Henriksen, welche dem Wunsche auf weitere Blü'eH'inbmgSS unter dem mächtigen Schutze v.s deutschen Reiches Ausdruck gaben. Der milUiche Segen und Musikvorträge schlossen die Feier, an weicher das diplomatische Corps sowie die Spitzen der Militärbehörden ebenfalls teiinahmen. Die Stadl trägt festliches Gepräge.
— Bahnraub. Maskierte Banditen beraubten einen Personenzug der Rock Island- Bahn und alle Passagiere desselben etwa fünf Meilen südlich von Minco im Indianer- Territorium. Die Desperados zwangen mehrere Bahnwärter, die in der einsamen Waldgegend stationiert sind, den Zug durch Flaggensignale zum Stillstand zu bringen, und stürzten dann, mit Gewehren und Revolvern bewaffnet, aus dem Dickicht hervor; sie nötigten dann das Zugpersonal und die Passagiere, von dem Zuge herabzuklettern, sich mit erhobenen Händen auf freier Prairie aufzustellen und plünderten ihnen dann die Taschen mit Gemütsruhe. Den Kafsenschrank des Expreß- wagenS vermochten sie trotz Anwendung von Dynamit nicht zu sprengen. Die Räuber sind nach den Wichita-Bergen entkommen.
New-Iork, 25. Okl. Der Expreßzug
von Buffalo nach New-Aork der Newyorker Centrallinie stürzte gestern früh in den Hudson. Der Damm, der die Schienen trägt, ist wahrscheinlich vom Wasser unterspielt gewesen und hat nachgegeben. Die Geleise sind dann mit der Maschine und sieben Wagen in den Fluß gerutscht. Die Zahl der getöteten Personen wird auf 28 geschätzt. Einige Reisende wurden dadurch gerettet, daß man von Booten aus die Wagendicken einschlug und die Personen hcrauszog.
Verschiedenes.
— Daß Briefmarkensammeln keine billige Liebhaberei, ist Sammlern und Nichtsomm- lern keine unbekannte Sache. Einer der höchsten Preise, die wohl jemals erzielt worden sind, wurde dieser Tage in Berlin für zwei Briefmarken gezahlt. Es war das Doppelstück einer Britisch-Guyana-Marke vom Jahre 1850 im Nennwert von 2 Centimes. Der Preis betrug 20 000 die an Herrn Philipp Kosak von einem ausländischen Sammler gezahlt wurden.
— Eine wertvolle Erfindung. Einsehr sinnreicher Apparat zur Verhütung von Eisenbahnunfällen, die durch Nachlässigkeit des
Zugpersonals entstehen könnten, ist soeben auf der Great Northern Bahn erprobt worden. Zweck der Erfindung ist es, einen genau arbeitenden Signatapparat und Entfernungsanzeiger für Lokomotiven zu liefern, so daß Züge rechtzeitig und am rechten Orte zum Stillstand gebracht werden. Der einfache Mechanismus ist mit dem vorderen beweglichen Radgestell der Lokomotive verbunden, so daß die zurückgelegte Strecke genau gemessen und auf einem Zeigerblait verzeichnet wird. lieber dem Zeigerblatt befinden sich 15 stellbare Klammern, die der Lokomotivführer vorher so stellen kann, daß der Apparat sie genau eine Meile von dem jeweiligen Halteplatz sclbsithätig loslöst. Dadurch wird eine Pfeife in Bewegung gesetzt und, wenn, der Lokomotivführer auch auf dieses Warn-- nungszeichen nicht achtet, so kann doch kein Schaden geschehen, denn der Apparat setzt dann noch die Luflbremse in Bewegung und bringt den Zug genau am richtigen Halten platz zum stehen. Bei stürmischem Wetter und in dunklen Nächten ist der Apparat bc» sonders wertvoll.
.'. (Lakonisch.) „Was treibt denn jetzt Schulze?" — „Sch rum!"
Verschlungene Made.
Roman von A. Nicola
(Nachdruck verboten.)
7.
Enttäuscht den Kopf schüttelnd, ließ sie nach wenigen Augenblicken das Mädchen los. „Nicht die entfernteste Aehnlichkei mit meinem Sohne," sagte sie; „kein einziger Zug von unserer Familie. Sie muß Ihrer Schwester sehr ähnel, Herr Walter?" setzte sie, zu diesem gewendet, hinzu.
„Sie ist das genaue Ebenbild meiner Schwester," entgegnete dieser; auch ich kann keinen Zug von ihrem Vater an ihr entdecken."
„Nun, gleichviel; sie ist sein Kind und meine Enkelin," fuhr jene fort. „Kann sie in acht Tagen bereit sein, zu mir zu kom^ men?"
„Verzeihung, gnädigste Lady" ergriff Walter das Wort, „wollen Sie Edith nicht wenigstens noch für einige Zeit in dem Hause lassen, wo sic glücklich war?"
„Daran ist nicht zu denken" lautete die Antwort, „damit würde ich das Andenken meines verstorbenen Sohnes wenig ehren Ich beabsichtige, an seiner Tochter ebenso zn handeln, wie ich an jedem anderen Enkelkinde gehandelt haben würde, das er mir vielleicht hinterlassen hätte, wenn er jeine Heirat nach meinem Wunsche eingegangen wäre."
