, wo Du Kraft findest, wenn Du Dich schwach fühlen solltest, denke an Deinen edeln Onkel Walles."

Und Dn versprichst mir gegen Niemand ein Wort davon zu sagen?" fragte sie zit­ternd.

Ja, das verspreche ich Dir."

Darauf küßte sie mich zärtlich, es schien ihr eine schwere Last vom Herzen genommen.

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Wenige Tage darauf reiste ich nach meiner Heimat zurück. Wald darauf kam Edith rosig und glänzend wie ein Sonnenstrahl, von Guido begleitet vor meinem Häuschen an.

Ich nahm ihr Hut urd Mantel ab, drückte sie in den bequemen Sckaukctstuhl, ihrem früheren Lieblingsplätzchen am Fenster und machte eS ihr in alter Weise behaglich.

Während wir schon im lebhaften Ge­spräch mit einander waren, trat Guido ein.

Sieh' nur Guido, wie gut Madeleine zu mir ist!" sprach Edith.Ist sie nicht das beste, liebste Geschöpf auf der Welt? sage ihr nur selbst, wie gut sic ist meine Madeleine."

Da schaute er zu mir hin. Nie zuvor halte ich den ernsten verklärten Blick in seinem Auge gesehen; wie er in dem Moment aus mich hastete. Seine ganze Seele lag darin als Erwiderung auf ihre Worte! Bewunder­ung, Ehrerbietung und unaussprechliches Be­dauern.

Ich bewunderte meine eigene Ruhe, mit welcher ich diesem Blicke begegnete. Mein Gesicht zeigte keine Verlegenheit, aus meiner Stimme klang kein Schmerz, denn ich empfand keinen als ich erwiderte: Thörichlcs Kind, wie kannst Du verlangen, daß er auch nur das kleinste Wort des Lobes

für mich habe, während seine Augen von Deiner eigenen kleinen Person geblendet sind?"

Die Tage strichen ruhig und gleichmäßig hin. Mir schien, als verfehle das einfache Leben in unserem Städtchen und Walters beständige Gesellschaft nicht ihren guten Ein­fluß auf Ediths leichtfertiges Wesen. Ich gab mich der stillen Hoffnung hin, die Er­innerung an HasewoodS gefährlich schönes Gesicht schwinde ans ihrem Gedächtnis, ohne einen unauslöschlichen Eindruck in ihrem Herzen zurückzulassen.

Endlich war die schöne Zeit unseres Bei­sammenseins wieder zu Ende. Nachdem uns Edith wieder verlassen, erschien mein Leben mir einsamer denn je, obwohl der Rektor Walter Alles ihat, mir die Trennung so wenig fühlbar als möglich zu machen.

Nach kurzer Zeit schrieb Guido mir, daß Lady Ponsonby ihn und Edith überrdet habe, mit ihr nacb Paris zu gehen.

Wie bekümmerte mich diese Nachricht I Wie gern hätte ich geschrieben, das sollten sie nicht thun, aber was hätte ich als Grund dafür angeden können ? Darauf hörte ich lange nichts von ihnen, bis sie mir endlich ihre Rückkunft meldeten.

Ungefähr vier Wochen mochten sie in Paris sein, da erhielt ich eines Nachmittags eine Depesche von Guido. Dieselbe enthielt die wenigen Worte:Komm sofort ohne Zögern sie hat mich verlassen."

Ich war wie betäubt von dieser Schreck nS- boischaft. Alles andere vergessend, raffle ich die notwendigsten Sachen zusammen, reiste mit dem nächsten Zuge ab und war binnen wenigen Stunden in Paris.

Guido kam mir im Hausflur entgegen. Ich erschrak fast bei seinem Anblick, so bleich und verstört sah er aus. Er sprach kein Wort; schweigend folgte ich ihm in das Zimmer. Hier wies er auf einen Stuhl. Als er i» die Finsternische trat, die Arme übereinandnrschlug und den stolzen Kopf aus die Brust sinken ließ, da brach der ganze Kummer meines Herzens in einem unbeweg­lichen Schrei hervor.

Rede, Guido, was ist zu thun?"

Was geschehen kann, ist schon ge­schehen," erwiderte er.Sie hat vor zwei Tage mit dem Lord Hasewood, mit dem wir hier gar keinen Verkehr hatten, die Stadt verlassen. Sie hatten einen Vorsprung von mehreren Stunden, aber sobald ich ihre Flucht entdeckte, folgte ich in größter Eile. Doch bis zur Stunde habe ich keine Ahnung, welche Richtung sie eingefchlagen haben."

Allmählich erfuhr ich die Einzelheiten von Ediths Flucht. Guido hatte im Zimmer seiner Frau einen Brief gefunden, den diese in der Eile zurückgelaffen. Er war vom Lord an Edith gerichtet; in offenbar erlogener aber glaubwürdig klingender, leidenschaftlicher Weise teilte er ihr darin mit, ihre einstigen geheimen Zusammenkünfte, ihre gegenseitige Liebe, kurz Alles sei entdeckt, Gnido's Zorn spottete jeder Beschreibung. Sie müsse mit ihrem Geliebten entfliehen; er werde sie an einen Ort bringen, wo sie 'vor der Wut ihres Gatten sicher sei. Sie solle zu ihm kommen, schrieb er, dessen Arme offen wären, sie zu empfangen, dessen liebendes Herz so lange in banger Sehnsucht nach ihr geschlagen hätte.

Und das bethörte Weib folgte seinem Rufe und verließ aus freien Stücken den Gatten.

Nur sein Tod kann mich rächen!" knirschte Guido zwischen den Zähnen.

Ueberlege wohl, was Du thust, Guido. Bedenke, daß sie Deine Frau ist, bedenke ihre Jugend, bedenke ihre Schwäche und die Versuchung. Was gedenkst Du nun zu thun?" setzte ich nach kurzem Schweigen hinzu.

(Fortsetzung folgt.)

Vermischtes.

(Im Westen Amerikas.) Bei Be­ginn der Theatervorstellung wird von der Bühne herab ins Publikum geschossen. Es entsteht ein Schrecken im Zuschauerraumr Regisseur (vorlretend) :Das vexehrliche Pub­likum wird gebeten, ruhig sitzen zu bleiben, wir schießen nur auf die anwesenden Be­richterstatter."

Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. H » fmann in Wildbad,