Dieser Stich traf Herrn Walter tief, gleichviel ob er beabsichtigt war oder nicht. Für einen Augenblick stieg eine selisame Röte in seine bleichen Wangen.
„Ich bezweifle nicht," entgegnete er in mildem Tone, daß Sie, schon um meines Schwagers willen, das Beste beabsichtigen. Aber Sie dürfen bei alledem nicht Vergessen, daß Fräulein Butt für Edith Mutter, Schwester und Beschützerin war, so lange dieselbe keine anderen Freunde hatte I Für diese große, selbstlose Güte gebührt derselben wohl ewiger Dank. Ich selbst mache in Bezug auf Ediths Zukunft keine Ansprüche, obwohl meine nahe Verwandtschaft mich dazu berechtigt; das heißt aber: ich gebe sie nur unter der Bedingung
auf, daß Fräulein Butt ganz nach eigenem Gutdünken entscheidet."
„Edith," sagte ich und wandte mich zu der am Fenster Stehenden, „willst Du zu Deiner Großmutter gehen oder lieber bei mir bleiben??"
„Viel, viel tausend Mal lieber bei Dir bleiben, meine liebe Madelcine," erwiderte Edith.
„Edith," sagte da Lady Ponsonby in gereiztem Tone, „diese Worte allein beweisen mir, wie notwendig es ist, Dich unter geeignete Aufsicht zu stellen. Wie ich sehe, fehlt es Dir an der allergewöhnlichsten Höflichkeit. Ich wünsche, daß Du auf einige Wochen zu mir kommst; wenn Du darnach noch Dein jetziges Heim vorziehst, werde >ch Nichts gegen Deine Rückkehr hierher einwenden. Dies darf ich als Großmutter verlangen."
Mit diesem Vorschlag mußten Walter und ich uns zufrieden geben. Es wurde dann festgesetzt, daß Edith in acht Tagen unter dem Schutze ihres Onkels zur Großmutter kommen sollte.
ch *
Wie einsam kam mir mein kleines Hans vor, als es seiner anmutigsten Blume beraubt war I
Von Guido hatte ich seit zwei Jahren auch nichts gehört, außer daß er lebte, wußte ich nichts von ihm. Daß gerade der letzte Brief, den ich von ihm besaß, von Liebe überfloß, war mir ein Rätsel, das ich nicht zu ergründen vermochte. Unser alter Rektor war gestorben und Waller an seine Stelle getreten. Nach fünf langen einförmige» Wochen kehrte Edith zu mir zurück. Wie reizend sah sie in ihrem eleganten Anzug aus, als sie sich mir in die Arme stürzte! Ich erdrückte sie fast mit Küssen und Zärtlichkeiten. Sie sagte mir, daß sie eine ganze Woche lang bei mir bleiben wolle, und als ich sie dieses kurzen Besuchs halber ausschalt, streichelte sie mir zärtlich die Wangen und meinte, sie habe jetzt eine Erzieherin, diese sei so streng und gebe ihr keinen Tag länger Urlaub.
Ich erwiderte, ich hätte gehofft, sie werde nach den fünf Wochen wieder ganz zu mir zurückkehrcn. Darauf gab sie mir zur Antwort, ihre Großmama sei so gütig und nachsichtig gegen sie, überschütte sie so mit Geschenken, daß sie deren Wünsche nicht ganz unberücksichtigt lassen könne. Dabei versprach sie mir, mich recht, recht oft zu besuche».
Aber jede Freude hat ihr Ende — so auch Ediths Besuch. Wieder stand der Wagen vor der Gartenthüre, wieder drückte ich das liebe, thränenfeuchte Gesicht zum Abschied an mich. —
Jede Woche erhielt ich einen, ja auch zwei Briefe aus London, und schließlich brachte mir ein solcher eine Nachricht, die mich so aufregte, daß ich mit dem Brief in der Hand zu Walter eilte.
Der Brief war von Lady Ponsonby und sie teilte mir mit, daß sie noch an demselben Tage nach Paris überzusiedeln gedenke. Es treffe, schrieb sie, Fräulein Ponsonby kein Tadel, da sie mir nichts davon geschrieben habe, da ihre Pläne Fräulein Ponsonby bis jetzt, am Tage der. Abreise, unbekannt gewesen wären.
Unsere liebe Edith war also für uns jetzt das vornehme unnahbare Fräulein Ponsonby geworden.
Voll Entrüstung las ich Walter diesen herzlosen Brief vor und fragte um Rat, was ich thun solle. Einen Moment war er stumm vor Verwunderung.
„Diese Handlungsweise ist einer edlen Frau unwürdig," sprach er endlich. „Lady Ponsonby hat kein Recht, das Kind ohne unsere Einwilligung mit in's Ausland zu nehmen. Jedenfalls war sie überzeugt, daß wir nicht damit einverstanden gewesen wären, darum handelte sie auf eigene Hand." — (Fortsetzung folgt.)
Merks.
Auf ein Gemüt von Adel Wirkt'schon ein leiser Tadel; Vergebens durchgebläut Wird stumpfe Niedrigkeit.
Redaktion, Druck und Verlag von Beruh. Hofmaun in Wilddad.